Re: Mißbrauchsanschuldigungen II
Verfasst: Donnerstag 23. August 2018, 13:54
Hier noch ein Vergleich der nüchternen Zahlenwerte aus dem Pennsylvania-Bericht mit Statistiken der allgemeinen Bevölkerung:
Kriminalstatistiken zufolge sind ca. 0,1-0,2% der Bevölkerung Sexualverbrecher (je nach Land/Region und Meßmethode schwankt die Zahl erheblich, sie ist zB in Schweden fast fünfmal so hoch wie in Österreich), also etwa 1-2 pro 1000 Personen. Davon begehen 2/3 (!!) Sexualverbrechen gegen Kinder und Jugendliche [ein Drittel der Opfer von Kindesmißbrauch sind unter 9 Jahre alt], was zwar nicht notwendigerweise "echte" Pädophilie bedeuten muss, aber der Unterschied interessiert wohl eher Wissenschaftler und Mediziner. Diese Täter sind nahezu 100% männlich. Nur ungefähr 3% davon gelten als klinisch-psychiatrisch krank, 97% - also nahezu alle - sind schuldfähig. Die Rückfallrate bei bestraften "echten Pädophilen" (anders als bei "Situationstätern") ist mit 50% sehr hoch, während "normale Sexualstraftäter" (z.B. Vergewaltiger) bei 20% Rückfallrate liegen.
Statistisch gesehen sind also unter 1000 erwachsenen Männern zwei bis drei Kinderschänder (0,2-0,3%). Und die sind dann in der Regel Mehrfachtäter.
Nota bene: Das ist die Untergrenze. Die Kriminalstatistiken beziehen sich auf verurteile Verbrechen; eine brauchbar argumentierbare Dunkelziffer für nicht angezeigte und nicht verurteilte Fälle kenne ich nicht. Aus diesem Grund sind die Zahlen vermutlich zu niedrig.
Pädophile Neigungen bedeuten aber keineswegs ein Schicksal als Kinderschänder:
Aktuelle Schätzungen (Quelle: DSM-5 der American Psychiatric Association) finden in ca. 3-5% der postpubertären männlichen Bevölkerung relevante pädophile Neigungen (nicht Ausübung!)
Korreliert bedeutet das, dass etwa 5-10% der Pädophilen tatsächlich Kinder mißbrauchen - oder umgekehrt: über 90% der Pädophilen geben ihrer Neigung nicht nach, sind keine Kinderschänder.
Vergleich mit den Daten des Pennsylvania-Reports:
Im Report wurden für sechs der acht Diözesen von Pennsylvania ca. 300 Kinderschänder identifiziert, die über einen Zeitraum von 70 Jahren als Geistliche (Priester, Seminaristen, Ordensleute) der katholischen Kirche tätig waren. Wenn man die beiden anderen Diözesen entsprechend ihrer Bevölkerungszahl dazu hochrechnet, wären es 20% mehr, also 360 Fälle. Die katholische Kirche von Pennsylvania hat aktuell ca. 3500 männliche Geistliche (Priester, Ordensleute und Diakone), über 70 Jahre sind das (Mortalitätsrate USA ca. 0,81%) etwa 9650 Personen. Das bedeutet rechnerisch und auf Basis der Daten aus dem Pennsylvania-Report: ca. 3,7% der katholischen Geistlichen in Pennsylvania der letzten 70 Jahre waren bzw. sind Kinderschänder. Möglicherweise gab es im Lauf der 70 Jahre Zeiten mit mehr Geistlichen als heute, dann sind es vielleicht nicht 3,7% sondern 3,5% oder 3%.
Das ist jedenfalls um den Faktor 10 höher als die 0,2-0,3%, die statistisch bei "Durchschnitts-Männern" zu erwarten wären, wo - siehe oben - zwar 3-5% der erwachsenen Männer die Neigung haben, aber nur 5-10% davon dieser auch nachgeben. Ob katholische Geistliche mit pädophilen Neigungen massiv schlechter darin sind, einer solchen Neigung zu widerstehen (und wenn ja, warum), oder ob der Anteil an Männern mit pädophiler Neigung unter katholischen Geistlichen höher ist als in der Durchschnittsmännerbevölkerung (und wenn ja, warum), oder ob die Kriminalstatistik viel zu niedig ist (also zB eine Dunkelziffer von Faktor 10 für nicht angezeigte und nicht verfolgte Kinderschändungen in der Bevölkerung zutrifft), oder eine Kombination aus diesen Faktoren (was ich vermute) - das geben die Zahlen nicht her.
Und um das Ganze noch in Relation zu bringen:
Eine Studie zu ca. 1.3 Millionen Fällen von sexuellem Kindesmißbrauch nennt folgende Tätergruppen und die Häufigkeit unter den Fällen:
30% männlicher Verwandter außer Vater/Stiefvater,
16% Freund der Familie,
16% Nachbar oder anderer Bekannter,
15% andere der Familie bekannte Person (hierunter fallen dann wohl Geistliche, Lehrer, Sportvereinstrainer etc.),
14% Vater/Stiefvater,
11% Fremder
Mutter und andere verwandte Frauen unter 1%.
(Summe größer als 100% weil Täter in manchen Fällen in mehr als einer Kategorie war.)
Mit den Recherchen und diesem Posting hab ich mein Informationsbedürfnis sowie Mitteilungsbedürfnis aus den Erkenntnissen gestillt; jetzt reichts mir mit Berichten und Statistiken zu dem Thema. Hier geht es - ich sag es mir selbst zur Erinnerung - um sehr viele Menschen, die als Opfer, Täter oder Betroffene in dieser Situation stecken und allesamt ihr menschlich Bestes tun müssen, um diesen gräßlichen Sumpf zu verlassen und trockenzulegen.
