amerikanische Volksfrömigkeit

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asderrix
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amerikanische Volksfrömigkeit

Beitrag von asderrix »

In folgenden Thema bei J.de:
http://www3.jesus.de/foren/readframe.ht ... t=&prod=no

kommt die Frage auf, warum werden solche Themen so in Amerika behandelt und in Deutschland nicht?

Das ist eine Frage die sich für mich auch stellt und auf die ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe.
Deshalb möchte ich sie hier stellen, da ich den Eindruck habe das es ihr besser möglich ist, diese Frage konstruktiv zu erörtern.

LG
asder

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Edi
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Beitrag von Edi »

Im Kreuzgang hier ist darüber auch schon diskutiert worden:

http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... =evolution

dazu Stellungnahme von Kardinal Schönborn:

http://www.kath.net/detail.php?id=11019

und hier eine Diskussion:

http://www.kathnews.com/wbboard/thread. ... ch%F6nborn

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Dankeschön Edi,

aber ich wollte eben das was bei J.de geschah vermeiden, dass über die ET diskutiert wird, mein Anliegen war die unterschiedliche Frömmigkeit der zwei Nationen anzuschauen und deren Hintergründe.

LG
asder

Uwe Schmidt
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Re: amerikanische Volksfrömigkeit

Beitrag von Uwe Schmidt »

asderrix hat geschrieben:In folgenden Thema bei J.de:
http://www3.Jesus.de/foren/readframe.ht ... t=&prod=no

kommt die Frage auf, warum werden solche Themen so in Amerika behandelt und in Deutschland nicht?

Das ist eine Frage die sich für mich auch stellt und auf die ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe.
Deshalb möchte ich sie hier stellen, da ich den Eindruck habe das es ihr besser möglich ist, diese Frage konstruktiv zu erörtern.

LG
asder


Na weil in den USA die Protestanten noch fundamentalistischer (im Sinne von wortwörtlichem Schriftverständnis) sind als Hardcore-Protestanten in Deutschland. Die nehmen sogar die Schöpfung in 6 Tagen wörtlich usw. Deshalb stellt die Evolutionstheorie natürlich das gesamte SOLA SCRIPTURA in Frage. Wenn sich die Bibel irrt, dann bricht auch der Protestantismus zusammen, zumindest die fundamentalistische Lesart.
Wir Katholiken haben ja dieses Problem nicht (dafür aber viele andere...), weil wir Bibel nicht wortwörtlich verstehen, sondern als "Gotteswort in Menschenwort".

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Hallo Edi,

wenn man sich die Frömmigkeit einzelner Völker, Nationen oder in einzelnen Ländern anschauen will,
so muss man zuerst die gesellschaftliche Zusammenstellung ansehen.

Sicher haben da die US-Gesellschaft und die der Bundesrepublik einige Übereinstimmungen,
und ihre Unterschiede.

Auch in der religiösen Ausrichtung.
ca. 1/4 der US-Bürger bekennen sich zum Katholizismus,
in der Bundesrepublik ca. 1/3.
Dies ist aber der geringere Unterschied, denn die Protestanten dort,
unterscheiden sich erheblich von den hiesigen.
Und wieviele der Christe, hier wie dort, sind auch aktive Christen?
und wie ist es mit der eigenen Kritikfähigkeit der Menschen.
Sind sie bereit sich für die Hintergründe zu interessieren
oder lassen sie sich lieber was vorsetzen?

Für mich geht es in der Diskussion um Gottes Schöpfung und Evolution,
nicht um ein Entweder Oder,
sondern, wie passt das zusammen, aber das ist dann ein anderes Thema.

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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Dankeschön Edi,

aber ich wollte eben das was bei J.de geschah vermeiden, dass über die ET diskutiert wird, mein Anliegen war die unterschiedliche Frömmigkeit der zwei Nationen anzuschauen und deren Hintergründe.

