Kirchensteuer

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Kirchensteuer - belassen?

Das alte System sollte belassen werden!
7
35%
Jedes Mitglied sollte freiwillig einen Beitrag bezahlen!
9
45%
Es sollte gar kein Beitrag erhoben werden!
0
Keine Stimmen
Man sollte wählen können, ob man den Beitrag der Kirche oder sozialen Zwecken zukommen lassen will (italienisches Modell)!
4
20%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

holzi hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:...Wer mit der Kirche nichts mehr zu tun haben will, geht einfach nicht mehr in die Kirche, tritt aber formell nicht aus.
und bezahlt vor allem keine Spenden mehr, wie immer sie auch heissen mögen (Gemeindebeitrag, Zehnter etc.)
Als hauptamtlicher Kirchenmitarbeiter spende ich schon lange nicht mehr. Nur für sehr ausgewählte Projekte, wo mit dem Geld sorgfältig umgegangen wird. Statt dessen greife ich zur Förderung der Kirchenmusik in meinen Gemeinden häufiger mal selbst in die Tasche, wenn es um Kopien, Notenmappen, o. ä. Kleinkram geht.
Da weiss ich, dass es 1.) tatsächlich gebraucht wird und 2.) sinnvoll ist.
Das finanzielle Gießkannenprinzip, mit dem die Kirche noch immer viel zu oft arbeitet, unterstütze ich - wenn ich kann - nicht mehr.
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Lofty
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Kirchensteuer und Christsein

Beitrag von Lofty »

Ich finde die Diskussion hoch interessant. Ich bin als junger Mensch aus der ev. Kirche ausgetreten, damals vor dem Amtsgericht. Ich bin aber weiter Christ geblieben. Viele Jahre gehörte ich einer Freikirche an, die dem Kirchensteuersystem nicht angeschlossen war. Im Moment bin ich ein sogen. „Konfessionsloser Christ“.
Seit annähernd 40 Jahren zahle ich keine Kirchensteuer. Beim meinem Zugehen auf die Katholische Kirche ist mir dieser ‚Gedanke, zugegebener Maßen, kurz begegnet. Ich konnte ihn jedoch schnell fallenlassen. Die Kirchensteuer gehört nicht zu meinen Entscheidungsüberlegungen, wenngleich die monatliche Belastung spürbar sein wird.

In anderen Ländern lebt die Katholische Kirche auch ohne Kirchensteuer. Es gibt viele Religionsgemeinschaften und kleinere Kirchen, die auch hierzulande ohne Kirchensteuer zurechtkommen. Ich denke, dass die Katholische Kirche auch bei Wegfall der Kirchensteuer überleben wird. Dafür steht der Heilige Geist. Die Trennung von Steuer und Kirche fände ich sehr gut. Das Ganze würde evtl. kleiner aber vielleicht ehrlicher und klarer. Frei nach dem Motto: „Gib dem Kaiser was des Kaisers und Gott, was Gottes ist“. Bei dem Gedanken fühle ich mich richtig gut!

:)
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Maurus
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Maurus »

Erzbistum Freiburg verliert vor dem Verwaltungsgericht gegen Prof. Zapp: http://www.erzbistum-freiburg.de/index. ... _news=1472

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Lupus
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Lupus »

Ist doch klar, dass das Erzbistum Berufung einlegen wird; denn es geht bei einem Professor schließlich um eine nicht gerade kleine Summe!
Solidarität hin oder her: beim Geld hört auch in unseren Ordinariaten die Freundlichkeit und Gemütlichkeit auf!

Ich hatte kürzlich den Fall in einer meiner Gemeinden, wo ein Kleinunternehmer eine Summe von ca. 5000,- € an Kirchensteuer schuldig blieb, weil er wegen der derzeitigen Wirtschaftskrise in Engpässe geraten war und evtl. Mitarbeiter entlassen müßte.
Auch meine Eingabe an das Ordinariat fruchtete nicht, selbst zu einer Stundung oder teilweisem Verzicht war man nicht bereit!
So ist der Unternehmer eben ausgetreten und hat mir gegenüber versichert, weiterhin der Kirche angehören zu wollen.
Deshalb lasse ich ihn selbstverständlich zu den Sakramenten gehen. Auch wenn es den Finanzbürokraten in Rottenburg nicht gefällt!
"Salus animarum-suprema Lex!

oder was meint Ihr dazu?

