Mit welchem Recht...?

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regina 32
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Mit welchem Recht...?

Beitrag von regina 32 »

Gehen wir eigentlich davon aus, dass nur "wir" die Wahrheit kennen, wissen, haben?
Ich stelle mir diese Frage immer wieder hier im Forum?

Warum gibt es nicht mehrere Wahrheiten?
eine römisch - katholische?
eine orthodoxe
eine ev.-Lutherische
eine evangelische
eine jüdische
eine Muslimische?
eine XXXXXX.-....?

Warum haben nur wir recht?

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

wenn es das Thema schon gibt, langt mir auch ein Verweis darauf

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

SEHR schwere Frage!

Ja, ich glaube schon, dass ich recht habe. Wenn man mich vom Gegenteil überzeugen könnte, würde ich meine Glaubensinhalte entsprechend anpassen.

Freilich glauben alle, dass sie recht haben. Aber ich bezweifle dennoch, dass es mehrere konkurrierende Wahrheiten gibt.

Ich lege daher wert darauf, dass meine Glaubensinhalte vernünftig nachvollziehbar (das heißt nicht: nachweisbar!) sind. Was offenkundig falsch ist, kann für mich auch keine Glaubenswahrheit sein.

Im Vergleich mit anderen Religionen scheint mir da das Christentum klar im Vorteil zu sein.

Auch innerhalb des Christentums gibt es nur eine Wahrheit. Welche der vielen angebotenen "Wahrheiten" die richtige ist, muss (und kann hoffentlich!) durch sorgfältige theologische Arbeit ermittelt werden.

Warum gibt es dennoch ernsthafte Christen, die Häresien vertreten?
Weiß ich nicht!
Weil ihre Vorurteile sie hindern, die Wahrheit zu erkennen?

Warum macht Gott nicht hinreichend deutlich, auf wessen Seite er steht?
Frag ich mich auch oft!
Will er den Christen die Herausforderung erhalten, ohne allzu großen Tatsachendruck nach der Wahrheit zu forschen und sie zu bekennen, ohne sie beweisen zu können?

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Clemens, Danke für Deine Antwort!

ich denke halt oft, dass - schon alleine, wenn man zwei beteiligte und eine unbeiteiligte Person bittet den Inhalt eines Streites z.B. wieder zu geben, erhält man mindestens 3 verschiedene Wahrheiten, 3 Sichtweisen (wenn nicht sogar noch mehr). und jeder hat auf seine weise wahrscheinlich Recht, bzw. ist von seiner Sicht der Dinge überzeugt.

Ich hoffe auch, dass ich mit meiner Sicht der Dinge Recht habe (auch in Glaubensdingen) bin hier jedoch immer sehr vorsichtig, weil ich recht sicher bin, dass ich die "Wahrheit nicht gepachtet" habe.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Nein, pachten darf man die Wahrheit nie!
(Darunter verstehe ich Leute, die irgendwann einmal sich für eine Auffassung entschieden haben und nun glauben, immer und automatisch recht zuhaben.)

Der Behauptung von Wahrheit muss immer ein entsprechendes Ringen darum vorausgehen.
Die Kräftigkeit der Behauptung muss in einem angemessenen Verhältnis stehen zum bei der Wahrheitsfindung getriebenen Aufwand.

Soll heißen:
wer eine Meinung bloß übernommen hat, sollte bescheidener auftreten, als wer die Alternativen einzeln geprüft und verworfen hat.

Meist ist es aber (auch bei den Christen!) umgekehrt:
Die Ahnungslosen schreien am lautesten: "Hier ist die Wahrheit", weil der Zweifel sie noch nie ernsthaft angefochten hat.

Die Weisen aber sind sich der Unsicherheit ihrer Positionen eher bewusst und argumentieren entsprechend vorsichtiger.

Trotzdem glaube ich, dass es die EINE Wahrheit gibt und hoffe, ihrer Erkenntnis immer näher zu kommen.

