Stefan hat geschrieben:Was mich unangenehm berührt hat, ist aber die Vorstellung, daß dort - bei bester Absicht - über den Umweg einer esoterisch anmutenden Liturgie die Empfänglichkeit junger Leute hierfür gezielt angesprochen werden soll.
Die Frage ist, ob man mit dieser Liturgie
gezielt (junge) Leute ansprechen will oder ob man sie aus anderen Gründen gewählt hat, beispielsweise weil sie der Spiritualität der Brüder am besten entspricht, und die Anziehungskraft auf viele Menschen sozusagen ein Nebeneffekt ist.
Die Communauté selbst wurde jedenfalls nicht gegründet, um (junge) Menschen anzusprechen, sondern aus anderen Gründen. Das Faszinierende an der Gemeinschaft hat dann viele Menschen angezogen.
Stefan hat geschrieben:Wenn als Motivation in den Raum gestellt wird, so ziehe man Glaubensferne "geschickt" in die Kirche, so sehe ich dies äußerst kritisch. Zum einen, weil damit indirekt ausgesagt wird, daß die "normale" Liturgie nicht geeignet ist, um diesen Zweck zu erfüllen; sie ist also nicht gut genug.
Ich glaube nicht, dass diese Motivation so vorhanden ist. Aber ich habe durchaus den Eindruck, dass die
normale Liturgie nicht immer geeignet ist, Glaubensferne in die Kirche zu bringen. Die
normale Liturgie wird von vielen Kirchenfernen als
langweilig gesehen.
Stefan hat geschrieben:Zum anderen setzt man den äußeren Aspekten des Glaubens eine Maske auf. Ich frage mich, welche Folgen das hat. Viele, natürlich nicht alle, werden - sofern sie zur normalen Liturgie ein distanziertes Verhältnis haben - durch den Trick mit der Esoteriksimulation fasziniert und in den Glauben gezogen (fein!). Und dann? Werden sie nicht in aller Regel ihre ablehnende Haltung zum Normalen beibehalten und versuchen, die normale Liturgie ihren Erfahrungen anzupassen; eben weil sie ja irgendwie schlechter ist?
Nein, wenn die Menschen - durch welche Liturgie auch immer - zu Jesus Christus gefunden haben, dann werden sie auch das
Normale akzeptieren. Dann ist die Liturgie nebensächlich, denn entscheidend ist die Begegnung mit Jesus Christus.
Stefan hat geschrieben:Des Weiteren ist es auch eine Frage des Wiedererkennens; meine Assoziation mit den Bhagwan-Jüngern läßt doch die Vermutung zu, daß man in dieser liturgischen Variante die Kirche eher diesen Bewegungen ähnlich macht als sie es in Wahrheit ist. Die Gefahr des Verwechselns, des Abdriftens und Vermischens wird m.E. drastisch erhöht.
Diese Gefahr ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber mit Erläuterungen und Hintergrundinformationen kann man dem begegnen.
Die Gefahr falscher Assoziationen besteht überdies nicht nur bei Taizé, sondern auch in anderen Fällen.
Gruß
Angelika