Die Bibel

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Albert
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Re: Die Bibel

Beitrag von Albert »

stine hat geschrieben:Dann ist der Versuch, die Bibel logisch zu erklären also ein Trugschluß?
Teufelsargumente?
Gott ist also nur mit denen, die die Bibel kompromisslos zur Kenntnis nehmen?

Ich hoffe nur, ihr verlasst euch da nicht zu sehr darauf.
Auf Gott kann man sich immer verlassen!

Um was geht es dir eigentlich? Ein Frage-Repertoire ohne ersichtlichen Grund.

Fragend grüßt,
Albert

Chrysostomus
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Re: Die Bibel

Beitrag von Chrysostomus »

stine hat geschrieben:Gott ist also nur mit denen, die die Bibel kompromisslos zur Kenntnis nehmen?
Gott ist mit jedem, der den notwendigen Vorschuss an Sympathie aufwendet, ohne den es kein Verstehen gibt (um mal indirekt den Hl.Vater aus seiner Einleitung des Jesusbuches zu zitieren). Sympathie grenzt an Vertrauen; Vertrauen, sich an der Hand nehmen und zu etwas, das fremd und daher noch unverständlich ist, heranführen zu lassen.

Ich lese aus deinen Fragen eher allgemeinen Glaubenszweifel heraus - und den Wunsch, diesen Zweifel durch objektive Tatsachen, die den Glauben stützen sollen, zu überwinden. Was aber nützten dir solche angeblich objektiven Tatsachen? Woher weißt du, dass sie wirklich objektiv, wirklich Tatsachen sind? Ist das nicht einfach nur eine nie zu Ende gehende Feilscherei um das bessere (von Menschen formulierte) Argument? Und wenn ja, vor allem wenn vom Menschen herrührend, führt diese Feilscherei denn wirklich zum wahren Glauben, zum innigen Vertrauen, zur Liebe? Ich möchte dir Mut machen, den Kopf auszuschalten und mit dem Herzen, d.h. in Vertrauen, ein Schritt auf Gott - bzw. enger gefasst in diesem Kontext, auf die Hl.Schrift - zuzumachen. Er wird mit dir weitergehen, nicht nur einen Schritt, sondern zwei.

stine
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Re: Die Bibel

Beitrag von stine »

Um was geht es mir?

Es geht mir darum, dass Gott mir (und vielen anderen Christen) logischen Verstand gegeben hat und nun frage ich mich also, wieso, ich ihn nicht nutzen soll?
Ich möchte meinen Glauben aufrechterhalten und stärken, aber das kann ich nur, wenn ich wenigstens ein Minimum an rationaler Einsicht in die Glaubensfundamente legen kann. Und so ist meine Eingangsfrage zu verstehen: Warum ist ausgerechnet die Bibel Gottes Wort? Gottes Wort kann doch alles sein. Auch die "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch, zB, oder Josef Ratzingers gesammelte Erkenntnisse. Alles, was uns im Glauben stärkt kommt von Gott.
Warum dürften keine Zweifel darin entstehen, dass das Niedergeschriebene nicht 1:1 so stattgefunden hat? Glauben wir nun an die Bibel oder an die Eingebungen Gottes? Wenn er uns zu verstehen gibt, was wir wissen möchten, dann kann er uns doch verschiedene Wege zeigen. Dann gilt nicht nur ein Standardwerk, das wir zweifelsfrei stehen lassen müssen, sondern dann finden wir seine Aussagen überall und in allem.

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

stine hat geschrieben:Es geht mir darum, dass Gott mir (und vielen anderen Christen) logischen Verstand gegeben hat und nun frage ich mich also, wieso, ich ihn nicht nutzen soll? Ich möchte meinen Glauben aufrechterhalten und stärken, aber das kann ich nur, wenn ich wenigstens ein Minimum an rationaler Einsicht in die Glaubensfundamente legen kann. Und so ist meine Eingangsfrage zu verstehen: Warum ist ausgerechnet die Bibel Gottes Wort?
Was meinst du denn, warum die Bibel Gottes Wort ist?