+L.
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Miserere mei
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Miserere mei »

Prozesshanseln.
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Juergen
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Juergen »

Wenn man das Thema nur auf die Kirchensteuer reduziert greift es natürlich etwas kurz und gerät auch in eine Schieflage. Es entsteht der Eindruck, daß jene, die austreten und damit keine Kirchensteuer zahlen, von jeglicher Verpflichtung von Zahlungen befreit sind. Das ist natürlich nicht der Fall.
Freilich, wenn jemand austritt und sagt: "Ich gebe das Geld lieber meinem Pfarrer, dann bleibt es in der Gemeinde und ich weiß, was damit gemacht wird. Da ist mir lieber als wenn es im großen Diözesantopf verschwindet", dann ist es OK.
Wenn aber jemand meint, nun nichts mehr für die Kirche tun zu müssen, ist es nicht OK. (vgl. can. 222)
Gruß Jürgen

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Miserere mei
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Miserere mei »

Lässt sich Glauben an Geld festmachen? Taufe bleibt Taufe - Kirchensteuer oder nicht.

Gleichwohl gibt es ja noch die fünf Gebote der Kirche, die aber so gut wie keinen interessieren.
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Maurus
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Maurus »

Lupus hat geschrieben:Ist doch klar, dass das Erzbistum Berufung einlegen wird; denn es geht bei einem Professor schließlich um eine nicht gerade kleine Summe!
Solidarität hin oder her: beim Geld hört auch in unseren Ordinariaten die Freundlichkeit und Gemütlichkeit auf!

Ich hatte kürzlich den Fall in einer meiner Gemeinden, wo ein Kleinunternehmer eine Summe von ca. 5000,- € an Kirchensteuer schuldig blieb, weil er wegen der derzeitigen Wirtschaftskrise in Engpässe geraten war und evtl. Mitarbeiter entlassen müßte.
Auch meine Eingabe an das Ordinariat fruchtete nicht, selbst zu einer Stundung oder teilweisem Verzicht war man nicht bereit!
So ist der Unternehmer eben ausgetreten und hat mir gegenüber versichert, weiterhin der Kirche angehören zu wollen.
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Miserere mei
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Miserere mei »

Die Nichtzahlung von Kirchensteuer ist nicht zwingend ein Akt des Ungehorsams. Kleingläubigkeit schützt vor Strafe nicht.
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Petur
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Petur »

Bis dahin wird weiter in der Schwebe bleiben, ob Professor Zapp nun Mitglied der katholischen Kirche ist und Kirchensteuer bezahlen muss oder ob der Staat bei seinen Bezügen keine Kirchensteuer abziehen darf.
Was für eine dumme Frage ist das? Der Generalvikar soll wissen, dass Prof. Zapp durch seine Taufe Mitglied der kath. Kirche ist. Der Professor hat Recht: er ist nur aus einer "Steuergemeinschaft" ausgetreten. Ein großer Teil der deutschen Konfessionslosen ist in Wirklichkeit gar nicht konfessionslos.

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Miserere mei
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Miserere mei »

Das Beistehen in den materiellen Erfordernissen der Kirche ist dennoch zu gewährleisten.
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taddeo
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von taddeo »

Lupus hat geschrieben:Ich hatte kürzlich den Fall in einer meiner Gemeinden, wo ein Kleinunternehmer eine Summe von ca. 5000,- € an Kirchensteuer schuldig blieb, weil er wegen der derzeitigen Wirtschaftskrise in Engpässe geraten war und evtl. Mitarbeiter entlassen müßte.
Auch meine Eingabe an das Ordinariat fruchtete nicht, selbst zu einer Stundung oder teilweisem Verzicht war man nicht bereit!
So ist der Unternehmer eben ausgetreten und hat mir gegenüber versichert, weiterhin der Kirche angehören zu wollen.
Deshalb lasse ich ihn selbstverständlich zu den Sakramenten gehen. Auch wenn es den Finanzbürokraten in Rottenburg nicht gefällt!
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Entschuldige die dumme Nachfrage, aber hätte dieser "Kleinunternehmer" nicht einen Steuerberater fast noch nötiger als Deinen seelsorglichen Beistand? Wenn er 5.000 Euro Kirchensteuer zu zahlen hat, dann muß er eine Steuerschuld von 62.500 Euro haben, also selbst bei Ansetzung des höchsten Steuersatzes ein zu versteuerndes Einkommen von wenigstens knapp 140.000 Euro.