LG
asder

Ich habe mal eine harte Diskussion mit einer Frau eines freikirchlichen Bekannten (so eine Art Baptisten) gehabt, die damals meinte, wer nicht alles, was die biblische Schöpfungsgeschichte anginge, ganz wörtlich nehme, sei kein rechter Christ. Ich war noch nie Evolutionist, aber muss deswegen auch nicht alles wörtlich nehmen. Mit dem Glauben an sich, hat das nichts zu tun, weil es den neuen Bund nicht berührt.
Inzwischen aber habe ich von der genannten Frau den Eindruck, das sie das Ganze etwas lockerer sieht.
Freikirchliche christliche Fundamentalisten sind immer auch in der Gefahr alles in der Schrift wörtlich zu nehmen, nur nicht beim Abendmahl. Da gilt der dann plötzlich der übertragene Sinn.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Edi hat geschrieben:Freikirchliche christliche Fundamentalisten sind immer auch in der Gefahr alles in der Schrift wörtlich zu nehmen, nur nicht beim Abendmahl. Da gilt der dann plötzlich der übertragene Sinn.
Ich zieh mir halt mal den Schuh an, auch wenn er mir nicht richtig passt.

Ich nehme nicht alles in der Bibel wörtlich, es gibt sehr gute Bildreden, Gleichnisse, manche Prosa, wörtlich genommen, würde mich in arge Bedrängnis bringen.
Berichte nehme ich wörtlich, das gebe ich zu und den Schöpfungsbericht, nehme ich deshalb auch wörtlich, weil ich ihn in die Sparte der Berichte eingliedere, sollte er nicht so einzuordnen sein, dann würde ich irren, deshalb spreche ich auch niemand sein Christsein ab, der das anders sieht.

Aber, BITTE kommt doch noch einmal auf die eigentliche Frage zurück.

LG
asder

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Edi
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Beitrag von Edi »

Hallo Asder,

es war nur eine Tendenz, die ich hier schildern wollte, und die ja auch vorkommt. Du passt da sicher weniger dazu.

Zu deiner Frage kann ich sonst wenig sagen, weil ich dazu nur Vermutungen anstellen könnte und das ist zu wenig. Sicher gibt es auch Leute, die hierzu mehr und Kompetenteres sagen können.

Gruss Edi

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Das die Amis eine andere Art zu glauben haben, liegt wahrscheinlich in der Entstehungsgeschichte der USA. Von Europa sind viele verfolgte Religionsgruppen in die Kolonien ausgewandert, weil sie sich dort die Freiheit versprochen haben, die im alten Europa so nicht möglich war (zB. die Puritaner).
Und in diesem individualistisch-freigeistigen Protestantismus und seiner gesellschaftlichen Umgebung konnten dann auch andere Grüppchen gut gedeien.
Die USA sind also von Grund auf puritanisch gepolt gewesen (auch wenn nicht alle Puritaner waren und überhaupt geglaubt haben).

Bezeichnenderweise sind auch (fast) alle neuzeitlichen Sekten (Adventisten, Mormonen, Zeugen Jehovas etc.) in den USA entstanden. Scheint ein günstiges Klima dort zu sein.

Aber warum auch nicht? Sollen wir hier im alten Europa stolz auf unseren Säkularismus und Laizismus sein?
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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WiTaimre
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Europa - USA - Religionen

Beitrag von WiTaimre »

ok, zur eigentlichen Frage:
die USA besteht menschenmaessig aus ueberwiegend aus Europa ausgewanderten Familien mit derern Nachkommen, und viele der Auswanderer wichen ihres Glaubens wegen nach dorthin aus oder waren woanders damit in Lebensgefahr.
Das bedingte voon vornherein einen in konfessioneller wechselseitiger Hilfe starken Bevoelkerungs-Anteil sehr vieler christlicher und juedischer Bekenntnisse mit massenhaft eigenen caritativen Vereinen, weshalb der Staat gesamt-USA wie auch die Staaten des Bundes vieles Soziale nicht zentral uebernahm.

