Gebetsgymnastik

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Linus
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Beitrag von Linus »

ad_hoc hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben: Wir Europäer sehen oft nur den Tanz an sich, aber nicht den Hintergrund.
Naja, wir europäer sind halt von Immanuel Kant geprägt.... :D
Ich nicht! :D

Gruß, ad_hoc
naja, worin besteht der Unterschied zwischen Tanz an sich und Ding an sich ? :D
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overkott
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Beitrag von overkott »

ad_hoc hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben: Wir Europäer sehen oft nur den Tanz an sich, aber nicht den Hintergrund.
Naja, wir europäer sind halt von Immanuel Kant geprägt.... :D
Ich nicht! :D

Gruß, ad_hoc
Mit Kant ist das ähnlich wie mit der Bibel. Man müsste ihn erst mal lesen. Das haben die wenigsten. Und weil er das Schreiben nicht bei dpa gelernt hat, liest er sich beinahe so locker wie Paulus. Und doch hat Paulus seine Konversion zur katholischen Kirche als Befreiung erlebt. Das heißt: Auch Autoren mit schlechtem Stil können gute Gedanken haben.

ieromonach
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Gebetsgymnastik

Beitrag von ieromonach »

Ihr Lieben,
Gebetsgymnastik,
welch ein böses Wort wenn von Gebetsgesten geredet wird. Der Glaube drückt sich auch durch Haltungen aus. So lesen wir in der Heiligen Schrft:

Steht auf und betet". Luk 22,46

Das Erheben der Hände Ps LXX 140,2

Das Erheben der Augen PsLXX122,1

Das Knien Apg 9,40

Anbetend niederfallen (Proskinisis)

Wichtig ist bei allen Gebetsgesten nicht zu vergessen. In der Messe/Göttl.Liturgie dienen wir Gott. Es ist Dank und Opferdienst.Es ist etwas heiliges wenn wir DIENEN.

Dinge wir Tanz, rythm.Musik, Selbstdarstellungen (sowohl bei Priestern als auch bei Gläubigen) ist Unterhaltung. Der Unterschied zwischen Anbetung und Unterhaltung muß sehr deutlich sein.

+P.Theodoros

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overkott
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Beitrag von overkott »

Maßgeblich ist natürlich der Geist oder die Motivation für ein Wort oder eine Handlung, nicht das Wort oder die Handlung an sich.

Auch wenn Jesus uns nicht tanzend dargestellt wird, sind für ihn rhythmische Musik und Tanz doch etwas Festliches und Vertrautes.

Jesus erzählt uns in seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn vom Tanz. Es ist die Stelle 15,25 im Lukas-Evangelium. Das ist übrigens die einzige Stelle im Neuen Testament, wo von Tanz die Rede ist. Darin erwähnt Jesus den Tanz zwar nur beiläufig. Aber er stellt ihn in einen positiven Kontext. Es ist der Augenblick, wo der ältere Sohn vom Feld kommt. Da hört er Musik und Tanz. Musik und Tanz künden schon von Weitem das Fest der Versöhnung und Auferstehung an (Vgl. Lk 15,32). Als Gleichnis für die heilige Messe hat damit der liturgische Tanz auch eine neutestamentliche Grundlage.

Raphaela
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Re: Gebetsgymnastik

Beitrag von Raphaela »

ieromonach hat geschrieben:Ihr Lieben,
Gebetsgymnastik,
welch ein böses Wort wenn von Gebetsgesten geredet wird. Der Glaube drückt sich auch durch Haltungen aus.
+P.Theodoros
Lieber Pater Theodorus,
ich glaube, niemand hier meint dieses Wort böse. Aber ich kann dich verstehen. Wenn mir dieses Wort von jemanden gesagt würde, der nicht in die Kirche geht und dem der Glaube egal ist, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren.
Aber hier nehme ich dieses Wort niemanden übel, da ich denke, es sind alles Leute, die wirklich ganz fest in der Kirche beheimatet und verwurzelt sind, die das Wort gebrauchen.
Ich selber habe dieses Wort auch schon gebraucht (nicht in diesem Tread, sondern in einem anderen), aber eben mit dem Hintergrund, dass es sich für mich eigentlich um etwas Wichtiges handelt, was ich damit verbinde. Es ist eher ein liebevolles Schmunzeln damit verbunden.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

overkott hat geschrieben:Maßgeblich ist natürlich der Geist oder die Motivation für ein Wort oder eine Handlung, nicht das Wort oder die Handlung an sich.

Auch wenn Jesus uns nicht tanzend dargestellt wird, sind für ihn rhythmische Musik und Tanz doch etwas Festliches und Vertrautes.

