M. Magdalena ihr Job ;-)
- Robert Ketelhohn
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Die Aussagen der Freiburger Theologin in diesem Beitrag, Wise Guy, treffen hinsichtlich der Frage nach der Identität der Maria Magdalena nicht zu. Nach dem Verhältnis der Maria Magdalena der Evangelien zu jener der Legende befragt, antwortet sie, die legende vermische Maria Magdalena mit Maria von Bethanien und mit jener anonymen Sünderin, von der Lucas berichtet.
Das ist falsch. Das ist zunächst nicht Inhalt legendarischer Überlieferung, sondern bereits Ergebnis der Schriftexegese vor allem der westlichen Kirchenväter und kirchlichen Schriftsteller des Altertums. Legendarische Überlieferungen haben das erst sekundär aufgenommen. Echt legendarisch sind vielmehr die Berichte von der Mission der Magdalenerin in der Provence, ihr Büßerleben, die Deutung ihrer Sünde als Hurerei – letzteres aufgrund von Vermischung mit einer ganz anderen, späteren Maria: mit Maria von Ägypten nämlich.
Die Antwort ist also schlicht verkehrt. Ganz abwegig ist aber das dahinterstehende Denken, das in der Aussage zum Ausdruck kommt, Maria Magdalena als erste Zeugin der Auferstehung sei in der Wirkungsgeschichte durch die Identifikation mit der „Sünderin“ disqualifiziert worden. Weshalb in Deibels Namen ist eine Sünderin disqualifiziert, Zeugin der Auferstehung Jesu zu sein?
Das ist alter Pelagianismus und neues Puritanertum, aber nicht christlich. Genau dies ist der Knackpunkt. Darauf lassen sich alle modernen Argumente gegen die besagte Identifizierung reduzieren. Sachliche, exegetische Argumente habe ich jedenfalls noch keine vernommen.
Das ist falsch. Das ist zunächst nicht Inhalt legendarischer Überlieferung, sondern bereits Ergebnis der Schriftexegese vor allem der westlichen Kirchenväter und kirchlichen Schriftsteller des Altertums. Legendarische Überlieferungen haben das erst sekundär aufgenommen. Echt legendarisch sind vielmehr die Berichte von der Mission der Magdalenerin in der Provence, ihr Büßerleben, die Deutung ihrer Sünde als Hurerei – letzteres aufgrund von Vermischung mit einer ganz anderen, späteren Maria: mit Maria von Ägypten nämlich.
Die Antwort ist also schlicht verkehrt. Ganz abwegig ist aber das dahinterstehende Denken, das in der Aussage zum Ausdruck kommt, Maria Magdalena als erste Zeugin der Auferstehung sei in der Wirkungsgeschichte durch die Identifikation mit der „Sünderin“ disqualifiziert worden. Weshalb in Deibels Namen ist eine Sünderin disqualifiziert, Zeugin der Auferstehung Jesu zu sein?
Das ist alter Pelagianismus und neues Puritanertum, aber nicht christlich. Genau dies ist der Knackpunkt. Darauf lassen sich alle modernen Argumente gegen die besagte Identifizierung reduzieren. Sachliche, exegetische Argumente habe ich jedenfalls noch keine vernommen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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- Robert Ketelhohn
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Ist dir wenigstens einer untergekommen, der seine Ablehnung der Identifikation irgendwie begründet? – Ich wäre dir wirklich dankbar, falls du eine solche Begründung hier mitteilen wolltest. (Das meine ich ernst und nicht rhetorisch.)
Bislang habe ich leider nichts als die pelagianisch-puritanische Furcht vor einer Identifizierung sei es der Maria Magdalena, sei es der Maria von Bethanien mit jener Sünderin gefunden, nach dem Motto: »Unsere edle Maria – eine Sünderin? Das sei ferne!«
Bislang habe ich leider nichts als die pelagianisch-puritanische Furcht vor einer Identifizierung sei es der Maria Magdalena, sei es der Maria von Bethanien mit jener Sünderin gefunden, nach dem Motto: »Unsere edle Maria – eine Sünderin? Das sei ferne!«
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Nein, es ist überhaupt kein Thema unter den Exegeten, die ich kenne und gelesen habe. Man kommt auf Grund des Textes gar nicht mehr auf die Idee, die "Sünderin" könnte Maria aus Magdala sein. Schau dich in den neueren Kommentaren um!Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ist dir wenigstens einer untergekommen, der seine Ablehnung der Identifikation irgendwie begründet?
In den späten 60-ern und frühen 70-ern haben noch einige religiöse Schriftsteller, aber nicht Exegeten, aus ideologischen Gründen die Magdalenerin gern als Prostituierte gesehen, um Jesus als Freund der Außenseiter und Tabubrecher besonders herauszustreichen. So z. B. auch noch im Musical "Jesus Christ Superstar". Dieser "Jesus" ist mittlerweile nicht mehr in. Gegenwärtig wird ja Jesus als "Unternehmensberater" gehandelt! Aber das wäre ein anderes Thema.