Albert
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Re: Die Bibel

Beitrag von Albert »

stine hat geschrieben:Um was geht es mir?

Es geht mir darum, dass Gott mir (und vielen anderen Christen) logischen Verstand gegeben hat und nun frage ich mich also, wieso, ich ihn nicht nutzen soll?
Ich möchte meinen Glauben aufrechterhalten und stärken, aber das kann ich nur, wenn ich wenigstens ein Minimum an rationaler Einsicht in die Glaubensfundamente legen kann. Und so ist meine Eingangsfrage zu verstehen: Warum ist ausgerechnet die Bibel Gottes Wort?
...
Nun ja, es ist die unnachahmliche Eigenschaft der Heiligen Schrift, die sich auf anderer Stufe in der Tradition fortsetzt, mit alten Worten Neues zu sagen, mit kurzen Worten unergründliche Wahrheiten auszudrücken.

In der Heiligen Schrift erscheinen nacheinander zwei verschiedene Handlungsweisen und Arten der Selbstoffenbarung des Geistes Gottes.

Die eine können wir charismatisch nennen, sie ist jene die den Geist als eine göttliche Kraft zeigt und in betsimmten Personen zu einer Handlung und Leistung befähigt, die menschliche Möglichkeiten übersteigt.

Die zweite Handlungsweise, können wir heiligend nennen wo Gott selbst ankündigt "Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch...Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt." (Ez 36.26-27)

Daher gilt: Wenn der Dreieine spricht geschieht etwas und zwar sofort.

Zu guter Letzt, es ist eine Sache der Erfahrung, wenn die Heilige Schrift geistlich also im Licht und mit Salbung des Geistes gelesen wird, strahlt sie Licht, Trost und Hoffnung aus – in einem Wort: Leben!

Grüße,
Albert

stine
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Re: Die Bibel

Beitrag von stine »

Danke, Albert, darüber werde ich nachdenken!

Ist aber nicht jedes über Gott Geschriebene eine spirituelle Auseinandersetzung?
Offenbart sich Gott nicht auch in anderen Schriften?

Albert
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Re: Die Bibel

Beitrag von Albert »

stine hat geschrieben:...

Ist aber nicht jedes über Gott Geschriebene eine spirituelle Auseinandersetzung?
Ein kleiner Hinweis darf gestattet sein.

Man kann nicht "über" Gott schreiben und "über" Gott reden, sondern nur von Gott reden und schreiben, Danke.
stine hat geschrieben:Offenbart sich Gott nicht auch in anderen Schriften?
Selbstverständlich!
Hier spricht die Hl. Kirche in "Nostra aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils von den Samenkörner der Wahrheit und des Guten, die auch in anderen Religionen und Kulturen vorhanden sind.

Sehr schön ausgeführt in "Dominus Iesus" von S.Em. Josef Kardinal Ratzinger, AD 2000

Grüße,
Albert

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Albert hat geschrieben:
stine hat geschrieben:...

Ist aber nicht jedes über Gott Geschriebene eine spirituelle Auseinandersetzung?
Ein kleiner Hinweis darf gestattet sein.

Man kann nicht "über" Gott schreiben und "über" Gott reden, sondern nur von Gott reden und schreiben, Danke.
Weil nämlich Gott über uns ist und wir von ihm (herab, her) denken, sprechen, reden, predigen, singen...

Raphael

Re: Die Bibel

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Albert hat geschrieben:
stine hat geschrieben:...

Ist aber nicht jedes über Gott Geschriebene eine spirituelle Auseinandersetzung?
Ein kleiner Hinweis darf gestattet sein.

Man kann nicht "über" Gott schreiben und "über" Gott reden, sondern nur von Gott reden und schreiben, Danke.
Weil nämlich Gott über uns ist und wir von ihm (herab, her) denken, sprechen, reden, predigen, singen...
Dies kann man insbesondere in der Predigt des Hl. Paulus auf dem Areopag nachlesen! :)

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Albert hat geschrieben:
stine hat geschrieben:...