Jesus erzählt uns in seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn vom Tanz. Es ist die Stelle 15,25 im Lukas-Evangelium. Das ist übrigens die einzige Stelle im Neuen Testament, wo von Tanz die Rede ist. Darin erwähnt Jesus den Tanz zwar nur beiläufig. Aber er stellt ihn in einen positiven Kontext. Es ist der Augenblick, wo der ältere Sohn vom Feld kommt. Da hört er Musik und Tanz. Musik und Tanz künden schon von Weitem das Fest der Versöhnung und Auferstehung an (Vgl. Lk 15,32). Als Gleichnis für die heilige Messe hat damit der liturgische Tanz auch eine neutestamentliche Grundlage.
Auszug aus dem Buch aus den Schriften der Bonaventura Gemeinschaft mit dem Titel
"Eugen Mederleth OFM - Predigten Band 1 - Macht Euch bereit zu der Hochzeit - Vom Mysterium der Menschwerdung":

"...
Geliebte im Herrn!

In der früheren Einheitsübersetzung heißt es:
"Als Elisabeth den Gruß Marias vernahm, regte sich das Kind in ihrem Schoß."
Das ist ein Beispiel, wie Übersetzungen den Sinn verflachen können. Jedes Kind regt sich im Schoß der Mutter. Von einem gewissen Monat an bewegt es sich. Hier geht es um etwas ganz Besonderes.
Im griechischen Text ist ein Wort gewählt, das es nur ganz selten gibt. Es bedeutet einen Tanzschritt, ein Aufhüpfen im Tanze. Also ist hier ausgesagt, daß er einen Reigen begann, einen Hochzeitstanz. Alsoist es mehr, als was jedes Kind im Schoß der Mutter tut.
Sonst hätte ja Elisabeth es nicht als das große Ereignis erlebt, daß der Gruß Marias das Kind erfüllte mit dem Heiligen Geist. Sie hätte nicht ausgerufen: "Siehe, als dein Gruß an mein Ohr klang, hüpfte das Kind in meinem Schoße auf", wenn es nicht das ganz besondere Ereignis des Heiligen Geistes gewesen wäre.

Was bedeutet nun dieses Aufhüpfen im Reigentanz, Aufspringen des Kindes im Schoß Elisabeths? Wir haben hebräisch einen ganz ähnlichen Ausdruck im Alten Testament, und zwar im Zusammenhang, wo König David die Bundeslade vom Berg Silo
herüberholte auf den Berg Zion und dort das Zelt aufschlug und er in hochfeierlicher Weise die Bundeslade abholen ließ und selbst ihr voranging. Da heißt es, daß er voraustanzte. Da ist das gleiche
Wort hebräisch entsprechend gewählt: daß er aufhüpfte in den Reigentanz vor der Bundeslade her, er, der König.
..."
Zuletzt geändert von Paul Heliosch am Freitag 6. Juni 2008, 11:16, insgesamt 2-mal geändert.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

:)

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Paul Heliosch hat geschrieben: In der früheren Einheitsübersetzung heißt es:
"Als Elisabeth den Gruß Marias vernahm, regte sich das Kind in ihrem Schoß."
Das ist ein Beispiel, wie Übersetzungen den Sinn verflachen können. Jedes Kind regt sich im Schoß der Mutter. Von einem gewissen Monat an bewegt es sich. Hier geht es um etwas ganz Besonderes.
Im griechischen Text ist ein Wort gewählt, das es nur ganz selten gibt. Es bedeutet einen Tanzschritt, ein Aufhüpfen im Tanze. Also ist hier ausgesagt, daß er einen Reigen begann, einen Hochzeitstanz. Alsoist es mehr, als was jedes Kind im Schoß der Mutter tut.
Sonst hätte ja Elisabeth es nicht als das große Ereignis erlebt, daß der Gruß Marias das Kind erfüllte mit dem Heiligen Geist. Sie hätte nicht ausgerufen: "Siehe, als dein Gruß an mein Ohr klang, hüpfte das Kind in meinem Schoße auf", wenn es nicht das ganz besondere Ereignis des Heiligen Geistes gewesen wäre.

Was bedeutet nun dieses Aufhüpfen im Reigentanz, Aufspringen des Kindes im Schoß Elisabeths? Wir haben hebräisch einen ganz ähnlichen Ausdruck im Alten Testament, und zwar im Zusammenhang, wo König David die Bundeslade vom Berg Silo
herüberholte auf den Berg Zion und dort das Zelt aufschlug und er in hochfeierlicher Weise die Bundeslade abholen ließ und selbst ihr voranging. Da heißt es, daß er voraustanzte. Da ist das gleiche
Wort hebräisch entsprechend gewählt: daß er aufhüpfte in den Reigentanz vor der Bundeslade her, er, der König.
..."
Die Bewegungen eines Kindes im Mutterleib, die z. T. sehr intensiv sein können und u. U. auch für die Mutter recht schmerzhaft, mit Tanz zu vergleichen, halte ich für sehr weit hergeholt. Es ist völlig normal, dass das Kind im Bauch auf die Umwelt "draußen" reagiert. In dem Fall war der kleine Johannes wohl sehr aufgeregt, wegen dem hohen Besuch bei seiner Mutter. Hat sich halt gefreut, der kleine Bub! Aber Tanzen? Nee!