"Kleinunternehmer" ist er damit sicher nicht mehr. Wie zahlt er denn seine sonstigen Steuern, wenn ihn schon 5.000 Euro so drücken?

Ansonsten hast Du auf jeden Fall den CIC und klare Dikasterienaussagen auf Deiner Seite, wenn Du ihn weiterhin zu den Sakramenten zuläßt. Und auch wenn die Kirche beim Geld gewöhnlich keine Gnade kennt, kann Dir mehr eine "vorzeitige" Pensionierung wohl kaum passieren - es gäbe Schlimmeres, oder?

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Edi
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Edi »

taddeo hat geschrieben: Entschuldige die dumme Nachfrage, aber hätte dieser "Kleinunternehmer" nicht einen Steuerberater fast noch nötiger als Deinen seelsorglichen Beistand? Wenn er 5.000 Euro Kirchensteuer zu zahlen hat, dann muß er eine Steuerschuld von 62.500 Euro haben, also selbst bei Ansetzung des höchsten Steuersatzes ein zu versteuerndes Einkommen von wenigstens knapp 140.000 Euro.

"Kleinunternehmer" ist er damit sicher nicht mehr. Wie zahlt er denn seine sonstigen Steuern, wenn ihn schon 5.000 Euro so drücken?
Bei einem Unternehmer kommt es oft vor, dass er auf dem Papier ein grösseres zu versteuerndes Einkommen hat, als ihm real zur Verfügung steht. Das hat mit Anschaffungen und deren Abschreibung zu tun. Bezahlen muss man Geräte und Maschinen sofort, aber nur ein Teil des Anschaffungspreises geht in die jährliche Bilanz ein.
Trotzdem scheint es in diesem Falle nicht ganz verständlich zu sein, dass hier 5000 Euro nicht bezahlt werden könnten. Genau wissen wir es aber nicht, keiner kennt ja die genauen Zahlen und Fakten.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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taddeo
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von taddeo »

Ich bin selber selbständiger Unternehmer und weiß auch, daß da manches auf dem Papier leichter ausschaut als in der Kasse.
Aber etwas verwundert bin ich schon. Wenn der Mann 140.000 Euro zu versteuerndes (Privat-[Punkt])Einkommen haben muß, verdient er in der Liga eines Facharztes. Angesichts seines normalen Einkommensteuersatzes sind die 5.000 Piepen da wirklich nur Peanuts.

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Miserere mei
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Miserere mei »

Wenn er diese Summe zu versteuren hat, hat er den falschen Steuerberater.
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Robert Ketelhohn
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Miserere mei hat geschrieben:Wenn er diese Summe zu versteuren hat, hat er den falschen Steuerberater.
Das ist grober Quark. – Abgesehen davon kennen wir keine Hintergründe,
darum spart euch den Spekulatius. Wenn er z. B. einen größeren Auftrag
hat und selber vorfinanzieren muß, weil die Hausbank ihn hängen läßt, dann
braucht er jeden Pfennig. Vielleicht spart er aber auch nur für den nächsten
Urlaub. Oder was weiß ich. Lupus läßt ihn kommunizieren, und gut ist’s.
Der Rest geht den lieben Gott was an und ggf. den Beichtvater jenes Unter-
nehmers. Basta.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Niels
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Niels »

[quote=""Kann man ohne Kirchensteuer katholisch sein?""] (...) "Meine Kritik richtet sich gegen die generelle Gleichsetzung von Körperschaftsaustritt mit einer Trennung von der Kirche sowie gegen die meiner Ansicht nach ungerechte, vom kirchlichen Recht nicht gedeckte Androhung schwerster Sanktionen bei verminderter Kirchenunterstützung.“ Würde ihm tatsächlich Kirchenspaltung vorgeworfen, bliebe ihm „letztlich keine andere Möglichkeit als der Weg nach Rom“.
Zapp zählt sich nicht zu den Rebellen wider Papst und Kirche, sieht sich eher in Übereinstimmung mit dem Vatikan als mit dem deutschen Episkopat. (...)
[/quote]
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cantus planus
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von cantus planus »

