Magnifikat hat geschrieben:Für mich hat eben ein Mitarbeiter, der von einem Vorgesetzten - also einer Autorität - eingestellt wurde, eine Legitimation. Es geht also nicht um das Faktum, dass es sowas gibt, sondern um das Faktum, dass sie eingestellt wurden.
Dann darf ich also davon ausgehen, daß Du die Entscheidung der kirchlichen Autorität, bestimmte Gruppen für bestimmte Aufgaben
nicht einzustellen - Stichwort Frauenordination - auch stark dafür spricht, daß ein solcher Schritt nicht legitim wäre? Schön, ich hatte Dich an anderer Stelle nämlich anders verstanden. Und was will uns in diesem Zusammenhang eigentlich die Tatsache sagen, daß es den Beruf des Pastoralreferenten in dieser Form nur in einem minimalen Teil der Ortskirchen gibt - und zwar ausgerechnet in jenen, in denen sich viel Geld mit wenig Glaubensstärke verbunden hat?
Richtig - und dennoch gibt es Rechtspfleger, die bestimmte juristische Fälle alleine bearbeiten, und somit die Richter entlasten.
In der Tat. Auch das hilft aber nicht weiter in der Frage, ob Pastoralreferenten Aufgaben haben, die eigentlich Richtern zukommen und nicht Rechtspflegern. Wenn der Staat immer mehr richterliche Aufgaben irgend welchen anderen Instanzen überläßt, ruiniert er auf Dauer sein Justizwesen.
Nö, für die Seelsorge muss man auch geeignet sein (für handwerkliche Berufe übrigens auch). Ich denke aber, dass jemand, der eine solche Ausbildung macht, zumindest nicht gänzlich ungeeignet ist, sonst würde er wohl zwischendrin abbrechen. Ich denke auch, dass diese Menschen geistliche Führung und Beratung haben und es feststellen würden, wenn sie für die Seelsorge ungeeignet sind.
Nun, ich kenne jede Menge Lehrer, die für ihre Aufgabe völlig ungeeignet sind, und die trotzdem seit Jahrzehnten im Schuldienst stehen. Nur so als Beispiel.
Ich find's immer wieder interessant, dass zwar unausgebildete Ehrenamtliche alles mögliche machen sollen, dass bei hauptamtlichen Laien aber die fehlende Weihe das K.O.-Kriterium sein soll.
"Unausgebildete Ehrenamtliche" - interessantes Verständnis von der Würde des Gottesvolkes, der Gemeinschaft der Heiligen.
Nun, ob sie wirklich genau so wie Priester ausgebildet sind, die ja auch im Priesterseminar sind, bezweifel ich mal. Aber unabhängig davon - eine ähnliche oder fast gleiche Ausbildung find ich nicht falsch.
Den Pastoralkurs - also die eigentliche Ausbildungsphase im Anschluß ans Studium - absolvieren beide Berufsgruppen gemeinsam. Nur daß die angehenden Pastis zuhause sind, während die Seminaristen gemeinsam das Stundengebet beten oder die Messe feiern und dann im "Bunker" schlafen. Zumindest letzteren Punkt halte ich aber nicht unbedingt für ein zentrales Element der Ausbildung.
Davon mal abgesehen: Wenn ich von Seelsorge rede, meine ich etwas anderes als Lebens-, Ehe- oder sonst irgend eine Form der Beratung, auch wenn es dabei gewisse punktuelle Überschneidungen geben mag. Es geht darum, Menschen zu Gott zu führen, sie an Christi statt zu mahnen, zu trösten und zu stärken. Und ich bleibe dabei: Dafür braucht man Weihegnade - oder ein persönliches Charisma, das man sich nicht durch Ausbildung aneignen kann, und dessen Vorhandensein kein Arbeitgeber - auch nicht die Kirche - über irgendwelche Prügungen, Vorstellungsgespräche, Auswahlverfahren oder sonstige Methoden überprüfen kann.
Daß das vorhandene persönliche Charsima oft genug ganz offenkundig nicht ausreicht, zeigt doch auch die Praxis: Warum gibt es immer wieder Pastis, die ganz eindeutig im priesterlichen Revier wildern, angefangen in relativ kleinen Dingen - eigenes Erlebnis: Ein Pasti "spendet" zum Ende einer Jahresschlußandacht den Segen über die Gemeinde, statt den Segen über sich und die Gemeinde zu erbitten - bis hin zu den Fällen, in denen Pastis in irgendeiner priesterähnlichen (dafür von den Ministranten-Gewändern klar abgesetzten) Gewandung am Altar stehen und Teile des Hochgebets sprechen. Oder jenen schweizer Pastis, die tief geschockt sind, nachdem ihnen ihr Bischof gesagt hat, daß sie nicht einfach Kinder taufen dürfen, und die dann den Aufstand proben. Warum haben ständige Diakone mit Zivilberuf - immerhin Kleriker! - so oft das Gefühl, von Pastoralreferenten untergebuttert zu werden? Wie kommen weltliche Zeitungen mit schöner Regelmäßigkeit darauf, Pastis als "Laien-Priester" zu bezeichen? Einfach nur, weil die Journalisten so dumm sind? Oder doch, weil sie sagen: "Hört mir auf mit Eurem theologischen Krimskrams, ich seh doch, daß der weitgehend das gleiche macht wie der Pfarrer auch?"
Ich gehe nicht davon aus, daß der Beruf des Pastoralreferenten notorisch Menschen anzieht, die zur Amtsanmaßung neigen. Mithin bleibt nur die Vermutung, daß dieser Beruf in seinem derzeitigem Zuschnitt ein strukturelles Problem hat. Ein Problem übrigens, das die Pastoralreferenten selbst zu Opfern macht. Auf der einen Seite kriegen sie qua Anstellung und Berufsbild signalisiert, daß sie eben keine Laien wie alle anderen sind. Und wenn sie sich entsprechend verhalten, dann rutschen sie in die Priesterrolle hinein - und kriegen über kurz oder lang eins auf den Deckel. Zumindest, falls ihr Bischof sein Amt ernst nimmt.
Klassische Priesterhäme: Was ist das Lied der Pastoralreferenten? "Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt".