Kirche lässt Pfarrer hängen

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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Chiara hat geschrieben: Und was die Gehälter angeht... In der freien Wirtschaft wäre weit mehr zu verdienen
Dieses Argument (das übrigens auch oft aus dem Bereich der Beamtenschaft und des öffentlichen Dienstes kommt) halte ich für äusserst fragwürdig. Nicht jeder Akademiker ergattert in der freien Wirtschaft automatisch einen hochdotierten Führungsposten.

Ich kenne aus meiner Berufstätigkeit (inzwischen freiberuflich) die Gehalts- und Lohnlisten etlicher Unternehmen. Das wird oft sehr überschätzt.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:Du, aber das heißt doch letztlich, dass wir als Gläubige, die sich nach der Eucharistie (als "Quelle und Höhepunkt"!) sehnen, nicht mehr wirklich um Priester beten sollen - weil es sich keiner leisten kann, sie auf Dauer anzustellen... :shock:
Das wird Dir offiziell keiner so bestätigen, aber hinter vorgehaltener Hand habe ich das auch schon so ähnlich erfahren. Ich habe mal mit einem Priester über den ständigen Diakonat in unserer Diözese gesprochen, und warum es kaum hauptamtliche Diakone bei uns gibt. Die Antwort: "Weil für die nicht genügend Geld da wäre!" Ich darauf: "Das heißt aber, wenn unser Bistum die Zahl an Neupriestern hätte, die es bräuchte, dann wäre für die auch nicht genügend Geld da?" Antwort: :floet: :ikb_no: :ikb_shutup:
Wer weiß…die Gemeinden hier wo ich wohne, setzen viel auf ehrenamtliche Arbeit, die so viel umfaßt, daß man eigentlich dafür bezahlt werden müßte. Dazu Sparmaßnahmen: In der Sakristei keine flüssige Seife, sondern Seifenstücke. Hartes Klopapier, nicht dieses verweichte, flauschige. (Wobei das harte Klopapier die Rohre verstopft, die Rechnung geht auf eins plus eins gleich minus 2.) An Heizkosten muß selbstverständlich auch gespart werden…und wenn die Heizung kaputt ist, wird sie "intern" repariert.

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cantus planus
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off topic

Beitrag von cantus planus »

anneke6 hat geschrieben:Dazu Sparmaßnahmen: In der Sakristei keine flüssige Seife, sondern Seifenstücke. Hartes Klopapier, nicht dieses verweichte, flauschige. (Wobei das harte Klopapier die Rohre verstopft, die Rechnung geht auf eins plus eins gleich minus 2.)
*grins*
Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Früher hatten wir hier gutes Kopierpapier, dass einen normalen Preis hatte. Jetzt haben wir billigeres, dass allerdings auch eine schlechtere Qualität hat. Doppelseitig kopieren ist kaum möglich, weil sich das Papier schon beim Bedrucken der ersten Seite unglaublich verzieht. Wenn man das Blatt dann falten will, ist spätestens bei der Faltmaschine Schluss. Im Klartext: brauchte man früher 50 Doppelseiten, machte man 50. Heute kopiert man aber 100, weil dreißig im Kopierer hängen bleiben und 20 in der Faltmaschine. Wenn es gut geht...

Der Spareffekt ist sensationell.

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stine
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Beitrag von stine »

anneke6 hat geschrieben: Wer weiß…die Gemeinden hier wo ich wohne, setzen viel auf ehrenamtliche Arbeit, die so viel umfaßt, daß man eigentlich dafür bezahlt werden müßte. Dazu Sparmaßnahmen...
Stimmt.

Wenn man sich die Stunden, die man mit der Arbeit für die Pfarrei verbringt berechnen ließe, würde man, selbst bei einem Stundenlohn der dem einer Putzfrau entspricht, nicht schlecht dastehen. Wenigstens die Einzahlung in die Rentenkasse wäre angebracht, wenn ein Ehrenamtlicher mehr als 20 Stunden die Woche für den guten Zweck werkelt.

Die Zuschüsse an die Kirchenstiftungshaushalte werden mehr und mehr gekürzt, bis auf Richtwerte, die kaum noch einzuhalten sind, da alleine schon die Gebäudeerhaltung und die technischen Vorschriften für öffentliche Gebäude die Hälfte vom Budget auffressen. Da kann Seelsorge nur noch ehrenamtlich und durch Spendenaufruf stattfinden.

