Interkonfessionelle Ehe?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Walter hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Die heiraten im Bistum des Primas Germaniae, da geht's.
Salzburg wird auch als Österreichs größte Alm bezeichnet. Läuft das analog zum Erwerb eines "Dr. Graz"? In Deutschland funktioniert das jedenfalls nicht. :nein:
Doktor Graz sagt mir nix. Aber ich weiß daß Bundesdeutsche nach Österreich geschickt werden zum heiraten (v.a wenn beide Rentner sind, und die dann verlieren würden)
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holzi
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Beitrag von holzi »

Linus hat geschrieben:.... Aber ich weiß daß Bundesdeutsche nach Österreich geschickt werden zum heiraten (v.a wenn beide Rentner sind, und die dann verlieren würden)
Sowas soll bald auch in Deutschland möglich werden, es gibt Überlegungen, einen Verstoß gegen die Vorschrift, nur nach erfolgter Zivilehe zu trauen nicht mehr als Straftat, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Die "Strafe" für den Pfarrer würde dann wahrscheinlich als "Traugebühr" von den Brautleuten bezahlt.

mitsch
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Re: Moderatorenanfrage

Beitrag von mitsch »

sofaklecks hat geschrieben:Mir tut es echt leid, dass der Beitrag von Spacerat versenkt wurde.

Für mich ist genau dieser Strang nämlich der lehrreichste seit langem auf dem Kreuzgang gewesen.

Da fragt einer, der sonst sich nicht mit religiösen Fragen beschäftigt, in einer ganz praktischen Frage des täglichen Lebens nach. Er ist ein Berner und also reformiert, spricht schwytzerdütsch und liebt eine schöne Tessinerin, die italienisch spricht und die ist natürlich katholisch.

Nun tät man als Unbedarfter denken, die beiden hätten ein Problem mit den Sprachen, aber nein, das klappt. Das klappt in der Schweiz schon seit Jahrhunderten.

Nein, die beiden haben ein Problem, das die allerchristlichsten Herren Theologen in grenzenloser Dummheit in die Welt gesetzt und im Unverstand bis heute fortgepflegt haben und an dem nicht zum ersten Mal zwei junge Leute, die sich lieben, verzweifeln könnten. Und jetzt fragt er an, wie das denn geht, wenn zwei heiraten, ohne ihre Konfession aufzugeben, weil die Familie danach fragt. Zu recht fragt, denn die Enkel der fragenden Grosseltern sollen eine christliche Erziehung kriegen.

Und jetzt die Antworten von uns. Alle mit Verstand formuliert, aber für ihn absolut unverständlich. Und gerade der Beitrag von Spacerat ist so herrlich demaskierend in seiner sorgfältig ironischen Unterscheidung der Religionsgemeinschaften, dass er niemals hätte gelöscht werden dürfen, weil er zeigt, dass ein Laie von einem Theologen alles erwarten darf nur nicht eine ganz praktische Hilfe fürs tägliche Leben. Mixa lässt grüssen. Wir helfen Menschen nicht, weil wir Grundsätze verteidigen müssen, da haben wir für Nebensächlichkeiten nur wirklich keine Zeit.

Seht ihr, und deshalb bin ich den beiden so unendlich dankbar.

Mitsch und Spacerat. Danke!

Ich hab (schmeiss ruhig auch raus, HeGe, ist jetzt auch völlig off topic) vor ein paar Tagen auf das jüdisch-palästinensische Orchester aufmerksam gemacht. Hat wahrscheinlich keinen interessiert. Aber da machen es junge Leute einfach anders. Sie lernen sich kennen. Sie musizieren zusammen. Sie spielen, ausgestattet mit spanischen Pässen in Ramallah, man stelle sich das einmal vor. Juden und Palästinenser und Ägypter und Syrer unter Barenboim spielen in Ramallah. Und zwar excellent. Die Juden müssen sofort danach in Konzertkleidung in Polizeifahrzeugen Ramallah verlassen. Und alle heulen wie Schlosshunde, weil sie das nicht einsehen wollen, dass das so sein muss, weil es halt so ist. Weil sie sich sechs Wochen kenngelernt haben und sehen, dass der andere genau dieselben Probleme und Sehnsüchte hat wie man selbst.

