Heisst das, dass ich meine Fragen dort stellen kann??? Haette gerne konkrete Antworten da mich diese Thema sehr interessiert.HeGe hat geschrieben:Dieses Thema hat hier einen eigenen Thread, bitte dort diskutieren
Kirchensteuer
Re: Kirchensteuer ... warum???
Re: Kirchensteuer ... warum???
Nein, deine Fragen sind hier schon in Ordnung, es ging nur um die Folgen des sog. Kirchenaustritts, die ja nur indirekt mit der Frage der Kirchensteuer zu tun haben.Graziella hat geschrieben:Heisst das, dass ich meine Fragen dort stellen kann??? Haette gerne konkrete Antworten da mich diese Thema sehr interessiert.HeGe hat geschrieben:Dieses Thema hat hier einen eigenen Thread, bitte dort diskutieren
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -
-
- Beiträge: 131
- Registriert: Mittwoch 13. Juli 2011, 19:33
Re: Kirchensteuer ... warum???
Hallo Graziella!Graziella hat geschrieben:Seit einiger Zeit bewegt mich diese Frage. Da ich nicht in Deutschland lebe verstehe ich diese "Steuer" nicht. Aus christlicher Sicht ist mir das unverständlich. In der Bibel steht: "Du kannst nicht zwei Herren dienen, Gott oder dem Mammon!".
Dazu einige ganz konkrete Fragen:
Ja.1. Wer zahlt Kirchensteuer? Katholiken,
Ja, die Mehrheit zumindest.Protestanten,
Ja, die meisten Gemeinden machen das.Juden,
Nein. Um Kirchensteuer erheben zu können, muß man Körperschaft des öffentlichen Rechts sein. Das sind beide nicht.Moslems, Hindus???
Entweder 8 oder 9% der Einkommensteuer (je nach Bundesland). Bei den Katholiken geht das Geld an das jeweilige Bistum, bei den anderen Religionen weiß ich das nicht.2. Wie hoch ist die Kirchensteuer? Und wo geht sie hin?
Rom hat nichts gegen die Kirchensteuer, allerdings gibt es eine Meinungsverschiedenheit zwischen DBK und Rom bezüglich der Kirchezugehörigkeit von Gläubigen, die ihren Austritt aus der Körperschaft des öffentlichen Rechts "Katholische Kirche" erklärt haben. Dazu mehr in dem oben verlinkten Faden.3. Wie steht der Heilige Vater zu diesem delikaten Thema?
Das freut sie natürlich nicht, und die deutschen Bischöfe behandeln solche Personen mindestens als Schismatiker.4. Was sagt die Kirche dazu, dass viele aus der Kirche austreten und zwar nur um die KS nicht bezahlen zu müssen (wie z.B. mein Bruder)?
Hat Dein Bruder denn ausdrücklich erklärt, daß er nicht aus Glaubensgründen wieder eintritt, sondern um ein paar Familienfeiern in schmuckem Rahmen zu begehen?5. Was sagt die Kirche dazu, dass auch viele (wie z.B. mein Bruder) wieder in die Kirche eingetreten nur um zu kirchlich zu Heiraten oder um ihre Kinder taufe zu lassen.
Wie in dem oben genannten Artikel genannt, sehen viele die Kirchensteuer durchaus als Hindernis an. Ich weiß nicht, ob da was dran ist. Die Fälle, wo Leute austreten, allein um der Steuer zu entgehen, aber dennoch in Gemeinschaft mit der Kirche bleiben wollen, scheinen mir sehr überschaubar zu sein. Das Kirchenrecht haben sie aber wohl auf ihrer Seite. Meines Erachtens ist ein Austritt in erster Linie der Schlußpunkt einer längeren Entfremdung von der Kirche, keine rein finanzielle Angelegenheit.6. Werden dadurch die Menschen nicht von der Kirche entfernt? Gott ist Allmächtig und kann auch trotz KS Sein Werk tun aber es ist eh nicht einfach heute Christ zu sein und ich denke, dass man so den vielen „lauen“ evtl. aus „Kostengründen“ den Weg verbaut.
- ChrisCross
- Beiträge: 2645
- Registriert: Freitag 22. April 2011, 23:28
Re: Kirchensteuer ... warum???
Leider sonst niemanden...bogolismus hat geschrieben:Das freut sie natürlich nicht, und die deutschen Bischöfe behandeln solche Personen mindestens als Schismatiker.4. Was sagt die Kirche dazu, dass viele aus der Kirche austreten und zwar nur um die KS nicht bezahlen zu müssen (wie z.B. mein Bruder)?
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Augustinus Conf. I. 1
Augustinus Conf. I. 1
Re: Kirchensteuer ... warum???
Hi bogolismus,
danke fuer deine Antwoten. Melde mich naechste Woche nochmals da ich gerade auf den Sparung nach Deutschland bin ... aber ich finde diese Steuer seltsam und kann leider auch nicht verstehen, dass Rom nichts dazu sagt.
Bis dann,
Graziella
P.S.: seit wann gibt es die KS?
danke fuer deine Antwoten. Melde mich naechste Woche nochmals da ich gerade auf den Sparung nach Deutschland bin ... aber ich finde diese Steuer seltsam und kann leider auch nicht verstehen, dass Rom nichts dazu sagt.
Bis dann,
Graziella
P.S.: seit wann gibt es die KS?
Re: Kirchensteuer ... warum???
Da gibt es kein einheitliches Datum, die Einführung erfolgte nach und nach als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses. Seit 1919 steht das Recht zur Erhebung der Kirchensteuer in der Verfassung.Graziella hat geschrieben:P.S.: seit wann gibt es die KS?
Siehe auch hier.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -
Re: Kirchensteuer ... warum???
