Zwei Jahre "habemus Papam: Benedict XVI"

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Zwei Jahre Papst Benedict XVI: Immer noch gaudium magnum?

Umfrage endete am Freitag 20. April 2007, 19:55

Ich bin begeistert. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt
13
37%
Ich bin zufrieden. Es läuft wie es zu erwarten war.
17
49%
Ich bin unzufrieden, weil (Begründung im Diskussionsthread)
5
14%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 35

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overkott
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Beitrag von overkott »

Jetzt ist ja sein Buch erschienen als leiser Ausklang der Osterwoche und als ein Buch, das er sich selber schenkt. Das Buch ohne Anfang und Ende des Lebens Jesu ist als zweiteiliger Sammelband angelegt, dessen zweiter Teil das A und O der Menschwerdung und Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz darstellen soll. Der Papst legt darin nicht nur ein Bekenntnis zu Jesus ab, sondern auch seinen professoralen Habitus: Benedikt gibt sich persönlich, verletzlich, lädt ein zum Widerspruch, bittet um einen Vorschuss an Sympathie. In den Evangelien begegnet er dem Auferstandenen als Erfüllung alttestamentlichen Wartens. Er begegnet Christus als dem Menschgewordenen, als dem großen Beter im Gespräch und in der Einheit mit dem Vater. Benedikt zeigt sich als ein Mann mit den theologischen Strömungen der Zeit sowie den Nöten der Welt vertraut. Dabei versteht sich der Papst wie ein Emmausjünger, der auch am Abend seines Lebens nicht aufgehört hat, die Begegnung mit Jesus zu suchen.
Zuletzt geändert von overkott am Freitag 13. April 2007, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Amideus hat geschrieben:Muss denn gleich alles, was der Hl. Vater schriftlich von sich gibt, gleich auch hochoffiziell sein? Auch wenn er der Nachfolger des Apostelfürsten Petrus und auch der Stellvertreter Jesu auf Erden ist, ist er in erster Linie Mensch und so finde ich es durchaus begrüßenswert, wenn er auch seinen eigenen (privaten) Gedanken Gestalt verleiht. Mir fällt da ganz spontan das "Giornale dell´anima" Johannes´ XXIII. ein...
Muß es nicht, das ändert aber nichts daran, daß es so wahrgenommen und zum Teil bewußt so dargestellt wird.
Mir fällt da z.B. ein, daß heutzutage quasi jeder meint, die Kirche stünde voll hinter der Evolutionstheorie, weil der Papst mal in einem privaten Schreiben gemeint hat, sie sei mehr als eine Hypothese.
Daß die letzte offizielle Äußerung zu dem Thema von Pius XII stammt, interessiert niemanden.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Anderer Thread.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Leguan hat geschrieben:
Amideus hat geschrieben:Muss denn gleich alles, was der Hl. Vater schriftlich von sich gibt, gleich auch hochoffiziell sein? Auch wenn er der Nachfolger des Apostelfürsten Petrus und auch der Stellvertreter Jesu auf Erden ist, ist er in erster Linie Mensch und so finde ich es durchaus begrüßenswert, wenn er auch seinen eigenen (privaten) Gedanken Gestalt verleiht. Mir fällt da ganz spontan das "Giornale dell´anima" Johannes´ XXIII. ein...
Muß es nicht, das ändert aber nichts daran, daß es so wahrgenommen und zum Teil bewußt so dargestellt wird.
Mir fällt da z.B. ein, daß heutzutage quasi jeder meint, die Kirche stünde voll hinter der Evolutionstheorie, weil der Papst mal in einem privaten Schreiben gemeint hat, sie sei mehr als eine Hypothese.
Daß die letzte offizielle Äußerung zu dem Thema von Pius XII stammt, interessiert niemanden.
Dazu hat sich ja der Wiener Erzbischof in New York bemerkenswert geäußert.

Mit der Anerkennung der relativen Autonomie der jeweiligen Kultursachbereiche im Konzil, hat sich die Kirche aus dem Dialog mit der Wissenschaft nicht ausgeklinkt.

