Opfertheologie

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Ralf

Beitrag von Ralf »

Sowohl als auch, Robert, das ist ja gerade der Knackpunkt meiner ganzen Frage: ist es denn redlich, die Erlösung auf den Kreuzestod zu "beschränken"?

Edith hatte ja den KKK zitiert, was ich hiermit noch einmal tue:
517 Das ganze Leben Christi ist Erlösungsgeheimnis. Die Erlösung wird uns vor allem durch das am Kreuz vergossene Blut zuteil [Vgl. Eph 1,7; Kol 1, 13-14; 1 Petr 1,18-19.], aber dieses Mysterium ist im ganzen Leben Jesu am Werk: schon in seiner Menschwerdung, in der er arm wird, um uns durch seine Armut zu bereichern [Vgl. 2 Kor 8,9.]; in seinem verborgenen Leben, das durch seinen Gehorsam [Vgl. Lk 2,51]unseren Ungehorsam sühnt; in seinem Wort, das seine Zuhörer läutert [Vgl. Joh 15,3.]; in seinen Heilungen und Exorzismen, in denen er ,,unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen" hat (Mt 8,17) [Vgl. Jes 53,4.]; in seiner Auferstehung, durch die er uns gerecht Vgl. Röm 4,25.].
Ist das Mysterium der Erlösung im ganzen Leben Jesu am Werk, weil dieses ganze Leben Passion ist oder weil es eine Botschaftt der Liebe ist? Oder gar kein "oder", sondern "und"?

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Edi
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Beitrag von Edi »

Das Erlösungsmysterium ist im ganzen Leben Jesu wirksam gewesen, nur war das Kreuzopfer der Höhepunkt seiner Hingabe. Jesus hat ja vor seinem Kreuzopfer geheilt, Sünden vergeben, Dämonen ausgetrieben usw., was der genannte Text im KK auch ausdrückt.
Jesus ist aus der Herrlichkeit des Vaters gekommen und dieser grossen Herrlichkeit gegenüber ist das irdische Leben schon ein grosses Opfer. Opfer und Liebe gehören auch immer zusammen.
Zuletzt geändert von Edi am Montag 27. September 2004, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Aufgrund eines persönlichen Gespräches mit einem Kreuzgangster mal hochgeschaufelt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hm.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Hi Ralf,

ich kenne das Problem nur allzugut, es hat mich selbst lange genug beschäftigt. Ich hatte die Frage im Zusammenhang mit der Rechtfertigungslehre.

Das ganze Leben, die Lehre, das heilende Dasein wäre irrelevant, wenn es nur auf den Tod ankäme.

Dazu ein paar Gedankensplitter:

Ratzinger schreibt im "Wesen des Christentums", daß das ganze Leben Christi die Entfaltung seines Wesens als Sohn war. Das Leben ist also Wesensentfaltung der ewigen Sohnschaft, der ewigen Hingabe an den Vater.
Damit ist also ein Gedanke in die Realität auseinandergestreckt worden.
Die Frage ist dann die, ob das Kreuz denn wieder die Hingabe in einem Punkt konzentriert.
Ist das Kreuz nur die auf kürzestem Raum mögliche verdichtete Zusammenfassung, gleichsam das Herz seiner ganzen Existenz und daher erlösend?

Ein ähnlicher Konzentrationsgedanke liegt ja auch bei der Herz Jesu Verehrung vor: Wer Christus in seinem ganzen Leben sieht, der sieht den Vater. Christus Existenz als Ganzes ist also Wesensaussage, Entfaltung des Wesens, und trotzdem sucht man in der Herz Jesu Frömmigkeit nochmal nach dem Wesen des Wesens.

Biblisch: Es heißt ja, daß Gott Christus über alle erhöht hat, weil er sich entäußert hat und wie ein Sklave wurde und den Menschen gleich. Auch hier wird also auf sein Leben hingewiesen.

Subjektiv: In Exerzitien, Bibelkreisen usw. spürt man immer wieder aus den einzelnen Gleichnissen, Heilungen usw. das Heil Christi, das uns Getaufte also nicht nur mittels des Kreuzes, sondern auch mittels seines ganzen Lebens erfaßt.

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