Man sollte auch auf die Kirchensteuerkappung hinweisen. Dies führt dazu, daß die Kirchensteuer bei höheren und höchsten Einkommen geringer als 8% oder 9% der Einkommensteuer ist.bogolismus hat geschrieben:Entweder 8 oder 9% der Einkommensteuer (je nach Bundesland). Bei den Katholiken geht das Geld an das jeweilige Bistum, bei den anderen Religionen weiß ich das nicht.Graziella hat geschrieben: 2. Wie hoch ist die Kirchensteuer? Und wo geht sie hin?
http://www.parmentier.de/steuer/kirchst.htmKappung der Kirchensteuer
Da die Einkommensteuer Bemessungsgrundlage der Kirchensteuer ist, führt dies auch zu einer Progression der Kirchensteuerbelastung. Der progressive Verlauf der Kirchensteuer ist verschiedentlich kritisiert worden. Um der Belastung bei Kirchenmitgliedern in der höchsten Progressionsstufe entgegenzuwirken, haben die meisten Religionsgemeinschaften die Kirchensteuer gekappt und somit bei der Kircheneinkommensteuer ab einer bestimmten Einkommenshöhe auf die Progressionsspitze verzichtet. Dieser Vorgang wird als Kirchensteuer-Kappung bezeichnet. Während sich die Kirchensteuer im Normalfall aus einem Prozentsatz der festgesetzten Einkommensteuer ergibt (je nach Bundesland 8 oder 9%), wird die gekappte Kirchensteuer aus einem bestimmten Kappungs(Prozent)satz des zu versteuernden Einkommens ermittelt. Ist die Kappungsschwelle erreicht, bleibt der Kirchensteuersatz konstant. Beispiel (Berlin): Einkommen 1. Euro, Steuer nach Grundtarif 24: 36.155 Euro, 9% davon: 3.253,95 Euro. Kappungsatz Berlin 3%, d.h. bei 1. Euro deshalb Kirchensteuere nur 3. Euro. Bei Ländern mit Kappungssatz 4% muß man schon über 2 Million Euro versteuern, um in den "Genuß" zu kommen.
Ein Kappungssatz von 4% gibt es lt. Aufstellung nicht, wohl aber 2,75% in Baden-Württemberg.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Kann trotzdem nicht verstehen wie die dt. katholische Kirche sich so mit dem Staat vermischen kann. Wird sie dadurch nicht abhaenig? Oder aus purem finaziellen Interesse? Hat die Kirche nicht bis heute in anderen Laendern ohne Steuern gelebt? Trauen wir unserem Herrn nicht? Er hat immer fuer seine Kirche gesorgt ... Abraham hat auf alles verzichtet und siehe was fuer eine grosse Familie aus seinem Glauben entstanden ist.HeGe hat geschrieben:Da gibt es kein einheitliches Datum, die Einführung erfolgte nach und nach als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses. Seit 1919 steht das Recht zur Erhebung der Kirchensteuer in der Verfassung.Graziella hat geschrieben:P.S.: seit wann gibt es die KS?
Zuletzt geändert von HeGe am Mittwoch 27. Juli 2011, 17:15, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat repariert.
Grund: Zitat repariert.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Nicht nur die Kirche in Deutschland, auch in Österreich und der Schweiz und ich glaube auch im Elsass. Außerdem nicht nur die Kirche, sondern auch die protestantischen Gemeinschaften.Graziella hat geschrieben:Kann trotzdem nicht verstehen wie die dt. katholische Kirche sich so mit dem Staat vermischen kann. Wird sie dadurch nicht abhaenig? Oder aus purem finaziellen Interesse? Hat die Kirche nicht bis heute in anderen Laendern ohne Steuern gelebt? Trauen wir unserem Herrn nicht? Er hat immer fuer seine Kirche gesorgt ... Abraham hat auf alles verzichtet und siehe was fuer eine grosse Familie aus seinem Glauben entstanden ist.
Im Übrigen sehe ich das große Problem nicht. In anderen Ländern lebt die Kirche ja auch von den Gaben der Gläubigen, zu denen jeder Gläubige ohnehin verpflichtet ist. Ob mir das Geld nun direkt vom Lohn abgezogen wird oder ob ich es hinterher selber zahle, ist doch eigentlich egal.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -
Re: Kirchensteuer ... warum???
Wieso "Vermischung" und wieso "Abhängigkeit"?Graziella hat geschrieben:Kann trotzdem nicht verstehen wie die dt. katholische Kirche sich so mit dem Staat vermischen kann. Wird sie dadurch nicht abhaenig?HeGe hat geschrieben:Da gibt es kein einheitliches Datum, die Einführung erfolgte nach und nach als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses. Seit 1919 steht das Recht zur Erhebung der Kirchensteuer in der Verfassung.Graziella hat geschrieben:P.S.: seit wann gibt es die KS?
Der Staat erlaubt lediglich den Kirchen Steuern zu erheben - wie er auch jedem Verein und jeder Partei etc. zugesteht, Mitgliedsbeiträge zu erheben.
Anders als bei einer Partei oder einem Verein, zieht jedoch bei der Kirchensteuer der Staat im Auftrag der Kirche die Steuern ein. Prinzipiell könnte sie es auch selbst machen. Diese Dienstleistung läßt sich der Staat natürlich auch bezahlen.
Bei einem Kirchensteueraufkommen von rund 5 Mrd Euro/Jahr verdient der Staat also 150 Mio Euro an dem Service...Wikipedia hat geschrieben:Derzeit nutzen folgende Kirchen und Organisationen die Möglichkeit des Kirchensteuereinzugs durch staatliche Organe:
die Gliedkirchen der EKD; Konfessionsmerkmal: „ev“ (Kennzahl „61“ bei der Lohnsteuer-Anmeldung[6])
die Bistümer der Römisch-Katholischen Kirche; Konfessionsmerkmal: „rk“ (Kennzahl „62“)
das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland; Konfessionsmerkmal: „ak“ (Kennzahl „63“)
die Freireligiösen Gemeinden (Landesgemeinden Baden, Mainz, Offenbach und Pfalz)
die Unitarische Religionsgemeinschaft Freie Protestanten
die jüdischen Gemeinden („Kultussteuer“)
Die Länder behalten als Entgelt für den Einzug der Kirchensteuer je nach Land unterschiedlich 2 % (Bayern) bis 4,5 % (im Saarland) des Kirchensteueraufkommens ein, in der Regel 3 %.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -
Re: Kirchensteuer ... warum???