Ist aber nicht jedes über Gott Geschriebene eine spirituelle Auseinandersetzung?
Ein kleiner Hinweis darf gestattet sein.

Man kann nicht "über" Gott schreiben und "über" Gott reden, sondern nur von Gott reden und schreiben, Danke.
Weil nämlich Gott über uns ist und wir von ihm (herab, her) denken, sprechen, reden, predigen, singen...
Dies kann man insbesondere in der Predigt des Hl. Paulus auf dem Areopag nachlesen! :)
Vor allem Apg 17,14. Die ganze Predigt ist quasi die Bibel im Taschenformat. Wir finden hier ein kritisches, gemischtes Publikum. Der Hl. Paulus hatte es dort nicht leicht, seine Auferstehungsbotschaft zu vermitteln. Denn das Wunschdenken war dort in dieser Hinsicht nicht allzu ausgeprägt. Daraufhin dürfte später der Apostel seine Auferstehungstheologie weiter ausgearbeitet, differenziert und spiritualisiert haben.

Sprachlich ganz nett ist der Ausdruck: von Gottes Art. Der Ausdruck Art dürfte aus dem Lateinischen von ars, artis = Kunst kommen, wie wir dieses Wort heute auch noch im Französischen und im Englischen finden. Das kommt wohl von der Schöpfungsvorstellung, dass Gott Adam, den Menschen, am Anfang quasi getöpfert hat.

Beim hl. Bonaventura finden wir übrigens die Idee, dass die Kunst schon im Wort, in der Idee liegt, nicht erst in der Verwirklichung. Denn er spricht vom Sein in der ewigen Kunst. Inwieweit das auch Ideen von Platon und Aristoteles verarbeitet, kann ich nicht sagen.
Zuletzt geändert von overkott am Dienstag 13. Januar 2009, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.

stine
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Re: Die Bibel

Beitrag von stine »

Schön, dass ihr so klug seid...
Ich bin ja immer bereit dazu zu lernen.
Aber wird nicht immer auch Seine Dritte Person groß geschrieben?

Protagoras
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Re: Die Bibel

Beitrag von Protagoras »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Damit wir hier nicht vollends in die Thematik des Schöpfungs- und
Sündenfallberichts abgleiten – welcher andernorts in diesem Forum
aufs ausführlichste behandelt wird –, das Nötige aber dennoch nicht
ungesagt bleibe, verweise ich an dieser Stelle bloß auf den Ort, wo
man’s findet, und bitte darum, allfällige Gesprächsbedürfnisse dort
zu befriedigen: viewtopic.php?p=1938#p1938
Danke für den Hinweis. Ein starker Strang das, wenn er auch gegen Ende etwas abflacht. Immerhin - im Ansatz, dass nämlich "die dem Mythus verwandte Gestalt der Überlieferung in manchen Details der Interpretation Raum läßt", sind wir uns anscheinend einig. Zu verhandeln ist nur noch, was als buchstäblich zu glaubendes "Eckdatum" stehen bleiben muss und was als zeitbedingte Ausschmückung angesehen werden darf. Mehr dazu aber in dem zitierten Strang, falls mich insoweit noch ein Gesprächsbedürfnis überkommt.

Nur zu der oben angebrachten Spiegelbild-Kritik noch ein Wort: Es ist wohl wahr, dass der moderne Mensch versucht, von seinem geistigen Standort aus die Aussageabsicht des Autors zu definieren und dass er damit seinen eigenen Horizont in sein Bild jenes Autors hineinprojiziert und im Ergebnis nur sein Spiegelbild betrachtet. Nur - wie soll es anders gehen? Entweder es findet Interpretation statt (s. oben) oder es bleibt beim Buchstabensinn. Sicher gibt es richtige und falsche Interpretationen, aber objektive Interpretationen ohne Spiegelung des Interpreten gibt es nicht. Du gleichst dem Geist, den du begreifst. Auch ein starkes, hochinspiriertes Buch übrigens, wo das steht.