Wichtig scheint mir in diesem Dialog, nicht zu versuchen, wissenschaftliches Denken dogmatisch dominieren zu wollen, sondern verständlich zu machen, dass die Heilige Schrift die Geschichte des Lebens in atemberaubenden Bildern deutet, die das Wirken des Wortes Gottes in dieser Welt zur Sprache bringen und darin überraschend aktuell sind.

sofaklecks
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B & B

Beitrag von sofaklecks »

Was ich an Benedikt schätze, ist seine föhliche Klugheit und seine schattenlose Aufrichtigkeit.

Alle mögen ihn. Und trotzdem steht er immer wieder in der Kritik, wobei der Ton der Kritik aus den eigenen Reihen oft besonders schmerzt. Und was seine Bücher angeht: Sie werden viel zitiert, aber was bewegen sie? Vor allem: Was bewegen sie in der Welt?

Ich hab mich gerade mit dem Pianisten Glenn Gould beschäftigt, der über Johann Sebastian Bach folgendes gesagt hat:

"Es ist kaum vorstellbar, dass der grösste Musiker der Geschichte, dessen Werk uns noch heute magnetisch anzieht und das zum Masstab der musikalischen Kunst für die nächsten Jahrhunderte wurde, mit dieser Musik keine Wirkung erzielte bei den Musikern und dem Publikum seiner Zeit. Nach den Kriterien seiner Zeit war er einige Generationen zurück. Sein letztes und unvollendetes Werk, die Kunst der Fuge, schien seiner Zeit so veraltet wie uns eine heutige Sinfonie im Stile Max Regers. Bach bemühte sich nie, dem Zeitgeist zu entsprechen. Seinen Zeitgenossen schien er zurückgezogen in ein glorreich versunkenes Zeitalter. Er war der grösste Nonkonformist der Musikgeschichte, ein unabhängiges künstlerisches Bewusstsein, das sich vom kollektiven historischen Prozess, einem Zeitalter des Stolzes und der Herausforderung Gottes, abgrenzt."

Seht hinter die Benedetto-Euphorie. Erinnert euch an die Münchner Zeit, die nicht einfach war. Nehmt den Harry-Potter-Rummel weg und ersetzt im Text oben die Musik durch die Theologie und künstlerisch durch religiös. Fallen Euch da nicht Paralleln zwischen Bach und Benedetto auf?


sofaklecks

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overkott
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Beitrag von overkott »

"Es ist kaum vorstellbar, dass der grösste Theologieer der Geschichte, dessen Werk uns noch heute magnetisch anzieht und das zum Masstab der theologiealischen Kunst für die nächsten Jahrhunderte wurde, mit dieser Theologie keine Wirkung erzielte bei den Theologieern und dem Publikum seiner Zeit. Nach den Kriterien seiner Zeit war er einige Generationen zurück. Sein letztes und unvollendetes Werk, die Kunst der Fuge, schien seiner Zeit so veraltet wie uns eine heutige Sinfonie im Stile Max Regers. Bach bemühte sich nie, dem Zeitgeist zu entsprechen. Seinen Zeitgenossen schien er zurückgezogen in ein glorreich versunkenes Zeitalter. Er war der grösste Nonkonformist der Theologiegeschichte, ein unabhängiges religiöses Bewusstsein, das sich vom kollektiven historischen Prozess, einem Zeitalter des Stolzes und der Herausforderung Gottes, abgrenzt."

Nein. Parallelen kann man nicht erkennen. Vielleicht muss man dazu Pianist sein. Aber um einige Pianisten in Schutz zu nehmen: Glenn Gould hat sich über Bach, nicht über Benedikt XVI. geäußert.
Zuletzt geändert von overkott am Samstag 14. April 2007, 11:39, insgesamt 1-mal geändert.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Nachdem Benedikt in dem Buch ja offensichtlich auch der historisch-kritischen Bibelexegese die Leviten liest, habe ich gestern im ZDF schon die ersten Rückangriffe sehen dürfen. Man hat mich darüber aufgeklärt, dass Jesus selbstverständlich nicht Gott war, sondern nur als "Gottes Sohn" bezeichnet wurde und das ja auch bei den Propheten so war. Jesus war also nur ein Prophet. Das mit der Göttlichkeit habe man erst einige Jahrhunderte später erfunden, um die kirchliche Hierarchie und Macht zu rechtfertigen. Das kam aus dem Munde eines katholischen Professors. Wirklich traurig. :nein:
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overkott
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Beitrag von overkott »

Das ist zwar ein bisschen profilsüchtig, aber intellektuell unredlich.