Paul Heliosch
Beiträge: 1615
Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Beitrag von Paul Heliosch »

( ... Michal fand's auch affig... )

Raimund J.
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Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Re: Gebetsgymnastik

Beitrag von Raimund J. »

ieromonach hat geschrieben: Wichtig ist bei allen Gebetsgesten nicht zu vergessen. In der Messe/Göttl.Liturgie dienen wir Gott. Es ist Dank und Opferdienst.Es ist etwas heiliges wenn wir DIENEN.

Dinge wir Tanz, rythm.Musik, Selbstdarstellungen (sowohl bei Priestern als auch bei Gläubigen) ist Unterhaltung. Der Unterschied zwischen Anbetung und Unterhaltung muß sehr deutlich sein.

+P.Theodoros
In Schweinfurt findet demnächst ein "Tanzgottesdienst" statt:
Tanzgottesdienst in St. Michael

„Ich bin der Tanz und das Leben,
das niemals stirbt.
Lasst euch auf meine Liebe ein,
dann werde ich euer Tanzmeister sein“,

diese Worte, die Jesus in der christlichen Antike zugeschrieben wurden, sind das Motiv für den Tanzgottesdienst, der am Samstag, 4. Oktober, um 18.30 Uhr erstmals bei uns gefeiert wird. Die Frauengruppe um die Schweinfurter Tanzpädagogin Heike Meidel- Masuch wird in der Liturgie, die nicht nur für Frauen gedacht ist, das Kyrie, ein Halleluja, die Fürbitten, den Friedensgruß und das Segenswort tanzen, bevor das „Laudate Dominum“ alle Mitfeiernden vereint. Die verbindenden Texte dazu hat unser Pfarrer geschrieben.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Petra
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Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

2.Sam 6,13-14 hat geschrieben:13Und da sie einhergegangen waren mit der Lade des HERRN sechs Gänge, opferte man einen Ochsen und ein fettes Schaf. {1 Könige.8,5} 8,5
Und der König Salomo und die ganze Gemeinde Israel, die sich zu ihm versammelt hatte, gingen mit ihm vor der Lade her und opferten Schafe und Rinder, so viel, daß man's nicht zählen noch rechnen konnte. 14Und David tanzte mit aller Macht vor dem HERR her und war begürtet mit einem leinenen Leibrock.
8)

HeGe
Moderator
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Beitrag von HeGe »

Ob er dabei wohl auch einen selbstgebatikten Gebetsschal getragen hat und sich von Frauen aus dem Trommelworkshop rythmisch begleiten ließ? :ikb_whistling:
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Petra
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Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

HeGe hat geschrieben:Ob er dabei wohl auch einen selbstgebatikten Gebetsschal getragen hat und sich von Frauen aus dem Trommelworkshop rythmisch begleiten ließ? :ikb_whistling:
Sicher :ja:

Kilianus
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Registriert: Freitag 27. Juni 2008, 20:38

Beitrag von Kilianus »

Wird er auch Schafe und Rinder opfern?

Petra
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Beitrag von Petra »

Kilianus hat geschrieben:Wird er auch Schafe und Rinder opfern?
:nono:

Mt 9,13 hat geschrieben:Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer

Kilianus
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Registriert: Freitag 27. Juni 2008, 20:38

Beitrag von Kilianus »

Der Verzicht auf Batikschal und trommelnde Frauen wäre doch auch ein Akt der Barmherzigkeit.

Petra
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Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Von Batikschal und trommelnden Frauen steht nichts in der Schweinfurther Vorankündigung. Das war nur HeGes Frage nach Davids Gottesdient.

(Und unter uns, ich weiß nicht, ob Davids leinener Leibrock gebatikt war. Damals war ich nicht dabei.)

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Robert Ketelhohn
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Re: Gebetsgymnastik

Beitrag von Robert Ketelhohn »

„Ich bin der Tanz und das Leben,
das niemals stirbt.
Lasst euch auf meine Liebe ein,
dann werde ich euer Tanzmeister sein“,

diese Worte, die Jesus in der christlichen Antike zugeschrieben wurden [blabla]
Ich glaube, der Heini hat da was verwechselt.

"
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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