Die Verantwortung, die den Kirchenverwaltungen aufgedrückt wird, müßte viel mehr honoriert werden, denn sie ist immens. Dass Geld in der Institution Kirche soooo knapp ist, dass die meiste Arbeit an der Basis für nullkommanix gemacht werden muß, das halte ich für eine glatte Lüge. Ist aber wohl ein bewährtes Mittel, um die Spitze weiterhin fürstlich entlohnen zu können.

Die Fondmanager der großen Amtskirchen könnten das bestätigen, wenn sie dürften.

LG stine

sofaklecks
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Randbemerkungen

Beitrag von sofaklecks »

Zum Billigen:

Meine Mutter, Gott hab sie selig, pflegte immer zu sagen: "Das Billigste kommt am Teuersten."

Zum Fondsmanager der Kirche:

Zu meinen kleinen Schätzchen gehört das Original einer Aktie der New York Central Railroad Company aus dem Jahr 1938. Ausgestellt auf "The Catholic Bishop of Chicago". Tja, der schnöde Mammon.

sofaklecks

PS: Ach ja, zum Thema Umgang mit Geld. Wollt ihr wissen, aus was das Furnier der WC-Türen im Diözesanmuseum Köln besteht? Nein, nicht der Zimmertüren. Der WC-Türen! Guckst du:


http://www.kolumba.de/?language=ger&cat ... 5&preview=

Wie sagte der grosse Kommentator zum HGB: Kommentar überflüssig!

Raimund J.
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Re: Randbemerkungen

Beitrag von Raimund J. »

sofaklecks hat geschrieben:
PS: Ach ja, zum Thema Umgang mit Geld. Wollt ihr wissen, aus was das Furnier der WC-Türen im Diözesanmuseum Köln besteht? Nein, nicht der Zimmertüren. Der WC-Türen! Guckst du:


http://www.kolumba.de/?language=ger&cat ... 5&preview=

Wie sagte der grosse Kommentator zum HGB: Kommentar überflüssig!
:shock:

Küstenmammutbaum Sequoia sempervirens
.
Es war ein großes Unglück sowohl für die Wälder als auch deren ursprüngliche Bewohner, dass die alles dominierende europäische Kultur der Siedler, die Mitte des 19. Jhd. im amerikanischen Westen ankam, auf Werten beruhte, die im krassen Gegensatz zu jenen der indianischen Urbevölkerung der Region stand. Viele Indianerstämme wurden ausgerottet, und mit ihnen ihre Kulturen. Die mächtigen Küstenmammutbäume, die darin eine so zentrale Rolle gespielt hatten, wurden in großer Zahl gefällt. Im Jahre 1999 setzte die US-Regierung allerdings ein Zeichen. Sie zahlte einem Holzkonzern 480 Millionen Dollar, um den größten privat bewirtschafteten Redwoodwald vor dem Einschlag zu retten.
Küstenmammutbaum
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Linus
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Re: off topic

Beitrag von Linus »

cantus planus hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Dazu Sparmaßnahmen: In der Sakristei keine flüssige Seife, sondern Seifenstücke. Hartes Klopapier, nicht dieses verweichte, flauschige. (Wobei das harte Klopapier die Rohre verstopft, die Rechnung geht auf eins plus eins gleich minus 2.)
*grins*
Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Früher hatten wir hier gutes Kopierpapier, dass einen normalen Preis hatte. Jetzt haben wir billigeres, dass allerdings auch eine schlechtere Qualität hat. Doppelseitig kopieren ist kaum möglich, weil sich das Papier schon beim Bedrucken der ersten Seite unglaublich verzieht. Wenn man das Blatt dann falten will, ist spätestens bei der Faltmaschine Schluss. Im Klartext: brauchte man früher 50 Doppelseiten, machte man 50. Heute kopiert man aber 100, weil dreißig im Kopierer hängen bleiben und 20 in der Faltmaschine. Wenn es gut geht...

Der Spareffekt ist sensationell.

Ach, Kinder! Ich könnte was erzählen...
Und ich dachte nur Bischofskonferenzen produzieren Makulatur. Daß sich das auf die Pfarrebene durchgeschlagen hat - naja ich verkehre nur in snobistischen Churchsocieties :D
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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