Natürlich könnte dieser Professor nur die mündliche Tradition gelten lassen wollen und die Bibel bereits als Mittel zur Festigung des christlichen Glaubens und der Kirche bezeichnen.

Aber wenn wir nur mit Markus das früheste Evangelium nehmen dürfen, dann lesen wir: "Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?" (Mk 2,7)

Ich glaube, da deutet sich ein Grundkonflikt an, der im zweiten Teil des Sammelbandes noch eine Rolle spielen dürfte.

Petra
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Beitrag von Petra »

HeGe hat geschrieben:Nachdem Benedikt in dem Buch ja offensichtlich auch der historisch-kritischen Bibelexegese die Leviten liest, habe ich gestern im ZDF schon die ersten Rückangriffe sehen dürfen. Man hat mich darüber aufgeklärt, dass Jesus selbstverständlich nicht Gott war, sondern nur als "Gottes Sohn" bezeichnet wurde und das ja auch bei den Propheten so war. Jesus war also nur ein Prophet. Das mit der Göttlichkeit habe man erst einige Jahrhunderte später erfunden, um die kirchliche Hierarchie und Macht zu rechtfertigen. Das kam aus dem Munde eines katholischen Professors. Wirklich traurig. :nein:
War das in "Aspekte"? Dort sollte Prof Hermann Häring zu Wort kommen, laut ZDF-Seite. - Der Bericht im heute-journal war ok.

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holzi
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Beitrag von holzi »

Petra hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Nachdem Benedikt in dem Buch ja offensichtlich auch der historisch-kritischen Bibelexegese die Leviten liest, habe ich gestern im ZDF schon die ersten Rückangriffe sehen dürfen. Man hat mich darüber aufgeklärt, dass Jesus selbstverständlich nicht Gott war, sondern nur als "Gottes Sohn" bezeichnet wurde und das ja auch bei den Propheten so war. Jesus war also nur ein Prophet. Das mit der Göttlichkeit habe man erst einige Jahrhunderte später erfunden, um die kirchliche Hierarchie und Macht zu rechtfertigen. Das kam aus dem Munde eines katholischen Professors. Wirklich traurig. :nein:
War das in "Aspekte"? Dort sollte Prof Hermann Häring zu Wort kommen, laut ZDF-Seite. - Der Bericht im heute-journal war ok.
Ja, das war in Aspekte, ich hab ausgeschaltet.

sofaklecks
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Na ja

Beitrag von sofaklecks »

Na ja,

was HeGe da berichtet, deutet m. E. doch auf gewisse Parallelen.

sofaklecks

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

HeGe hat geschrieben:Nachdem Benedikt in dem Buch ja offensichtlich auch der historisch-kritischen Bibelexegese die Leviten liest, habe ich gestern im ZDF schon die ersten Rückangriffe sehen dürfen. Man hat mich darüber aufgeklärt, dass Jesus selbstverständlich nicht Gott war, sondern nur als "Gottes Sohn" bezeichnet wurde und das ja auch bei den Propheten so war. Jesus war also nur ein Prophet. Das mit der Göttlichkeit habe man erst einige Jahrhunderte später erfunden, um die kirchliche Hierarchie und Macht zu rechtfertigen. Das kam aus dem Munde eines katholischen Professors. Wirklich traurig. :nein:
Genau so habe ich das auch im Reliunterricht gelernt.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Leguan hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Nachdem Benedikt in dem Buch ja offensichtlich auch der historisch-kritischen Bibelexegese die Leviten liest, habe ich gestern im ZDF schon die ersten Rückangriffe sehen dürfen. Man hat mich darüber aufgeklärt, dass Jesus selbstverständlich nicht Gott war, sondern nur als "Gottes Sohn" bezeichnet wurde und das ja auch bei den Propheten so war. Jesus war also nur ein Prophet. Das mit der Göttlichkeit habe man erst einige Jahrhunderte später erfunden, um die kirchliche Hierarchie und Macht zu rechtfertigen. Das kam aus dem Munde eines katholischen Professors. Wirklich traurig. :nein:
Genau so habe ich das auch im Reliunterricht gelernt.
Solche Religionslehrer, vielleicht verführt von aufmüpfigen Theologen aus Tübingen oder Nimwegen oder vielleicht weil - ganz unakademisch - zu faul oder zu dumm, selber zu denken, waren auch nur Kinder ihrer Zeit.