Niels hat geschrieben:[quote=""Kann man ohne Kirchensteuer katholisch sein?""] (...) "Meine Kritik richtet sich gegen die generelle Gleichsetzung von Körperschaftsaustritt mit einer Trennung von der Kirche sowie gegen die meiner Ansicht nach ungerechte, vom kirchlichen Recht nicht gedeckte Androhung schwerster Sanktionen bei verminderter Kirchenunterstützung.“ Würde ihm tatsächlich Kirchenspaltung vorgeworfen, bliebe ihm „letztlich keine andere Möglichkeit als der Weg nach Rom“.
Zapp zählt sich nicht zu den Rebellen wider Papst und Kirche, sieht sich eher in Übereinstimmung mit dem Vatikan als mit dem deutschen Episkopat. (...)
[/quote]
Mal ganz unabhängig von der weltlichen Gerichtsentscheidung: wie will man das eigentlich kirchenrechtlich durchboxen? Der Vatikan hat doch m. E. ziemlich lupenrein festgestellt, dass die gegenwärtige deutsche Praxis nicht mehr zu vertreten ist.

Sollte Prof. Zapp also vor Gericht unterliegen, wäre das staatsrechtlich geklärt. Doch was passiert, wenn der Professor eine Klage vor einem römischen Kirchengericht einreicht?
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taddeo
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:Doch was passiert, wenn der Professor eine Klage vor einem römischen Kirchengericht einreicht?
Dann könnte es etwas eng werden für die DBK. Das Kirchensteuersystem würde vermutlich im Prinzip nicht angetastet, aber es wäre kaum zu erwarten, daß der Heilige Stuhl seine im CIC niedergelegte Rechtsauffassung ändern würde, daß man den Kirchenaustritt vor einer zuständigen geistlichen Autorität erklären muß.

Eine denkbare Möglichkeit wäre (allerdings die schlechteste für die Gläubigen), daß der Kirchenaustritt künftig nicht mehr vor dem Standesamt, sondern nur noch vor einem Priester oder beim Ordinariat erklärt werden kann und damit weiter als Abfall vom Glauben gewertet werden könnte, und daß etwa über das diözesane Kirchensteueramt dann eine entsprechende Mitteilung an die staatlichen Meldebehörden weitergeleitet wird.

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cantus planus
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von cantus planus »

http://www.kath.net/detail.php?id=23473

Gericht lehnt Klage des Erzbistums Freiburg ab!

Das ist schon eine kleine Sensation. Ich bin gespannt, was nun folgt.
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ar26
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von ar26 »

@ cantus
Das EB hat sich nicht aufs Kirchenrecht sondern aufs Verwaltungsrecht verlegt. Die haben - vereinfacht gesprochen - den Staat verklagt, weil der den Zapp ja rausgelassen hat, obwohl er gar nicht "raus wollte". Es hätte also nicht der Zapp verloren sondern der Staat. Der Zapp soll ja nur wieder Steuern zahlen.

Allerdings hat das VG die Sache anders entschieden, der Hl. Jungfrau sei Dank. Nach meiner Hochzeit werde ich auch den Zapp machen.

Die Frage nach dem Geld ist, wie so oft, von entscheidender Bedeutung. Ohne Staatsknete kann man nicht nur die modernistischen Strukturen in der dt. Amtskirche vernichten, ohne deutsches Geld werden auch gewisse "römische Veränderungen" notwendig.

Man kann es kurz zusammenfassen. Der Zapp leistet mit seiner Aktion unglaublich viel für die Verteidigung des Glaubens, vergelt's ihm Gott.

@ Taddeo
Interessante Idee, allerdings beruht das Kirchensteuersystem ja darauf, daß der Staat Registrateur und Eintreiber zugleich ist. Nach Deiner Variante bliebe ihm ja nur die Verwaltungsvollstreckung. Der Staat würde vollstrecken, ohne zu wissen warum. Das macht er nicht mit. In Österreich läuft es ja etwas anders. Dort ist die Amtskirche jedoch auf den Zivilrechtsweg angewiesen. Das ist für die Zöllner etwas schwieriger.
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anneke6
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von anneke6 »

ar26 hat geschrieben:… Nach meiner Hochzeit werde ich auch den Zapp machen.
Warum nach der Hochzeit?
???

