"Verwirrung, Angst und Sünde"
"Verwirrung, Angst und Sünde"
Ist das ein Text, der in dieser Trias im aktuellen Missale steht?
Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Fast. Diese Worte kommen im Prinzip im sogenannten "Embolismus" vor, dem Priestergebet unmittelbar nach dem Vaterunser:Du Jardin hat geschrieben:Ist das ein Text, der in dieser Trias im aktuellen Missale steht?
Wie Du siehst, ist da nur von "Verwirrung" und "Sünde" die Rede. Die von Dir genannte "Angst" ist ein nicht erlaubter Zusatz, der aber leider von sehr vielen Geistlichen freihändig eingefügt wird.Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater,
von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen.
Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.
Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
So kenne ich es auch eher. Was dann mit der "Angst"? Woher stammt das? Die Kirche sollte doch Hoffnung machen und nicht mit Untergangsvisionen daherkommen. So verstehe ich das Christsein jedenfalls.
- cantus planus
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Ich wüsste nicht, dass die kirchliche Lehre "Untergangsvisionen" verbreitete, die über die Offenbarung des Johannes hinausgehen (einige merkwürdige Privatoffenbarungen mal ausgenommen). Das Christentum ist m. E. die einzige Religion, die zu echter Freiheit beruft, indem wir uns an der Menschwerdung und dem Kreuzesopfer unseres Herrn Jesus Christus freuen und ob seiner Heilstat jubeln dürfen. Im Heiligen Geist und in der Kirche Gottes sind uns alle Gnadengaben gegeben, derer wir bedürfen. Freilich darf uns das nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir sind stets berufen, heiliger zu werden und bedürfen des Heiligen Geistes und der Kirche dazu.Du Jardin hat geschrieben:So kenne ich es auch eher. Was dann mit der "Angst"? Woher stammt das? Die Kirche sollte doch Hoffnung machen und nicht mit Untergangsvisionen daherkommen. So verstehe ich das Christsein jedenfalls.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Mit dem Embolismus ist in der PRAXIS aber doch was dran - höre ich so häufig, aber im Text steht es natürlich wirklich nicht... 

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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...
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- Berolinensis
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Sowohl als auch. Das Endgericht, über das man heute ungern spricht, gehört gleichwohl zu den harten Wahrheiten, die der Heiland auch verkündet hat. Ich empfehle, mal das Dies Irae zu lesen, das bis 1969 in jedem Requiem gebetet wurde, und auch im neuen Ritus noch Teil des Stundengebets ist.Du Jardin hat geschrieben:So kenne ich es auch eher. Was dann mit der "Angst"? Woher stammt das? Die Kirche sollte doch Hoffnung machen und nicht mit Untergangsvisionen daherkommen. So verstehe ich das Christsein jedenfalls.
- cantus planus
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Allerdings leider nur noch fakultativ. 

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- Berolinensis
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Ja, da bin ich etwas zwiespältig - einerseits ist es schlecht, daß es möglich ist, es völlig auszulassen, andererseits hat es traditionell nie ins Offizium gehört, da es ja eine klassische Sequenz ist. Es spricht übrigens nichts dagegen, es auch in Seelenmessen im neuen Ritus zu singen, als "Zwischengesang" z.B.
Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Leider doch, die Rubriken sehen diese Sequenz nicht mehr vor. Als Zwischengesänge sind sowohl im lateinischen als auch im deutschen Ordo ausdrücklich andere Gesänge vorgeschrieben, die - zumindest strenggenommen bzw. liturgietheoretisch - nicht durch andere Texte ersetzt werden dürfen, auch nicht durch die ehemalige Sequenz. Man könnte allenfalls auf die Idee kommen, die Sequenz zusätzlich zum vorhandenen Allelujaruf zu singen. Ob das dann ganz koscher ist, wage ich zu bezweifeln - vom zeitlichen Aspekt mal ganz abgesehen.Berolinensis hat geschrieben:Es spricht übrigens nichts dagegen, es auch in Seelenmessen im neuen Ritus zu singen, als "Zwischengesang" z.B.