Vor dem Krieg zogen sog. Kirchensteuerämter die Kirchensteuer ein, erst danach wurde der Einzug durch den Staat vereinbart.Juergen hat geschrieben:Bei einem Kirchensteueraufkommen von rund 5 Mrd Euro/Jahr verdient der Staat also 150 Mio Euro an dem Service...
Das ist für beide Teile eine win-win-Situation:
Der Staat bekommt eine Unkostenpauschale, die wohl über den tatsächlichen Kosten liegt, die Kirchen ersparen sich die Steuerfestsetzung, -erhebung und -beitreibung. Nur der Unternehmer bleibt auf den Kosten sitzen; er muß für seine Arbeitnehmer die Steuern berechnen (lassen) und abführen.
Es wäre heute schon denkbar, daß aufgrund der Fortschritte in der Datenverarbeitung die Unterlagen des Finanzamtes den Kirchen im elektronischen Auskunftsverkehr zur Verfügung gestellt werden. Wahrscheinlich liegt hier aber auch wieder die Tücke im Detail:
Wenn von der Fa. A, die Filialen und Arbeitnehmer in ganz Deutschland hat, die Kirchensteuer für alle Arbeitnehmer an das Finanzamt B abgeführt wird - wie sollen die Beträge dann zutreffend auf die einzelnen Diözesen verteilt werden? Oder sollte auch die Steuererhebung in diesen Fällen bei den Kirchensteuerämtern liegen, die sich dann auch mit der Betreibung der Beträge (und der dann stark steiegenden Zahl von Kirchenaustritten!) befassen müßten?
Auch der Ansatz als abzugsfähige Sonderausgabe müßte dann wieder über entsprechende Bescheinigungen überprüft werden....
Das jetzige System ist effizient und eine tatsächliche Verwaltungsvereinfachung.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Darüber habe ich mal mit jemandem aus dem Generalvikariat gesprochen. Das derzeitige System ist zumindest für die Kirchen kostengünstiger als eine Logistik aufzubauen und die Steuern selbst zu erheben.Caviteño hat geschrieben:Der Staat bekommt eine Unkostenpauschale, die wohl über den tatsächlichen Kosten liegt, die Kirchen ersparen sich die Steuerfestsetzung, -erhebung und -beitreibung.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -
-
- Beiträge: 119
- Registriert: Dienstag 11. Mai 2010, 12:45
Re: Kirchensteuer ... warum???
Gelobt sei Jesus Christus!
Liebe Graziella, so sehr ich Neokats und ihre Begeisterung für den Glauben schätze - das hier
1.) Viele Länder in Europa haben in irgendeiner Form eine Kirchensteuer: Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz z.B. auch Italien, Spanien, Dänemark, Finnland, Schweden und Island. Nach dem Raub der Kirchengüter durch den Staat gibt es kaum eine andere Möglichkeit, die Finanzen zusammen zu bekommen, um in der breiten Fläche Seelsorge zu betreiben und die teuren alten Kirchen zu erhalten.
2.) In anderen Ländern wie Belgien, Norwegen und Griechenland zahlt der Staat die Gehälter der Priester oder finanziert die Kirchen direkt - das bedeutet eine noch stärkere Bindung an den Staat.
3.) Wo die Kirche noch über ausreichend eigene Güter verfügt, dass sie zu ihrer Finanzierung keine Kirchensteuer benötigt wie in England, hängt sie noch stärker am Staat - und am Kapital. Die anglikanische Kirche hat sich zum Beispiel gegen Forderungen nach einer stärkeren Regulierung der Hedgefonds gewandt.
4.) Abraham hat gerade eben nicht auf alles verzichtet, sondern seinen großen Besitz - Herden, Knechte usw. - auf die Wanderung mitgenommen.
5.) Überall dort, wo neue christliche Gemeinschaften über kleine Anfänge hinauswachsen, ist eine gewisse Kontinuität in der Finanzierung erforderlich. Ich habe in meiner Jugend mal dem Abt eines Benediktinerklosters vorgeschwärmt, mit wie viel Gottvertrauen die Brüder von Taize ihren Lebensunterhalt bestreiten. Da erzählte er mir von den Bettelbriefen, die regelmäßig von dort kamen. Kirche funktioniert halt über den Ausgleich. Die, die haben, geben denen, die nichts haben. Das Prinzip ist schon in der Apostelgeschichte erwähnt. Es setzt nur voraus, dass es welche gibt, die etwas haben (z.B. durch die Kirchensteuer).
6.) Dort, wo es keine Kirchensteuern gibt, herrscht oft nackte Not. Da können dann nicht einmal annähernd alle jungen Männer, die zum Priester berufen sind, diese Berufung annehmen, weil das Geld für ihre Ausbildung fehlt. Das ist z.B. in manchen afrikanischen Ländern der Fall. Dass die Situation dort nicht noch schlechter ist, liegt an den Mitteln, die die Kirchen aus Ländern mit einer Kirchensteuer dorthin transferieren.
7.) Warum soll Gott nicht über die Kirchensteuer für die Seinen sorgen? Es steht ihm doch frei, zu den Mitteln zu greifen, die ihm gefallen.
