Der Weihrauch
Der Weihrauch
Wer kann mir etwas über Konsistenz, vor allem aber über die Bedeutung und die Herkunft des Weihrauchs erzählen. Seit wann wird in den Gottesdiensten damit geräuchert, und woher stammt die Tradition?
Re: Der Weihrauch
Gibt's in verschiedenen Konsistenzen. Ich hab schon welchen gesehen, der weich wie Gummi war, oder auch welchen, der "glashart" war.Stefan hat geschrieben:Wer kann mir etwas über Konsistenz, ...
(Sorry, ist jetzt eilig abgetippt. Hab's nicht korrekturgelesen.)M. Kunzler in [i]Liturgie der Kirche[/i] S. 219f. hat geschrieben:Die Verwendung von Weihrauch (Harz des arabischen Weihrauchstrauches mit Würzkräutern oder aus Blüten gewonnenen Aromastoffen) aus hygienischen Gründen ist allgemein verbreitetes Kulturgut. Daraus wird dem Weihrauch apotropäischw Wirkung zugeschrieben, er soll die Gestank verbreitenden Dämonen vertreiben. Dem orientalischen Herrscherkult entstammt die ehrende Verwendung des Weihrauchs, die darin wurzelt, hohen Persönlichkeiten - auch dem Papst - Weihrauch|pfannen vorauszutragen, um ihnen die Belästigung durch üble Straßengerüche zu ersparen.
Zum eigentlichen "Weihrauch" in seiner religiösen Verwendung als Rauchopfer wurde das Räucherwerk im Alten Testament (z.B. Ex 30,1-10), aber auch im römischen Herrscherkult, so daß die in den Verfolgungen abgefallenen Christen die Bezeichnung "thurificati" erhielten, "die den Weihrauch vor dem Kaiserbild geopfert haben". Aus den Verfolgungszeiten hatten die Christen zum Weihrauch ein zwiespältiges Verhältnis, obwohl schon die Apokalypse die kultische Verwendung von Weihrauch erwähnt (Offb 5,8; 8,3-5). Räucherwerk wurde in den Kirchen zunächst aus hygienischen Gründen verwendet. Egeria berichtet von Räucherwerk in der Anastasis, damit diese bei der Menschenmenge mit Wohlgerüchen erfüllt sei. Dem gleichen Zweck diente auch die Inzens am Anfang des Gottesdienstes, wie Pseudo-Dionysius beschreibt und im byzantinischen Ritus heute noch geschieht, indem der Diakon nach der Inzens des Altares, der bereiteten Gaben und der Ikonen, durch die Kirche gehend, auch die Gläubigen inzensiert: Ehrung der zum himmlischen Mahl zusammengekommenen Christen als Gäste des Herrn, so wie eine wohlriechende Beräucherung eintreffender Gäste im antiken Osten auch zum Begüßungsritual vornehmer Häuser gehört.
Das ehrende Voraustragen des Räucherwerks macht den Weihrauch in der Liturgie trotz der üblen Erfahrungen in den Verfolgungszeiten heimisch. Vor dem Hintergrund der erwähnten Stellen aus der Geheimen Offenbarung dient er in Ost und West sowohl der Ehrung des in seiner Gemeinde gegenwärtigen Herrn als auch als sinnenfälliges Zeichen für das zum himmlischen Thron aufsteigende Gebet der Gläubigen (bzw. seit der Karolingerzeit analog auch bei der Gabenbereitung zur Symbolik für das Aufsteigen der Gaben). Als dramaturgische Ausdeutung des Luzernarpsalms 141 (140),2 kam die Inzens in die Vesper, rückte dann aber auf das Magnificat (weil Ps 141,2 als Versikel davor gesungen wurde) und wurde analog zum Benedictus auch in den Laudes verwendet.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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- Robert Ketelhohn
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Rupert von Deutz (div. off. I,29 hat geschrieben:Nach seinem Einzug wird dem Priester dann, sobald er am heiligen Altar steht, das Weihrauchfaß zum Beräuchern in die Hand gegeben. Denn der vorhin genannte »Engel trat«, wie wir an einer anderen Stelle der Apokalypse lesen, »vor den Altar des Tempels mit einem goldenen Rauchfaß in seiner Hand« (Offb 8,3), indes der Sohn Gottes sich vor den Augen der Kirche mit unbeflecktem Leibe gezeigt hat, der auch »mit Feuer angefüllt war« (Offb 8,5), weil auf ihm die siebenfache Gnade des Heiligen Geistes leibhaftig geruht hat.