Für mich zumindest zwei nicht: Maria Magdalena und die Schwester von Lazarus und Martha.Geronimo hat geschrieben:Für mich sind die drei erwähnten Marien ein und diesselbe Person ...
Geronimo
Da Herkunftsfamilie vor Herkunftsort kommt (siehe die Aufzählung der Jüngerinnen), hätte man wohl die Bezeichnung "Maria, Schwester des Lazarus" gebraucht oder von "Maria von Bethanien" gesprochen, oder? (Wie weit liegen Magdala und Bethanien eigentlich voneinander entfernt?

Außerdem hat Maria Magdalena nach meinem Verständnis Jesus und die Apostel auf der Wanderung begleitet - Maria von Bethanien erscheint dagegen immer mit den Geschwistern, in einer häuslichen Umgebung, die dann eine Art Refugium für Jesus bildet.
"Scio cui credidi"
Maria Magdalena
Prinzipiell bin ich ebenfalls der Meinung, daß Maria Magdalena einmal die Schwester des Lazarus ist, die ehemalige Sünderin, die Jesus die Füße küßte und salbte und dieselbe, welche Jesus als erste nach seiner Auferstehung sehen durfte.
Ich habe jetzt eine Frage:
Ich bin mit Kreisen in verbindung gekommen, die davon ausgehen, daß Maria Magdalena einmal die Ehefrau Jesu war (aus dem einfachen Grund, da Jesus als öffentlich auftretender Rabbi nach jüdischen Vorstellungen verheiratet sein mußte), und nach der Kreuzigung Jesu (die er angeblich überlebt haben soll) mit dem gemeinsamen (evtl. noch ungeborenen) Kind nach Südfrankreich flüchtete (Languedoc, das spätere Katharer-Gebiet). Dort soll sie auch begraben sein, ebenfalls wie möglicherweise Jesus, nach dessen Grabauffindung man hofft, der katholischen Kirche den Gnadenstoß versetzen zu können.
Der angebliche Sohn Jesu und Maria Magdalenas soll später in den Adel eingeheiratet haben, und damit, als Träger der Blutslinie Jesu (David), das Königtum der späteren Merowinger vorbereitet haben.
Eine mögliche Deutung des sogenannten Grals (Sangue reale) wäre insofern die Blutlinie Jesu und Maria Magdalena hin zu den Merowingern.
Ich halte dies für blanken Unsinn. Aber wie würden Sie gegenüber solchen Meinungen argumentieren?
Mit einer Antwort wäre mir sehr geholfen.
Ich habe jetzt eine Frage:
Ich bin mit Kreisen in verbindung gekommen, die davon ausgehen, daß Maria Magdalena einmal die Ehefrau Jesu war (aus dem einfachen Grund, da Jesus als öffentlich auftretender Rabbi nach jüdischen Vorstellungen verheiratet sein mußte), und nach der Kreuzigung Jesu (die er angeblich überlebt haben soll) mit dem gemeinsamen (evtl. noch ungeborenen) Kind nach Südfrankreich flüchtete (Languedoc, das spätere Katharer-Gebiet). Dort soll sie auch begraben sein, ebenfalls wie möglicherweise Jesus, nach dessen Grabauffindung man hofft, der katholischen Kirche den Gnadenstoß versetzen zu können.
Der angebliche Sohn Jesu und Maria Magdalenas soll später in den Adel eingeheiratet haben, und damit, als Träger der Blutslinie Jesu (David), das Königtum der späteren Merowinger vorbereitet haben.
Eine mögliche Deutung des sogenannten Grals (Sangue reale) wäre insofern die Blutlinie Jesu und Maria Magdalena hin zu den Merowingern.
Ich halte dies für blanken Unsinn. Aber wie würden Sie gegenüber solchen Meinungen argumentieren?
Mit einer Antwort wäre mir sehr geholfen.
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)
Re: Maria Magdalena
Dass diese Sache nicht stimmen kann, weil Jesus ja von Aliens gezeugt wurde ... und er als Alien mit Irdischen keine Kinder haben konnte!ad_hoc hat geschrieben: Ich halte dies für blanken Unsinn. Aber wie würden Sie gegenüber solchen Meinungen argumentieren?.

Zuletzt geändert von roncalli am Mittwoch 8. September 2004, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
@ Roncalli
Sie meinen also: nicht argumentieren, sondern ignorieren?
Ich weiß nicht. Es ist in den vergangenen Jahren so viel an katholischer Mystik verloren gegangen, so daß viele Menschen eine Neuorientierung suchen, weil sie das Mystische, das Geheimnisvolle, wohl erahnen und deshalb dahin gehen, wo man es ihnen vermeintlicherweise anbietet.
Gruß, ad_hoc
Sie meinen also: nicht argumentieren, sondern ignorieren?
Ich weiß nicht. Es ist in den vergangenen Jahren so viel an katholischer Mystik verloren gegangen, so daß viele Menschen eine Neuorientierung suchen, weil sie das Mystische, das Geheimnisvolle, wohl erahnen und deshalb dahin gehen, wo man es ihnen vermeintlicherweise anbietet.