So geht es mir jetzt mit den gerade hier im Kreuzgang so sorgfältig gepflegten Ressentiments. Damit, dass jeder Jude "zur Mischpoke" gehört, damit, dass dem Zwingli die Wurst nicht bekommen ist und der Luther geheiratet hat und die Freimaurer und die ach wer nicht alles noch.

Ich bedaure förmlich hierdurch meinen Ausdruck mit dickwänstlichen Wittenberger. Der kommt genau aus demselben blöden Mitmachen. Das ist so idiotisch falsch, dass ich mich zutiefst darüber ärgere, das nicht längst gemerkt zu haben.

Ich will in Zukunft zu den Barenboims und Saids gehören, die sich nicht abfinden. Und nicht belehren, sondern helfen. Oder wie Pater Gilbert, der nicht brav katholisch angezogen ist, wenn er dem Papst begegnet.

Hugh, ich habe gesprochen.

sofaklecks

:hmm:

Es duat mir echt leid, wenn ich Unfrieden gstiftet hab - das wollt ich nit!

Aber: nochmals mein Dank an sofaklecks - er hat mir und meiner Verlobten aus der Seele gesprochen - die Wiege werd ich bald angehen!

Außerdem: mir hend uns heut zwie Bibeln gekauft ( eine Einheitsübersetzung und eine Lutherbibel ) sowie zwei Katechismen ( Kompendium katholisch und den großen und kleinen Katechismus vom Luther )! Damit wollen wir versuchen uns in den nächsten Wochen mal einen Einblick verschaffen...

Und es wär schön, wenn wir uns bei Fraga auch an euch wenda dürftet...

Dank euch herzlich im Voraus!

mitsch

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Linus
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Beitrag von Linus »

Tu nur, und kauf dir den großen roten Katechismus (kath) auch noch....
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sofaklecks
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Aber nein

Beitrag von sofaklecks »

Aber nein, Mitsch,

du hast keinen Unfrieden gestiftet.

Du hast eine gute Frage gestellt.

Ich wünsch Euch alles Gute. Und ich bin bestimmt nicht der einzige. Darin sind wir uns hier nämlich sicher alle einig: Alles Gute für Euch und Gottes Segen.

Für den besonders sichtbaren Teil dieses Segens ist die Wiege.

Sofaklecks

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

mitsch hat geschrieben:Außerdem: mir hend uns heut zwie Bibeln gekauft ( eine Einheitsübersetzung und eine Lutherbibel ) sowie zwei Katechismen ( Kompendium katholisch und den großen und kleinen Katechismus vom Luther )! Damit wollen wir versuchen uns in den nächsten Wochen mal einen Einblick verschaffen...
Da Du reformiert bist, wäre die Zürcher Bibel fällig gewesen :)
Aber die Lutherbibel lohnt sich allein schon sprachlich...
Und als Katechismus eher der Heidelberger Katechismus, sofern die Schweizer Reformierten nicht einen eigenen haben.

Der lutherischen Sicht entspringt das Augsburger Bekenntnis, das Folgendes aussagt:
ARTIKEL 10: VOM HEILIGEN ABENDMAHL
Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig ist und dort ausgeteilt und empfangen wird. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen.

Diese Sicht ist lutherisch und letztendlich die gleiche wie bei den Katholiken (Und Anglikaner, Orthodoxen,...), aber die in dem Satz verworfene Gegenlehre ist eben genau die der Reformierten.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

mitsch
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Beitrag von mitsch »

SpaceRat hat geschrieben:
mitsch hat geschrieben:Außerdem: mir hend uns heut zwie Bibeln gekauft ( eine Einheitsübersetzung und eine Lutherbibel ) sowie zwei Katechismen ( Kompendium katholisch und den großen und kleinen Katechismus vom Luther )! Damit wollen wir versuchen uns in den nächsten Wochen mal einen Einblick verschaffen...
Da Du reformiert bist, wäre die Zürcher Bibel fällig gewesen :)
Aber die Lutherbibel lohnt sich allein schon sprachlich...
Und als Katechismus eher der Heidelberger Katechismus, sofern die Schweizer Reformierten nicht einen eigenen haben.