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ar26
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von ar26 »

Weil ich leider aus formalen Gründen ans System gebunden bin. Habe weder Zeit noch Lust etwa mein Taufzeugnis noch einzuklagen. Als emeritierter Professor hat man es da leichter.
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Lofty
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Lofty »

Also ich finde diese Angelegenheit sehr spannend. Ich habe mit Anfang 20 - damals vor dem Amtsgericht in Köln meinen Austritt aus der Ev. Kirche erklärt; aber ich habe nie aufgehört Christ zu sein. Inzwischen hat mich die Liebe des Herrn in die hl. Katholische Kirche geführt. Mit meiner Aufnahme erfolgte gleichzeitig eine Mitteilung an das Meldeamt und damit ans Finanzamt und ich zahle wieder Kirchensteuer.
Ich würde aber auch ohne staatlichen Zwang einen entsprechenden Kirchenbeitrag direkt an die Kirche bezahlen und ich würde es auch ehrlicher und besser finden, wenn der Staat sich aus meiner religiösen Überzeugung heraushalten würde. Ich finde, es täte der Kirche sicherlich gut, wenn sie - wie in den meisten anderen Ländern auch- ohne das staatliche Kirchensteuersystem auskommen müsste. Jeder aufrichtige kath. Christ würde seine Kirchengemeinde im Rahmen seiner Möglichkeiten sicherlich unterstützen. Die Kirche wird dann ganz allein durch ihre Glaubwürdigkeit auch finanziell überleben....Hm, aber vielleicht sehe ich das auch zu blauäugig. Trotzdem finde ich den staatlichen Kirchensteuerzwang nicht sehr glücklich...
Aber keine Angst, ich werde weiterhin meine Kirchensteuer zahlen, solange es sie noch gibt....
Zuletzt geändert von Lofty am Dienstag 21. Juli 2009, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
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anneke6
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von anneke6 »

Ich glaube ich verstehe…Du mußt, wenn Du in Polen heiraten willst — ich gehe mal davon aus, daß ihr in der Pfarrei der Braut heiraten wollt, wie es Tradition ist — einen Taufschein vorweisen, der nicht älter ist als 3 Monate, und den geben sie Dir in D nicht, wenn Du ausgetreten bist.
Danach ist es egal…bis zu Deiner Beerdigung, in D wird Dir dann wahrscheinlich eine feierliche Beerdigung verweigert— es sei denn, die Zeiten haben sich bis dahin massiv geändert. Sollte ich dann aber noch am Leben sein…ich würde kommen.
???

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Firmian
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Firmian »

cantus planus hat geschrieben:http://www.kath.net/detail.php?id=23473

Gericht lehnt Klage des Erzbistums Freiburg ab!

Das ist schon eine kleine Sensation. Ich bin gespannt, was nun folgt.
Ich fand das, ehrlich gesagt, erwartbar. Auch wenn ich kein Verwaltungsjurist bin.

Den Staat interessiert, ob sie dem Mann die Kirchensteuer abziehen müssen. Wenn er sagt, er will das nicht mehr, hat es den Staat nicht zu interessieren, ob er dem mystischen Leib Christi weiterhin angehört. Tut er ja eh, egal was er sagt, durch die Taufe.

Im übrigen wären es - außerhalb dieses Forums - eher die Kirchenfernen, die das ausnutzen würden. Super, Kirchensteuer gespart, und trotzdem kriegt man noch die Kinder getauft (schöne Familienfeier) und wird kirchlich beerdigt - so werden viele denken. Und die werden sicher nicht den entsprechenden Beitrag an kirchliche Einrichtungen ihrer Wahl spenden.

Diese Schadenfreude gegenüber der bestehenden Kirche in Deutschland kann ich nicht nachvollziehen.

Durch weniger Geld werden sich die Liturgiemißbräuche nicht verringern oder die Religionslehrer oder Erstkommunions-Katecheten sich mehr an die Kirchenlehre halten - warum sollte das so sein?

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Firmian
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Firmian »

(Frankreich als so ziemlich der erste laizistische Staat Europas ist doch wohl auch kein Vorbild, oder?)

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ar26
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von ar26 »

@ Firmian
Es geht nicht um den Laizismus. Ansonsten ist Frankreich, was die Stärke und Verbreitung traditioneller Institute und Gemeinden angeht, für mich durchaus Vorbild. In anderen Ländern kommt die Kirche auch gut ohne Steuern aus, etwa in Polen oder den USA.

Ein ganz konkreter praktischer Vorteil wäre etwa, das Gläubige, die sich bestimmten Gemeinschaften oder Gemeinden (egal welchen Charismas) verbunden fühlen, diese ganz konkret unterstützen können. Für traditionelle Gläubige halte ich das sehr erstrebenswert, aber sicher auch darüber hinaus.

