Nachdem einige geäußert haben, der Beitrag von Frau Lucrecia Rego de Planas habe ihnen aus der Seele gesprochen, möchte ich auch darauf eingehen.
Was mir zunächst auffällt ist, dass der Beitrag es an einigen Stellen bedauerlich an Sachlichkeit mangeln lässt, etwa, wenn sie klagt: "Aber ich kann nicht einmal darüber klagen, weil Du der Papst bist!" oder wenn Sie mit "wenn Bildung und Regierungen in der Hand der Freimaurer sind und die Weltwirtschaft in der Hand des Zionismus" unbewiesene Verschwörungs-theorien von sich gibt.
Ich glaube, gerade in diesem Strang, wo unterschiedliche Meinungen recht hart aufeinanderprallen sollten wir uns sehr um Sachlichkeit bemühen, damit wir einander nicht unnötig verletzen sondern helfen, einander zu verstehen.
Ihr Hauptargument scheint mir allerdings zu sein, dass sie bei Franziskus die klare Wegweisung vermisst, die Benedikt geboten hatte. Deshalb vermesse ich mich nun, einen eigenen Beitrag nach oben zu holen, mit dem ich auf dieses Thema schon einmal eingegangen bin:
Samuel hat geschrieben:Die folgenden Überlegungen sind friedlich gemeint. Ich hoffe, damit niemand zu verletzen.
Es gibt Menschen, die im Glauben vor allem Sicherheit, klare Wegweisung, Orientierung... suchen.
Für solche Menschen war Benedikt ein wahres Gottesgeschenk: Sein Leitthema Wahrheit, seine Hermeneutik der Kontinuität, dazu eine große Weisheit und intellektuelle Redlichkeit, so dass derjenige, der ihm zuhörte nicht befürchten musste, in engstirnige Einseitigkeiten geführt zu werden.
Einen anderen Akzent setzt etwa ein Satz von Karl Rahner SJ: "Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten."
Überhaupt wird sich jemand, der im Glauben vor allem Sicherheit sucht, bei einem Schüler des Heiligen Ignatius nicht sehr geborgen fühlen. Für Ignatius ist Gott der "Deus semper maior", der je größere Gott, und entsprechend predigt er den Grundsatz "Omnia ad maiorem Dei gloriam", alles zur größeren Ehre Gottes. Das bedeutet etwa, dass es für Jesuiten kaum feste Regeln gibt. Vielmehr geht es darum, stets verfügbar zu sein, stets bereit, die derzeitige Praxis auf den Prüfstand zu stellen, ob sich nicht auf andere Weise wirkungsvoller zur größeren Ehre Gottes arbeiten lässt. Hervorragende Instrumente für diese Überprüfung sind die Exerzitien sowie die tägliche Gewissenserforschung. Ein Jesuit hat mir einmal als Beispiel für diese Verfügbarkeit erzählt, wie ihn sein Vorgesetzter über eine bevorstehende Versetzung informiert hat: "Morgen sind Sie in Rom. Ihre Koffer sind schon dort."
Ein sehr schönes Beispiel für einen Glauben, der Sicherheit gibt, sehe ich hingegen im Benediktinerorden: Die Mönche haben einen festen Tagesablauf mit fest verankerten Gebetszeiten. Ich glaube, diese feste Verankerung im eigenen Glauben bewirkt auch, dass Benediktiner oft mit großer Gelassenheit und Offenheit auf Menschen mit anderer Ausrichtung zugehen können.
Das wäre auch mein Wunsch an diejenigen, die sich durch das Pontifikat Franziskus' verunsichert fühlen: Dass sie den eigenen Weg konsequent gehen, treu die tägliche Gebetsstunde (oder mehr) einhalten, im Gottesdienst sich mit ganzem Herzen Gott zuwenden... und dadurch hoffentlich genügend innere Festigkeit gewinnen, auf manches, was ihnen bei Franziskus befremdlich erscheint, gelassen zu reagieren.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)