Die Blackbox Datenbank ist gerade mit den Suchmaschinen ein Instrument, das auch dem quellenunkundigen und lesefaulen Theologen die Möglichkeit bietet, in kirchlichen Volltexten schnell einen synoptischen Überblick zu gewinnen.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Leguan hat geschrieben: Genau so habe ich das auch im Reliunterricht gelernt.
Ich auch. Als ich vor Jahren das Büchlein 'Jargon des Klerikalen Modernismus', ich glaube von der Hand eines Hw. A. Gross und eines Hw. Eggenstein, las, sind mir die Augen geöffnet worden. Ich habe dort genau gelesen, was unser auch angeblich 'katholischer' Ortspfarrer uns kleinen Schulbuben und Mädchen vorgetragen hat und womit er die ganzen Generationen verseucht und im Glauben erstickt hat. Er hat dort genau alles behauptet, was im Jargon-Büchlein stand. Der Durchgang der Israeliten durch das Rote Meer, sei nicht so passiert oder nur durch Zufall so passiert, die Auferstehung sei nicht so ganz genau als leiblich anzunehmen, und "keiner weiss es genau". Dieser Mann studierte im gleichen niederländischen Seminar, wo auch unser später traditionalistische Priester studierte. Das ist typisch. Er ist sogar mal in unsere örtliche "Tridentinische" Kapelle gekommen um seinen Freund des Seminars zu treffen. Hat dann der alten Messe beigewohnt. Ist aber ein Erzmodernist. Gott sei ihm gnädig. Wirklich.

Menschen die solche Sachen verzapfen, sind keine Katholiken mehr. Auch wenn sie sich mit Titeln wie "Professor" der Gregoriana anreden lassen.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Vielleicht ist er auch Jesus begegnet:

Mt 22,31 Habt ihr im übrigen nicht gelesen, was Gott euch über die Auferstehung der Toten mit den Worten gesagt hat:
Mt 22,32 Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs ? Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden.
Mt 22,33 Als das Volk das hörte, war es über seine Lehre bestürzt.

War Jesus Katholik oder Modernist? Und Paulus:

1Kor 15,42 So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich.
1Kor 15,43 Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark.
1Kor 15,44 Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen.

War Paulus Katholik oder Modernist?

Die Offenbarung lassen wir mal ein bisschen versiegelt, denn sonst geht sofaklecks wieder auf Parallelensuche.

sofaklecks
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Zwischenrufe

Beitrag von sofaklecks »

@Overkott

Denk an die Bank aus Psalm 1!

@Athanasius

Du grenzt sehr schnell aus! Wer von dir so alles in einem Nebensatz kurzerhand entkatholisiert wird.

sofaklecks

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Athanasius2
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Re: Zwischenrufe

Beitrag von Athanasius2 »

sofaklecks hat geschrieben:@Overkott

Denk an die Bank aus Psalm 1!

@Athanasius

Du grenzt sehr schnell aus! Wer von dir so alles in einem Nebensatz kurzerhand entkatholisiert wird.

sofaklecks
Leute die die Auferstehung oder den Durchgang durch das Rote Meer leugnen, und die Hl. Schrift als "nicht historisch" abtun, werden nicht von mir "entkatholisiert", sondern von deren eigenen Aussagen. Basta.

MfG,

Athanasius. 8) :kiss:

sofaklecks
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Nur mal so gefragt

Beitrag von sofaklecks »

Gibt es graduelle Unterschiede in den Glaubenswahrheiten?

Sind für die Frage des Katholischseins der Glaube an die Auferstehung und der an den Durchgang durch das Rote Meer gleichermassen massgeblich?

Oder kann man auch ein Katholik sein, wenn man diesen Teil des Alten Testamentes nicht als Wiedergabe einer historisch gesicherten Begebenheit, sondern als beispielhafte Darstellung des Bundes Gottes mit Israel begreift?

Oder liegt der Grund für das Nichtmehrkatholiksein in der Furcht, die offene Diskussion darüber stifte Verwirrung?

sofaklecks

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Athanasius2
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Re: Nur mal so gefragt

Beitrag von Athanasius2 »

sofaklecks hat geschrieben:Gibt es graduelle Unterschiede in den Glaubenswahrheiten?