Gruß, ad_hoc
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Historische Fragen (z. B. ob Jesus verheiratet war oder nicht) kann man nicht esoterisch lösen.ad_hoc hat geschrieben:@ Roncalli
Sie meinen also: nicht argumentieren, sondern ignorieren?
Ich weiß nicht. Es ist in den vergangenen Jahren so viel an katholischer Mystik verloren gegangen, so daß viele Menschen eine Neuorientierung suchen, weil sie das Mystische, das Geheimnisvolle, wohl erahnen und deshalb dahin gehen, wo man es ihnen vermeintlicherweise anbietet.
Gruß, ad_hoc
Sehnsucht ersetzt seriöse Forschung nicht.
Nicht alles Nebulose ist Mystik.
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Nein, 117 km Luftlinie.Anastasis hat geschrieben:Gute 200 km Luftlinie.Alex hat geschrieben:(Wie weit liegen Magdala und Bethanien eigentlich voneinander entfernt?)
(Abgesehen davon ist die Identifikation jenes Orts sehr fragwürdig.)
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Stimmt, ich habe mich bei der Entfernung auf der Karte vermessen. Sorry. Und es schien mir glaubwürdig, weil die Fahrt (allerdings durch den Jordangraben) so um die zweieinhalb Stunden dauert.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nein, 117 km Luftlinie.Anastasis hat geschrieben:Gute 200 km Luftlinie.Alex hat geschrieben:(Wie weit liegen Magdala und Bethanien eigentlich voneinander entfernt?)
(Abgesehen davon ist die Identifikation jenes Orts sehr fragwürdig.)
Was die Identifikation betrifft - ob Magdala genau dort am See Genezaret war, wo man es heute lokalisiert ist durchaus fragwürdig, daß es am See lag, meines Wissens nicht. Und daß Bethanien bei Jerusalem lag, ist meines Wissens ebenfalls nicht strittig.
Wenn Magdala identisch ist mit dem talmudischen Migdal Nunaija ("Fischburg"), was m. W. nicht bestritten wird, war es Zentrum der Fischverarbeitung. Na ja, die Fischverarbeitung war wohl nicht weit vom See ...Anastasis hat geschrieben: ob Magdala genau dort am See Genezaret war, wo man es heute lokalisiert ist durchaus fragwürdig, daß es am See lag, meines Wissens nicht.

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Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß dieses heute gezeigte Migdal Nunaija das von Josephus erwähnte Taricheæ ist und zugleich identisch ist mit dem Ort, den die palästinische Tradition für den Geburtsort der Maria Magdalena hält (möglicherweise – einem vereinzelten Zeugnis aus zweiter Hand zufolge – seit etwa der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, gesichert erst seit Mitte des sechsten Jahrhunderts).
Allerdings erwähnen alte Quellen mehrere Orte mit Namen Migdal („Turm, Festung, Burg“). Ja, es dürfte sich um eine recht häufige Ortsbezeichnung gehandelt haben. Insofern kann man die erwähnte Wahrscheinlichkeit nur für die Identifikation des frühestens in der Kirchenväterzeit bekannten Ortes geltend machen. Weitere Anhaltspunkte, welche die dreieinhalb Jahrhunderte frühere Maria mit diesem Ort verbinden, gibt es nicht.
Das ist natürlich auch kein Gegenbeweis. Bloß muß man zugeben, daß die Herkunft der Maria »von Magdala« ziemlich ungewiß ist. Nicht einmal daß »Magdalene« eine Herkunftsbezeichnung ist, läßt sich wirklich beweisen. Auf der andern Seite sagt die Schrift uns über die Herkunft der Maria »von Bethanien« (und ihrer Geschwister) gar nichts. Insofern gewinnen wir aus diesen Bezeichnungen »von Magdala« oder »von Bethanien« kein Argument in dieser oder jener Richtung.
Allerdings erwähnen alte Quellen mehrere Orte mit Namen Migdal („Turm, Festung, Burg“). Ja, es dürfte sich um eine recht häufige Ortsbezeichnung gehandelt haben. Insofern kann man die erwähnte Wahrscheinlichkeit nur für die Identifikation des frühestens in der Kirchenväterzeit bekannten Ortes geltend machen. Weitere Anhaltspunkte, welche die dreieinhalb Jahrhunderte frühere Maria mit diesem Ort verbinden, gibt es nicht.
Das ist natürlich auch kein Gegenbeweis. Bloß muß man zugeben, daß die Herkunft der Maria »von Magdala« ziemlich ungewiß ist. Nicht einmal daß »Magdalene« eine Herkunftsbezeichnung ist, läßt sich wirklich beweisen. Auf der andern Seite sagt die Schrift uns über die Herkunft der Maria »von Bethanien« (und ihrer Geschwister) gar nichts. Insofern gewinnen wir aus diesen Bezeichnungen »von Magdala« oder »von Bethanien« kein Argument in dieser oder jener Richtung.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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