(Und manchmal habe ich deshalb auch schon meine weltanschauliche, bzw. religiöse Orientierung korrigiert.)

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lifestylekatholik
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Re: Mit welchem Recht...?

Beitrag von lifestylekatholik »

regina 32 hat geschrieben:Gehen wir eigentlich davon aus, dass nur "wir" die Wahrheit kennen, wissen, haben?
Ich stelle mir diese Frage immer wieder hier im Forum?

Warum gibt es nicht mehrere Wahrheiten?
eine römisch - katholische?
eine orthodoxe
eine ev.-Lutherische
eine evangelische
eine jüdische
eine Muslimische?
eine XXXXXX.-....?

Warum haben nur wir recht?
Erstens stimmt das so nicht, lies dir dazu z. B. Dominus Jesus durch. Zweitens haben tatsächlich nur wir Recht (mit den gebotenen Einschränkungen), weil die Kirche das so lehrt und in ihrer Lehre unfehlbar ist (weil sie darin direkt von Gott geleitet wird).

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Und solche eine Meinung führt dazu, dass Kriege ausgeführt worden und noch werden, das führt dazu das untereinander "Hass" entsteht, das führt dazu das Naturvölker in Amerika, in Australien fast völlig "ausgerottet" worden sind, und das hat dazu geführt das an meinen Vorfahren ein Völkermord begangen worden ist, weil sie Christen waren. Und niemand mehr macht sie lebendig. Es ist schlimm den Anspruch zu erheben, man hätte den "alleinigen" wahren Glauben!

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Zweitens haben tatsächlich nur wir Recht
Noch dazu. So eine Einstellung legimitiert jeglichen Völkermord der aus Gründen des Absolutsheitsanspruch einer religiösen Konfession verübt worden ist!

HeGe
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Beitrag von HeGe »

So ein Quatsch. Wieso sollte die Tatsache, dass wir Recht haben, irgendwelche Morde legitimieren? Dies könnte höchstens dann der Fall sein, wenn die christliche Lehre das Töten Ungläubiger fordern würde. Das Gegenteil ist der Fall.

Wenn du mit einem Bekannten um etwas wettest und Recht behältst, hast du doch alleine aus dieser Wahrheit heraus auch nicht das Recht, irgendwen umzubringen.

Fakt ist: schon rein denknotwendig muss es eine objektive Wahrheit geben. Eine Aussage ist entweder falsch oder richtig.

Ob die subjektive Wahrheit mit der objektiven übereinstimmt und welche Konsequenzen aus der eigenen Überzeugung gezogen werden, ist ein völlig anderes Thema.
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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Leider ist das kein Quatsch! Morde aufgrund des Absolutheitsanspruchs einer Religion hat es gegeben und gibt es noch! Siehe Katholiken und Protestanten in Irland, schau Dir heutzutage den "Krieg" zwischen Muslimen und Christentum an.
Ich finde es sehr gefährlich zu sagen: "Allein WIR haben Recht"! Entschuldigt bitte, aber sowas ist einfach dumm!

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Edi
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Beitrag von Edi »

Staubkorn hat geschrieben:
Zweitens haben tatsächlich nur wir Recht
Noch dazu. So eine Einstellung legimitiert jeglichen Völkermord der aus Gründen des Absolutsheitsanspruch einer religiösen Konfession verübt worden ist!
Das ist doch Unfug oder haben etwa Jesus Christus oder Paulus oder andere Apostel zum Mord an Menschen, die einen ancdern Glauben hatten, aufgerufen.

Was die Menschen manchmal aus der christlichen Religion gemacht haben, kann man nicht auf dieser Religion an sich zuschreiben.
Zuletzt geändert von Edi am Montag 10. November 2008, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Nein, hat Jesus natürlich nicht. Wer hat sowas behauptet. Das sind die Menschen die aus "ihrer" Religion der sie angehören, den alleinigen Allmachtsanspruch gemacht haben die alleinige richtige "Religion" zu haben, sei es Christentum (hier wieder die unterschiedlichen Richtungen- evangelisch, katholisch, russisch, greichisch, armenisch Orthodox, doie Mormone, die Zeugen Jehovas und wie sie sich alle nennen), die Muslime (und die unterschiedlichen Richtungen, Sufis usw.).
LEST DOCH EINMAL RICHTIG! Es sind die MENSCHEN, NICHT JESUS!!!Halejulaj!