8.) Der Vorteil der deutschen Kirchensteuer ist ihre soziale Ausrichtung: Wer wenig hat (kinderreiche Familien, arme Witwen,...) braucht nichts zu zahlen. Wer viel hat (hohes Einkommen => hohe Einkommenssteuer => hohe Kirchensteuer), zahlt viel. Niemand muss der Kirche fern bleiben, nur weil er wenig Geld hat oder viele Münder stopfen muss.
9.) Einer der Kritikpunkte am Neokatechumenat in Deutschland ist das Finanzierungssystem dort. Der zumindest *teilweise* vorhandene Gruppendruck bzw. die Erwartung einer regelmäßigen, nicht unerheblichen Kollekte überfordert manche Arme, so dass sie sich dort nicht mehr hintrauen.
Liebe Graziella, so sehr ich Neokats und ihre Begeisterung für den Glauben schätze - das hier
ist leider wieder einmal so eine extreme Neokat-Schmalspur-Sichtweise, die ich nicht unwidersprochen lassen möchte.Graziella hat geschrieben:Kann trotzdem nicht verstehen wie die dt. katholische Kirche sich so mit dem Staat vermischen kann. Wird sie dadurch nicht abhaenig? Oder aus purem finaziellen Interesse? Hat die Kirche nicht bis heute in anderen Laendern ohne Steuern gelebt? Trauen wir unserem Herrn nicht? Er hat immer fuer seine Kirche gesorgt ... Abraham hat auf alles verzichtet und siehe was fuer eine grosse Familie aus seinem Glauben entstanden ist.
1.) Viele Länder in Europa haben in irgendeiner Form eine Kirchensteuer: Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz z.B. auch Italien, Spanien, Dänemark, Finnland, Schweden und Island. Nach dem Raub der Kirchengüter durch den Staat gibt es kaum eine andere Möglichkeit, die Finanzen zusammen zu bekommen, um in der breiten Fläche Seelsorge zu betreiben und die teuren alten Kirchen zu erhalten.
2.) In anderen Ländern wie Belgien, Norwegen und Griechenland zahlt der Staat die Gehälter der Priester oder finanziert die Kirchen direkt - das bedeutet eine noch stärkere Bindung an den Staat.
3.) Wo die Kirche noch über ausreichend eigene Güter verfügt, dass sie zu ihrer Finanzierung keine Kirchensteuer benötigt wie in England, hängt sie noch stärker am Staat - und am Kapital. Die anglikanische Kirche hat sich zum Beispiel gegen Forderungen nach einer stärkeren Regulierung der Hedgefonds gewandt.
4.) Abraham hat gerade eben nicht auf alles verzichtet, sondern seinen großen Besitz - Herden, Knechte usw. - auf die Wanderung mitgenommen.
5.) Überall dort, wo neue christliche Gemeinschaften über kleine Anfänge hinauswachsen, ist eine gewisse Kontinuität in der Finanzierung erforderlich. Ich habe in meiner Jugend mal dem Abt eines Benediktinerklosters vorgeschwärmt, mit wie viel Gottvertrauen die Brüder von Taize ihren Lebensunterhalt bestreiten. Da erzählte er mir von den Bettelbriefen, die regelmäßig von dort kamen. Kirche funktioniert halt über den Ausgleich. Die, die haben, geben denen, die nichts haben. Das Prinzip ist schon in der Apostelgeschichte erwähnt. Es setzt nur voraus, dass es welche gibt, die etwas haben (z.B. durch die Kirchensteuer).
6.) Dort, wo es keine Kirchensteuern gibt, herrscht oft nackte Not. Da können dann nicht einmal annähernd alle jungen Männer, die zum Priester berufen sind, diese Berufung annehmen, weil das Geld für ihre Ausbildung fehlt. Das ist z.B. in manchen afrikanischen Ländern der Fall. Dass die Situation dort nicht noch schlechter ist, liegt an den Mitteln, die die Kirchen aus Ländern mit einer Kirchensteuer dorthin transferieren.
7.) Warum soll Gott nicht über die Kirchensteuer für die Seinen sorgen? Es steht ihm doch frei, zu den Mitteln zu greifen, die ihm gefallen.
8.) Der Vorteil der deutschen Kirchensteuer ist ihre soziale Ausrichtung: Wer wenig hat (kinderreiche Familien, arme Witwen,...) braucht nichts zu zahlen. Wer viel hat (hohes Einkommen => hohe Einkommenssteuer => hohe Kirchensteuer), zahlt viel. Niemand muss der Kirche fern bleiben, nur weil er wenig Geld hat oder viele Münder stopfen muss.
9.) Einer der Kritikpunkte am Neokatechumenat in Deutschland ist das Finanzierungssystem dort. Der zumindest *teilweise* vorhandene Gruppendruck bzw. die Erwartung einer regelmäßigen, nicht unerheblichen Kollekte überfordert manche Arme, so dass sie sich dort nicht mehr hintrauen.
Der Vatikan dürfte mit der Kirchensteuer sehr einverstanden sein, da er wohl nur über die Zuwendungen aus Ortskirchen mit Kirchensteuer seine eigenen Ausgaben und die der Weltkirche decken kann.Graziella hat geschrieben:ich finde diese Steuer seltsam und kann leider auch nicht verstehen, dass Rom nichts dazu sagt.
-
- Beiträge: 122
- Registriert: Donnerstag 24. Februar 2011, 12:32
- Wohnort: Mir kennet alles, außer Hochdeitsch
- Kontaktdaten:
Re: Kirchensteuer ... warum???
