Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

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Was ist die Heilige Messe ihrem Wesen nach?

Umfrage endete am Montag 25. Juli 2011, 21:44

Die Heilige Messe ist ein Gemeinschafts- und Gedächtnismahl.
0
Keine Stimmen
Die Heilige Messe ist ein Opfermahl.
0
Keine Stimmen
Die Heilige Messe ist kein Mahl, sondern eine Opferhandlung mit Sakramentenspendung.
6
100%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6

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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben: Zunächst ist es altkirchlicher Sprachgebrauch, von Brot und Wein als signa/Zeichen zu sprechen.
Aber kein liturgischer. Wer schreibt signa? Gegen antitypoi habe ich keine Einwände.
Stephen Dedalus hat geschrieben: Ebenso ist das Opfer der Kirche kein eigenes Opfer, sondern immer eins und identisch mit dem einen Opfer Christi.
Dem Unterstrichenen muß ich entschieden widersprechen: Nein, das Opfer der Kirche ist nicht identisch mit dem Opfer Christi!
Aber: es konvergiert mit diesem und ist nicht von diesem zu trennen.
1. Die Sakramente sind selbstverständlich Zeichen.
2. Das Opfer des Altares ist nicht nur »identisch mit dem Opfer Christi«, es ist das Opfer Christi.
Zu 1. Aber nicht im liturgischen Sprachgebrauch.
Zu 2. Du verneinst, daß das Opfer der Kirche unterschieden, wenn auch nicht getrennt werden kann vom Opfer Christi?

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Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Petur
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Petur »

Zu den Piusbrüdern: die Frage ist, was sie unter "Erneuerung" verstehen. Im wortwörtlichen Sinne ist das ein Nonsens.

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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die römische Kirche hat sicher nie eure „altkatholische“ Utrechter Erklärung wegen der Lehre von der repræsentatio („Vergegenwärtigung, Gegenwärtigsetzung“) des einen Opfers Jesu in der Eucharistie verurteilt oder verworfen. Wenn du mal eben den verurteilten Text und den Wortlaut der Verurteilung brächtest, könnte ich dir erklären, was da warum verurteilt ward.
Wann wurde sie verurteilt?
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Petur hat geschrieben:Zu den Piusbrüdern: die Frage ist, was sie unter "Erneuerung" verstehen.
Jedenfalls nicht die Liturgiereform. :kugel: :freude:
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Christ86
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Christ86 »

ad-fontes hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:Zu den Piusbrüdern: die Frage ist, was sie unter "Erneuerung" verstehen.
Jedenfalls nicht die Liturgiereform. :kugel: :freude:
:D :klatsch:
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Robert Ketelhohn
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Zunächst ist es altkirchlicher Sprachgebrauch, von Brot und Wein als signa/Zeichen zu sprechen.
Aber kein liturgischer. Wer schreibt signa? Gegen antitypoi habe ich keine Einwände.
Stephen Dedalus hat geschrieben:Ebenso ist das Opfer der Kirche kein eigenes Opfer, sondern immer eins und identisch mit dem einen Opfer Christi.
Dem Unterstrichenen muß ich entschieden widersprechen: Nein, das Opfer der Kirche ist nicht identisch mit dem Opfer Christi!
Aber: es konvergiert mit diesem und ist nicht von diesem zu trennen.
1. Die Sakramente sind selbstverständlich Zeichen.
2. Das Opfer des Altares ist nicht nur »identisch mit dem Opfer Christi«, es ist das Opfer Christi.
Zu 1. Aber nicht im liturgischen Sprachgebrauch.
Zu 2. Du verneinst, daß das Opfer der Kirche unterschieden, wenn auch nicht getrennt werden kann vom Opfer Christi?
Du / ihr Monosakrifiziarier?
ad 1): Habe jetzt keine Muße, sämtliche aktuelle und älteren liturgischen Texte durchzugehen, um die Belege zu finden, aber mit Sicherheit kommt signum ebenso vor wie typos.