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Staubkorn hat geschrieben:Es ist schlimm den Anspruch zu erheben, man hätte den "alleinigen" wahren Glauben!
Schon recht. Werde nie wieder jemanden widersprechen, der Männern aufgrund religiöser Vorstellungen ein Züchtigungsrecht gegenüber Frauen zuspricht. Wer sagt schon, daß der Glaube von der gleichen Würde von Mann und Frau wahr ist?

regina 32
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Re: Mit welchem Recht...?

Beitrag von regina 32 »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Erstens stimmt das so nicht, lies dir dazu z. B. Dominus Jesus durch. Zweitens haben tatsächlich nur wir Recht (mit den gebotenen Einschränkungen), weil die Kirche das so lehrt und in ihrer Lehre unfehlbar ist (weil sie darin direkt von Gott geleitet wird).
Sagen das die anderen Religionen nicht mehr oder weniger auch?

wenn ja, welche dieser hat DANN recht?

Dominus Jesus... werd ich mal googeln

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lifestylekatholik
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Re: Mit welchem Recht...?

Beitrag von lifestylekatholik »

regina 32 hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Erstens stimmt das so nicht, lies dir dazu z. B. Dominus Jesus durch. Zweitens haben tatsächlich nur wir Recht (mit den gebotenen Einschränkungen), weil die Kirche das so lehrt und in ihrer Lehre unfehlbar ist (weil sie darin direkt von Gott geleitet wird).
Sagen das die anderen Religionen nicht mehr oder weniger auch?
Ja, tun sie. Aber was willst du dagegen machen? Willst du naturwissenschaftliche Experimente anstellen, z. B. um das Gottesteilchen nachzuweisen, das dann erklärt, welche Religion die richtige ist (evtl. eine neu zu schaffende)? Willst du mithilfe mathematischer Ableitungen den Beweis erbringen, was Gott eigentlich will? -- Geht leider alles nicht. :/

Hier handelt es sich um eine ganz grundlegende Sache: Glauben. An den einen Gott: den Vater, der die Welt erschuf, den Sohn, der uns erlöste, den Heiligen Geist, der uns beisteht. Und zum Glauben kann man nicht gezwungen werden, auch nicht durch physikalische oder mathematische Experimente. Glauben, im Wortsinne "Vertrauen", ist eine andere Art des Wissens.

Die Erklärung "Dominus Jesus" gibts hier.

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lifestylekatholik
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Beitrag von lifestylekatholik »

Staubkorn sagt:
Staubkorn hat geschrieben:Nein, hat Jesus natürlich nicht. Wer hat sowas behauptet. Das sind die Menschen die aus "ihrer" Religion der sie angehören, den alleinigen Allmachtsanspruch gemacht haben die alleinige richtige "Religion" zu haben [...] Es sind die MENSCHEN, NICHT [Punkt]
Jesus sagt:
Jesus Christus hat geschrieben:»Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden« (Mk 16,15-16). »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,18-20; vgl. auch Lk 24,46-48; Joh 17,18; 20,21; Apg 1,8).

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Staubkorn sagt:

Staubkorn hat folgendes geschrieben:
Nein, hat Jesus natürlich nicht. Wer hat sowas behauptet. Das sind die Menschen die aus "ihrer" Religion der sie angehören, den alleinigen Allmachtsanspruch gemacht haben die alleinige richtige "Religion" zu haben [...] Es sind die MENSCHEN, NICHT [Punkt]


Jesus sagt:

Jesus Christus hat folgendes geschrieben:
»Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden« (Mk 16,15-16). »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,18-20; vgl. auch Lk 24,46-48; Joh 17,18; 20,21; Apg 1,8).