Die Katholiken und die Freikirchler haben auch missionierende Alt-Tradition, die Hochkirche von England und die landeskirch-Protestanten nicht, also wurden aus Sklaven - auch schon als es noch Sklaven waren - und aus Indianern, auch eher welche katholisch oder eben freikirchlich - bekanntlicherweise besonders entstanden die Schwarzen Baptisten mit ihrem charismatischem Eigenleben.

Das war in Europa aber da schon jahrhundertelang her und macht heute noch diesen Eindruck, als kuemmerten sich staatsweite Alt-Kirchen nicht wirklich um Menschen-Noete, weil das alles schon lange institutionalisiert und ohne viel Dankeschoen funktioniert.
Wer kriegt schon ins Bewusstsein, dass z.B.jeder 80.Deutsche von der Caritas erhalten und versorgt wird - aehnlich mit dem viel juengeren Diakonischen Werk /"Innere Mission" aus dem 19.Jhd.

Die kath.Kirche kam organisatorisch unter Pius IX in den USA maximal zum Aufbluehen. Dieser war genoetigt nach allen Verstaatlichungen (Enteignungen) europaeischer Katholiken das ganze caritative Netz aus fast Null Vermoegen wieder aufzubauen, eben durch Kollektieren bei Jedermann, auch ganz Armen selber, und denen, die geschaeftlich genug Glueck erlebten, ein Volk voller Stiftungen und Gremien. - Fuer die USA bedeutete das, dass der Staat von vornherein mit "Leichtgepaeck" oben (kein Adel) und unten (keine Armen zu versorgen noetig) entstand. Regiert wird von reichsten Clans alles, aber in den Alltag hinein-regiert sehr viel weniger als in Europas Staaten.

Nach der staatlichen Aufhebung der Apartheid in der USA zogen es viele ex-Sklaven vor, irgendetwas zu werden ausser dem, was ihre Herrschaften religioes waren, so entstanden noch ohne eigentliche Mission dafuer die Black Muslim und die Black Jews von den Afro-Amerikaner selbst aus. Auch diese suchten vom Staat weder Erziehung noch soziale Unterstuetzung, sondern halfen erstmal einander gegenseitig weiter. Sklavenhandel in Europa selbst hoerte ja etwa zur Zeit der Kreuzzuege auf, aber Sklavenhandel durch Europaeer kam 500 Jahre spaeter neu mit den entdeckten Kolonien in Schwung.

Es ist fast als Regel dabei zu bemerken, dass es bei einem Religions-Schwerpunkt im Sozialnetz wenig Gewicht auf Theologie und ihre Grenzgebiete gibt. Man hoert sich die Verkuendigung an und handelt los, und zu tun ist immer genug - gab es Arbeit, war Arbeiten religioes auch positiv, gab es keine, bestand wieder die Notwendigkeit, Leute aufzufagen. Daher lehnte sich die Theologie in USA, wenn, dann einfach an die von Europa Erfahrbare an und die Einzelgemeinden riss es nicht gleich mit. Solange Tradiertes im Alltag funktioniert, entsteht ja auch kein revolutionaerer Bedarf auf ganz was Neues. Und wen man nie trifft, mit dem ist auch ein Dialog etwas fuer Spezialisten - "wenn es deren Hobby ist, na gut". - Englisch fuer alle kam ja eigentlich auch erst wegen dem 2.Weltkrieg in die USA, indem sich der gosse Anteil Deutscher nun nicht mehr so als auch-eigentlich-deutsch zu melden wagte.

