ich hatte ja versprochen, auf deine Ausführungen zu antworten, wenn du dir schon die Mühe machst. Aus Zeitgründen kann ich immer nur sporadisch im Forum lesen oder schreiben. Ich weiß, dass der Thread sich hier weiterentwickelt hat, aber ich möchte zumindest mein Versprechen einlösen.
Robert Ketelhohn hat geschrieben: ↑Sonntag 17. Mai 2020, 18:00Liebe Irmgard,
ich versuche mal einige Antworten oder Hinweise zu geben:
- „Rassistisches Gedankengut“ ist nur eine zahlreicher möglicher Haltungen, die – nicht nur – aus Sicht des überlieferten Glaubens der Kirche zu verwerfen sind, überdies nur eine sekundäre und abgeleitete. Ich könnte zahlreiche weitere nennen, ja ohne weiteres Bücher darüber schreiben. (Vielleicht kommt auch demnächst mal eins.) Ich verzichte an dieser Stelle darauf: Das grundsätzliche Problem sind die Ideologien der Moderne in toto.
- Diese Ideologien, so antichristlich und kirchenfeindlich, ja naturwidrig und menschenfeindlich sie ihrem Wesen nach sind, haben doch weithin Besitz von Hirnen und Herzen der Menschen ergriffen.
Das ist ja schon mal ein Wesentliches Statement. Für die "Ideologien der Moderne" fehlt mir jetzt aber eine Definition. Meinst du die gesamte gesellschaftliche Entwicklung seit den 60ern?
Aus meiner Sicht und auch in hostorischer Rückschau finde ich unser Grundgesetz ganz gelungen. Tatsächlich beobachtet man aber eine Art Politbeamtentum, d.h. die Verbleibdauern im Bundestag sind relativ lang und teilweis haben die Mitglieder des Bundestages nie wirklich in einem Beruf gearbeitet, bevor sie ihr Mandat bekamen. Die Verteilung der Berufe entspricht nicht der Verteilung in der Bevölkerung. Grundsätzlich finde ich Pressefreiheit ein sehr hohes Gut und die deutsche Medienlandschaft ist durchaus vielfältig. Was verstehst du denn unter politmedialer Kaste? Und wie wäre Abhilfe zu schaffen?[*]Das hier herrschende politische System, dessen ursprünglicher Ordnung sich eine geschlossene politmediale Kaste bemächtigt hat, ruht vollständig auf dem Fundament solcher menschenfeindlichen Ideologien (deren Analyse am gründlichsten vielleicht vorliegt im Gesamt der gesellschaftspolitisch relevanten Enzykliken des elften Pius).
Ich muss zugeben, ich habe "live" nur mit den AfD-Vertretern in meiner Gegend (im Westen) gesprochen. Da kann ich Klarsichtigkeit leider nicht erkennen, ganz im Gegenteil, da mangelt es an Flexibilität im Denken. Aber das wird natürlich nicht typisch sein. Das, was ich in den Bundestagsdebatten von Brandner und Weidel höre, finde ich aber auch nicht wirklich klarsichtig. Ich höre und lese jetzt aber nicht zum ersten Mal, dass das im Osten von Deutschland anders wahrgenommen wird.[*]Die AfD ist davon durchaus auch betroffen, im Gegensatz zu den Systemparteien finde ich aber durchaus manch Klarsichtigen und eine größere Zahl „Ahnender“, die zumindest verstehen, daß am herrschenden System etwas grundsätzlich faul ist, ohne es recht bestimmen und ausdrücken zu können.
Ich stoße mich meist gar nicht so sehr am Gesagten, als am Nicht-Gesagten. Wenn man einige Aussagen weiterdenkt, die von Gauland, Meuthen, Kalbitz und Höcke abgegeben werden, dann kann man direkt im rechtsradikalen Gedankengut landen. Das Problem ist immer, dass dieses "Weitersegeln" angeblich nicht intendiert ist und ja jeder selbst verantwortlich dafür sei, in welchen Kontext er das Gesagte stellt. Das kann ich aber bei intelligenten Menschen so nicht durchgehen lassen. Man trägt da nicht nur Verantwortung für das, was man sagt. Und ich finde, man muss auch berücksichtigen, was das ggf. bei einfacher gestrickten Menschen anrichtet. Ich sage daher auch nicht, dass die AfD als Partei dieses Problem hat, dass aber Mitglieder dieser Partei so handeln und daher aus meiner Sicht am rechten Rand zündeln.[*]Ein spezifisches Rassismus-Problem liegt bei der AfD nicht vor.