ad 2): Sieh da:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Soweit aber das Verständnis vorherrscht, die Eucharistie „außerdem für alle lebenden und verstorbenen Gläubigen [darzubringen, und zwar] als Sühne für die Sünden aller Menschen und um geistliche und zeitliche Gaben von Gott zu erlangen“, muss aus lutherischer Sicht klargestellt werden, dass eine solche Opfermesse für die Sünden der Lebendigen und Toten entgegen der Einsetzung Christi gefeiert wird.
Ja, hierüber besteht in der Tat Dissens. Nach unserem Glauben ist die Messe – wenn ich das einmal klarstellen darf – in vierfacher Hinsicht Opfer: nämlich Opfer des Lobes, Opfer der Früchte der Erde und unserer Arbeit, die wir auf dem Altar darbringen, Opfer unserer selbst als des mystischen Leibes Christi, der sich selbst in der Eucharistie opfernd darbringt, und endlich und vor allem – worüber wir oben ausführlich sprachen – das gegenwärtig werdende Selbstopfer des Herrn selber.

Die Frucht eines jeden dieser Opfer können wir – und tun es auch – fürbittweise wie uns selbst, so auch allen andern Gliedern des Leibes Christi zuwenden, Lebenden und Verstorbenen. Ich kann nicht erkennen, was an dieser Lehre und Praxis mit Schrift und Tradition im Widerspruch stände. Im Gegenteil, so werden Schrift und Tradition befolgt und erfüllt.
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Robert Ketelhohn
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die römische Kirche hat sicher nie eure „altkatholische“ Utrechter Erklärung wegen der Lehre von der repræsentatio („Vergegenwärtigung, Gegenwärtigsetzung“) des einen Opfers Jesu in der Eucharistie verurteilt oder verworfen. Wenn du mal eben den verurteilten Text und den Wortlaut der Verurteilung brächtest, könnte ich dir erklären, was da warum verurteilt ward.
Wann wurde sie verurteilt?
Keine Ahnung, ich fragte ja selbst.
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Stephen Dedalus
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Stephen Dedalus »

ad-fontes hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben: Zunächst ist es altkirchlicher Sprachgebrauch, von Brot und Wein als signa/Zeichen zu sprechen.
Aber kein liturgischer. Wer schreibt signa? Gegen antitypoi habe ich keine Einwände.
Wenn ich mich recht erinnere benutzt u.a. der Hl. Augustinus in seinen Predigten diesen Terminus.
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die römische Kirche hat sicher nie eure „altkatholische“ Utrechter Erklärung wegen der Lehre von der repræsentatio („Vergegenwärtigung, Gegenwärtigsetzung“) des einen Opfers Jesu in der Eucharistie verurteilt oder verworfen. Wenn du mal eben den verurteilten Text und den Wortlaut der Verurteilung brächtest, könnte ich dir erklären, was da warum verurteilt ward.
Wann wurde sie verurteilt?
Keine Ahnung, ich fragte ja selbst.
Ist mir nicht bekannt. Aber die UE ist natürlich wegen der Vorbehalte gegenüber den westkirchlichen Konzilien für Romkatholiken nicht annehmbar.

N.B. Die auf diesen proklamierten Lehren werden, so eine altkath. Auslegung (die ich mir zueigen mache), nicht inhaltlich verworfen, sondern ihre Dogmtisierung. Als fromme Meinung darf auch ein Altkatholik an Transsubstantiation, leibliche Himmelfahrt und anderes mehr glauben.
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

- Opfer des Lobes,
- Opfer der Früchte der Erde und unserer Arbeit, die wir auf dem Altar darbringen,
- Opfer unserer selbst als des mystischen Leibes Christi
= Opfer der Kirche (als ganzes wie ihrer Glieder samt der irdischen Gaben)

- das gegenwärtig werdende Selbstopfer des Herrn selber.

Das, was das Opfer der Kirche in eins setzt mit dem Kreuzesopfer des Herrn, ist die memoria (Unde et memores).