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Protagoras hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Damit wir hier nicht vollends in die Thematik des Schöpfungs- und
Sündenfallberichts abgleiten – welcher andernorts in diesem Forum
aufs ausführlichste behandelt wird –, das Nötige aber dennoch nicht
ungesagt bleibe, verweise ich an dieser Stelle bloß auf den Ort, wo
man’s findet, und bitte darum, allfällige Gesprächsbedürfnisse dort
zu befriedigen: viewtopic.php?p=1938#p1938
Danke für den Hinweis. Ein starker Strang das, wenn er auch gegen Ende etwas abflacht. Immerhin - im Ansatz, dass nämlich "die dem Mythus verwandte Gestalt der Überlieferung in manchen Details der Interpretation Raum läßt", sind wir uns anscheinend einig. Zu verhandeln ist nur noch, was als buchstäblich zu glaubendes "Eckdatum" stehen bleiben muss und was als zeitbedingte Ausschmückung angesehen werden darf. Mehr dazu aber in dem zitierten Strang, falls mich insoweit noch ein Gesprächsbedürfnis überkommt.

Nur zu der oben angebrachten Spiegelbild-Kritik noch ein Wort: Es ist wohl wahr, dass der moderne Mensch versucht, von seinem geistigen Standort aus die Aussageabsicht des Autors zu definieren und dass er damit seinen eigenen Horizont in sein Bild jenes Autors hineinprojiziert und im Ergebnis nur sein Spiegelbild betrachtet. Nur - wie soll es anders gehen? Entweder es findet Interpretation statt (s. oben) oder es bleibt beim Buchstabensinn. Sicher gibt es richtige und falsche Interpretationen, aber objektive Interpretationen ohne Spiegelung des Interpreten gibt es nicht. Du gleichst dem Geist, den du begreifst. Auch ein starkes, hochinspiriertes Buch übrigens, wo das steht.
Mal abgesehen vom Gemeinten (mit dem ich durchaus übereinstimme), ist das Sprachbild hineinprojizieren nicht glücklich gewählt. Denn wenn man die Optik als Bild für das Denken nimmt, können wir uns folgendes vorstellen: Wie die Sonne gibt es Gott, den Geist der Schöpfung, den reinen Logos, den wir nicht direkt einsehen können. Sein Licht "bricht sich" und erscheint indirekt in den Strukturen der Schöpfung bzw. der betrachteten Objekte. Wenn die Strukturen der betrachteten Objekte polivalent oder ambivalent sind, spiegelt ihre Oberfläche und verhindert mehr oder weniger die Einsicht in die Objekte. Dann erkennen wir uns darin, erleuchtet vom Licht des Logos, selbst. Der menschliche Geist ist damit nicht der Projektor, sondern er bleibt Rezeptor.a

Man kann natürlich auch näher auf den Faust eingehen. Er erscheint als erbärmlicher Nullchecker. Seine These "Am Anfang war die Tat" reflektiert ein Denken nach dem Motto: Erst schlagen, dann fragen. Und dann nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Raphael

Re: Die Bibel

Beitrag von Raphael »

stine hat geschrieben:Schön, dass ihr so klug seid...
Ich bin ja immer bereit dazu zu lernen.
Aber wird nicht immer auch Seine Dritte Person groß geschrieben?
Wenn Du's nicht fühlst, wirst Du es nicht erjagen!
(frei nach J.W. Goethe)

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Das Bemerkenswerte an den Schöpfungsgeschichten von Mose und Johannes ist die Bedeutung von Geist, Wort und Erkenntnis.

Gott ist Geist. Er spricht und es wird. Sein Wort ist Gesetz. Darin zeigt sich seine ganze Macht. Er ist der Souverän. Er ist der Vater. Er ist das Ich. Er ist das Verständnis und das Selbstverständnis. Gott ist das Selbstverständnis, das Naturgesetz und das Sittengesetz.

Sein Gesetz ist die Liebe. Gott ist die Liebe.

Der Mensch wurde vom Vater gedacht und gemacht. Er wurde bei seinem Namen gerufen und er hat auf seinen Namen gehört. Er hat dem Vater geantwortet, hat ihn verehrt und hat ihm gedankt. Er ist ihm ähnlich. Denn er kann verstehen.