Der lutherischen Sicht entspringt das Augsburger Bekenntnis, das Folgendes aussagt:
ARTIKEL 10: VOM HEILIGEN ABENDMAHL
Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig ist und dort ausgeteilt und empfangen wird. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen.

Diese Sicht ist lutherisch und letztendlich die gleiche wie bei den Katholiken (Und Anglikaner, Orthodoxen,...), aber die in dem Satz verworfene Gegenlehre ist eben genau die der Reformierten.
Also, mir hend die Lutherbibel kauft, weil sie sprochlich schön isch und der Luther die Reformation angestoßen hat; auch sei Katechismus liest sich eingängig und logisch für uns! Der katholisch Katechsimus dagäga isch umfangreicher, aber au guat.

Aber: was ischt denn nun die verworfene Gegenlehre der Reformierten - da fehlet uns a wänig die Grundlaga...?

An liaba Gruß aus der Schwyz!

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holzi
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Re: Moderatorenanfrage

Beitrag von holzi »

mitsch hat geschrieben:Aber: was ischt denn nun die verworfene Gegenlehre der Reformierten - da fehlet uns a wänig die Grundlaga...?
Hallo Mitsch,

also ganz kurz so: Jesus hat gesagt: "Nehmt und esst/trinkt, das ist mein Leib/Blut. Tut dies auch künftig zu meinem Gedächtnis."

und die Katholiken/Lutheraner und Orthodoxen/Anglikaner auch betonen eher das "Das ist mein Leib/Blut" und die Reformierten sehen mehr das "Gedächtnis" im Vordergrund.

Einen Gruaß aus Regensburg
Konrad

mitsch
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Beitrag von mitsch »

Okay,

als in die Berge Aufgwachsener weiß ich, daß es viele Dinge gibt, die man sich nit erklära kann - deshalb kann ich das Mahl sowohl als Gedächtnis als au als wahre Anwesenheit sehen - also bin ich sowohl in katholischem Sinn richtig als au in lutherischem - oder nit?

Wobei: mei Verlobte un ich send uns eifach einig, aber wir wolln das mit dem Glauben nit zu verbissa sehen - und au der Priester im Heimatdorf isch der Meinig gsie, daß es doch besser isch interkonfessionell zu heirata als nur amtlich - hört sich doch wirklich vernünftig an...

An schena Obend ond liabe Griaß aus dr Schwyz!

Mitsch

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

mitsch hat geschrieben:als in die Berge Aufgwachsener weiß ich, daß es viele Dinge gibt, die man sich nit erklära kann - deshalb kann ich das Mahl sowohl als Gedächtnis als au als wahre Anwesenheit sehen - also bin ich sowohl in katholischem Sinn richtig als au in lutherischem - oder nit?
Also eigentlich alle Kirchen außer den Reformierten glauben an die reale Anwesenheit Christi beim Abendmahl. Die Unterschiede liegen dann in Spitzfindigkeiten: Anglikaner und Methodisten wollen garnicht erklären, wieso das so ist. Die römisch-katholischen bestehen darauf, daß es an Transsubstantiation liegt, d.h. daß die Gaben von der Substanz her Brot und Wein bleiben, in der Akzidenz aber Leib und Blut Christi werden.
Da gibt es den Zahlungsmittelvergleich: Papier aus Baumwolle mit einem Aufdruck bleibt von der Substanz her Baumwollpapier, hat aber bei richtigem Aufdruck die Akzidenz eines Zahlungsmittels (Geld) :)
Lutherisch ist die Sicht, daß Christus "in, um und unter" den Gaben präsent ist, weil er überall ist (Ubiquität), somit auch unter den Gaben.
mitsch hat geschrieben:Wobei: mei Verlobte un ich send uns eifach einig, aber wir wolln das mit dem Glauben nit zu verbissa sehen - und au der Priester im Heimatdorf isch der Meinig gsie, daß es doch besser isch interkonfessionell zu heirata als nur amtlich - hört sich doch wirklich vernünftig an...
Das ist auch vernünftig, denn Jesus selbst war ja weder katholischer noch orthodoxer Priester, noch lutherischer oder reformierter Pfarrer, sondern jüdischer Fischer....
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Verzeih

Beitrag von sofaklecks »

Verzeih mir, Spacerat,

aber Nazareth liegt sehr weit von fischbaren Gewässern entfernt, wenn ich mich nicht irre.