Durch Exilanten wegen der national-kommunistischen Aufstaendler des 19./20.Jhds kamen auch viele Atheisten und Agnostiker nach drueben, sie sich wiederum in Europa nicht mehr so auswirkten, weil sie hier ja weg waren, und diese bauten mit am Industriestaat USA mit knallhart saekularen Konkurrenz-Kriterien, meine ich, auch wenn sie bald auch dort den staatlichen "Maulkorb" kennenlernten, so doch gut 100 Jahre spaeter als in Europa, sie trafen auf Merkanitilsmus, Absolutismus im Kleinen, und die liberalistischen heute modernen Agnostiker - weil man dafuer am besten das Thema Religion jedem privat ueberliess. Andererseits brachte jeder politische Fluechtling hier seine Meinung zur Kenntnis, daher auch daas weltweite Engagement aus dem Staat USA, wo je fast von aller Welt Fluechtlinge gruppiert leben.
Hierin wirken diese wieder als Vor-Denker fuer Europas Praktiker.

Zum Besipiel war auch lange Zeit eine Weiterbildung in USA durch Sponsoren viel grosszuegiger ausgestattet als hierzulande, wo Universitaeten staatlich sind, denn viele Vereinigungen sponsorn ganze lokale Schulsysteme vom Kinderhort bis zum Uni-Abschluss, mit der relativ natuerlichen Erwartung, dann auch im Sinne des Spenders zu lernen. Bei uns ist das steriler und anonym, "Danke" wird ohnehin ein "alt-deutscher, aus dem Brauch gekommener Ausdruck". Auch Dank an G"TT wird damit hier undenkbarer als dort.

Es ist auch ein USA-unterscheidbares Phaenomen, dass man unter heftigem sozialem Stress mal eher "5 grade" sein laesst bei Suendern, indem man Fehlverhalten praktisch staffelt in "schlimm" (wie Mord und Raub) oder "vergiss es" (wie das unerlaubte Betatschen von Messdienern) - dass also sich mancher ein in Europa eher intolerables Verhalten zubilligte, solange dieser sich ansonsten aufopferte und an andern Ecken sein Leben staendig fuer die Gemeinde riskiert.

Wir muessen auch den Flaechen-Faktor mit beruecksichtigen. Da sind schonmal einige grundsaetzlich historische Unterschiede, fuer die man noch an der USA die Metropolen-Welt vom Hinterland unterscheiden muss, das viel mehr nur sich selbst erlebt, waehrend in Deutschland doch wohl das letzte Dorf in staedtischen Kriterien zu denken gelernt hat. Unsere Medien sind gemeinsamer als in den USA mit ihren unendlich vielen Provinzsendern und Zeitungen, die wenig Texten fuer den Rest der Welt Raum geben, und nur nationale Gross-Katastrophen erschrecken auf einmal voellig unerwartet die Leute. Die Reaktion ist daraufhin einfach starrer.

"Nation" (in diesem Sinne wie in der USA) ist da ja etwas anders als hier, es ist die eigne Sache einer grossen Fuelle von ganz verschiedenen Herkuenften, und das "nationale" Interesse sieht jede Untergruppierung auf sich direkt bezogen: "Lass mich - du Ausland - in Ruhe meine Welt hier leben".

Soweit mein erster Ueberblick. Hoffentlich kannst Du mit diesem Denkansatz was anfangen :.)
Schalom - Pax
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Dankeschön, WiTaimre ,

jetzt konnt ich's erst mal lesen, ist ja wirklich ausführlich, werde mich noch zwei drei mal damit beschäftigen,bevor ich darauf reagiere.
LG
asder

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Hallo Franz, Dankeschön,

du bist also der Meinung das es eine breitere Volksfrömmigkeit gibt, also mit meinen Worten, eine höhere Präsens von Gott im öffentlichen Leben, sehe ich das richtig?

Könnte es sein, das die so genannte Aufklärung, da in Europa und speziell in Deutschland Schuld ist, das dieses Wissen um die Gegenwart Gottes und dieses rechnen mit der Gegenwart Gottes nicht mehr so weit verbreitet ist?