Konsens?
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Frucht eines jeden dieser Opfer können wir – und tun es auch – fürbittweise wie uns selbst, so auch allen andern Gliedern des Leibes Christi zuwenden, Lebenden und Verstorbenen. Ich kann nicht erkennen, was an dieser Lehre und Praxis mit Schrift und Tradition im Widerspruch stände. Im Gegenteil, so werden Schrift und Tradition befolgt und erfüllt.
Die Frage bleibt, inwiefern das Meßopfer als "eigenständiges Sühnopfer" gelten kann, wie dies zumindest von traditionalistischer Warte aus behauptet wird.
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Bernado
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben: Die Frage bleibt, inwiefern das Meßopfer als "eigenständiges Sühnopfer" gelten kann, wie dies zumindest von traditionalistischer Warte aus behauptet wird.
Wird das behauptet?
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Für was die Utrechter Erklärung steht, wird klarer, wenn man z. B. das folgende liest, wogegen es altkatholisch Position zu beziehen galt:
[url=http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Baptist_Katschthaler]Johannes Katschthaler[/url], Hirtenbrief 1905 hat geschrieben:Einmal hat Maria das göttliche Kind zur Welt gebracht. Und sehet, der Priester tut dies nicht einmal, sondern hundert- und tausendmal, so oft er zelebriert. Machen sie den Leib, das Blut des Herrn nur gegenwärtig? Nein. Sondern sie opfern, sie bringen dem himmlischen Vater das Opfer dar. Es ist dasselbe, was Christus blutigerweise auf Kalvaria und unblutigerweise beim letzten Abendmahl getan hat. Hier in der heiligen Messe tut Er dasselbe durch seine Stellvertreter, die katholischen Priester. Die Priester hat er an seine Stelle gesetzt, damit sie dasselbe Opfer, das Er dargebracht, fortsetzen. Ihnen hat Er das Recht über seine heilige Menschheit übertragen, ihnen gleichsam Gewalt über seinen Leib gegeben. Der katholische Priester kann ihn nicht bloss auf dem Altar gegenwärtig machen, ihn im Tabernakel verschliessen, ihn wieder nehmen und den Gläubigen zum Genusse reichen, er kann sogar Ihn, den menschgewordenen Gottessohn für Lebendige und Tote als unblutiges Opfer darbringen. Christus, der eingeborene Sohn Gottes des Vaters, durch den Himmel und Erde geschaffen sind, der das ganze Weltall trägt, ist dem katholischen Priester hierin zu Willen.
Zuletzt geändert von ad-fontes am Donnerstag 3. Dezember 2009, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben: Die Frage bleibt, inwiefern das Meßopfer als "eigenständiges Sühnopfer" gelten kann, wie dies zumindest von traditionalistischer Warte aus behauptet wird.
Wird das behauptet?
Das Tridentinum definiert das Meßopfer zumindest als vere propitiatorium:
Sessio XXII, cap. 2 hat geschrieben:Et quoniam in divino hoc sacrificio, quod in Missa peragitur, idem ille Christus continetur et incruente immolatur, qui in ara crucis semel se ipsum cruente obtulit: docet sancta Synodus, sacrificium istud vere propitiatorium esse.
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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Was Gregor den Großen betrifft, habe ich z.Z. keine Quellenangabe zur Hand; nur das folgende Zitat aus:
Houston Stewart Chamberlain, Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts, 10. Aufl. 1912 hat geschrieben:Erst Gregor der Grosse (um das Jahr 600) lehrte, die Messe bedeute eine thatsächliche Wiederholung des Opfers Christi am Kreuz [...].
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cantus planus
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von cantus planus »