Katholik43 hat geschrieben:Liebe Graziella, so sehr ich Neokats und ihre Begeisterung für den Glauben schätze - das hierist leider wieder einmal so eine extreme Neokat-Schmalspur-Sichtweise, die ich nicht unwidersprochen lassen möchte.Graziella hat geschrieben: Kann trotzdem nicht verstehen wie die dt. katholische Kirche sich so mit dem Staat vermischen kann. Wird sie dadurch nicht abhaenig? Oder aus purem finaziellen Interesse? Hat die Kirche nicht bis heute in anderen Laendern ohne Steuern gelebt? Trauen wir unserem Herrn nicht? Er hat immer fuer seine Kirche gesorgt ... Abraham hat auf alles verzichtet und siehe was fuer eine grosse Familie aus seinem Glauben entstanden ist.
Sagte Schmalspurkatholik43
Hinter jedem Satz den Du kritisierst steht ein Fragezeichen. Wie wäre es wenn Du diese einfach beantwortest, anstatt gleich die Neos anzugreifen. Sieht fast so aus als wartest Du auf Angriffspunkte bei den von Dir ach so "geschätzten" Neos.
Dem was Graziella über Abraham geschrieben hat wirst Du wohl nicht wiedersprechen.
Woher stammt eigentlich Dein Fachwissen über die Neos? wicki, google? oder warst Du etwa selber dabei?
Graziella hat geschrieben: ich finde diese Steuer seltsam und kann leider auch nicht verstehen, dass Rom nichts dazu sagt.
Hat er Dir in gleicher Weise geantwortet, Dich als Schmalspurkatholik bezeichnet? Oder hat er geduldig erklärt (wie es sich für einen Christen gehört) was er davon hält?Katholik43 hat geschrieben:Ich habe in meiner Jugend mal dem Abt eines Benediktinerklosters vorgeschwärmt, mit wie viel Gottvertrauen die Brüder von Taize ihren Lebensunterhalt bestreiten. Da erzählte er mir von den Bettelbriefen
Katholik43 hat geschrieben:Dort, wo es keine Kirchensteuern gibt, herrscht oft nackte Not. Da können dann nicht einmal annähernd alle jungen Männer, die zum Priester berufen sind, diese Berufung annehmen, weil das Geld für ihre Ausbildung fehlt.
Das ist wahr aber es hat nichts mit Graziellas Fragestellung zu tun. Selbst wenn es dort Kirchensteuer gäbe


Selbst wenn vieles sachlich richtig ist, von dem was Du schreibst

Ich kenne sehr viele Menschen, die nicht in Deutschland leben und dieselben Fragen stellen.
ditoKatholik43 hat geschrieben:Gelobt sei Jesus Christus!
Pitu
Achte nicht auf alles, was geredet wird.
Kohelet 7, 21
Kohelet 7, 21
Re: Kirchensteuer ... warum???
Neokatechumenat … Finanzierungssystem??? Da muss ich Pitu rechtgeben …Katholik43 hat geschrieben:Gelobt sei Jesus Christus!
Sempre sia lodato!
Lieber Katholik43,
finde ich sehr schoen das du die Begeisterung fuer den Glaube schaetzt. Was mir in deiner Antwort gefehlt hat war die Naechstenliebe.
Ich lebe seit 27 Jahren in Italien und kenne das dt. Steuersystem sehr sehr schlecht man kann sagen ehr ueberhaupt nicht. Ich weiss nur das ausser meinem Bruder der noch in D lebt auch viele meiner dt. Freunde aus der Kirche ausgetreten sind um keine Kirchensteuer zu bezahlen. Mir tut weh das diese Meschen von den Sakramente ausgeschlossen sind ... ich hab die Kirche in D nie betreten, war langweilig ... Gott war so ne Einheit die mir nichts sagte. Aber als ich dann nach Italien gezogen bin war er auf einmal ueberall ... und ich habe Ihn und Seinen Sohn kennen und lieben gelernt.
Ich habe einige sehr einfache Fragen gestellt die mir auch beantwortet worden sind und dies ist mein letzter Beitrag zu diesm Thema.
Auf einige deiner Punkte moechte ich kurz zurueckkommen aber nicht um polemisch zu sein sondern nur der Richtigkeithalber.
1.) Viele Länder in Europa haben in irgendeiner Form eine Kirchensteuer: Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz z.B. auch Italien, Spanien, Dänemark, Finnland, Schweden und Island. Nach dem Raub der Kirchengüter durch den Staat gibt es kaum eine andere Möglichkeit, die Finanzen zusammen zu bekommen, um in der breiten Fläche Seelsorge zu betreiben und die teuren alten Kirchen zu erhalten.
In Italien gibt es keine Kirchensteuer es gibt das „otto per mille (8/1000stel)“. Die ist in deinem Steuersatz IRPEF drin. Du musst IRPEF bezahlen aber du kannst FREIentscheiden wem du diese „otte per mille“ gibst … dem Staat, der kath. Kirche oder einer andere dieser 5 Kirchen (Unione Chiese cristiane avventiste del 7° giorno, Assemblee di Dio in Italia, Unione delle Chiese Metodiste e Valdesi, Chiesa Evangelica Luterana in Italia, Unione Comunità Ebraiche Italiane).
Du kreuzt in deiner Steuerklaerung IRPEF an wem du deinen Teil geben willst. Es geben nur ca. 40% der zahlenden Bevoelkerung ihre Option ab. Ca. 35 % von diesen 40% geben es der kath. Kirche, 5% ca. an den Staat die restlichen 60% streichen nichts an. Diese Summe wird gleichmaessig unter den ersten 6 verteilt. Die Assemblee di Dio in Italia nimmt nicht an der Verteilung teil ... die Einnahmen sind enorm. 2007 hat die Conferenza Episcopale Italiana CEI ca. 990 Milionen Euro eingenommen (was nicht mit den Mld. Euro von Deutschland zu vergleichen ist. Dazu kommen noch die Spenden und alle weiteren Einnahmen.
Die Priester und die Pfarren werden teilweise hiervon bezahlt.