Hier bitte nichts "durcheinanderschmeißen" und zukünftig meine Zitate nicht dazu benutzen, als ob ich etwas "gegen" Jesus Lehre geschrieben habe. Und meine Worte gegenübers Jesus`s Worte zu setzen, lassen wir in Zukunft auch bleiben. Denn seine sind gewichtiger, als die meinen und werden nie an seinen "herankommen". Provokation ist an dieser Stelle zu tunlichst zu vermeiden. Es wäre eine Beleidigung gegenüber Jesus Worten und seiner Lehre und DAS WILL ICH [Punkt] Soviel dazu!
Es geht um einen "Absolutheitsanspruch" einer "Konfession", nicht um die Worte von Jesus. Wir können dankbar dafür sein, dass Jesus auf dieser Erde erschienen ist und uns seine Lehre GESCHENKT hat. Was wird daraus machen, ist eine andere Geschichte und ob wir daraus einen Absolutheitsanspruch zu der uns zugehörigen "Religionsgemeinschaft", sei sie katholisch, evangelisch, orthodox stricken, ist von den einzelnen Menschen abhängig. Ich persönlich halte so etwas für äußerst gefährlich.
Komisch, ich habe das Gefühl hier, das man sich wieder und wieder wiederholen muss, weil irgendjemand meint sich "persönlich" angegriffen zu fühlen, weil man seine wiederum "persönliche" Glaubenszugehörigkeit "angegriffen" hat.
Weiterhin ist mir ebenfalls bewußt geworden oder war mir auch schon vorher bewußt, aber ich habe bis dahin doch noch geglaubt an die Möglichkeit das der Mensch etwas "dazu lernen" kann. Das heißt, von dem "Absolutheitsanspruch", wie dieser hier von lifestylekatholik geäußert worden ist, im Sinne der Gleichwertigkeit aller Menschen und ihrer "Religionszugehörigkeit" Abstand zu nehmen und die Menschen sind so zu nehmen, wie sie einmal sind. Damit meine ich allerdings nicht diejenigen, die allein ihr Leben leben aus materiellen Gründen.
Ebenfalls bitte ich dazu, auch in die Überlegenheit miteinzubeziehen: Die kulturellen Unterschiede und die Mentalität der einzelnen Völker.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Wir sollen also alle Menschen gemäß Jesu Auftrag zum Christentum bekehren, aber ohne zu behaupten, daß ihre bisherigen - nichtchristlichen - Überzeugungen falsch seien? Oder schmeiße ich Deine Aussagen da wieder durcheinander?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Staubkorn hat geschrieben:
Wir sollen also alle Menschen gemäß Jesu Auftrag zum Christentum bekehren, aber ohne zu behaupten, daß ihre bisherigen - nichtchristlichen - Überzeugungen falsch seien? Oder schmeiße ich Deine Aussagen da wieder durcheinander?
Du schmeißt...Du schmeißt...
Dann erkläre doch mal bitte, wie Du's meinst.

Ich sehe aus Deinen Beiträgen heraus nur zwei mögliche Ansätze:
1. Jesus hat Deiner Ansicht nach keinen Missionsauftrag hinterlassen. Oder:
2. Das Christentum kann Deiner Ansicht nach schon mit einem absoluten Wahrheitsanspruch auftreten, nur die christlichen Konfessionen untereinander können es nicht.

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Mannmannmann, der wievielte thread ist das jetzt, der in diese Richtung gedreht wird :nein:

Um mal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Warum gibt es nicht mehrere Wahrheiten?
Ich glaube zunächst mal, dass es die Wahrheit gibt, und sie hat sich uns in Jesus offenbart (und nicht nur im "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"). Wenn ich also dem gegenwärtigen Trend zum Relativismus abschwöre und behaupte, dass es eine Wahrheit gibt, dann muss ich mich natürlicherweise auf die Suche nach ihr machen.