Das ist definitiv falsch. So etwas hat Gregor d. Gr. nie gelehrt. Muss nicht an Chamberlain liegen, sondern könnte jetzt auch ein Lapsus des Übersetzers sein.
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Robert Ketelhohn
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wenn wir schon Chamberlain als Beleg heranziehen, darf’s
vielleicht auch gleich Rosenberg sein?
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Bernado
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben: Die Frage bleibt, inwiefern das Meßopfer als "eigenständiges Sühnopfer" gelten kann, wie dies zumindest von traditionalistischer Warte aus behauptet wird.
Wird das behauptet?
Das Tridentinum definiert das Meßopfer zumindest als vere propitiatorium:
Sessio XXII, cap. 2 hat geschrieben:Et quoniam in divino hoc sacrificio, quod in Missa peragitur, idem ille Christus continetur et incruente immolatur, qui in ara crucis semel se ipsum cruente obtulit: docet sancta Synodus, sacrificium istud vere propitiatorium esse.
Das kannst Du aber nicht als "eigenständig" übersetzen. Ich habe hier die schöne (selbstverständlich approbierte) Übersetzung von Wilhelm Smets, Crefeld 1843, die schreibt:
Und weil in diesem göttlichen Opfer, das in der Messe verrichtet wird, der nämliche Christus enthalten ist und unblutiger Weise geopfert wird, welcher sich selbst auf dem Altare des Kreuzes einmal in blutiger Weise geopfert hat, so lehret der heilige Kirchenrath, daß dieses Opfer wirklich ein Sühnopfer sei...
Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: Es ist das Opfer, das Jesus seinem Vater zur Versöhnung der Menschheit dargebracht hat, und es ist das Opfer, in dem die Kirche (ihr menschlicher Zweig, sozusagen) dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt. Daran ist aber nichts Eigenständiges, sondern die eine Seite ist untrennbar mit der anderen verbunden, das menschliche Opfer vom göttlichen abgeleitet - zwei Aspekte einer Sache.
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Christ86
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Christ86 »

Bernado hat geschrieben: Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: Es ist das Opfer, das Jesus seinem Vater zur Versöhnung der Menschheit dargebracht hat, und es ist das Opfer, in dem die Kirche (ihr menschlicher Zweig, sozusagen) dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt. Daran ist aber nichts Eigenständiges, sondern die eine Seite ist untrennbar mit der anderen verbunden, das menschliche Opfer vom göttlichen abgeleitet - zwei Aspekte einer Sache.
Danke :)

Jetzt sehe ich, was die Utrechter Erklärung zurückweist: nämlich dieses immer wieder erneut vorlegen - wir glauben, dass die Heilige Messe ein Opfermahl sei, weil das eine und ewige Opfer Jesu Christi vergegenwärtigt wird - nicht erneuert oder wiederholt.
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Robert Ketelhohn
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Das kannst Du aber nicht als "eigenständig" übersetzen.
Hoppla, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Hast du im Ernst propitiatorius als
„eigenständig“ übersetzen wollen? – Das hat mit proprius, falls daran gedacht war,
nicht das mindeste zu tun, sondern kommt von propitius – „gnädig, gewogen“. Propi-
tiatorius
bedeutet „versöhnend“, was ich im Begriff „Sühnopfer“ übersetzt wähnte.
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: […] und es ist das Opfer, in dem die Kirche […] dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt.
Wo bitte steht denn das? – Das ist schwerlich glaubenskonform.
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Stephen Dedalus
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Christ86 hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben: Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: Es ist das Opfer, das Jesus seinem Vater zur Versöhnung der Menschheit dargebracht hat, und es ist das Opfer, in dem die Kirche (ihr menschlicher Zweig, sozusagen) dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt. Daran ist aber nichts Eigenständiges, sondern die eine Seite ist untrennbar mit der anderen verbunden, das menschliche Opfer vom göttlichen abgeleitet - zwei Aspekte einer Sache.
Danke :)

Jetzt sehe ich, was die Utrechter Erklärung zurückweist: nämlich dieses immer wieder erneut vorlegen - wir glauben, dass die Heilige Messe ein Opfermahl sei, weil das eine und ewige Opfer Jesu Christi vergegenwärtigt wird - nicht erneuert oder wiederholt.
Das sollte man aber nicht zurückweisen. Denn mit der Feier des Meßopfers treten wir in die ewige Darbringung des Opfers Jesu beim Vater ein. Dieses "immer wieder vorlegen" ist nichts anderes als dieser Akt der ewigen Darbringung des einmaligen Kreuzesopfers Christi.
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Christ86
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Christ86 »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben: Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: Es ist das Opfer, das Jesus seinem Vater zur Versöhnung der Menschheit dargebracht hat, und es ist das Opfer, in dem die Kirche (ihr menschlicher Zweig, sozusagen) dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt. Daran ist aber nichts Eigenständiges, sondern die eine Seite ist untrennbar mit der anderen verbunden, das menschliche Opfer vom göttlichen abgeleitet - zwei Aspekte einer Sache.
Danke :)