Na ja, ueber Abraham moechte ich mich nicht auslassen … nur eins: er hatte zwar Besitz aber kein eigens Land und keinen Erben was zu der Zeit wie ein Fluch war.4.) Abraham hat gerade eben nicht auf alles verzichtet, sondern seinen großen Besitz - Herden, Knechte usw. - auf die Wanderung mitgenommen.
Richtig, aber nicht nur aus Laendern mit Kirchensteuer sondern auch aus vielen anderen Laendern die freiwillig sammeln und geben.6.) Dort, wo es keine Kirchensteuern gibt, herrscht oft nackte Not. Da können dann nicht einmal annähernd alle jungen Männer, die zum Priester berufen sind, diese Berufung annehmen, weil das Geld für ihre Ausbildung fehlt. Das ist z.B. in manchen afrikanischen Ländern der Fall. Dass die Situation dort nicht noch schlechter ist, liegt an den Mitteln, die die Kirchen aus Ländern mit einer Kirchensteuer dorthin transferieren.
7.) Warum soll Gott nicht über die Kirchensteuer für die Seinen sorgen? Es steht ihm doch frei, zu den Mitteln zu greifen, die ihm gefallen.
Weil Gott uns vor allen Dingen die „Freiheit“ gegeben hat und ER niemand zwingen wuerde etwas unfreiwillig zu tun.
9.) Einer der Kritikpunkte am Neokatechumenat in Deutschland ist das Finanzierungssystem dort. Der zumindest *teilweise* vorhandene Gruppendruck bzw. die Erwartung einer regelmäßigen, nicht unerheblichen Kollekte überfordert manche Arme, so dass sie sich dort nicht mehr hintrauen

Der Vatikan oder besser die Mutterkirche ist auf das Geld derer angewiesen die welches haben (das heisst nicht "die die reich sind". Auch das Volk Gottes hatte sein "Finanzierungssystem" damit niemand Not leiden musste. Aber wie bereits gesagt, freiwillig geben finde ich besser als gezwungen zu sein.
Falls ich je nach D zurueckziehen sollte wuerde ich natuerlich die Kirchensteuer gerne bezahlen.
Das ist genau der Punkt von dem ich ausgegangen bin. Also nichts fuer ungut und bete fuer mich.
La Pace sia con te
Graziella
P.S.: wenn du moechtest kannst du mir gerne PN schreiben
Re: Kirchensteuer ... warum???
Das ist doch klar, daß das gegenwärtige System für beide Seiten eine win-win-Lösung ist.Juergen hat geschrieben:Darüber habe ich mal mit jemandem aus dem Generalvikariat gesprochen. Das derzeitige System ist zumindest für die Kirchen kostengünstiger als eine Logistik aufzubauen und die Steuern selbst zu erheben.Caviteño hat geschrieben:Der Staat bekommt eine Unkostenpauschale, die wohl über den tatsächlichen Kosten liegt, die Kirchen ersparen sich die Steuerfestsetzung, -erhebung und -beitreibung.
Für zu wenig beachtet halte ich aber einen ganz andere mögliche Auswirkung:
Wie hoch würde die Zahl der Kirchenaustritte sein, wenn die Kirchensteuer nicht direkt vom Lohn einbehalten, sondern durch Lastschrift oder Dauerauftrag eingezogen würde?
Während beim jetzigen Verfahren die Kirchensteuer nur als relativ geringer Posten in den Gesamtabgaben eines Arbeitnehmers (von der Anzahl her die Masse der KiSt-Zahler) kaum auffällt, würde ein direkter Einzug durch Kirchensteuerämter direkt auf dem Kontoauszug sichtbar. Insbesondere wenn die Zahlung aus Kostengründen nur vierteljährlich oder jährlich erfolgt und damit der absolute Betrag erheblich erhöht erscheint (obwohl er nicht höher ist), dürften sich ganze Kompanien auf den Weg zu den Amtsgerichten machen, um dort ihren Austritt zu erklären.
Natürlich sind das nicht die Christen, die sich die Kirchen vorstellen - nur die Einnahmen würden fehlen und die Einzugskosten kämen als Sahnehäubchen noch oben drauf.
-
- Beiträge: 10481
- Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15
Re: Kirchensteuer ... warum???
Der dem schnöden Mammon anhängende Zollitsch und das Kirchensteuersystem:
http://www.kath.net/detail.php?id=33281
Wann endlich werden Bischofstypen wie Zollitsch (oder auch ganz aktuell der Schwarz aus Linz) wie die fetten Maden aus den Schmalztöpfen entfernt?

dagegen der Papst:Zollitsch hatte anschließend via Medien gemeint, dass der Papst nichts gegen die deutsche Kirchensteuer einzuwenden habe.
Quelle: Interpretation durch Erzbischof Zollitsch ist 'fragwürdig'"Die von materiellen und politischen Lasten befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein."
http://www.kath.net/detail.php?id=33281
Wann endlich werden Bischofstypen wie Zollitsch (oder auch ganz aktuell der Schwarz aus Linz) wie die fetten Maden aus den Schmalztöpfen entfernt?


- Florianklaus
- Beiträge: 3493
- Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
- Wohnort: Bistum Münster
Re: Kirchensteuer ... warum???
Ich finde es einfach degoutant, Menschen mit Ungeziefer zu vergleichen. Dies gilt erst recht, wenn es sich bei den betroffenen Personen um rechtmäßige Bischöfe unserer heiligen Kirche handelt.civilisation hat geschrieben:Der dem schnöden Mammon anhängende Zollitsch und das Kirchensteuersystem:
dagegen der Papst:Zollitsch hatte anschließend via Medien gemeint, dass der Papst nichts gegen die deutsche Kirchensteuer einzuwenden habe.
Quelle: Interpretation durch Erzbischof Zollitsch ist 'fragwürdig'"Die von materiellen und politischen Lasten befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein."
http://www.kath.net/detail.php?id=33281
Wann endlich werden Bischofstypen wie Zollitsch (oder auch ganz aktuell der Schwarz aus Linz) wie die fetten Maden aus den Schmalztöpfen entfernt?