Soweit so einfach ... aber jetzt kommt's: wenn ich nun der Meinung bin, die Wahrheit gefunden zu haben (sei es nun in der katholischen Kirche oder bei der Lehre vom großen Spagettimonster) und ich weit und breit nichts sehe, was diese Wahrheit aushebeln könnte: kann ich dann noch liberal gegen andere Meinungen (das können dann ja keine "Wahrheiten" mehr sein) sein? Natürlich kann ich akzeptieren, dass andere die Wahrheit woanders suchen und natürlich kann ich auch meine gefundene Wahrheit immer wieder gegen diese Meinungen abgleichen, aber mit der Liberalität hat's dann ein Ende. Prägnant gesagt: ich glaube nicht, dass Jesus ein Liberaler war

Dass sich daraus, dass manche meinen, die Wahrheit zu vertreten und sie mit Gewalt verbreiten zu müssen, viele Tragödien in der Menschheitsgeschichte ergeben haben, ist sicher unstrittig. Unstrittig ist für mich aber auch, dass das nicht in der Verantwortung der Wahrheit liegt sondern in Verantwortung derer, die die Wahrheit (vielleicht) gefunden haben und nun nicht adäquat mit ihr umgehen können.

Ich hoffe, dass dieses Posting ein bisschen dazu beiträgt, sich wieder ein bisschen zu beruhigen. :ja:

Gottes Segen für alle mit gutem Willen,
tantum ergo
(selbst noch auf der Suche nach der Wahrheit aber glaubend, bei der katholischen Kirche fündig geworden zu sein)
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

maliems
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Beitrag von maliems »

wer uns das Recht gibt? Natürlich die Wahrheit selber.

Wieso sollten wir das Licht der alleinigen Wahrheit unter den Scheffel stellen? Es gehört auf den Berg, dass jeder es sieht.

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Staubkorn
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Beitrag von Staubkorn »

Gehen wir eigentlich davon aus, dass nur "wir" die Wahrheit kennen, wissen, haben?
Ich stelle mir diese Frage immer wieder hier im Forum?

Warum gibt es nicht mehrere Wahrheiten?
eine römisch - katholische?
eine orthodoxe
eine ev.-Lutherische
eine evangelische
eine jüdische
eine Muslimische?
eine XXXXXX.-....?

Warum haben nur wir recht?
Das war der Anfang...

wer uns das Recht gibt? Natürlich die Wahrheit selber.

Wieso sollten wir das Licht der alleinigen Wahrheit unter den Scheffel stellen? Es gehört auf den Berg, dass jeder es sieht.
Und dass soll das Ene sein?
Von welcher Wahrheit wird denn hier gesprochen? Siehe oben, katholische, evangelische, orthodoxe....? Es kommt doch immer darauf an, wo Du stehst und ob Du meinst Deiner Konfession sei die alleinige Wahrheit zu finden.
Unstrittig ist für mich aber auch, dass das nicht in der Verantwortung der Wahrheit liegt sondern in Verantwortung derer, die die Wahrheit (vielleicht) gefunden haben und nun nicht adäquat mit ihr umgehen können.
Es ist immer ein "vielleicht" im Raume. Jesus hat ja nicht DIE Konfession gegründet (ohne jetzt einen in seinem persönlichen Glauben angreifen zu wollen) sondern das Christentum an sich. Ich wage es von daher nicht irgendeinen Mönch sei es der in der katholischen Kirche, noch der der auf dem Berg Athos lebt in irgendeinerweise "anzugreifen". Ich halte viel von Mönchen und Nonnen egal welcher Konfession sie angehören, die natürlich auch adäquat mit dieser "ihrer" gefundenen Wahrheit umgehen können. Ich bin immer wieder davon berührt, von unseren "Nachbarn", den Hindus. Ich habe noch nie jemanden angetroffen, der es sich gewagt hat irgendetwas "negatives" über Jesus zu formulieren, im Gegenteil. In den Haushalten findet sich auch immer ein Bild von ihm, obwohl sie gänzlich einer anderen Religion angehören...