Jetzt sehe ich, was die Utrechter Erklärung zurückweist: nämlich dieses immer wieder erneut vorlegen - wir glauben, dass die Heilige Messe ein Opfermahl sei, weil das eine und ewige Opfer Jesu Christi vergegenwärtigt wird - nicht erneuert oder wiederholt.
Das sollte man aber nicht zurückweisen. Denn mit der Feier des Meßopfers treten wir in die ewige Darbringung des Opfers Jesu beim Vater ein. Dieses "immer wieder vorlegen" ist nichts anderes als dieser Akt der ewigen Darbringung des einmaligen Kreuzesopfers Christi.
Es geht um das "erneut", nicht um das immer wieder. Meiner Meinung nach ist das abgelehnt, also die Erneuerung und die Wiederholung, eben da es das einmalige Kreuzesopfer Christi ist,das vergegenwärtigt wird.

Ich kann mich aber auch täuschen :)
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Das sollte man aber nicht zurückweisen. Denn mit der Feier des Meßopfers
treten wir in die ewige Darbringung des Opfers Jesu beim Vater ein. Dieses
"immer wieder vorlegen" ist nichts anderes als dieser Akt der ewigen Darbrin-
gung des einmaligen Kreuzesopfers Christi.
Doch, das muß man zurückweisen. Wir können in bezug auf das Kreuzesopfer
Christi Jesu nicht sagen, die Kirche tue etwas „immer wieder“ „zur Sühne“ für
unsere Sünden. Nein. Una enim eadenque est hostia, idem nunc offerens sacerdotum
ministerio, qui se ipsum tunc in cruce obtulit
. Nur Einer hat sich geopfert, nur Einer
hat uns versöhnt mit Gott dem Herrn.
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Bernado »

Christ86 hat geschrieben: Es geht um das "erneut", nicht um das immer wieder. Meiner Meinung nach ist das abgelehnt, also die Erneuerung und die Wiederholung, eben da es das einmalige Kreuzesopfer Christi ist,das vergegenwärtigt wird.

Ich kann mich aber auch täuschen :)
Ich nehme an, diejenigen, die Anstoß an diesen Aussagen von Trient nehmen, täuschen sich. Oder - machen wir uns da nichts vor - sie suchen nach etwas, woran sie Anstoß nehmen können. Solche Sucherei gibt es ja nicht nur um das "filioque" zwischen Katholiken und Orthodoxen.

Die von mir benutzte Übersetzung spricht mal von "erneuern" und mal von "vergegenwärtigen" Ich habe nun gestern Abend nur noch kurz in den lateinischen Texten zu Trient geschmökert und dort das Verb "repraesentare" gefunden - das deckt eigentlich beides ab.
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Ich nehme an, diejenigen, die Anstoß an diesen Aussagen von Trient nehmen, täuschen sich.
Ich finde solche Aussagen nicht in den Dekreten von Trient.
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Das Messopfer hat nach der Lehre von Trient einen Doppelcharakter: […] und es ist das Opfer, in dem die Kirche […] dieses Opfer Christi dem göttlichen Vater zur Sühne für die Verfehlungen der Menschen immer wieder erneut vorlegt.
Wo bitte steht denn das? – Das ist schwerlich glaubenskonform.
schau mal bei Trient, 22. Sitzung, Lehre vom Messopfer, 1. Kapitel
Danach :
setzte (Christus) ein neues Opferlamm ein, sich selbst von der Kirche durch die Priester unter den sichtbaren Zeichen aufopfern lassend, zum Gedächtnis an seinen Hingang aus dieser Welt zum Vater, als er durch die Vergießung seines Blutes uns erlöset...
2. Kapitel:
Und weil in diesem göttlichen Opfer, das in der Messe verrichtet wird (quod in missa peragitur), der nämliche Christus enthalten ist....
Vielleicht ist mein Begriff "Doppelcharakter" nicht ganz glücklich, aber ich denke doch zur Beschreibung eines Aspekte brauchbar: Christus opfert und die Kirche opfert. Canon 1 unterstreicht das:
Wenn jemand sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wahres und eigentliches Opfer dargebracht, oder das Dargebrachtwerden sei nichts anderes, als daß uns Christus zur Speise gegeben werde: der sei im Banne.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Robert Ketelhohn
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:schau mal bei Trient, 22. Sitzung, Lehre vom Meßopfer, 1. Kapitel
Danach :
setzte (Christus) ein neues Opferlamm ein, sich selbst von der Kirche durch die
Priester unter den sichtbaren Zeichen aufopfern lassen
d, zum Gedächtnis an
seinen Hingang aus dieser Welt zum Vater, als er durch die Vergießung seines
Blutes uns erlöset...
Ja.
novum instituit Pascha, se ipsum ab Ecclesia per sacerdotes sub signis visibilibus im-
molandum in memoriam transitus sui ex hoc mundo ad Patrem, quando per sui san-
guinis effusionem nos redemit „eripuitque de potestate tenebrarum et in regnum suum
transtulit“
Das Handeln der Kirche durch die Priester bezieht sich auf die signa visibilia. Die Erlösung
und mit ihr die Versöhnung mit Gott geschieht durch das blutige Opfer am Kreuz, wie
hier ausdrücklich gesagt. Das Opfer des Altares ist vere propitiatorium, weil es wesenhaft
identisch ist mit dem Kreuzesopfer: Una enim eadenque est hostia, idem nunc offerens sacer-
dotum ministerio, qui se ipsum tunc in cruce obtulit
.