![]()
Re: Kirchensteuer ... warum???
Richtige Überlegungen - selbst wenn man schnell dabei ist mit dem Ruf, die Kirchensteuer abzuschaffen, ich denke das hätte Folgen die wir uns nicht ausmalen können.Caviteño hat geschrieben:[Das ist doch klar, daß das gegenwärtige System für beide Seiten eine win-win-Lösung ist.
Für zu wenig beachtet halte ich aber einen ganz andere mögliche Auswirkung:
Wie hoch würde die Zahl der Kirchenaustritte sein, wenn die Kirchensteuer nicht direkt vom Lohn einbehalten, sondern durch Lastschrift oder Dauerauftrag eingezogen würde?
Während beim jetzigen Verfahren die Kirchensteuer nur als relativ geringer Posten in den Gesamtabgaben eines Arbeitnehmers (von der Anzahl her die Masse der KiSt-Zahler) kaum auffällt, würde ein direkter Einzug durch Kirchensteuerämter direkt auf dem Kontoauszug sichtbar. Insbesondere wenn die Zahlung aus Kostengründen nur vierteljährlich oder jährlich erfolgt und damit der absolute Betrag erheblich erhöht erscheint (obwohl er nicht höher ist), dürften sich ganze Kompanien auf den Weg zu den Amtsgerichten machen, um dort ihren Austritt zu erklären.
Natürlich sind das nicht die Christen, die sich die Kirchen vorstellen - nur die Einnahmen würden fehlen und die Einzugskosten kämen als Sahnehäubchen noch oben drauf.
Die Zahl der Kirchenmitglieder würde ins Bodenlose einbrechen (realistisch betrachtet: wer außer den regelmäßigen Kirchgängern würde wohl freiwillig zahlen? Das sind dann 12% bzw. 5%), und selbst wenn die verbleibenden fleißig spenden würden, würden damit gewaltige Strukturveränderungen einhergehen. Ich denke, für ein Modell ohne Kirchensteuer ist in Deutschland nicht die entsprechende Spendenmentalität gegeben. Das mag in den USA funktionieren, aber nicht hier.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Deckers hat milder als am Sonntag erneut die Kronzeugenformulierung vorgetragen. Aber schon nach der Rede hatte er den allgemeinen Hinweis des Papstes auf den Zusammenhang von Säkularisierung und Erneuerung von Anbetung Gottes und Dienst des Nächsten auf die Kirchensteuer zugespitzt. Zurecht hat Zollitsch deutlich gemacht, dass der Papst nichts gegen konkrete bestehende Regelungen einzuwenden hat. Tatsächlich hat Benedikt geschichtstheologisch weitsichtig an die Tradition des landlosen Priesterstammes Levi angeknüpft und darauf hingewiesen, dass sich die Kirche in Säkularisierungsphasen wieder geistlich erneuert habe. Damit verkündete er nicht als Oberhaupt des Kirchenstaates, sondern als Oberhaupt der Weltkirche: Fürchte dich nicht, du kleine Herde.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Nachtrag:
Eine Abschaffung der Kirchensteuer würde ja die ev. Kirche genauso treffen. Ich denke, die katholische Kirche könnte dank der stärkeren Kirchenbindung damit noch etwas besser umgehen, aber für die ev. Kirche, so wie wir sie jetzt kennen, wäre das der fast sichere Tod.
Eine Abschaffung der Kirchensteuer würde ja die ev. Kirche genauso treffen. Ich denke, die katholische Kirche könnte dank der stärkeren Kirchenbindung damit noch etwas besser umgehen, aber für die ev. Kirche, so wie wir sie jetzt kennen, wäre das der fast sichere Tod.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Ja, das war ein wenig fies vom Papst. Am Sonntag habe ich nebenan schon gefragt, ob es schon evangelische Stellungnahmen dazu gibt. Aber die stellen sich vielleicht alle hinter Bischof Zollitsch, der meinte, die Kirchensteuer hätte der Papst nicht gemeint.Moser hat geschrieben:Nachtrag:
Eine Abschaffung der Kirchensteuer würde ja die ev. Kirche genauso treffen. Ich denke, die katholische Kirche könnte dank der stärkeren Kirchenbindung damit noch etwas besser umgehen, aber für die ev. Kirche, so wie wir sie jetzt kennen, wäre das der fast sichere Tod.

-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Re: Kirchensteuer ... warum???
Die katholische Kirche kann die Kirchensteuer nicht abschaffen. Sie kann jedoch aus dem staatlichen Kirchensteuersystem aussteigen - oder besser ausgedrückt: auf das Recht verzichten, Kirchensteuer durch den Staat einzuziehen. Die evangelischen Landeskirchen wären davon nicht berührt. Es gibt bereits zahlreiche Kirchen und Religionsgemeinschaften in Deutschland, die gesetzlich die Möglichkeit zum Kirchensteuereinzug haben, darauf aber bewußt verzichten. Dazu gehören etwa alle evangelischen Freikirchen.
If only closed minds came with closed mouths.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Ebenso diejenigen orthodoxen Kirchen, die Körperschaftsstatus haben.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Kirchensteuer ... warum???
Falls plötzlich nur noch die Evangelische Landeskirchen die Kirchensteuer einziehen lassen würde, wären sie davon schon sehr berührt.Stephen Dedalus hat geschrieben:Die katholische Kirche kann die Kirchensteuer nicht abschaffen. Sie kann jedoch aus dem staatlichen Kirchensteuersystem aussteigen - oder besser ausgedrückt: auf das Recht verzichten, Kirchensteuer durch den Staat einzuziehen. Die evangelischen Landeskirchen wären davon nicht berührt. Es gibt bereits zahlreiche Kirchen und Religionsgemeinschaften in Deutschland, die gesetzlich die Möglichkeit zum Kirchensteuereinzug haben, darauf aber bewußt verzichten. Dazu gehören etwa alle evangelischen Freikirchen.