Steht in der Bibel, er sei jüdischer Fischer gewesen? Auch, wo?

sofaklecks

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SpaceRat
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Re: Verzeih

Beitrag von SpaceRat »

sofaklecks hat geschrieben:Verzeih mir, Spacerat,

aber Nazareth liegt sehr weit von fischbaren Gewässern entfernt, wenn ich mich nicht irre.

Steht in der Bibel, er sei jüdischer Fischer gewesen? Auch, wo?
Also ich habe seinen Gesellenbrief leider nicht vorliegen. Vielleicht war er auch Tischler, wie et Jupp?

In der Bibel steht recht wenig von seinem zivilen Beruf, sofern er überhaupt einen hatte... er ist ja eher der alternativen Szene zuzurechnen....

Oh Gott, das gibt jetzt Haue...
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

SpaceRat hat geschrieben:Die römisch-katholischen bestehen darauf, daß es an Transsubstantiation liegt, d.h. daß die Gaben von der Substanz her Brot und Wein bleiben, in der Akzidenz aber Leib und Blut Christi werden.
Das ist leider Unsinn. Verwirr doch die Leute nicht, wenn du von der kirchlichen Lehre keine Ahnung hast.

Tatsächlich ist es natürlich umgekehrt. Die Substanz der eucharistischen Gestalten wird gewandelt, also das Wesen. Nur akzidentiell liegen sie weiterhin unter den Gestalten des Brots und Weines vor, wesenhaft sind sie nach der Konsekration Leib und Blut Christi.

Das ist übrigens keine „römisch-katholische“ Sonderlehre, sondern gemeinsamer Glaube aller apostolischen Kirchen, den wir überdies – selbstverständlich, darf ich ergänzen – bei allen Kirchenvätern finden, ja schon bei den apostolischen Vätern. Mit andern Worten: seit es kirchliche Überlieferung gibt. Also seit den Aposteln.

Die Calvinisten & Co. haben das komplett über Bord geworfen. Die Lutheraner lehren zwar auch eine Art Wandlung, die in ihrer Vorstellung aber nicht persistent ist, also jedenfalls keine Wesensverwandlung, sondern ein auf die gottesdienstliche Feier begrenztes Phänomen.

Im übrigen war Jesus ebensowenig Fischer wie Joseph Tischler war; vielmehr waren sie Zimmerleute.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

sofaklecks
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Tja, Mitsch

Beitrag von sofaklecks »

Eigentlich wollt ich das erreichen, wodurch Robert mir nun einen Strich gemacht hat.

Ich wollte erreichen, dass Spacerat seinen Fischer zurücknimmt, um dich darauf hinzuweisen, dass du denselben Beruf hast wie Jesus.

Aber Robert hat Recht, Joseph war Zimmermann, was nahelegt, dass Jesus diesen Beruf ebenfalls erlernt hat.

Aber eine nahe Verwandschaft bleibt. Und darauf wär ich an deiner Stelle durchaus stolz.

sofaklecks

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

SpaceRat hat geschrieben:Also eigentlich alle Kirchen außer den Reformierten glauben an die reale Anwesenheit Christi beim Abendmahl. Die Unterschiede liegen dann in Spitzfindigkeiten: Anglikaner und Methodisten wollen garnicht erklären, wieso das so ist. Die römisch-katholischen bestehen darauf, daß es an Transsubstantiation liegt, d.h. daß die Gaben von der Substanz her Brot und Wein bleiben, in der Akzidenz aber Leib und Blut Christi werden.
Robert hat im Prinzip schon korregiert, aber ich wollte das auch näher erläutern.

Was alle apostolischen Kirchen -- damit meine ich z.B. römisch-katholische, orthodoxe, anglikanische, alt-katholische/christkatholische -- lehren ist Realpräsenz, das heißt, Christus ist wahrhaftig präsent im "gewandelten" Brot und Wein, und diese Wandlung geschieht während des eucharistischen Hochgebets, gesprochen durch einen Priester.