Der das Versöhnungsopfer darbringt, ist der Herr allein, am Kreuz wie auf dem Altar.
Natürlich dürfen wir beim Sakrament des Altars gleichwohl von einem „Opfer der Kirche“
reden. Denn wir können Christum nicht von der Kirche trennen. Wir müssen dann aber
dessen eingedenk bleiben, daß weder wir noch die Priester des Neuen Bundes selbst das
Sühn- oder Versöhnungsopfer darbringen. Nichts, was wir tun, vermag uns Gott zu ver-
söhnen. Sondern das zeichenhafte Handeln des Priesters reißt die Fenster der Himmel
auf, so daß unser Hoherpriester selbst eintritt, wie Er gesagt hat, sich opfernd um unsret-
willen.

„Unser“ Opfer im eigentlichen Sinne ist – wie ich oben schon andeutete – das Opfer
des Lobes und Danks, das Opfer der Früchte der Erde und unserer Arbeit und das
Opfer unserer selbst. Es bringt uns keinen Schritt näher an Jerusalem, die Himmlische,
aber es ist durchaus nicht eitel oder wertlos. Das sei ferne. Es mag uns den Weg ebnen,
wenn wir noch draußen sind. Oder andern. Oder uns schmücken, wenn wir drinnen
sind. Doch retten kann uns nur die Tat Gottes selbst.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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ad-fontes
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Das kannst Du aber nicht als "eigenständig" übersetzen.
Hoppla, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Hast du im Ernst propitiatorius als
„eigenständig“ übersetzen wollen? – Das hat mit proprius, falls daran gedacht war,
nicht das mindeste zu tun, sondern kommt von propitius – „gnädig, gewogen“. Propi-
tiatorius
bedeutet „versöhnend“, was ich im Begriff „Sühnopfer“ übersetzt wähnte.
Bitte meine Beiträge genau lesen: dort steht ("zumindest"), was auf Sühnopfer zu beziehen ist.

(Na, wenn ich das jetzt mal als Jagdschein nehme, dann kann ich mich ja doch noch an die Übersetzung des Weihegebetes machen.)
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Bernado
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Der das Versöhnungsopfer darbringt, ist der Herr allein, am Kreuz wie auf dem Altar.
Natürlich dürfen wir beim Sakrament des Altars gleichwohl von einem „Opfer der Kirche“ reden. Denn wir können Christum nicht von der Kirche trennen. Wir müssen dann aber dessen eingedenk bleiben, daß weder wir noch die Priester des Neuen Bundes selbst das Sühn- oder Versöhnungsopfer darbringen. Nichts, was wir tun, vermag uns Gott zu versöhnen. Sondern das zeichenhafte Handeln des Priesters reißt die Fenster der Himmel auf, so daß unser Hoherpriester selbst eintritt, wie Er gesagt hat, sich opfernd um unsretwillen.
Ich denke, wir sind uns da in der Auslegung von Trient weitgehend einig - es bleibt nur eine kleine Verschiebung der Perspektive. Irgendwo habe ich einmal eine Formulierung gelesen, die etwa dahinging: Christus bringt außer der Zeit das Opfer dem Vater dar - einmal das eine Opfer und, da außer der Zeit, immer gegenwärtig und nie wiederholt. Und die Kirche kann darauf gestützt auch ihrerseits das Opfer Christi dem Vater darbringen - innerhalb der Zeit, so wie es Christus ihr aufgetragen und ermöglicht hat. Wobei eben keine Trennung zwischen Christus und der Kirche besteht, wie sie aus der zur Verdeutlichung benutzten Wendung "auch ihrerseits" herausgelesen werden könnte. Denn die Kirche ist ja nichts anderes als das Corpus Mysticum - Christus innerhalb der Zeit.
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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad_hoc »