Zwar werden viele Dinge nicht auf Anhieb verschwinden, es wird aber stärker ums Wesentliche gehen. Ordinarien sind nicht mehr gezwungen, ihren Wasserkopf zusammen zu halten, sondern sich zu verschlanken. Auch wird das unnötige Pensionieren von Priestern, die noch Dienst tun können, aufhören. Nicht zuletzt wird wohl der Trend zu hauptamtlichen Laien, die Priester faktisch ersetzen, gestoppt.

Was ist eigentlich am jetzigen System des Verkaufes von Sakramenten für "Jahresabo" so erstrebenswert? Dem Heil der Seelen dient das nicht unbedingt.

@ anneke
Wie man an Zapp sieht, bekommt man auch jetzt sein Taufzeugnis. Er hat seins ja nach dem Austritt und ein wenig insistieren auch bekommen. Das EB Freiburg versucht eben, sich nicht in Widerspruch zu Rom zu setzen, sondern den Staat zu zwingen, die Steuern weiter einzuziehen.

Allerdings hat das ganze immer noch Einzelfallcharakter, was einen entsprechenden Aufwand nach sich zieht. Bis man das Ganze geklärt hat, geht vielleicht ein dreiviertel Jahr ins Land, verbunden mit entsprechendem Schriftverkehr usw. Soviel Zeit hab ich gerade nicht.
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Firmian
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Firmian »

Also, ich brauchte damals kein "frisches" Taufzeugnis. Aber m.W. fragen die bei der Taufpfarrei (dort wird lebenslang Buch geführt) eh nach, und die würden mitkriegen, wenn ich ausgetreten wäre. Die wissen zB auch, daß ich kirchlich verheiratet bin, andernfalls könnte ich ja anderswo nochmal heiraten {wäre eh nicht gültig, aber wäre aus Sicht der Kirche natürlich ärgerlich}.
ar26 hat geschrieben:@ Firmian
Es geht nicht um den Laizismus. Ansonsten ist Frankreich, was die Stärke und Verbreitung traditioneller Institute und Gemeinden angeht, für mich durchaus Vorbild. In anderen Ländern kommt die Kirche auch gut ohne Steuern aus, etwa in Polen oder den USA.

Ein ganz konkreter praktischer Vorteil wäre etwa, das Gläubige, die sich bestimmten Gemeinschaften oder Gemeinden (egal welchen Charismas) verbunden fühlen, diese ganz konkret unterstützen können. Für traditionelle Gläubige halte ich das sehr erstrebenswert, aber sicher auch darüber hinaus.
Für die Anwesenden hier im Forum würde das sicher funktionieren. Aber wir repäsentieren nur einen Promillesatz der Kirchensteuerzahler. Geschätzte 95% der Austretenden würden bestenfalls hie und da mal was spenden, aber um eine Zehnerpotenz niedriger als die bisherige Kirchensteuer (das, was die Leute früher zusätzlich zur Kirchensteuer gespendet haben, darf man ja nicht einrechnen.). Und da würden auch "konservative" Gemeinden, die auch bislang ihr Geld auch zu 80 oder 85% von Nicht- oder Christmetten-Kirchgängern kriegen, ordentlich drunter leiden.
Auch wird das unnötige Pensionieren von Priestern, die noch Dienst tun können, aufhören. Nicht zuletzt wird wohl der Trend zu hauptamtlichen Laien, die Priester faktisch ersetzen, gestoppt.
Ist das denn so? Das höre ich das erste Mal. Während "normale" Arbeitnehmer durchschnittlich mit 57 in Pension gehen, ist zB unser Gemeindepfarrer 78 Jahre alt, und es ist noch keine Rede von Pension (zumindest nicht, daß ich wüßte). Viel öfter erlebe ich, daß Priester altersbedingt auf dem Weg zum Altar vom Mesner gestützt werden müssen....

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Teutonius
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Teutonius »

Das wird dann wohl aus Kostengründen ein Gemeindemitglied ehrenamtlich machen müssen...
fide & caritate

Ralf

Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Ralf »

Firmian hat geschrieben:(Frankreich als so ziemlich der erste laizistische Staat Europas ist doch wohl auch kein Vorbild, oder?)
(Doch, und Herr Zapp handelt ja jetzt wohl nach dem italienischen Modell)

Warten wir mal die schriftl. Urteilsbegründung ab, auf die kommt es bzgl. einer möglichen Revision ja an.

Ralf

Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Ralf »

Ach, wer's Herrn Zapp nachmachen will, sollte sich seine Landesgesetze anschauen:

http://www.steuer-forum-kirche.de/kistg-frame.htm

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