Über die göttliche Offenbarung

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platon
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von platon »

Wenn man sich die Nota über Messner nochmal durchliest, dann wird es deutlich, daß im apostolischen Stuhl eine Denkart und Theologie gepflegt wird, die wiederum für sich selbst "Tradition" hat.... :breitgrins:

Davon könnten wir alle profitieren, denke ich.
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platon
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von platon »

@Robert:

Wenn man davon ausgeht, daß es Dogmen gibt, die keine Basis in der frühchristlichen Tradition hat, so müßte man wenigstens sagen, daß die frühchristliche Tradition eigentlich größeres Gewicht hat. Sehe ich das richtig?

Das Problem ist, selbst die paulinischen Schriften enthalten Texte, die einander zu widersprechen scheinen. Daher wird geraten, die Texte in ihrem Kontext zu lesen und die Lebensumgebung zu berücksichtigen, dann klärt sich so manches. Ich weiß immer noch nicht, welches Dogma entgegen der Tradition stehen soll.
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overkott
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von overkott »

platon hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Was soll daran Rätsel sein? Die Eucharistie selbst ist doch ein viel größeres "Rätsel".
Hallo Aletheia,

zunächst einmal unterscheide ich zwischen "Rätsel" und "Geheimnis". Ein Rätsel ist eine Frage, die eine rationale Lösung hat, etwa, wie denn die Gefangenen aus einem Gefängnis geflohen, sind. Wenn ich die Antwort nicht weiß, so darf ich annehmen, daß es eine Lösung gibt. Hingegen bei einem "Geheimnis" verstehe ich etwas, worauf die Antwort in vielfacher Weise den Verstand übersteigt.
Sehr subtil. Du meinst, dann sollten wir die staatlichen Geheimnisträger eher Rätselträger nennen?

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platon
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von platon »

overkott hat geschrieben:Sehr subtil. Du meinst, dann sollten wir die staatlichen Geheimnisträger eher Rätselträger nennen?
Gut, dann eben im religiösen Kontext in bezug auf Weltanschauung.

Das liegt eben darin, daß Worte einerseits je nach kontextabhängig den Sinn verändern können. Und dann gibt es auch die sogenannten paronymen Wörter, die mehrere Bedeutungen haben können. Etwa eine "Bank", wo man sein Geld hinbringt, oder wo man sich draufsetzt. Der "Schwein" ist einmal das Tier und ein anderes mal der Mensch.

Das heißt aber wiederum, daß Texte, auch die vatikanischen, nie zu 100% gegen alle Mißverständnisse geschützt werden können. Aber eines muß man konstatieren, daß die Kardinäle eine intensive Sorgfalt anheim gelegt haben, und sich viel Zeit für die Formulierung der Konzilstexte genommen haben.

"Geheimnis" ist so ein paronymes Wort. Einmal ist es etwas, was man für sich bewahrt und vor Dritten verbirgt, Staatsgeheimnisse zum Beispiel. Ein anderes Mal, also im religösen Kontext, bezeichnet es Dinge, die sich in der Anschaulichkeit der Klarheit erfreuen, gleichzeitig in der Tiefe den Verstand übersteigen.

Und dann ist Geheimnis im religiösen Kontext etwas, wo auf dem ersten Blick ein Widerspruch vorzuliegen scheint, etwa in der Leibseelen-Problematik, denn wenn die Naturgesetze gelten, wie kann denn dann der Leib ein Ausdruck der Freiheit sein?