Aber er sollte sich nicht selbst verstehen. Denn dann hätte er erkannt, dass er nackt und sterblich ist. Der Tod kam durch das Selbstverständnis. Der Tod kam durch das Streben nach Autonomie. Der Tod kam durch die Ichsucht.

Denn der Mensch will wie der Vater sein und wenn er sich selbst seine Gesetze gibt, wird er aus dem Garten des Vaters, aus der Geisteswelt Gottes vertrieben.

Und doch bleibt er dem Vater durch die Vernunft ähnlich. Er denkt, er spricht und es wird. Er herrscht über Mensch und Tier, über Haus und Hof. Er plant Städte und Staaten.

Und wenn er Gott mit Jesus Christus als seinen Vater liebt, ihn ehrt, ihm dankt für die Schöpfung und die Mitgeschöpfe liebt, dann kehrt er in die Geisteswelt Gottes zurück, die das ewige Leben ist.

Das ist Weisheit von Gott, Theologie, wie sie Könige ihren kleinen Prinzen erzählt haben, die sie weitergedacht haben zu großen Lehrgebäuden, zu Synagogen, zum Tempel und zu Kirchen, die als Lehrgebäude immer Bilder sind für die Theologien, für den Kultus und die Kultur, die den Menschen vom Tier unterscheidet.

stine
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Re: Die Bibel

Beitrag von stine »

"Gott als das eigentliche Sein wird von Anfang an verstanden als der schöpferische Geist, die Weisheit und das sich schöpferisch aussprechende Wort: ewig, universal, absolut, souverän, selbst ohne Begründung. Deshalb gibt es auch nur einen Gott und keinen zweiten Versucher neben ihm, der diese Souveränität begrenzen könnte. Das Denken des Höchstprinzips und der Letztbegründung führen zum Monotheismus. Gott wird als vorgefunden erfahren, während das Selberschnitzen von Gottesbildern als religiöse Fehlhaltung abgelehnt wird." (vgl. HP Overkott)

Wer das Gottesbild der Bibel aufrecht erhält ist mE von einem Gottesschnitzer nicht so weit entfernt. Will sagen, die Bibel zeigt auch nur ein Modell von Gott.
Wenn wir ihn wirklich suchen, müssen wir das überall tun! Auch in uns selbst.
Protagoras hat geschrieben:Nur zu der oben angebrachten Spiegelbild-Kritik noch ein Wort: Es ist wohl wahr, dass der moderne Mensch versucht, von seinem geistigen Standort aus die Aussageabsicht des Autors zu definieren und dass er damit seinen eigenen Horizont in sein Bild jenes Autors hineinprojiziert und im Ergebnis nur sein Spiegelbild betrachtet. Nur - wie soll es anders gehen? Entweder es findet Interpretation statt (s. oben) oder es bleibt beim Buchstabensinn. Sicher gibt es richtige und falsche Interpretationen, aber objektive Interpretationen ohne Spiegelung des Interpreten gibt es nicht. Du gleichst dem Geist, den du begreifst. Auch ein starkes, hochinspiriertes Buch übrigens, wo das steht.
So ist die Bibel also nur für den Gotteswort, der ihn darin finden möchte.

Raphael

Re: Die Bibel

Beitrag von Raphael »

stine hat geschrieben:So ist die Bibel also nur für den Gotteswort, der ihn darin finden möchte.
Der eine und dreifaltige Gott, wie ER in der Bibel beschrieben wird und wie ER sich durch die Bibel ausspricht, ist kein zwingender Gott, sondern ein liebender [Punkt]
Die Liebe zwingt nicht, sondern läßt der Liebe entgegengerichtete Haltungen zu.

Das kommt IMHO in dem overkott'schen Statement auch gut zum Ausdruck.

Die Heilige Schrift ist als ein Angebot an die Menschen - und zwar an alle Menschen - zu verstehen:
Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. (Lukas 11, 10)
Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir. (Offenbarung 3, 20)

stine
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Re: Die Bibel

Beitrag von stine »

Die Bibel zeigt uns also das Modell vom liebenden Gott.