Sind für die Frage des Katholischseins der Glaube an die Auferstehung und der an den Durchgang durch das Rote Meer gleichermassen massgeblich?

Oder kann man auch ein Katholik sein, wenn man diesen Teil des Alten Testamentes nicht als Wiedergabe einer historisch gesicherten Begebenheit, sondern als beispielhafte Darstellung des Bundes Gottes mit Israel begreift?

Oder liegt der Grund für das Nichtmehrkatholiksein in der Furcht, die offene Diskussion darüber stifte Verwirrung?

sofaklecks
Die Auferstehung Jesu Christi sowie des Fleisches beim Weltgericht, ist Dogma.

Der Durchgang durch das Rote Meer ist das weniger, darf aber nicht geleugnet werden, da man sonst die Hl. Schrift als "unhistorisch" abtut. Natürlich gibt es natürliche Erklärungen für solch einen Durchgang, nicht aber für das Wunder des Momentes.

Wer die Wunder der Hl. Schrift leugnet per se und in allem, befindet sich entweder sehr nahe an der Häresie dran, oder vertritt schon eine Häresie (nämlich die der Unfähigkeit Jesu Wunder zu vollziehen und die Unfähigkeiten der göttlich inspirierten Evangelisten um die Heilsgeschichte genau und richtig darzulegen).

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overkott
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Beitrag von overkott »

Ja, es gibt eine Hierarchie und Nuancierung der Glaubenswahrheiten. Die Auferstehung Christi ist für den christlichen Glauben wichtiger als die Deutung durch das theologische Bild des Durchzuges durch das Rote Meer. Bleiben wir deshalb zunächst bei der Auferstehung sowie bei einem überraschenden Detail. Paulus argumentiert: Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. Das ließe sich logisch übersetzen: Wenn es etwas irdisches gibt, gibt es auch eine reale Idee davon. Dabei muss es sich keineswegs um eine vom Menschen entdeckte oder erinnerte Idee handeln, sondern um eine absolute Idee, die dem Logos entstammt. Auferstehung wäre demnach der umgekehrte Schöpfungsvorgang, das Einswerden mit dem Sein in Christus, Nachhausegehen in die ewige Gemeinschaft mit Gott.

Regina
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@sofaklecks

Beitrag von Regina »

lieber Sofaklecks, in Athansius2 triffst Du genau den Typ Mensch, den Du in Deinem Avatarsprüchlein beschreibst. Den ewig Gerechten! Aber gib bitte die Hoffnung nicht auf! :roll:
LG Regina

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Liebe Regina

Ich weiß nicht, was Du mit dem "ewigen Gerechten" sagen willst, solltest Du nicht einen "Rechthabenwollenden" gemeint haben.

Allerdings hat Athanasius 2 Recht mit seiner Aussage. Wenn es Jesus möglich war, Wunder zu wirken, warum sollte es dem alttestamentarischen Gott nicht möglich gewesen sein, ebenfalls Wunder zu wirken? Ist nicht die ganze Schöpfung an sich ein Wunder?
Muß der Mensch hinter allem Unerklärlichen nach naturwissenschaftlichen Erklärungen suchen? Kann es für den Menschen nicht Bereiche geben, die er letztendlich niemals ergründen und verstehen wird, beispielsweise göttliche Eingriffe?

Das Übernatürliche ist nur mit dem Glauben fassbar/akzeptierbar. Und nur mit dem Glauben wird das, was der Mensch nicht erfassen kann, letztlich wiederum erklärbar.
Das Übernatürliche nicht für möglich zu halten, ist tatsächlich bereits der erste Ansatz von Glaubenszweifeln.
Der Durchzug durch das Rote Meer ist kein Gleichnis, welches interpretierbar ist, sondern die Schilderung eines geschichtlichen Ereignisablaufs. Warum sollte ein Gläubiger daran zweifeln?
Vielleicht hat diese Antwort auch dem Klecks auf dem Sofa :P geholfen. Wer traut sich wirklich zu, aus der Bibel definitiv das auszuwählen, was er glauben will und was nicht?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Linus
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Re: Nur mal so gefragt

Beitrag von Linus »

sofaklecks hat geschrieben:Gibt es graduelle Unterschiede in den Glaubenswahrheiten?