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Hallo Staubkorn!

Bist du Armenierin?

(Falls dir meine Frage zu neugierig ist, => PN)

Gruß
Clemens

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Staubkorn hat geschrieben:Ich bin immer wieder davon berührt, von unseren "Nachbarn", den Hindus. Ich habe noch nie jemanden angetroffen, der es sich gewagt hat irgendetwas "negatives" über Jesus zu formulieren, im Gegenteil. In den Haushalten findet sich auch immer ein Bild von ihm, obwohl sie gänzlich einer anderen Religion angehören...
Nun, ich geben zu, das ginge mir zu weit, wobei ich zugeben muss, dass ich vom Hinduismus zu wenig verstehe, als dass ich mich dazu qualifiziert äußern könnte.

Aber: wenn Jesus die Wahrheit ist, dann kann der Gott einer anderen Religion in meinen Augen nur ein Götzenbild sein, und das käme mir dann nicht ohne weiteres ins Haus (jedenfalls nicht abseits eines vielleicht künstlerischen Werts). Das heißt nicht, dass ich mich dieser Religion und ihren Gläubigen nicht auch mit gehörigem Respekt zu nähern habe (den Begriff des Götzen würde ich bspw. in der Diskussion mit einem Hindu sicher nicht verwenden), und ich schließe auch aus, hier mit irgendeinem gewalttätigen Mittel (sei es körperlich, psychisch oder sonstwie) zu "missionieren", aber der Glaube (inkl. Zweifel und dem "Vielleicht"), in Jesus Christus die Wahrheit gefunden zu haben, schließt für mich die Übernahme anderer Glaubensinhalte aus

Ich denke, ein solcher angepasster Glaube würde zu einer Art Patchworkreligion werden, also einer, in der sich jeder seine Religion aus unterschiedlichen Komponenten zusammen bastelt - das Gegenteil der Idee einer "universellen Wahrheit", denn erlöst würde dann ja nur ich (und vielleicht eine Handvoll Menschen, die zufällig das gleiche Muster zusammengebaut haben)

Gottes Segen,
tantum ergo
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

maliems
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Beitrag von maliems »

Staubkorn hat geschrieben:
Gehen wir eigentlich davon aus, dass nur "wir" die Wahrheit kennen, wissen, haben?
Ich stelle mir diese Frage immer wieder hier im Forum?

Warum gibt es nicht mehrere Wahrheiten?
eine römisch - katholische?
eine orthodoxe
eine ev.-Lutherische
eine evangelische
eine jüdische
eine Muslimische?
eine XXXXXX.-....?

Warum haben nur wir recht?
Das war der Anfang...

wer uns das Recht gibt? Natürlich die Wahrheit selber.

Wieso sollten wir das Licht der alleinigen Wahrheit unter den Scheffel stellen? Es gehört auf den Berg, dass jeder es sieht.
Und dass soll das Ene sein?
Von welcher Wahrheit wird denn hier gesprochen? Siehe oben, katholische, evangelische, orthodoxe....? Es kommt doch immer darauf an, wo Du stehst und ob Du meinst Deiner Konfession sei die alleinige Wahrheit zu finden.
Unstrittig ist für mich aber auch, dass das nicht in der Verantwortung der Wahrheit liegt sondern in Verantwortung derer, die die Wahrheit (vielleicht) gefunden haben und nun nicht adäquat mit ihr umgehen können.
Es ist immer ein "vielleicht" im Raume. Jesus hat ja nicht DIE Konfession gegründet (ohne jetzt einen in seinem persönlichen Glauben angreifen zu wollen) sondern das Christentum an sich. Ich wage es von daher nicht irgendeinen Mönch sei es der in der katholischen Kirche, noch der der auf dem Berg Athos lebt in irgendeinerweise "anzugreifen". Ich halte viel von Mönchen und Nonnen egal welcher Konfession sie angehören, die natürlich auch adäquat mit dieser "ihrer" gefundenen Wahrheit umgehen können. Ich bin immer wieder davon berührt, von unseren "Nachbarn", den Hindus. Ich habe noch nie jemanden angetroffen, der es sich gewagt hat irgendetwas "negatives" über Jesus zu formulieren, im Gegenteil. In den Haushalten findet sich auch immer ein Bild von ihm, obwohl sie gänzlich einer anderen Religion angehören...
kennst du das glaubensbekenntnis? da stahts drin. einfach lesen.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Na gut, zurück zum Thema: Ist mit absolutem Wahrheitsanspruch erkennbar, daß kein absoluter Wahrheitsanspruch erkennbar ist?