- cantus planus
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Passend zum Thema: http://caecilia-notizen.blogspot.com/2 ... quenz.html
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- Berolinensis
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Das ist doch genau die Schizophrenie des beliebten "is your alb back to front?"-Arguments: jeder andere "alius cantus aptus" soll also erlaubt sein, nur nicht der, der der tausendjährigen Tradition der Kirche entspricht? "Herr gib uns Mut zu hören", aber nicht "Dies irae"? So eine Interpretation ist Irrsinn. Natürlich kann das Dies irae gesungen werden.taddeo hat geschrieben:Leider doch, die Rubriken sehen diese Sequenz nicht mehr vor. Als Zwischengesänge sind sowohl im lateinischen als auch im deutschen Ordo ausdrücklich andere Gesänge vorgeschrieben, die - zumindest strenggenommen bzw. liturgietheoretisch - nicht durch andere Texte ersetzt werden dürfen, auch nicht durch die ehemalige Sequenz. Man könnte allenfalls auf die Idee kommen, die Sequenz zusätzlich zum vorhandenen Allelujaruf zu singen. Ob das dann ganz koscher ist, wage ich zu bezweifeln - vom zeitlichen Aspekt mal ganz abgesehen.Berolinensis hat geschrieben:Es spricht übrigens nichts dagegen, es auch in Seelenmessen im neuen Ritus zu singen, als "Zwischengesang" z.B.
Zuletzt geändert von Berolinensis am Mittwoch 23. Dezember 2009, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Dazu zweierlei.Du Jardin hat geschrieben:So kenne ich es auch eher. Was dann mit der "Angst"? Woher stammt das? Die Kirche sollte doch Hoffnung machen und nicht mit Untergangsvisionen daherkommen. So verstehe ich das Christsein jedenfalls.
Die begründeten Urängste des Menschen lösen sich nicht dadurch in Wohlgefallen auf, daß man ein "angstfreies Christentum" verkündet. Sie kehren dann an anderer Stelle mit doppelter Wucht zurück.
Zweitens: Zumindest die traditionelle Form des Gebets sagt: et a peaccato simus semper liberi et ab omni perturbatione securi. - "daß wir von Sünden allzeit frei und vor jeder Beunruhigung sicher seien". Das ist recht gut getroffen, denn in perturbatio steckt eben nicht nur Verwirrung in akademisch-abstraktem Sinne, sondern auch die Angst dessen, der sich verirrt hat.
Von daher ist die erweiternde Praphrase gar nicht so schlecht - aber das ist natürlich keine Rechtfertigung für das Abweichen vom offiziellen Text.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)
- cantus planus
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Das ist mir bisher noch nicht vor die Flinte gekommen. Ich staune immer wieder, was für Einfälle manche Zelebranten haben.taddeo hat geschrieben:Wie Du siehst, ist da nur von "Verwirrung" und "Sünde" die Rede. Die von Dir genannte "Angst" ist ein nicht erlaubter Zusatz, der aber leider von sehr vielen Geistlichen freihändig eingefügt wird.Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater,
von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen.
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Re: "Verwirrung, Angst und Sünde"
Wenn Du manche Bischöfe kennst, dann weißt Du auch, warum ihre Pfarrer um Bewahrung vor Angst beten. Denen kauf ich sogar ihre ehrliche Motivation ab. Ich kenn diesen "Einschub" vereinzelt sowohl aus Regensburger als auch aus Passauer Pfarreien ...cantus planus hat geschrieben:Das ist mir bisher noch nicht vor die Flinte gekommen. Ich staune immer wieder, was für Einfälle manche Zelebranten haben.taddeo hat geschrieben:Wie Du siehst, ist da nur von "Verwirrung" und "Sünde" die Rede. Die von Dir genannte "Angst" ist ein nicht erlaubter Zusatz, der aber leider von sehr vielen Geistlichen freihändig eingefügt wird.Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater,
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