Daraus:
Dasselbe gilt, und dies ist die größte Überraschung der neuen Papst-Bücher, für den Zölibat. Für Bergoglio ist die Ehelosigkeit der Priester kein Glaubensartikel, sondern nur eine "Norm". Also nicht in Stein gemeißelt.
Niemand hat je etwas anderes behauptet.
Aber gesetzt den Fall, die Kirche entschließt sich, diese Norm zu revidieren, dann, glaube ich, wird sie es nicht wegen des Priestermangels tun. Und ich glaube auch nicht, dass eine Regelung für alle, die den Priesterberuf anstreben, gelten würde. Wenn sie es – hypothetisch gesprochen – irgendwann einmal tun würde, dann wohl aus kulturellen Gründen, wie es in den Ostkirchen der Fall ist, wo verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden. [...] Ich betone: Wenn die Kirche eines Tages diese Norm revidieren sollte, dann würde sie es wegen eines kulturellen Problems an einem bestimmten Ort in Angriff nehmen, aber nicht für alle gültig und nicht als persönliche Option. Das ist meine Überzeugung."
Da spekuliert er natürlich sehr viel, aber er macht, soweit ich sehe, alle Vorbehalte, die Benedikt auch gemacht hätte. Eine Aufweichung des Zölibats im größeren Umfang wird da nicht vergeschlagen.
Der neue Papst hält also regionale Sonderregelungen beim Zölibat für denkbar, wenn "kulturelle Gründe" dafür sprechen.
Würde das zum Beispiel auf die von der Reformation stark mitgeprägte katholische Kirche in Deutschland zutreffen? Verhandelt die deutsche Bischofskonferenz bald mit dem Heiligen Stuhl über einen nationalen Zölibat-Dispens?
Wer solche Spekulationen betreibt, müsste das belegen können. So, wie sie da steht, ist die ganze Analyse Unsinn. Da wird ein Bruch herbeiinterpretiert, der so nicht existiert.