Marion hat geschrieben: ↑Donnerstag 23. Februar 2023, 14:50
Gasfasten ist dieses Jahr angesagt
https://gloria.tv/post/W8cvr6aCw9W817ncguee8YnJG
Woher hab ich das eigentlich, dass in der Fastenzeit nur eine richtige Mahlzeit mit Fleisch erlaubt ist und die anderen 2 kleinen Mahlzeiten ohne? Gibt es dazu eine Quelle
Das hängt etwas davon ab, welche Fastenordnung man sich anschaut, weil unterschiedliche Länder zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Zugeständnisse in dieser Hinsicht erhielten (bspw. aufgrund der kälteren Witterung, Verfügbarkeit verschiedener Speisen, etc.). Wenn man sich nur auf die Fastenzeit beschränkt, gilt folgendes:
Der CIC von 1983 sieht Abstinenz und Fasten an Aschermittwoch und Karfreitag vor, Abstinenz an allen anderen Freitagen, auf die kein Hochfest fällt (can. 1251); in Deutschland kann gemäß einer entsprechenden Partikularnorm der Bischofskonferenz (can. 1253) die Abstinenzpflicht an Freitagen (außer Karfreitag) auch durch ein anderes Bußwerk ersetzt werden. Eine Definition von Fasten und Abstinenz ist im CIC von 1983, so weit ich sehen kann, nicht gegeben, sodaß nach meinem Verständnis wohl die untenstehende aus dem CIC 1917 weitergilt.
Der CIC von 1917 sah Abstinenz und Fasten an Aschermittwoch, Karfreitag, den Quatembertagen und sonstigen Freitagen und Samstagen der Quadragesima vor, nur Fasten für die übrigen Werktage der Fastenzeit (cann. 1252); gebotene Festtage heben hierbei in der Fastenzeit das Fast- und Abstinenzgebot im Gegensatz zum Rest des Jahres nicht auf. Abstinenz verbietet zwar den Genuß von Fleisch, nicht aber den von Eiern, Milch oder Tierfett (can. 1250); beim reinen Fasten ist der Verzehr von Fisch und Fleisch in derselben Mahlzeit gestattet, ebenso die eine sättigende Mittagsmahlzeit auf den Abend zu verschieben und an ihrer Stelle mittags nur eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen, die sonst abends vorgesehen wäre (can. 1251).
Im ehemaligen Deutschen Reich war gemäß päpstlichem Indult das Fastengebot an den Werktagen der Fastenzeit aufgehoben, ebenso hören Abstinenz- und Fastengebot an Freitagen auch in der Fastenzeit auf, wenn ein gebotener Feiertag oder ein vom gläubigen Volk mit kirchlicher Feierlichkeit begangener Tag darauf fällt (Fest des Orts- oder Kirchenpatrons, Prozession, gelobter Festtag). Auch ist Fleischbrühe nach diesem Indult an jedem Tag der Fastenzeit ausgenommen Karfreitag zulässig.
Vor dem CIC von 1917 galten im allgemeinen Eier und Milch (Lacticinien) während der Fastenzeit als untersagt, wo nicht entsprechende Erleichterungen durch Privileg oder unvordenkliches Herkommen galten; das dürfte einer der Gründe sein, warum in der Karnevalszeit in Fett Gebackenes sich traditionell großer Beliebtheit erfreut (Krapfen, Berliner, Bolle Beusken, ...; vgl. auch den französischen Mardi Gras und bei den Byzantinern etwa die russisch-orthodoxe Maslenitsa). In dieser Zeit fällt auch das Verbot des Verzehrs von Fleisch und Fisch in der selben Mahlzeit an reinen Fasttagen, das im CIC 1917 explizit aufgehoben ist. Ich vermute, daß aus dieser Zeit auch die von dir genannte Vorschrift stammt; dafür müßte ich aber anfangen in entsprechend alten Büchern zu graben, etwa dem recht ausführlichen Artikel über das Fasten im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