Sind für die Frage des Katholischseins der Glaube an die Auferstehung und der an den Durchgang durch das Rote Meer gleichermassen massgeblich?
Nein zu erstens
zu zweitens: Der Glaube an die Auferstehung macht das katholisch sein aus. voll und ganz. Wiewohl es einer persönliche Beziehung zu Gott bedarf. Denn ohne diese bleibt es wurst, ob du an die Auferstehung glaubst, oder nicht. Erst die Beziehung an den Auferstandenen bewirkt änderung des Lebens.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

sofaklecks
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Um was es mir ging

Beitrag von sofaklecks »

Mir ging es um die Frage des automatischen Nichtmehrkatholischseins.
Ich bin da empfindlich.

Also: Dass man nicht an Christus glauben kann, ohne an die Auferstehung zu glauben, ist eindeutig.

Weniger eindeutig ist die Frage, was man unter der Auferstehung denn versteht: Die Auferstehung mit dem irdischen Leib oder mit einem neuen unverweslichen "Leib". Präzise gefragt heisst das: Wenn sie tatsächlich den Knochenkasten mit den Gebeinen Jesu fänden, würde das euren Glauben zerstören? Meinen nicht.

Und bitte, wozu braucht euer Glaube ständig "Wunder"? Ist euch die Schöpfung nicht Wunder genug? Für mich ist das ebensowenig nachvollziehbar wie das Erfordernis eines Wunders als Voraussetzung zur Heiligsprechung.

sofaklecks,
der sich über die Auslegung seines Namens immer wieder diebisch freut.

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Athanasius2
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Re: Um was es mir ging

Beitrag von Athanasius2 »

sofaklecks hat geschrieben:Mir ging es um die Frage des automatischen Nichtmehrkatholischseins.
Ich bin da empfindlich.

Also: Dass man nicht an Christus glauben kann, ohne an die Auferstehung zu glauben, ist eindeutig.

Weniger eindeutig ist die Frage, was man unter der Auferstehung denn versteht: Die Auferstehung mit dem irdischen Leib oder mit einem neuen unverweslichen "Leib". Präzise gefragt heisst das: Wenn sie tatsächlich den Knochenkasten mit den Gebeinen Jesu fänden, würde das euren Glauben zerstören? Meinen nicht.

Und bitte, wozu braucht euer Glaube ständig "Wunder"? Ist euch die Schöpfung nicht Wunder genug? Für mich ist das ebensowenig nachvollziehbar wie das Erfordernis eines Wunders als Voraussetzung zur Heiligsprechung.

sofaklecks,
der sich über die Auslegung seines Namens immer wieder diebisch freut.
Jesus ist mit irdischem Leibe auferstanden in Herrlichkeit. Wer glaubt dass es sogar noch Knochen geben könnte vom Herrn, der glaubt eindeutig nicht am Dogma. Das ist deutlich. Also ist der Herr leiblich auferstanden, sofaflecks, oder ist Er deiner Meinung nach nur mit "Leib" auferstanden? Was Du hier oben formuliert hast, hat mindestens den Geruch der Häresie, das weiss jeder Katholik. Hartnäckiger Zweifel ist auch Materie für das kanonische Verbrechen der Häresie, nicht nur die absolute Leugnung.

sofaklecks
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Feine Nase

Beitrag von sofaklecks »

Ein feines Näschen, Athanasius. Riecht den Ketzer durchs Modem.

Ich glaube nicht daran, dass es noch Knochen Jesu gibt. Aber wenn es sie gäbe, mein Glaube an die Auferstehung könnte das nicht erschüttern.

Wo is Ketzerl! Fass!

sofaklecks

sofaklecks
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So

Beitrag von sofaklecks »

So, jetzt brauch ich was zum Knuddeln.

Also hab mir jezt einen Papst-Teddybären bestellt. Den schönen mit Pallium. Auch auf die Gefahr hin, wieder mit Frau Sofaklecks tituliert zu werden.

Man gönnt sich ja sonst nichts.