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Tut mir leid, dass ich so eine diskussion hier verursacht habe....

Ich meinte es ganz ernst. viele Religionen behaupten von sich (bzw. sind davon überzeugt, dass sie die Wahrheit kennen / wissen / verbreiten), Wär es da nciht gut selber ein bisschen bescheiden zu werden, und einfach zu sagen, DIES IST MEINE Wahrheit, aber vielleicht sieht Eure anders aus?

Es gibt so viele Wahrheiten, selbst wenn ich das Christentum betrachte.

russisch-orthodox
griechisch-orthodox
römisch-katholisch
alt-katholisch
wie wir kürzlich lernen konnten, Neu katholisch ;)
evangelisch
evangelisch-Lutherisch
methodistisch
..
..
Zeugen Jehovas
Mormonen

und das sind noch nicht mal alle, die behaupten Christen zu sein, und jeder ist von SEINER ganz persönlichen Wahrheit überzeugt, dabei fußen alle mehr oder weniger auf die Bibel.

Ich würde mir da einfach etwas mehr Bescheidenheit wünschen.
ICH maße mir das Recht nicht an zu sagen, dass ICH die EINZIGE Wahrheit erkannt habe. Wenn ich "gut" bin, kann ich sagen, dass ich meine Wahrheit gefunden habe, aber sie muss nicht die des anderen sein...


Versteht mich jemand
:hmm:

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

"Freilich!" (möchte ich sagen - und ertappe mich dabei, wie ich überlege, woher ich überhaupt wissen will, dass ich dich verstanden habe.)


Aber ich meine tatsächlich:
ein entschiedenes Beharren auf einer festen Überzeugung ist durchaus vereinbar mit Respekt vor der Überzeugung des anderen.

Es gibt zwei Arten von Respektlosigkeit gegenüber der Überzeugung des anderen:
a) einfach vom Tisch wischen, ohne die darin enthaltene Anfrage an die eigene Meinung ernst zu nehmen (kommt auch hier im Forum leider öfters vor),
b) alles für gleich-gültig erklären, und damit leugnen, dass die Wahrheitsfrage überhaupt wichtig ist. "Lass du mir meinen Glauben, dann lass ich dir deinen Glauben" - diese "in der Welt" weit verbreitete Methode zeigt ebenfalls keinen Respekt vor der Überzeugung anderer.
In diese Richtung geht IMHO auch die Rede von den mit Possesivpronomen versehenen Wahrheiten.


Dagegen:
Wenn ich eine andere Überzeugung kritisiere, nachdem ich mich mir ihr befasst habe, handle ich hoffentlich nicht respektlos gegenüber dieser Überzeugung, sondern nehme sie ernst und würdige sie der Kritik. Weil ich möchte, dass ich UND der Gesprächspartner zur Wahrheit finden!


Habe ich dich nun verstanden?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Ich glaube, Reginas Problem bewegt sich nicht auf der moralischen, sondern auf der erkenntnistheoretischen Ebene.

Nicht: Darf ich versuchen, andere von meinen Überzeugen zu überzeugen, bzw. darf ich die Überzeugungen anderer für unwahr halten?
Sondern: Woher weiß ich, daß meine eigenen Überzeugungen tatsächlich zutreffend sind?