Das ist sicher ein Auslöser und Verstärker. Die Frage ist, wie damit umzugehen ist.[*]Soweit gesellschaftlicher Rassismus insgesamt sich in den letzten Jahren verstärkt haben mag, ist das die nötige, erwartbare, von mir vor fünf Jahren auch bereits vorhergesagte und – behaupte ich – beabsichtigte Folge der ab 2015 initiierten rechtswidrigen Masseninvasion. (Wer kann, lese oder höre hierzu den italienischen marxistischen Philosophen Diego Fusaro. Keiner hat die Vorgänge so messerscharf und treffend analysiert wie er.)
Interessant und danke für den Einblick. Wenn ich jetzt mal voraussetze, dass ein neuer politischer, gesellschaftlicher und philosophischer Diskurs notwenig ist (auch das kann man ja mal diskutieren), dann komme ich aber nicht auf die derzeitige AfD, um dem zu begegnen. Zumindest die Vertreter, die am Präsentesten sind, finde ich in dieser Hinsicht nicht, wie soll ich das schreiben, "attraktiv". Der Duktus stößt mich häufig ab und den Diskurs empfinde ich als nicht hinreichend differenziert. Teiwleise empfinde ich die Aussagen als menschenverachtend. Denkst du, dass dieser mein Eindruck allein eine Folge der Macht politmedialer Kasten ist? Ich wage das zu bezweifeln.[*]Wichtiges Herrschaftsmittel obengenannter politmedialer Kaste ist die Massenpsychologie nach Gustave Le Bon und Eduard Bernays, samt PR, PC, Framing etc.
[*]Eine Rettung aus dieser Falle – die andernfalls unweigerlich in eine den Gläubigen geoffenbarte finale historische Phase mündet – ist, wenigstens für jetzt, nur möglich, wenn im ersten Schritt das alles erdrückende, geschlossene Diskurssystem aufgebrochen wird, wenn wir die Freiheit des politischen, gesellschaftlichen, philosophischen Diskurses wiedergewinnen, die zur Zeit nicht mehr besteht und deren Reste in diesen Tagen mit rapider Beschleunigung abgebaut werden.
[*]Im aktuellen Parteiensystem kann ich nur die AfD erkennen, durch welche – jedenfalls in wesentlichen Teilen – solches Aufbrechen des Systems und Wiedergewinnung menschlicher Freiheit möglich werden könnte.
[*]Diejenigen Teile der AfD, die genau dafür stehen – also der politmedialen Kaste oder besser den Bürgern vor dem Hintergrund dieser Kastenherrschaft die Systemfrage stellen –, sind dieselben, welche das Framing der Systemmedien auszugrenzen versucht.
[*]Daneben stehen andere Teile, denen es augenscheinlich eher um Teilhabe am bisherigen System geht, um einen „Platz an der Sonne“ unter Anbringung einiger korrigierender Justierungen; nenn es meinetwegen eine Art Erich-Mende-FPD oder Alfred-Dregger-CDU (wenigstens in deren Vorstellung, ich möchte die beiden Genannten damit nicht beleidigt haben).
[*]Die „Möchtegern-Teilhaber“ haben gerade den Versuch unternommen, eine Zentralfigur der „Systemgefährder“ auszugrenzen und kaltzustellen. Wie das ausgeht, wird juristisch geklärt werden.
Fände ich tatsächlich auch eine spannende Diskussion, insbesondere, weil meine Kenntnisse des Katholischen sicher nicht fundiert genug sind. Ich empfinde aber auch hier deine Art, das auszudrücken, als wenig einladend für den Dialog. Hinzu kommt für mich als Frau, dass es mich bei "Gendersauce" frösteln lässt. Ich denke, ich weiß, was du da meinst und teile die Ansicht, dass da vieles im Argen liegt, aber die Rolle und Stellung der Frau ist mir ein wichtiges Thema. Das kann man nicht unter "Sauce" abqualifizieren.[*]Ginge ich jetzt noch auf die kirchlichen Implikationen des Themas ein, würde das hier zu weit führen. Nur so viel: Wer zeternd und verdammend auf diesen oder jenen Irrtum auf seiten der AfD weist (oft, aber sicher nicht immer zu Unrecht), auf der andern Seite aber die Grünen hätschelt, die diabolische Inkarnation aller ideologischen Abwege, ja zugelassen hat, daß das einstige katholische Milieu (welches einmal besser als vernunftgemäße Einsicht verhütet hat, daß Katholiken in größerer Zahl auf die Nazis hereinfielen) vielerorts in eine olivgrüne, ökofaschistische Multikulti- und Gendersauce mutiert worden ist, der hat sich vom apostolischen Glauben der Kirche, wie er vor neunzig oder achtzig Jahre noch lebendig war, prinzipiell getrennt.[/list][/color][/blocksatz]
Gruß
Irmgard