LG
asder

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Asderix, der Casus Knaxus ist die Erfahrung des 30-jährigen Krieges.
England hat zwar auch schlimme Glaubenskriege erlebt, aber man konnte das Problem durch Abwanderung der Fundis nach Nordamerika lösen. In old Europe, besonders in Deutschland und Frankreich, musste man ein erträgliches Verhältnis zwischen Kirche und Staat finden. Daher in den germanischen Ländern (England, Holland, Deutschland, Skandinavien) das Staatskirchenmodell, das eigentlich schon mit Luther beginnt, und in den romanischen (Belgien, Frankreich, Italien, Spanien) der harte Laizismus und der ewige Kampf zwischen Atheisten (meistens als Freimaurer organisiert) und Katholiken (die dort oft auch Monarchisten sind).
Jedenfalls hat die Religion in Europa einen herben Rückschlag erlittern, nachdem etwa in Süddeutschland 2/3 (!) der Bevölkerung an den Kriegsfolgen starb (das sind Zahlenverhältnisses wie in der Johannesapokalypse...). Religion musste zwar "weiterhin sein" (wie Maria Theresia so schön sagte), aber sie musste gezähmt und vor allem in der Verantwortlichkeit des allmächtigen leviathanischen Staates stehen.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Ist also im amerikanische Volk ein höherer Prozentsatz an Gottesbewusstsein und Gottabhängigkeit?

Ist das System an sich also christlicher?

Ist das deutsche / europäische Staaatswesen gottverlassener als das amerikanische, weil es sich in weiten teilen von Gott losgesagt hat?

Danke für euer Mitdenken.

Lg
asder

Ragnar
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Re: amerikanische Volksfrömigkeit

Beitrag von Ragnar »

asderrix hat geschrieben:In folgenden Thema bei J.de:
http://www3.Jesus.de/foren/readframe.ht ... t=&prod=no

kommt die Frage auf, warum werden solche Themen so in Amerika behandelt und in Deutschland nicht?

Das ist eine Frage die sich für mich auch stellt und auf die ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe.
Deshalb möchte ich sie hier stellen, da ich den Eindruck habe das es ihr besser möglich ist, diese Frage konstruktiv zu erörtern.

LG
asder
Lieber asder,

was meinst du eigentlich mit der Volksfrömmigkeit?
das was das Volk so glaubt (wie es den Glauben lebt, da schleichen sich schon mal heidnische Riten mit ein),
oder den Glauben des Volkes?
Volksfrömmigkeit bezeichnet doch eher den von der Lehre abweichenden Glauben,
wogegen der Glaube eines Volkes durchaus eher (ich überzeichne das mal)
von oben vermittelter Glaube ist.
Die Volksfrömmigkeit macht sich in den USA in den verschiedensten Kirchen bemerkbar,
wogegen die Volksfrömmigkeit innerhalb der rk Kirche sich in den unterschiedlichen Gruppierungen ausmacht,
aber das Volk sich eben eher durch das Gefühl sich zu Anhängern einzelner Richtungen macht,
nicht durch tatsächliches Wissen (Unterscheidungen),
wie es eben auch in eine Religionsgemeinschaft hinein geboren wird,
und meist aus folkloristischen Gründen daran fest hält.
Zur Volksfrömmigkeit gehören eben auch Riten, die schon zu heidnischen Zeiten bestanden,
aber von den Kirchen als Betandteil (Fronleichnahm) akzeptiert wurden (werden können).

asderrix hat geschrieben:Ist also im amerikanische Volk ein höherer Prozentsatz an Gottesbewusstsein und Gottabhängigkeit?

Ist das System an sich also christlicher?

Ist das deutsche / europäische Staaatswesen gottverlassener als das amerikanische, weil es sich in weiten teilen von Gott losgesagt hat?

Danke für euer Mitdenken.

Lg
asder
Wenn ich z.B. den lieben Jan Ullrich sehe, mit dem Kreuz am Hals, das wäre für mich so ein Beispiel.
Sich ein Kreuz umhängen, als Talisman,
sich bekreuzigen, vor einem Fussballspiel,
wenn jemand die Arme nach einem Sieg hochreckt...

wem dankt derjenige?