Ich finde, im Overkott´schen Statement kommt klar zum Ausdruck, dass Gott das "ALLES" ist. Das "Immer-da-gewesene und das Immer-sein-werdende" . Das läßt IMHO keine Schlüsse auf einen Gott zu, der lenkt und denkt, der die Geschicke der Welt, insbesondere bestimmter Völker und Menschen auf der Erde in seine Hände nimmt.
Wir können aus der Bibel daher nur lernen, wie die Menschen jemals von Gott gedacht haben und uns an ihre Erfahrungen halten. Oder uns eigene Gedanken dazu machen.

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Hast du denn schon über die Paradoxie von Ewigkeit und Zeit nachgedacht? Weil Gott ewig ist, ist er auch in der Zeit: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit. Weil Gott in der Zeit ist, wirkt er auch in der Zeit. Weil Gott unendlich ist, ist er auch im Raum. Gott ist außen und innen. Gottes ist Geist und als Geist durchdringt er alles. Daher ist Gott auch im Menschen. Gott spricht und handelt durch seinen Sohn und seine Kinder. Alles Gute kommt von Gott, weil Gott der Gute ist. Der Gute offenbart sich durch die Liebe, als die Liebe. Wenn du liebst, erfährst du Gott. Wenn du Gutes tust, erfährst du Gott. Wenn du dich dem zuwendest, den Christus schützend in die Mitte gestellt hat, begegnest du Christus. Christus hat sich mit dem geringsten seiner Brüder identifiziert. Das bedeutet Gottes Menschwerdung. Du kannst Gott dafür lieben oder nicht. Wenn du aber Gott liebst, dann liebst du deinen Nächsten wie dich selbst.

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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Sage mir, was du gut findest, und ich sage dir, was du glaubst. Sage mir, was dein höchstes Gut ist, und ich sage dir, was für eine Theologie du hast. Sage mir, wie du dafür deine Begeisterung, Verehrung und Liebe zum Ausdruck bringst, und ich sage dir, was für eine Spiritualität du hast.

Albert
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Re: Die Bibel

Beitrag von Albert »

overkott hat geschrieben:Sage mir, was du gut findest, und ich sage dir, was du glaubst. Sage mir, was dein höchstes Gut ist, und ich sage dir, was für eine Theologie du hast. Sage mir, wie du dafür deine Begeisterung, Verehrung und Liebe zum Ausdruck bringst, und ich sage dir, was für eine Spiritualität du hast.
Mit welcher Vollmacht sprichst du so? :hae?:

Grüße,
Albert

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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Albert hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Sage mir, was du gut findest, und ich sage dir, was du glaubst. Sage mir, was dein höchstes Gut ist, und ich sage dir, was für eine Theologie du hast. Sage mir, wie du dafür deine Begeisterung, Verehrung und Liebe zum Ausdruck bringst, und ich sage dir, was für eine Spiritualität du hast.
Mit welcher Vollmacht sprichst du so? :hae?:

Grüße,
Albert
Glaubst du nicht, dann bist du nicht.

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Re: Die Bibel

Beitrag von Albert »

overkott hat geschrieben:
Albert hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Sage mir, was du gut findest, und ich sage dir, was du glaubst. Sage mir, was dein höchstes Gut ist, und ich sage dir, was für eine Theologie du hast. Sage mir, wie du dafür deine Begeisterung, Verehrung und Liebe zum Ausdruck bringst, und ich sage dir, was für eine Spiritualität du hast.
Mit welcher Vollmacht sprichst du so? :hae?:

Grüße,
Albert
Glaubst du nicht, dann bist du nicht.
Die Frage bleibt nur, ob man diese im Denken vorfindliche Prägung als "Denkform" ansprechen und bezeichnen soll.