R. Ketelhohn hat geschrieben:
Der das Versöhnungsopfer darbringt, ist der Herr allein, am Kreuz wie auf dem Altar.
Natürlich dürfen wir beim Sakrament des Altars gleichwohl von einem „Opfer der Kirche“ reden. Denn wir können Christum nicht von der Kirche trennen. Wir müssen dann aber dessen eingedenk bleiben, daß weder wir noch die Priester des Neuen Bundes selbst das Sühn- oder Versöhnungsopfer darbringen. Nichts, was wir tun, vermag uns Gott zu versöhnen. Sondern das zeichenhafte Handeln des Priesters reißt die Fenster der Himmel auf, so daß unser Hoherpriester selbst eintritt, wie Er gesagt hat, sich opfernd um unsretwillen.
Soweit gibt es keine Einwände. Wenn man das "zeichenhafte Handeln des Priester", abgesehen davon, dass es hier Jesus Christus selbst ist, der das Opfer darbringt, auch dahingehend interpretiert, dass der Priester zugleich willentlich sich selbst und die gläubige Gemeinde als Opfer mit dem Opfer Jesu Christi verbindet, in der Nachfolge Christi also, dann wäre das meines Erachtens deutlicher. Denn Gott will die Teilnahme in der Nachfolge.

Und:
„Unser“ Opfer im eigentlichen Sinne ist – wie ich oben schon andeutete – das Opfer des Lobes und Danks, das Opfer der Früchte der Erde und unserer Arbeit und das Opfer unserer selbst. Es bringt uns keinen Schritt näher an Jerusalem, die Himmlische, aber es ist durchaus nicht eitel oder wertlos. Das sei ferne. Es mag uns den Weg ebnen, wenn wir noch draußen sind. Oder andern. Oder uns schmücken, wenn wir drinnen sind. Doch retten kann uns nur die Tat Gottes selbst.
Insofern wir uns in die diese Nachfolge begeben, tun wir nichts anderes, als das, was uns von Jesus vorgegeben ist. Würden wir dies nicht tun, könnten wir auch nicht gerettet werden. Gott will unsere Entscheidung in Wort und Tat.
Das ist das Entscheidende. Das Gott allein uns rettet, ist wahr. Dass wir dafür auch etwas tun müssen, ist auch wahr. Denn täten wir dies nicht, könnten wir nicht gerettet werden.
Das ist der Punkt, der einfach nicht - als gerade noch am Rande erwähnenswert - Beachtung finden kann. ."...MEIN BLUT, DAS FÜR EUCH UND FÜR VIELE VERGOSSEN WIRD...".

Ansonsten können wir ja gleich anfangen, lutherisch zu denken.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Re: Opfermahl vs. Mahlfeier: Leugnung des Sühneopfers?

Beitrag von ad-fontes »

Christ86 hat geschrieben: Jetzt sehe ich, was die Utrechter Erklärung zurückweist: nämlich dieses immer wieder erneut vorlegen - wir glauben, dass die Heilige Messe ein Opfermahl sei, weil das eine und ewige Opfer Jesu Christi vergegenwärtigt wird - nicht erneuert oder wiederholt.
Ein weiterer wichtiger Differenzpunkt scheint mir die Ablehung der Redeweise zu sein, der Priester würde "Leib und Blut Christi aufopfern".
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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