Richtig verstanden?

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Ja, Clemens, DU hast mich [Punkt] und es sogar noch besser auf den Punkt gebracht, als ich es konnte!

ich wünsch mir nur (auch hier) etwas mehr Tolleranz, und ich denke die geht damit einher, dass man nicht immer nur siene Überzeugung als die einzig seeligmachende ansieht, ODER geht sie damit einher, dass man so gut und fest verwurzelt in seinem Glauben ist, dass man nicht wie ein bissiger 'Pitbull" seinen Knochen verteidigen muss????

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Kilianus, es sind beide Fragen die mich bewegen, schon seit Jahren....

und ich komm nicht wirklich weiter...

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lifestylekatholik
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Beitrag von lifestylekatholik »

regina 32 hat geschrieben:Tut mir leid, dass ich so eine diskussion hier verursacht habe....
Du hast sie ja nicht verursacht. Du hast dich ja sehr zurückgehalten (und vielleicht etwas ratlos den ineinander verkeilten Pitbulls zugeschaut). :)
regina 32 hat geschrieben:Viele Religionen behaupten von sich (bzw. sind davon überzeugt) dass sie die Wahrheit kennen / wissen / verbreiten.
Ja, im Grunde meint jede Religion, sie hätte die Wahrheit gepachtet, und es gibt wenig Möglichkeiten, "von außen" definitv zu bestimmen, welche "richtiger" ist und welche "weniger richtig".

Dieses Dilemma kannst du auf diesem Wege nicht lösen. Du kannst nicht als unbeteiligter Beobachter herausfinden, welche Religion die richtige ist. Jede Religion macht Kernaussagen, die durch die Naturwissenschaften nicht verifizierbar (oder falsifizierbar) sind. Wäre es anders, wären es keine Religionen mehr, sondern naturwissenschaftliche Theorien bzw. Hypothesen. Menschen entscheiden sich verschieden, vorgeprägt durch ihre Herkunft und ihr Umfeld, durch ihre eigene Persönlichkeit, auch durch mehr oder weniger zufällige Umstände, die ihnen widerfahren. Und wenn sie sich dann mal für verschiedene Religionen entschieden haben, meint jeder vom anderen, der irre.

Dieses Dilemma ist durch Menschen nicht auflösbar.
regina 32 hat geschrieben:Wär es da nicht gut selber ein bisschen bescheiden zu werden, und einfach zu sagen, DIES IST MEINE Wahrheit, aber vielleicht sieht Eure anders aus?
Wenn ich finde, es ist aber heute warm, und im T-Shirt rumlaufe, und ein anderer findet es kalt und läuft im Mantel rum, dann wäre es sicherlich unsinnig, sich darüber zu streiten. Darum gehts ja aber nicht.

Wenn ich meine, der Mensch stirbt nicht, wenn ihm der Kopf abgehauen wird, dann ist diese Meinung falsch. Hier gibt es eine objektive Wahrheit, und die heißt: Jemandem den Kopf abzuhauen ist eine sichere Methode, ihn umzubringen. Hier kann man nicht sagen: Dies ist meine Wahrheit, aber vielleicht sieht Eure anders aus.

Dieser zweiten Art sind auch Kernüberzeugungen des Christentums. Ich habe einige schon oben zitiert, sie stehen am Beginn der Erklärung "Dominus Jesus". Eine davon ist der Satz Christi: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." -- Deshalb ist es nach Überzeugung des Christentums so wichtig, sich taufen zu lassen und sich zur Lehre Christi, die durch die Kirche weiterverkündet wird, zu bekennen: Weil du sonst verdammt wirst. -- Aus dieser Perspektive wäre es geradezu unmenschlich, Menschen zu sagen, ach, wir haben unsere Wahrheit, aber bleib du mal bei deiner, du gehst zwar dann am Ende vor die Hunde, aber uns kümmerts nicht.

Hm, war einigermaßen verständlich, was ich meine?

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