Sagt die Bibel nicht schon:
Sitze nicht, wo die Spötter sitzen?

Nur weil jemand Herr! Herr!
ruft, ist noch nichts über seinen Glauben ausgesagt, denn wen meint er?

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asderrix
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Re: amerikanische Volksfrömigkeit

Beitrag von asderrix »

Ragnar hat geschrieben: Lieber asder,

was meinst du eigentlich mit der Volksfrömmigkeit?
Hallo Ragnar,

Ich meine damit,

- das im öffentlichen Leben der Aerikaner, Gott eine größere Rolle spielt.

- das sich häufiger auf die Hilfe Gottes berufen wird.

- das, so wurde mir berichtet, eine Todesanzeige in einer normalen Zeitung so aussah, das Gott verherrlicht wurde, der im Leben des Verstorbenen zu sehen war.


LG
asder

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

z.B. der grosse Bush, der mit der Bibel oder dem Gesangbuch durch die Öffentlichkeit rennt,
ob der wirklich den Gott des Jesus meint?
oder ob das nicht ein ganz anderer ist?

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Edi
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Re: amerikanische Volksfrömigkeit

Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:
Ragnar hat geschrieben: Lieber asder,

was meinst du eigentlich mit der Volksfrömmigkeit?
Hallo Ragnar,

Ich meine damit,

- das im öffentlichen Leben der Aerikaner, Gott eine größere Rolle spielt.

- das sich häufiger auf die Hilfe Gottes berufen wird.

- das, so wurde mir berichtet, eine Todesanzeige in einer normalen Zeitung so aussah, das Gott verherrlicht wurde, der im Leben des Verstorbenen zu sehen war.


LG
asder
Nun ja, die USA gelten ja als "Gods own country".

Stimmt schon, dass da Gott im öffentlichen Leben eine grössere Rolle als bei uns spielt. Ob das immer der echte wahre Gott ist und ob man ihn nicht oft nur als Maske vor sich her trägt, ist doch die Frage. In den USA gibt es ja auch eine Region, die sich Bibel-Belt (Bibel-Gürtel) nennt. Auch die grossen Fernsehprediger, die sich auch schon gegenseitig bekämpft haben, spielen da sicher eine Rolle.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Prostitution ist in den USA verboten. Alkohol und Zigaretten sind in der Öffentlichkeit verboten. All diese fremden Sitten sind in Deutschland undenkbar.

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WiTaimre
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Beitrag von WiTaimre »

ehm, kurz zweierlei:
Praesident George W.Bush ist vom Prediger Billy Graham bekehrt worden und sieht sich wirklich in dessen Sinne als Jesus-glaeubig an, ich meine, er ist Methodist
- was auch immer man sonst im Leben tut oder zu meinen scheint, dazu steht er auch privat. Es ist nicht fair, andern den Glauben zu bestreiten, alle Kirchen sind Kirchen mit realen Menschen.

@"Riten, die schon zu heidnischen Zeiten bestanden, aber von den Kirchen als Betandteil (Fronleichnahm) akzeptiert wurden (werden können)."

- ups, wenn schon das Prozessionengehen als aktives Fortsetzen von Heidentum angesehn wird, sind dann alle Wandervereine da mitgemeint? Menschen haben es in ihrer Natur, dauerhafter in Gruppen zu laufen, in Wanderschulen studierte man sogar in der Antike zwecks Umverteilung ihres Unterhalts durch Naturalien-Bed-Rechte.

Das Fronleichnamsfest speziell wurde nicht als schon bestehende Sitte von der rk-Kirche einfach nur um-motiviert, sondern auf Bitten theologischer Natur ganz neu eingefuehrt und in bereits beliebter Form begangen:

Prozessionen als solche haette man schon etliche genug zu diesem Datum, als da sind die jaehrlichen "Heiligen-Umtrachten", die Palm-Prozessionen, die Hl.-Kreuzfahrt-Geluebde-Ersatzprozession der Reiter, die Flur-Segnungs-Prozessionen, die Hl.Grab-Fahrten zu St.Bonifatius in Fulda und die St.Marcus Litania-major an den Bittagen, die Pest-Geluebde-Opfergaenge, etc.

