Petra hat geschrieben:Wer seit der Kindheit in der Kirche ist und sich nie oder selten entfernt hat, der ist wohl mit den Jahren offener für die verschiedenen Grade an Strengheit im Glauben [...]
Das glaube ich nicht, weil das bereits für meine Generation als nicht mehr gegeben vorauszusetzen ist.
Petra hat geschrieben:[...] als diejenigen, die einmal für sich mit der Kirche abgeschlossen hatten und danach (wieder) zu ihr kamen. Dort wo man selbst wieder Einlass gefunden hat, wird der wahre Heilige Geist vermutet.
Ich bin typisch katholisch sozialisiert, und habe dennoch irgendwann keinerlei Interesse an der Kirche mehr gehabt. Vor allem, weil ich auf meine Fragen weder vom Pfarrer, noch von Katecheten, Gruppenleitern oder meinen Eltern brauchbare Antworten bekam ("Warum essen wir freitags kein Fleisch?" - "Das macht man so." Und ich sah in der Schule, dass "man" es eben nicht so machte.

).
Erst durch die kirchenmusikalische C-Ausbildung fand ich über die Liturgie zum Glauben zurück. Jetzt erwarb ich immer mehr wissen - und stellte ernüchtert fest, dass sich kein Mensch an die Regeln hielt. Mit den Jahren sieht und hört man bei Kirchens auch hinter den Kulissen mehr, als gut ist.
Nach Jahren des Frustes war ich schon fast wieder draußen, als ich Priester (Diözesanpriester) kennenlernte, die die Alte Messe schätzten. Sie wurden für mich unglaublich inspirierend; aufgrund ihrer Frömmigkeit, ihres Wissens, ihrer Leutseligkeit, ihrer Kunst der Seelenführung und der absoluten Integrität. Sie sagten klar, woran sie glaubten, und lebten das auch. Später lernte ich Ordensschwestern kennen, bei denen das genauso war.
Bis heute habe ich derlei nur in konservativen oder traditionalistischen Kreisen erfahren. Zugegeben: die besseren Pfarrfeste und Karnevalsparties organisieren die Liberalen. Auch ist dort manches etwas weniger verklemmt. Aber echten Glauben habe ich dort nie gefunden. Ich war immer wieder nur entsetzt, dass sowohl Priester, als auch Hauptamtliche und Ausschussmitglieder oft genug sagten, dass sie eigentlich an nichts glaubten. Das war für mich immer wieder erschreckend zu sehen.
Und ich erlebe in Tradikreisen immer wieder Bekehrungen. Und zwar genau bei jene, die eben nicht typisch katholisch sozialisiert worden sind. Oft genug sind es Leute, die gar nichts mit dem Glauben zu tun hatten. Mehr als einmal habe ich während einer Alten Messe eine Spontanbekehrung erlebt. Eine wirkliche Gnade.
All das lässt mich erkennen, dass die liturgischen Experimente und Happy-Clappy-Messen ein schwerer Irrweg sind. Und deshalb gebe ich der Alten Messe jederzeit den Vorzug. Auch, weil sie von Beginn bis zum Ende eine Grundhaltung des Gebets ermöglicht und sich vordergründigem Aktivismus vollkommen entzieht. Was nicht heißt, dass man dort weniger beteiligt wäre, als bei einer NOM-Messe. Nur eben anders.