Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, daß ein Christ immer und völlig verschont davon bleibt. Selbst unser Hl. Vater hat in seiner recht frühen "Einführung in das Christentum" geschrieben: "Wie es dem Glaubenden geschieht, das er vom Salzwasser des Zweifels gewürgt wird, das ihm der Ozean fortwährend in den Mund spült, so gibt es auch den Zweifel des Ungläubigen an seiner Ungläubigkeit. (...) Der Glaubende wie der Ungläubige haben, jeder auf seine Weise, am Zweifel und am Glauben Anteil, wenn sie sich nicht vor sich selbst verbergen und vor der Wahrheit ihres Seins."
Allerdings galt das Buch ja auch als aufrührerisch und der Fellay meinte gar, es stecke "voller Häresien" und sei "viel schlimmer", als alles, was Luther geschrieben habe.

Wie auch immer. Ich selber jedenfalls bin ja erst langsam vom "Glauben an den Glauben" wirklich auch zum Glauben an Gott selbst gekommen, und kann nichts wirklich Interessantes dazu beitragen. Sinngemäß schreibt Dostojevski irgendwo, daß er trotzallem noch ein Kind seiner Zeit sei, und geplagt sei vom Zweifel. Nur manchmal, so sagt er, schenke ihm Gott Momente der Ruhe, des Glaubens - der Hoffnung und der Liebe, sodaß er ausharren könne und sich trotzallem doch bestätigt fühle. Ähnlich geht es mir. Phasen, in denen ich sehr gläubig war und fromm, haben sich immer abgewechselt mit recht düsteren Zeiten, in denen ich "vom Salzwasser des Zweifels gewürgt" wurde, und nur wenig Lust hatte, zu leben. (Das klingt wohl depressiver, als es ist, aber überspitzt gesagt gibt es für mich letztlich nur die Alternative zwischen Ratzinger und Houellebecq, doch das wäre wieder ein anderes Thema.)
Insofern war mir der Kirchgang, das Stundengebet, die regelmäßige Lektüre der hl. Schrift, überhaupt: das Ritual, die Struktur und die Regelmäßigkeit, immer auch die Möglichkeit, Brücken zu bauen, dank derer ich von einer "Phase" des Glaubens zur nächsten gehen konnte, um die Abgründe des Zweifels halt zu über-brücken, und um langsam zu wachsen im und in dem Glauben.
Naja. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust, dazu etwas zu schreiben, und kann interessantere Lebenserfahrungen beitragen.

Edit: Lesenswert wäre natürlich, wodurch sich diese Krisen eingestellt haben. Ob es zum Beispiel, wie bei mir, "um alles oder nichts" ging, oder ob es konkreter bezogen war auf bestimmte Aspekte des Lehramts u.dgl. Etc. pp.