TiLek hat geschrieben:Hallo Stephen,
vielen Dank für Deine Antwort, ich habe fast befürchtet, daß einer den Hutter rausholt.
Echt? Ich hätte nicht gedacht, daß der heute noch so verbreitet ist, daß jemand in einer Diskussion damit rechnet, daß Hutter als Argument auftaucht.
Das Buch ist ja auch kaum zu bekommen. Ich habe mir damals an der Uni eine Fotokopie des gesamten Buches besorgt.
Das was da steht, hat ja die EKD ( die ich persönlich nciht besonders mag) auch größtenteils übernommen.
Nun müssen wir aber doch noch klarstellen, daß die EKD an sich überhaupt kein Bekenntnis hat, sondern im Bereich der EKD eine Reihe von Bekenntnissen möglich sind. Eben lutherisch, uniert, reformiert und diverse Mischformen.
Aber die Bekenntnisse auf die ich in meiner Berufungsurkunde (also dem "kirchenrechtlichem Dokument"<-- meiner Glaubensgemeinschaft) verpflichte, sind die Confessio Augustana und die Katechisman Luthers und halt nicht Hutter.
Sicher richtig. Aber Hutter repräsentiert doch die über Jahrhunderte gültige normative Auslegung der Bekenntnisschriften von der CA bis zur Konkordienformel. Oder würdest Du dem nicht zustimmen? Das Compendium war doch DAS Bekenntnisbuch der lutherischen Orthodoxie. Noch lutherischer geht es doch gar nicht. Falls Du mit Leonhard Hutter nicht übereinstimmst, müßten wir jetzt eigentlich in eine Diskussion eintreten, in der Du mir aus Luther (oder anderen Quellen) beweisen kannst, daß Hutters Sicht der Dinge nicht das originäre Luthertum wiedergibt.
Wie gesagt, die Bekenntnisschriften sind Richtschnüre und nicht festgesetzte Glaubensfeststellungen.
Das, lieber Timm, habe ich in allen meinen Kontakten zu Lutheranern (von der Nordelbischen Kirche bis zur SELK) ganz anders erlebt. Die Bekenntnisschriften waren da immer festgemauert in der Erden, unverrückbar, die einzig gültige Wiedergabe der biblisch-göttlichen Wahrheit sozusagen.
Meine Gemeinde tendiert zur Hochkirchlichen AB und die für uns geltenden Bekenntnisse sind CA und der kleine/große Katechismus Luthers. Ich persönlich lehne den Heidelberger Katechismus (von den Reformierten) ab. Mit der Verdammung der Trans. verdammt er ja auch die von Luther gelehrte Konsubst., ja schlimmer ich finde er dogmatisiert seine Ansicht hier.
Ich habe im Studium aber mal gelernt, daß Luther den Begriff der Konsubstantiation selbst nie gebraucht hat, daß er nur eine spätere Zuschreibung darstellt, um seine Lehre in einem Begriff zusammenzufassen. Leonhard Hutter erklärt die Verbindung von Brot und Wein mit Leib und Blut Christi durch die "himmlische, sakramentliche" Weise eigentlich sehr gut. Es ist ein Gedankenmodell, das dem mancher anglikanischer Theologen und ihrer Betonung des Ineinsfallens von res significata und res significans sehr nah kommt und vor allem besser mit altkirchlichen Traditionen harmonisierbar ist als die Transsubtantiationslehre! Damit kann ich mich ganz gut anfreunden eigentlich. Sicher dogmatisiert er seine Ansicht, aber immerhin ist ihm darin das orthodoxe Luthertum doch gefolgt?
Lieben Gruß
Stephen