(Ps 139, 19-22)
Kriminalstatistiken zufolge sind ca. 0,1-0,2% der Bevölkerung Sexualverbrecher (je nach Land/Region und Meßmethode schwankt die Zahl erheblich, sie ist zB in Schweden fast fünfmal so hoch wie in Österreich), also etwa 1-2 pro 1000 Personen. Davon begehen 2/3 (!!) Sexualverbrechen gegen Kinder und Jugendliche [ein Drittel der Opfer von Kindesmißbrauch sind unter 9 Jahre alt], was zwar nicht notwendigerweise "echte" Pädophilie bedeuten muss, aber der Unterschied interessiert wohl eher Wissenschaftler und Mediziner. Diese Täter sind nahezu 100% männlich. Nur ungefähr 3% davon gelten als klinisch-psychiatrisch krank, 97% - also nahezu alle - sind schuldfähig. Die Rückfallrate bei bestraften "echten Pädophilen" (anders als bei "Situationstätern") ist mit 50% sehr hoch, während "normale Sexualstraftäter" (z.B. Vergewaltiger) bei 20% Rückfallrate liegen.
Statistisch gesehen sind also unter 1000 erwachsenen Männern zwei bis drei Kinderschänder (0,2-0,3%). Und die sind dann in der Regel Mehrfachtäter.
Nota bene: Das ist die Untergrenze. Die Kriminalstatistiken beziehen sich auf verurteile Verbrechen; eine brauchbar argumentierbare Dunkelziffer für nicht angezeigte und nicht verurteilte Fälle kenne ich nicht. Aus diesem Grund sind die Zahlen vermutlich zu niedrig.
Pädophile Neigungen bedeuten aber keineswegs ein Schicksal als Kinderschänder:
Aktuelle Schätzungen (Quelle: DSM-5 der American Psychiatric Association) finden in ca. 3-5% der postpubertären männlichen Bevölkerung relevante pädophile Neigungen (nicht Ausübung!)
Korreliert bedeutet das, dass etwa 5-10% der Pädophilen tatsächlich Kinder mißbrauchen - oder umgekehrt: über 90% der Pädophilen geben ihrer Neigung nicht nach, sind keine Kinderschänder.
Vergleich mit den Daten des Pennsylvania-Reports:
Im Report wurden für sechs der acht Diözesen von Pennsylvania ca. 300 Kinderschänder identifiziert, die über einen Zeitraum von 70 Jahren als Geistliche (Priester, Seminaristen, Ordensleute) der katholischen Kirche tätig waren. Wenn man die beiden anderen Diözesen entsprechend ihrer Bevölkerungszahl dazu hochrechnet, wären es 20% mehr, also 360 Fälle. Die katholische Kirche von Pennsylvania hat aktuell ca. 3500 männliche Geistliche (Priester, Ordensleute und Diakone), über 70 Jahre sind das (Mortalitätsrate USA ca. 0,81%) etwa 9650 Personen. Das bedeutet rechnerisch und auf Basis der Daten aus dem Pennsylvania-Report: ca. 3,7% der katholischen Geistlichen in Pennsylvania der letzten 70 Jahre waren bzw. sind Kinderschänder. Möglicherweise gab es im Lauf der 70 Jahre Zeiten mit mehr Geistlichen als heute, dann sind es vielleicht nicht 3,7% sondern 3,5% oder 3%.
Das ist jedenfalls um den Faktor 10 höher als die 0,2-0,3%, die statistisch bei "Durchschnitts-Männern" zu erwarten wären, wo - siehe oben - zwar 3-5% der erwachsenen Männer die Neigung haben, aber nur 5-10% davon dieser auch nachgeben. Ob katholische Geistliche mit pädophilen Neigungen massiv schlechter darin sind, einer solchen Neigung zu widerstehen (und wenn ja, warum), oder ob der Anteil an Männern mit pädophiler Neigung unter katholischen Geistlichen höher ist als in der Durchschnittsmännerbevölkerung (und wenn ja, warum), oder ob die Kriminalstatistik viel zu niedig ist (also zB eine Dunkelziffer von Faktor 10 für nicht angezeigte und nicht verfolgte Kinderschändungen in der Bevölkerung zutrifft), oder eine Kombination aus diesen Faktoren (was ich vermute) - das geben die Zahlen nicht her.
Und um das Ganze noch in Relation zu bringen:
Eine Studie zu ca. 1.3 Millionen Fällen von sexuellem Kindesmißbrauch nennt folgende Tätergruppen und die Häufigkeit unter den Fällen:
30% männlicher Verwandter außer Vater/Stiefvater,
16% Freund der Familie,
16% Nachbar oder anderer Bekannter,
15% andere der Familie bekannte Person (hierunter fallen dann wohl Geistliche, Lehrer, Sportvereinstrainer etc.),
14% Vater/Stiefvater,
11% Fremder
Mutter und andere verwandte Frauen unter 1%.
(Summe größer als 100% weil Täter in manchen Fällen in mehr als einer Kategorie war.)
Mit den Recherchen und diesem Posting hab ich mein Informationsbedürfnis sowie Mitteilungsbedürfnis aus den Erkenntnissen gestillt; jetzt reichts mir mit Berichten und Statistiken zu dem Thema. Hier geht es - ich sag es mir selbst zur Erinnerung - um sehr viele Menschen, die als Opfer, Täter oder Betroffene in dieser Situation stecken und allesamt ihr menschlich Bestes tun müssen, um diesen gräßlichen Sumpf zu verlassen und trockenzulegen.
(Ps 139, 19-22)