Ja, aber die Abtreibung ist eben keine zwangsläufige Folge. Auch bestimmt der Aussteller die Frau nicht zur Abtreibung. Er hat es auch nicht in der Hand, die Abtreibung zu verhindern. Das kann doch bei einer Beurteilung nicht unberücksichtigt bleiben.iustus hat geschrieben:Wir ziehen uns doch die Hose nicht mit der Beisszange an. Der Schein ist natürlich weit mehr als der Nachweis der Beratung. Ohne den geht nichts, d.h. keine straffreie Abtreibung.Maurus hat geschrieben: Der Schein war ja lediglich der Nachweis einer Beratung. Da stand nicht drauf "Sie dürfen jetzt abtreiben, die nächste Klinik ist in...".
Die Formel der billigenden Inkaufnahme drängt sich eigentlich auf, trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie zutreffend ist. Der Scheinaussteller findet sich ja nicht mit der Abtreibung ab, sondern hofft auf das Ausbleiben derselben.Das ist aber nur ein gradueller Unterschied. Der Minister handelt wissentlich (er will nicht, dass die Insassen sterben, weiß aber, dass das die Folge ist). Die Scheinaussteller handeln zwar nicht wissentlich (denn sie wissen nicht, was die Frau letztlich tut). Sie nehmen aber billigend in Kauf, dass die Frau letztlich abtreibt (wie gesagt um Kinder von Frauen zu retten, die sie sonst nicht überzeugen würden).
Kamphaus hat das Problem in seinem Buch "Um Gottes Willen - Leben" natürlich auch angesprochen. Er schreibt, dass die Kirche mit der Scheinausstellung keine Tötung von Menschenleben in Kauf nimmt, sondern zu retten versucht, was zu retten ist. Kamphaus: "Dabei riskiert sie freilich Missdeutungen ihres Tuns, die sie jedoch beständig durch eindeutige Aussagen korrigiert." Genau das aber war Johannes Paul II. zu heikel und das war auch der eigentliche Streitpunkt. Die Frage der Abtreibung dagegen war überhaupt nicht strittig: (wiederum Kamphaus) "In der Diskussion über den Verbleib der katholischen Kirche in der Schwangerenkonflikberatung ist oft zu wenig bedacht worden, dass es in der strikten Ablehnung der Abtreibung zwischen Papst und deutschen Bischöfen nie einen Dissens gegeben hat."