Ich hab mir die Mühe gemacht und mal das Buch „Was ist koscher?“ hervorgeholt, woraus du verfälschend Paul Spiegel zitierst. Hier der Originaltext aus dem Kapitel „Muss man Juden mögen?“ und hier daraus der Teil des Unterkapitels:Edi schreibt:
Wenn du nicht einmal merkst oder es dich nicht stört, dass Spiegel z.B. Jesus einen falschen Messias nennt, dann weiß man schon genug über dich. Frag mal den Papst, was er dazu sagen würde.
„Antijudaismus der christlichen Kirche
Viele Argumente des antisemitischen Ressentiments lassen sich auf einen Ursprung zurückführen. Er liegt im Antijudaismus der christlichen Kirche, die vor allem in der abendländischen Zivilisation fast 2000 Jahre lang die Hauptursache für Judenverfolgungen gewesen ist. Die Kirche bekämpfte die Juden, weil sie angeblich die »Gottesmörder«, die Mörder Jesu sind! Diese Behauptung ist entstanden, weil sich die Kirche, die sich im Besitz des »Neuen« Testaments, im Besitz der neuen Offenbarung Gottes sah, als rechtmäßige Nachfolgerin der Synagoge verstand. Die Kinder Israel, das auserwählte Volk - das waren nun nicht mehr die Juden, sondern die Christen. Da konnte und durfte es einfach nicht sein, dass die Landleute des Jesus von Nazareth, die Juden, nicht mitspielen wollten und einfach weiter behaupteten, sie und nur sie seien im Besitz der göttlichen Offenbarung. Jesus sei weder Gottes Sohn noch der Messias, es gebe weder ein »Altes« noch ein »Neues« Testament, es gebe nur die Thora – und die gelte ewig.
Für die Kirche war das eine unglaubliche Herausforderung, geradezu eine Provokation, denn damit stellen die Juden den allein selig machenden Wahrheitsanspruch der Kirche in Zweifel. Aus heutiger, moderner Sicht, in einer Zeit, in der wir mehr oder weniger gelernt haben, in pluralistischen Gesellschaften zu leben, die Meinungen anderer zumindest zu respektieren, scheint diese »Provokation« der Juden banal. Was braucht sich ein Glaube darum zu kümmern, was ein paar Millionen Menschen auf der Welt denken, wenn man längst Staatsreligion geworden ist, wie im Alten Rom, wenn man schließlich die größte Religionsgemeinschaft der Welt ist?
So einfach war das nicht, denn der Kirche war stets bewusst, dass die Wurzel, aus der die Christen kamen, das Judentum war.
Wem dieses Problem nicht einleuchtet, den möchte ich auf eine, vielen von uns vielleicht nicht ganz unbekannte, Situation aus der Individualpsychologie aufmerksam machen: Ein Mann ist beruflich sehr erfolgreich. Er wird anerkannt für seine Leistungen, er erhält Auszeichnungen, jeder weiß, welch große Kapazität, wie einzigartig er ist. Aber seine Mutter oder sein Vater halten das alles für Quatsch. Für sie ist ihr Sohn ein Nichts, ein Niemand, weil er in ihren Augen nichts Besonderes leistet oder, schlimmer noch, nicht das leistet, was sie von ihm erwarten. Keine Frage, in so einem Fall werden die meisten erfolgreichen Menschen von mehr oder weniger leisen Selbstzweifeln geplagt, weil sie von ihren Wurzeln, von den Autoritäten, die für sie als Kind entscheidend und wichtig waren, nicht anerkannt werden. In gewisser Hinsicht ging es der Kirche ebenso. Erstaunlich ist nur, dass sie Tausende von Jahre brauchte, um sich von der Mutterreligion zu emanzipieren.
Natürlich gibt es noch viele andere Faktoren für den Judenhass, doch es würde, wie schon gesagt, viel zu weit führen, diese alle jetzt aufzuzählen. …“