Inzwischen stimmt der Chor das »Kyrie eleison« an, das alle Bitten der gesamten Kirche zeichenhaft zum Ausdruck bringt, die das wahre Räucherwerk sind, von dem es dort heißt: »Es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar legte, der vor dem Thron Gottes ist« (Offb 8,3).
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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- Robert Ketelhohn
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Romano Guardini (Von heiligen Zeichen) hat geschrieben:Der Weihrauch
»Ich sah … Und ein anderer Engel kam, und trat an den Altar, und er hatte ein goldenes Rauchfaß, und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben … Und der Rauch des Räucherwerks stieg für die Gebete der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott.« So spricht die Geheime Offenbarung (8,3-4).
Ein schönes Bild, wie die klaren Körner auf die Glut gelegt werden und aus dem geschwungenen Gerät der duftende Rauch aufsteigt. Wie eine Melodie von Bewegung und Wohlgeruch ist es, ohne Zwecke und nützliche Absichten, schenkende Liebe.
Wie damals, als der Herr im Hause des Lazarus in Bethanien zu Tische saß, Maria, die Schwester des Lazarus, kostbares Nardenöl hertrug, es über Jesu Füße goß, sie mit ihren Haaren trocknete, und der Duft das ganze Haus erfüllte. Enger Sinn murrte: Wozu die Verschwendung? Gottes Sohn aber sprach: »Laß sie gewähren! Für den Tag meines Begräbnisses hat sie es aufbewahrt.« (Joh 12,1-7) Ein geheimnisvolles Geschehnis, in welchem Liebe und kostbarer Duft und Nähe des erlösenden Opfers zusammengehen.
Das liegt im Weihrauch: ein Geheimnis der Schönheit, die von keinem Zweck weiß, sondern frei aufsteigt; der Liebe, die brennt und durch den Tod geht: des Gebetes, und gerade jenes Gebetes, das an keinen Zweck denkt, sondern Gott lobt und Ihm dankt, »weil so groß seine Herrlichkeit ist«. Auch hier aber fragt der dürre Sinn, der nur versteht, was berechnet werden kann: Wozu das alles?
Freilich kann das schöne Bild auch unernst werden; die duftenden Wolken können müßige Geheimnisstimmungen erzeugen. Geschieht das, dann hat das christliche Gewissen recht, wenn es Einspruch erhebt und an Jesu Wort erinnert, daß »die wahren Anbeter den Vater anbeten werden in Geist und Wahrheit« (Joh 4,23). Es gibt aber auch eine Philisterei in der Religion, die aus dürrem Herzen kommt, wie das murrende Wort des Judas von Kariot, und das Gebet nach Gesichtspunkten geistlicher Nutzbarkeit betrachtet.
Diese Gesinnung weiß nichts von der Fülle des Gebetes, die nach keinem Warum und Wozu fragt, sondern aufsteigen will, weil sie Liebe ist und Duft und Schönheit. Und je mehr sie liebt, desto mehr ist sie auch Opfer, und der Duft kommt aus zehrendem Feuer.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
bitte nicht allzu ernst nehmen (wir haben machen das hier auch nicht mehr):
Laut unserem Pfarrer ist "Weihrauch ein Heidenbrauch, der in der Kirche eigentlich nichts zu suchen hat und dazu noch stinkt."
Antwort unseres Pfarrers auf die Frage der Oberministrantin, ob sie zur Firmung Weihrauch machen dürfen (Weihrauch wird hier aber grade so zu Weihnachten und Ostern geduldet (noch))
Laut unserem Pfarrer ist "Weihrauch ein Heidenbrauch, der in der Kirche eigentlich nichts zu suchen hat und dazu noch stinkt."
Antwort unseres Pfarrers auf die Frage der Oberministrantin, ob sie zur Firmung Weihrauch machen dürfen (Weihrauch wird hier aber grade so zu Weihnachten und Ostern geduldet (noch))
Conny