Wo wir uns mit der römisch-katholischen Kirche nicht einig sind, ist die genaue Art und Weise dieser Wandlung, und haben manchmal unterschiedliche Vorstellungen von dem, was im Hochgebet vorkommen muß (z.B. Epiklese), wobei ich denke, die Orthodoxen setzen sich hier zunehmend durch. ;)

Rom und Luther kamen zu unterschiedlichen Schlüßen und lehrten unterschiedliche Arten der Wandlung. Rom lehrt die Transsubstantion. Luther lehrte die Konsubstantion -- "in, um und unter".

Wir Anglikaner, die Alt-Katholiken und die Orthodoxen lassen die Art der Wandlung im Prinzip ungeklärt, da wir der Auffassung sind, man kann die Art nicht näher festlegen: es bleibt ein Mysterium. Im Prinzip sind wir Anglikaner aber einig mit Römisch-Katholiken, Alt-Katholiken und Orthodoxen, daß 1) da findet eine Wandlung statt und 2) diese Wandlung ist dauerhaft.

Allerdings vertreten viele Lutheraner mittlerweile sehr unterschiedliche Lehren. Manche vertreten Konsubstantion, manche vertreten eine verallgemeinerte Realpräsenz wie wir; manche sagen die Wandlung ist dauerhaft, andere sagen sie verschwindet nach Ende der Kommunion.

Die Reformierten (Calvin, Zwingli usw.) dagegen haben alle Wandlungslehren über Bord geworfen und sagen, das ist "nur" Brot und Wein und bleibt auch so nach dem Gebet.

Cheers,

John
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mitsch
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Beitrag von mitsch »

Liabe Lüt,

was ihr so schreibt isch mir scho eingängig, ich kann des alles bloß net so schön in kluge Worte fassen...

Der Priester in unsern Heimatdorf isch sehr nett und erklärt uns au viel; mir isch die katholisch Sichtwise eingängig, ich kann aber au die protestantische Sicht verstehen. Das Thema isch scheints extra wichtig - gibts da denn an Mittelweg, wo man sich treffen kann?

Bloß: mir zwi wolla eifach im Herbscht kirchlich heirata - und des trotz unserer verschiedenen Konfessionen - und da isch die Familientradition in beiden Familien mehrere hundert Johr alt und wird jetzt scheints wieder wichtig...

Dank euch alle!

Mitsch

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Linus
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Beitrag von Linus »

mitsch hat geschrieben:Das Thema isch scheints extra wichtig - gibts da denn an Mittelweg, wo man sich treffen kann?
Da kanns keinen Mittelweg geben, der führt in den Abgrund.
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ist übrigens keine „römisch-katholische“ Sonderlehre, sondern gemeinsamer Glaube aller apostolischen Kirchen, den wir überdies – selbstverständlich, darf ich ergänzen – bei allen Kirchenvätern finden, ja schon bei den apostolischen Vätern. Mit andern Worten: seit es kirchliche Überlieferung gibt. Also seit den Aposteln.
Dogmatisch ist es nur in der römisch-katholischen Kirche und m.W. bei den Orthodoxen. Die Anglikaner hier im Forum haben es ja erläutert. Man kann dran glauben, daß es Transdingens ist, muß man aber nicht. Wesentlich ist die Realpräsenz.

Bei Dir habe ich aber sowieso den Eindruck, Du bist eher römisch-dogmatisch, als römisch-katholisch. Du kannst die Dogmen wunderbar runterleiern, aber im Kern christliche Aussagen habe ich von Dir noch keine gelesen.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Im übrigen war Jesus ebensowenig Fischer wie Joseph Tischler war; vielmehr waren sie Zimmerleute.
Das wirft natürlich direkt ein ganz anderes Licht auf das Christentum und eröffnet völlig neue Einblicke.