Ein gemeinsamer Weg foerdert Gemeinschaftserlebnisse und ein gelegentlicher Stressfall dazwischen hilft auch, die Helfer mehr zu lieben. Aber der Kern des Fronleicchnams war nicht das Wandern, sondern die Anbetung des fuer Katholiken aller-heiligsten Themas Jesu mit Hinzunahme aller Sinne fuer Freude. Das Milieu aus dem es entstand hatte wirklich keine Erinnerung mehr an irgendein Brauchtum hierhin uebertragen.

Nochmal zur Amerikafrage: ich denk schon, dass den meisten Amerikanern es leichter von den Lippen geht, von ihrem Glauben zu sprechen, speziell das Land im Ganzen isst noch nicht so medien-anhaengig, dass sie sich schaemen zu muessen glauben muessten wie wir hier nach unsern in 200 Jahren ja mehreren sehr zynischen Kirchenkaempfen in Europa.
Schalom - Pax
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

asderrix hat geschrieben:Ist also im amerikanische Volk ein höherer Prozentsatz an Gottesbewusstsein und Gottabhängigkeit?

Ist das System an sich also christlicher?

Ist das deutsche / europäische Staaatswesen gottverlassener als das amerikanische, weil es sich in weiten teilen von Gott losgesagt hat?

Danke für euer Mitdenken.

Lg
asder

Klar sind die Amis frömmer als Europäer! Die erste Einwandererschicht waren ja gerade Fundamentalisten, die sich nicht der anglikanischen Staateskirche unterordnen wollten und deshalb lieber ausgewandert sind. Das System ist aber weniger christlich als nordeuropäische Staatskirchensystem, an das auch Deutschland auf halbem Wege angekoppelt ist mit seiner Kirchensteuer und seiner besonderen Bevorzugung der traditionellen Kirchen. In den USA gibt es wenigstens theoretisch eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion. Wie sollte es auch anders sein, sind die USA doch eine reine Schöpfung der britischen Freimaurerei (um das zu merken, reicht es, sich eine 1-Dollar-Note mal genau anzusehen). Das Sensationelle an der gegenwärtigen Entwicklung ist ja gerade, dass dort die Fundis den Staat immer mehr übernehmen, sodass jetzt sogar das jüdische Hollywood mehr christliche Filme drehen möchte und die Jüdin Jane Fonda zum Christentum übergetreten ist (ich halte diese Instrumentalisierung der amerikanischen Volksfrömmigkeit allerdings nur für einen Trick der Straussianer, die auf Biegen und Brechen einen neuen Religionskrieg gegen den Islam anzetteln wollen).

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Uwe Schmidt hat geschrieben:… Trick der Straussianer …
(Es ist übrigens interessant, wie es einem Outlaw wie LaRouche gelingt, Themen zu setzen. ;) )
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

http://www.kreuz.net/article.1628.html

Wann genau beginnt der nächste Kreuzzug?

USA. Amerikanische Traditionalisten sind gerade dabei, ihre Liebe zur Kirche aller Zeiten auf verschiedenen Gebrauchsgegenständen und nicht ohne Provokation zum Ausdruck zu bringen. Im Angebot sind Kleidungsstücke, Computerzubehör, Kalender, Geschirr oder andere Gebrauchsgegenstände mit Schriftzügen wie: „Ecclesia militans“ – zu deutsch: Die streitende Kirche –, „Wann genau beginnt der nächste Kreuzzug?“ oder „Es ist besser auf Lateinisch“. Dargestellt sind auch herausragende Päpste oder ein Spruchband mit einem Auszug der Wandlungsworte vor einem Kelch: „Pro Multis“ – für viele.

Hierzulande unvorstellbar.

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