Spaß beiseite, overkott, eine Frage hätte ich an dich, was ist eine "Teuerliebe", gelesen beim Hl. Bonaventura. Dank im Voraus, und wie zu erkennen ist, glaube ich. :breitgrins:

Grüße,
Albert

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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

Albert hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Albert hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Sage mir, was du gut findest, und ich sage dir, was du glaubst. Sage mir, was dein höchstes Gut ist, und ich sage dir, was für eine Theologie du hast. Sage mir, wie du dafür deine Begeisterung, Verehrung und Liebe zum Ausdruck bringst, und ich sage dir, was für eine Spiritualität du hast.
Mit welcher Vollmacht sprichst du so? :hae?:

Grüße,
Albert
Glaubst du nicht, dann bist du nicht.
Die Frage bleibt nur, ob man diese im Denken vorfindliche Prägung als "Denkform" ansprechen und bezeichnen soll.

Spaß beiseite, overkott, eine Frage hätte ich an dich, was ist eine "Teuerliebe", gelesen beim Hl. Bonaventura. Dank im Voraus, und wie zu erkennen ist, glaube ich. :breitgrins:

Grüße,
Albert
Der Übersetzer war übrigens Studentenpfarrer in der Hochburg des Karnevals. Also, ne Kölsche Jung. Er bereicherte unsere Sprache nicht nur mit Teuerliebe, sondern auch mit Angeltugenden. Aber daneben steht, Gott sei Dank, die Übersetzung auf Latein, also das Original. :breitgrins:

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Robert Ketelhohn
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Re: Die Bibel

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja, Joseph Bernharts Deutsch ist gewöhnungsbedürftig … eine nebenstehende lateinische Fassung hülft da ungemein zum Verständnis. (In der krönerschen Thomas-Auswahl mangelt’s leider eben daran.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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pierre10
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Re: Die Bibel

Beitrag von pierre10 »

Diesen Thread gelesen und nachgedacht. Soll manchmal bei mir vorkommen.

Gott (an den ich glaube) kann ja nur erkannt werden, weil es Menschen gibt. Ohne Mensch also kein Wissen um Gott. Ob Tiere etwas von Gott wissen sei dahingestellt. Man könnte auch sagen: Gott tut ist aktiv, vielleicht sogar der Akteur, wir Menschen sind das Publikum. Wir können von Gott lernen, vielleicht hat er uns nur zu diesem Zweck erschaffen. Aber lernen wir wirklich?

Ich habe da so meine Zweifel. Wenn ich mir die Welt ansehe, stell ich mir die Frage, ob ER es nicht schon bereut hat, diese Menschen erschaffen zu haben.

Pierre, eigentlich nicht negativ denkend aber manchmal....
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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Robert Ketelhohn
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Re: Die Bibel

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Moyses hat geschrieben:Als aber der Herr sah, daß des Menschen Bosheit sehr groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse allezeit, da reute es den Herrn, daß er den Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel des Himmels; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe! Noë aber fand Gnade vor dem Herrn. (Ex 6,5-8.)
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HeGe
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Re: Die Bibel

Beitrag von HeGe »

Die Disskussion um Israel bitte hier weiterführen. Vielen Dank.
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overkott
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Re: Die Bibel

Beitrag von overkott »

pierre10 hat geschrieben:Wenn ich mir die Welt ansehe, stell ich mir die Frage, ob ER es nicht schon bereut hat, diese Menschen erschaffen zu haben.
Die Menschwerdung seines Sohnes spricht jedenfalls dagegen.

HeGe
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Re: Die Bibel

Beitrag von HeGe »

Wie gut, dass wir das jetzt geklärt haben: Evangelien stammen nicht von einzelnem Autor :roll:

Merke: wer Verfasser-Angaben lesen kann, ist klar im Vorteil. :narr:
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Clemens
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Re: Die Bibel

Beitrag von Clemens »

Echt schade, dass so ein Schmarrn immer noch von scheinbar autorisiert auftretenden katholischen Organen verbreitet wird.

:(

ad_hoc
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Re: Die Bibel

Beitrag von ad_hoc »

Und solch ein Mist ist es radiovaticana wert, auf ihrer Homepage einzustellen?
Ich denke, dort sollte auch mal aufgeräumt werden.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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