M.a.W.: Es tut nicht wirklich was zur Sache.
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Linus hat geschrieben:
mitsch hat geschrieben:Das Thema isch scheints extra wichtig - gibts da denn an Mittelweg, wo man sich treffen kann?
Da kanns keinen Mittelweg geben, der führt in den Abgrund.
Dem stimme ich nicht zu. Eine Ehe ist kein Weg in den Abgrund und uns Christen könnte sie den Weg in die Einheit zeigen, genau wie sie die Einheit der Eheleute darstellt... ;-)

Ein Gespräch mit z.B. einem christkatholischen oder anglikanischem Priester dürfte evtl. einen Ausweg anbieten. Nur als Idee. Ich meine nicht, daß sie die Ehe ausführen, sondern daß sie beraten können (aber ausführen können sie u.U. natürlich auch).

Ansonsten schlage ich vor, eine s.g. ökumenische Ehe zu machen, mit Pastor und röm.-kath. Priester dabei, aber wie sie genau aussieht müssen die Eheleute unter sich ausmachen. Vor allem wenn der kath. Priester wohlwollend ist und ökumenisch gesinnt ist, dürfte das aber gut laufen. Wenn nicht, dürfte ein christkatholischer Priester evtl. einspringen können (und für die Frau evtl. einen "passenden Ersatz" sein).

Euch beiden wünsche ich alles Gute und viele Segen für die Ehe!

Cheers,

John
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Beitrag von Linus »

John Grantham hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
mitsch hat geschrieben:Das Thema isch scheints extra wichtig - gibts da denn an Mittelweg, wo man sich treffen kann?
Da kanns keinen Mittelweg geben, der führt in den Abgrund.
Dem stimme ich nicht zu. Eine Ehe ist kein Weg in den Abgrund und uns Christen könnte sie den Weg in die Einheit zeigen, genau wie sie die Einheit der Eheleute darstellt... ;-)
Huhu, ch rede nicht von Ehe, sondern von den Eucharistieverständnis(sen)
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Beitrag von John Grantham »

Linus hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
mitsch hat geschrieben:Das Thema isch scheints extra wichtig - gibts da denn an Mittelweg, wo man sich treffen kann?
Da kanns keinen Mittelweg geben, der führt in den Abgrund.
Dem stimme ich nicht zu. Eine Ehe ist kein Weg in den Abgrund und uns Christen könnte sie den Weg in die Einheit zeigen, genau wie sie die Einheit der Eheleute darstellt... ;-)
Huhu, ch rede nicht von Ehe, sondern von den Eucharistieverständnis(sen)
Ach so, sorry, da habe ich Dich mißverstanden -- aber wenn ich die Frage richtig verstanden habe, kreist sie nicht um eine Kirche, wo die Eheleute dauerhaft zusammen sein können, sondern wo sie einfach heiraten können?

Tatsächlich wäre aber m.E. "Platz genug" für beide innerhalb der anglikanischen oder alt-katholischen Kirche. Mag sein, daß das ein Greuel für viele im Forum wäre, und die Lehre bei uns ist zwar Realpräsenz. Aber die Spanne bei den Anglikanern ist in der Wirklichkeit enorm. Wie das aber bei den Christkatholiken genau aussieht, weiß ich allerdings nicht, aber da Anglikaner und Christkatholiken in voller Kommunion stehen, dürften da keine so großen Unterschiede sein.

Cheers,

John
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Beitrag von Linus »

John Grantham hat geschrieben: Ach so, sorry, da habe ich Dich mißverstanden -- aber wenn ich die Frage richtig verstanden habe, kreist sie nicht um eine Kirche, wo die Eheleute dauerhaft zusammen sein können, sondern wo sie einfach heiraten können?
So wurde die Frage nicht gestellt, und so hab ich sie nicht aufgefaßt.
Zum Rest von dir: natürlich schmarrn. Es gibt für beide Platz in der einen katholischen Kirche, man muß nicht zu anderswohin abfallen. :kiss: :P
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Beitrag von John Grantham »

Linus hat geschrieben:Zum Rest von dir: natürlich schmarrn. Es gibt für beide Platz in der einen katholischen Kirche, man muß nicht zu anderswohin abfallen. :kiss: :P
Aber mein lieber Linus, wir sind ja Teil der einen heiligen katholischen Kirche. Kein Grund zum Abfallen. 8) :kiss:

Cheers,

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Beitrag von Linus »

John Grantham hat geschrieben:Aber mein lieber Linus, wir sind ja Teil der einen heiligen katholischen Kirche. Kein Grund zum Abfallen. 8) :kiss:
Du vergisst : Rom ist der Mittelpunkt der Welt, nicht Canterbury :kiss:
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Walter
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Beitrag von Walter »

Linus hat geschrieben:Du vergisst : Rom ist der Mittelpunkt der Welt, nicht Canterbury :kiss:
Auch wenn ich im Physikstudium etwas anderes gelernt zu haben vortäuschte: Mein Mittelpunkt der Welt ist immer Frankfurt am Main geblieben. :ikb_inlove:
γενηθήτω το θέλημά σου·

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Beitrag von John Grantham »

Linus hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Aber mein lieber Linus, wir sind ja Teil der einen heiligen katholischen Kirche. Kein Grund zum Abfallen. 8) :kiss:
Du vergisst : Rom ist der Mittelpunkt der Welt, nicht Canterbury :kiss:
Rom darf der Bauchnabel sein, aber Canterbury ist das Herz. :) :kiss: :D

EDIT: Bevor die Orthodoxen unter uns fragen, der Papst hat Euch ja freundlicherweise die Lungen schon zugesprochen. :D

Cheers,

John
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Beitrag von Linus »

John Grantham hat geschrieben:
EDIT: Bevor die Orthodoxen unter uns fragen, der Papst hat Euch ja freundlicherweise die Lungen schon zugesprochen. :D

Cheers,

John
Aber nur der Eine Lungenflügel.... :kiss:

Wer ist eigentlich die Niere?
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Baerchen
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Beitrag von Baerchen »

Linus hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:
EDIT: Bevor die Orthodoxen unter uns fragen, der Papst hat Euch ja freundlicherweise die Lungen schon zugesprochen. :D

Cheers,

John
Aber nur der Eine Lungenflügel.... :kiss:

Wer ist eigentlich die Niere?
Und wer ist der Verdauungstrakt incl. Anus?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Baerchen hat geschrieben: Und wer ist der Verdauungstrakt incl. Anus?
Ich vermute (die Lehramtliche Entscheidung steht noch aus) die Freikirchen ;) :D
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Beitrag von mitsch »

Liabe Lüt,

um zum Thema zurückzukehren:

wir sind grad füer ein paar Tag in die tessiner Berge gfahren - herrlicher Blick von hier hinunter nach Italia!

Gestern haben wir alles für unsere Hochzit fertig gmacht: im September wird hier im Dorf kirchlich geheiratet, der katholische und evangelisch Priester werden zusammen den Segen spenden und er sei in beiden Konfessione glichermaßen anerkannt! Unsere Familien sind jetzt sehr froh, auch die Kameraden von miner Zit beim Militär kommen - wir zwie freuen uns unendlich!

Die Wiege wird bis zum Frühjohr fertig schrienert si und soll bis Weihnachten nächstes Jahr zum Einsatz komme!

An liaba Gruaß us dr Schwyz!

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

mitsch hat geschrieben:Liabe Lüt,

um zum Thema zurückzukehren:

wir sind grad füer ein paar Tag in die tessiner Berge gfahren - herrlicher Blick von hier hinunter nach Italia!

Gestern haben wir alles für unsere Hochzit fertig gmacht: im September wird hier im Dorf kirchlich geheiratet, der katholische und evangelisch Priester werden zusammen den Segen spenden und er sei in beiden Konfessione glichermaßen anerkannt! Unsere Familien sind jetzt sehr froh, auch die Kameraden von miner Zit beim Militär kommen - wir zwie freuen uns unendlich!

Die Wiege wird bis zum Frühjohr fertig schrienert si und soll bis Weihnachten nächstes Jahr zum Einsatz komme!

An liaba Gruaß us dr Schwyz!
Gratulation und alles Gute!

Cheers,

John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Herzlichen Glückwunsch auch von mir.

Die Anwesenheit des ev. Pfarrers wäre übrigens nicht nötig gewesen, schon die standesamtliche Eheschließung wird evangelischerseits anerkannt :)
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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