-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Re: Kirchensteuer ... warum???
Warum?Petra hat geschrieben:Falls plötzlich nur noch die Evangelische Landeskirchen die Kirchensteuer einziehen lassen würde, wären sie davon schon sehr berührt.
If only closed minds came with closed mouths.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Weil sie erklären müssten, warum sie als einzige an diesem System festhalten.Stephen Dedalus hat geschrieben:Warum?Petra hat geschrieben:Falls plötzlich nur noch die Evangelische Landeskirchen die Kirchensteuer einziehen lassen würde, wären sie davon schon sehr berührt.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Ich verstehe das nicht."Die von materiellen und politischen Lasten befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein."
Wieso ist die Kirchensteuer eine materielle Last für die Kirche?
Ich verstehe eher (die Verpflichtung zu) Ausgaben als Lasten, also die Gehälter der Hauptamtlichen Mitarbeiter, die Kosten für Unterhalt und Betrieb von Immobilien etc.
Benedikt XVI. als Kiril Lakota?Bild-Korrespondent nach Kath.Net hat geschrieben:"Bei seiner Rede im Freiburger Konzerthaus stellte der Papst indirekt das Modell der Kirchensteuer infrage: Die Kirche der Zukunft soll deutlich ärmer sein: Die Streichung von Privilegien, die Enteignung von Kirchengütern in der Geschichte bedeuteten ‚jedes Mal eine tief greifende Entweltlichung der Kirche, die sich ja dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößte und wieder ganz ihre weltliche Armut annahm“
Wenn böse Zungen stechen, / mir Glimpf und Namen brechen, / so will ich zähmen mich; /
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.
Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.
Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben
Re: Kirchensteuer ... warum???
Der Gedanke ist mir auch schon manchmal gekommen. Daß Papst Benedikt wahrhaft "in den Schuhen des Fischers" wandelt, hat sein Deutschlandbesuch einmal mehr überdeutlich gezeigt.ziphen hat geschrieben:Benedikt XVI. als Kiril Lakota?
-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Re: Kirchensteuer ... warum???
Liebe Petra,Petra hat geschrieben:Weil sie erklären müssten, warum sie als einzige an diesem System festhalten.Stephen Dedalus hat geschrieben:Warum?Petra hat geschrieben:Falls plötzlich nur noch die Evangelische Landeskirchen die Kirchensteuer einziehen lassen würde, wären sie davon schon sehr berührt.
das ist per Grundgesetz geregelt. Seit der Weimarer Reichsverfassung haben Religionsgemeinschaften das Recht, Beiträge durch den Staat einziehen zu lassen. Warum sollte sich eine Religionsgemeinschaft dafür rechtfertigen müssen, wenn sie dieses Recht in Anspruch nimmt?
Sie wären auch nicht die einzigen, wobei derzeit außer den beiden großen Kirchen nur die Altkatholiken, die Freireligiösen, die Humanistische Union und der Jüdische Kultusverband Kirchen- bzw. Kultussteuer durch den Staat einziehen lassen.
If only closed minds came with closed mouths.
Re: Kirchensteuer ... warum???
Sorry, aber ist diese Frage ernst gemeint? Ist dir nie im Leben begegnet, dass jemandem Kritik widerfuhr, obwohl er nur auf seinem Recht bestand?Stephen Dedalus hat geschrieben:Liebe Petra,Petra hat geschrieben:Weil sie erklären müssten, warum sie als einzige an diesem System festhalten.Stephen Dedalus hat geschrieben:Warum?Petra hat geschrieben:Falls plötzlich nur noch die Evangelische Landeskirchen die Kirchensteuer einziehen lassen würde, wären sie davon schon sehr berührt.
das ist per Grundgesetz geregelt. Seit der Weimarer Reichsverfassung haben Religionsgemeinschaften das Recht, Beiträge durch den Staat einziehen zu lassen. Warum sollte sich eine Religionsgemeinschaft dafür rechtfertigen müssen, wenn sie dieses Recht in Anspruch nimmt?
-
- Beiträge: 5449
- Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28
Re: Kirchensteuer ... warum???
Wenn die Katholiken aus dem Kirchensteuersystem austreten, müssen sie sich rechtfertigen, nicht die Evangelischen. Vor allem im Hinblick auf viele Dinge, die sie dann nicht mehr leisten könnten. Da hängen ja auch Arbeitsplätze dran. Soll man die Kirchenmusiker, Kindergärtnerinnen, Gemeindereferenten alle auf Hartz IV schicken, weil man meint, damit gebe die Kirche ein besseres Zeugnis?
Aber damit man mich nicht falsch versteht: Wir haben hier ja keine Kirchensteuer und die Kirche lebt auch ohne - weniger komfortabel, aber immerhin. Priester werden hier allerdings wesentlich geringer bezahlt als in Deutschland.
Ich denke, die Kirchensteuer ist ein riesiges Privileg der deutschen Kirche, das ihr durch historische Umstände zuteil geworden ist. Sie sollte es richtig und gut nutzen, solange sie noch die Möglichkeit dazu hat.
Aber damit man mich nicht falsch versteht: Wir haben hier ja keine Kirchensteuer und die Kirche lebt auch ohne - weniger komfortabel, aber immerhin. Priester werden hier allerdings wesentlich geringer bezahlt als in Deutschland.
Ich denke, die Kirchensteuer ist ein riesiges Privileg der deutschen Kirche, das ihr durch historische Umstände zuteil geworden ist. Sie sollte es richtig und gut nutzen, solange sie noch die Möglichkeit dazu hat.
If only closed minds came with closed mouths.