overkott hat geschrieben:Maßgeblich ist natürlich der Geist oder die Motivation für ein Wort oder eine Handlung, nicht das Wort oder die Handlung an sich.
Auch wenn Jesus uns nicht tanzend dargestellt wird, sind für ihn rhythmische Musik und Tanz doch etwas Festliches und Vertrautes.
Jesus erzählt uns in seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn vom Tanz. Es ist die Stelle 15,25 im Lukas-Evangelium. Das ist übrigens die einzige Stelle im Neuen Testament, wo von Tanz die Rede ist. Darin erwähnt Jesus den Tanz zwar nur beiläufig. Aber er stellt ihn in einen positiven Kontext. Es ist der Augenblick, wo der ältere Sohn vom Feld kommt. Da hört er Musik und Tanz. Musik und Tanz künden schon von Weitem das Fest der Versöhnung und Auferstehung an (Vgl. Lk 15,32). Als Gleichnis für die heilige Messe hat damit der liturgische Tanz auch eine neutestamentliche Grundlage.
Auszug aus dem Buch aus den Schriften der Bonaventura Gemeinschaft mit dem Titel
"Eugen Mederleth OFM - Predigten Band 1 - Macht Euch bereit zu der Hochzeit - Vom Mysterium der Menschwerdung":
"...
Geliebte im Herrn!
In der früheren Einheitsübersetzung heißt es:
"Als Elisabeth den Gruß Marias vernahm, regte sich das Kind in ihrem Schoß."
Das ist ein Beispiel, wie Übersetzungen den Sinn verflachen können. Jedes Kind regt sich im Schoß der Mutter. Von einem gewissen Monat an bewegt es sich. Hier geht es um etwas ganz Besonderes.
Im griechischen Text ist ein Wort gewählt, das es nur ganz selten gibt. Es bedeutet einen Tanzschritt, ein Aufhüpfen im Tanze. Also ist hier ausgesagt, daß er einen Reigen begann, einen Hochzeitstanz. Alsoist es mehr, als was jedes Kind im Schoß der Mutter tut.
Sonst hätte ja Elisabeth es nicht als das große Ereignis erlebt, daß der Gruß Marias das Kind erfüllte mit dem Heiligen Geist. Sie hätte nicht ausgerufen: "Siehe, als dein Gruß an mein Ohr klang, hüpfte das Kind in meinem Schoße auf", wenn es nicht das ganz besondere Ereignis des Heiligen Geistes gewesen wäre.
Was bedeutet nun dieses Aufhüpfen im Reigentanz, Aufspringen des Kindes im Schoß Elisabeths? Wir haben hebräisch einen ganz ähnlichen Ausdruck im Alten Testament, und zwar im Zusammenhang, wo König David die Bundeslade vom Berg Silo
herüberholte auf den Berg Zion und dort das Zelt aufschlug und er in hochfeierlicher Weise die Bundeslade abholen ließ und selbst ihr voranging. Da heißt es, daß er voraustanzte. Da ist das gleiche
Wort hebräisch entsprechend gewählt: daß er aufhüpfte in den Reigentanz vor der Bundeslade her, er, der König.
..."