@Robert
Wär das nichts für dein Kommunionkind?

sofaklecks

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Pit
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Re: Nur mal so gefragt

Beitrag von Pit »

Der Kreuzestod und die Auferstehung Jesu sind Teil christlicher Glaubensgrundlage, der Glaube an den Durchgang durchs Rote Meer nicht.
Und ob es für manche Bibelstellen (bzgl. der Wunder) Erklärungen aus naturwissenschaftlicher Sicht gibt oder nicht, ist für mich nicht wesentlich für den Glauben.
Wenn ich glaube, daß Gott das Rote Meer teilen konnte, dann ist das Glaube an die Macht Gottes, und wenn ich glaube, daß Gott das auf Grund seiner Macht mit Hilfe der Naturkräfte konnte (die er geschaffen hat) dann ist es ebenfalls Glaube an Gottes Macht.
Wie etwas geschah, ist unwesentlich, solange ich nicht (als Christ!) die Allmacht Gottes anzweifel.
Etwas anderes ist es, ob ich alles (!) in der Bibel für absolut historische (!) Tatsachen halte, denn dann tue ich der Bibel Unrecht.

Gruß, Pit,
heute aus Taize zurückgekommen.
Athanasius2 hat geschrieben:
Die Auferstehung Jesu Christi sowie des Fleisches beim Weltgericht, ist Dogma.

Der Durchgang durch das Rote Meer ist das weniger, darf aber nicht geleugnet werden, da man sonst die Hl. Schrift als "unhistorisch" abtut. Natürlich gibt es natürliche Erklärungen für solch einen Durchgang, nicht aber für das Wunder des Momentes.

Wer die Wunder der Hl. Schrift leugnet per se und in allem, befindet sich entweder sehr nahe an der Häresie dran, oder vertritt schon eine Häresie (nämlich die der Unfähigkeit Jesu Wunder zu vollziehen und die Unfähigkeiten der göttlich inspirierten Evangelisten um die Heilsgeschichte genau und richtig darzulegen).
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Linus
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Re: Um was es mir ging

Beitrag von Linus »

sofaklecks hat geschrieben: Und bitte, wozu braucht euer Glaube ständig "Wunder"? Ist euch die Schöpfung nicht Wunder genug? Für mich ist das ebensowenig nachvollziehbar wie das Erfordernis eines Wunders als Voraussetzung zur Heiligsprechung.
Weil es ohne Wunder kein Glaube wäre. Lies dazu Chesterton: Orthodoxie Handreichung für die Ungläubigen
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Petra hat geschrieben:War das in "Aspekte"? Dort sollte Prof Hermann Häring zu Wort kommen, laut ZDF-Seite. - Der Bericht im heute-journal war ok.
Ja, war es. Mir war der Name des Professors nur entfallen. (Oder ich habe ihn verdrängt.)

Jedenfalls glaube ich aber auch, dass es Dinge und Wahrheiten gibt, die essentieller für unseren Glauben sind, als andere. Dass Christus Gott und Mensch war, auf die Erde kam, starb und am dritten Tag wieder auferstand halte ich für ziemlich essentiell.

Ob jetzt David tatsächlich Goliath mit einer Steinschleuder besiegt hat oder Jona tatsächlich drei Tage im Bauch eines Walfisches war, nicht ganz so.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Und warum ziemlich diese Abschwächung?
Was hältst du dann für essentiell?
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Aber es war doch schon immer so, dass man im Lichte der Tradition und deren Auslegung der Bibel manches wörtlicher und wichtiger nimmt als anderes. Und manche Erzählungen der Bibel befassen sich mehr mit absolut essentiellen Glaubensinhalten, andere sind sozusagen erzählerisches Beiwerk oder mehr geschichtlich auf das jüdische Volk bezogen. Man kann ja wohl auch sagen, dass die Relevanz der Aussagen des Alten Testaments nur im Hinblick auf die Aussagen des Neuen Testaments zu sehen ist. Auch insoweit findet doch eine Abstufung statt. Ich nehme jetzt als Beispiel nur mal die Erhöhung der Schlange in der Wüste beim Zug des Volkes Israel aus Ägypten, die ja nur im Hinblick auf den Kreuzestod Jesu richtig verstanden werden kann. Natürlich erzählt die Bibel weder Lügen noch Überflüssiges. Aber gerade zwischen manchen Ereignissen des Alten Testaments und denen, des Neuen Testaments sehe ich schon einen Unterschied, was die Relevanz für unseren Glauben angeht.
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