Oder da ist das Geheimnis der Dreifaltigkeit, was man so ausdrücken könnte, daß dies das Geheimnis der Liebe Gottes ist, denn Gott ist einerseits ein einziger Gott, gleichzeitig aber besagt Liebe auch Dialog. Theologen sprechen dann vom "innergöttlichen Dialog". Er braucht keinen Menschen außer sich, um selbst sein zu können, er ist absolut. Gott ist personal gesehen in sich die vollkommene Liebe und Dialog gleichzeitig. Die Liebe richtet sich immer auf einen anderen Gegenüber hin. Diese Gegensätze zu vereinen scheint schwer, und ist deswegen nur haltbar, weil es sich um etwas handelt, was den Verstand übersteigt. Hegel versuchte hier zu vermitteln und drückte das in etwa so aus, daß das Leben, mit dem wir täglich konfrontiert sind, bereits mit vielen "Widersprüchen" belegt ist, wo die "gemeine Vernunft" im Leben die Einheit sieht. Diese Einheit in steter Unterschiedenheit der Vielheit ist das Leben selbst. So gerät der "Verstand" in Unruhe. Die Kritik kam bald von Romano Guardini in seinem Buch "Der Gegensatz", der meinte, man dürfe Gegensätze nicht mit Widersprüchen verwechseln.

Es ist nunmal im allgemeinen sehr schwer religiöse Geheimnisse anzusprechen, daß sie von jedem verstanden werden. Das II Vatikanische Konzil hat das meisterhaft an die Hand genommen.
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ad_hoc
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von ad_hoc »

platon hat geschrieben:
.....Ich finde, die Konzilsbeschlüsse von Dei Verbum sind in einer solch einfachen Sprache gehalten, daß sie auch von Nicht-Theologen verstanden werden können.
und:
.....Es ist nunmal im allgemeinen sehr schwer religiöse Geheimnisse anzusprechen, daß sie von jedem verstanden werden. Das II Vatikanische Konzil hat das meisterhaft an die Hand genommen.
(Was denn jetzt...? ;) Aber es stimmt schon, die Sprache ist einfach gehalten.)

Ja, das ist schon richtig, aber nur für denjenigen, der diese Aussagen in ihrem wahren Sinne und im Fortlauf der Tradition versteht. Nicht mehr aber für denjenigen, der im herbeizitierten (Un)Geist des Konzils danach sucht, einen anderen Sinn in die Aussage hinein zu interpretieren. Und hinein interpretiert wird nicht mehr der Geist der vorhergehenden Konzilien, sondern statt dessen folgt ein Bruch dergestalt, dass Begriffe im 'neuen Geist' andere Inhalte, andere Bedeutungen bekommen (z. B. pro omnibus - pro multis). Andere Texte werden je nachdem entweder hervorgehoben oder als vernachlässigbar behandelt (z. B. der Opfercharakter gegenüber dem Mahlcharakter) Dann ist die Veränderung vollzogen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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platon
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Re: Über die göttliche Offenbarung

Beitrag von platon »

Das ist also, wenn man dem Sprecher die Worte im Munde gedreht werden, sodaß man ihm genau das Gegenteil dessen sagen läßt, was er sagen wollte. Solche Ungeistpersonen, die sowas tuen, die hätte es womöglich auch ohne den Konzil gegeben. Der Relativismus der Neuzeit hat schon längst mit Descartes und Kant begonnen, und die hätten aus dem katholischen Glauben ein rein mittelalterliches Relikt gemacht, wenn man nicht versuchen würde, Glaubensinhalte menschensnah zu vermitteln.

Vor allem gilt es, die Protestanten langsam wieder der allumfassende Kirche zu nähern, klar nicht in dem man die Wahrheiten fallen läßt, sondern indem man Gemeinsamkeiten zuerst betonnt, bevor die Unterschiede zur Sprache kommen. Als nächstes steht die Einheit mit den Orthodoxen an, vielleicht fangen die Protestanten über Mystik nachzudenken. Der Papst hat aber im Kastel Gandolfo gesagt, daß die Einheit mit den Protestanten natürlich sehr schwierig ist, vor allem, weil sie in tausend Gruppierungen geteilt sind. Aber vielleicht kann eine "innere Einheit" reifen, also die Liebe zueinander reifen, bis vielleicht irgendwann die Kirche zu einer äußeren Einheit findet. Wir müssen beten, daß die Protestanten diesen Vollzug des Opfers Christi in der Eucharistie wieder entdecken, und daß sie sich des apostolichen Amtes bewußt machen: "Tu es Petrus!" und es annehmen.
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