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Gott beleidigen?

Verfasst: Mittwoch 10. März 2010, 16:20
von Linus
ImK-KKK ist im Anhang der
Akt der Reue

Mein Gott, aus ganzem Herzen bereue ich alle meine Sünden,
nicht nur wegen der gerechten Strafen, die ich dafür verdient habe,
sondern vor allem, weil ich dich beleidigt habe, das höchste Gut,
das würdig ist, über alles geliebt zu werden. Darum nehme ich mir fest vor,
mit Hilfe deiner Gnade nicht mehr zu sündigen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden.
Amen.
zu finden.

Wie kann "man" das verstehen? Nachdem Mensch zwar gottesebenbildlich ist, aber eben nicht gottgleich, ist Mensch ja garnicht satisfaktionsfähig Gott gegenüber. Er ist ja souverän, ihm kann man eigentlich ja garnicht "weh tun" sonst wär er ja nicht vollkommen/souverän.

Und wie verhält sich das ganze gegenüber der Sünde wider den Hl. Geist? (Mt 12, 31 Lk 12,10)

Irritierte Grüße

Linus

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 07:54
von Anselmus
Linus hat geschrieben:Wie kann "man" das verstehen? Nachdem Mensch zwar gottesebenbildlich ist, aber eben nicht gottgleich, ist Mensch ja garnicht satisfaktionsfähig Gott gegenüber. Er ist ja souverän, ihm kann man eigentlich ja garnicht "weh tun" sonst wär er ja nicht vollkommen/souverän.
Linus
Ich glaube, dass du hier die Prämisse vertrittst, dass eine Beleidigung nur dann eine Beleidigung und nur dann schlecht oder sündhaft ist, wenn der Empfänger der Beleidigung sich auch wirklich beleidigt fühlt/fühlen kann. Ich glaube jedoch, dass die Intention des Beleidigenden dasjenige ist, worauf man achten muss. Wenn ich zum Beispiel jemanden beleidigen möchte und ihm irgendwelche Schimpfworte an den Kopf werfe, er sich daraus jedoch nichts macht, würde ich dies meinerseits dennoch als Beleidigung bezeichnen.
Somit würde ich behaupten, dass auch der Mensch, wenn er sich nicht seiner Gottesebenbildlichkeit verhält und sündigt, Gott beleidigt, ohne dass Gott sich "beleidigt fühlen kann".

Zu den Bibelstellen über den hl. Geist kann ich leider nichts sagen... da bin ich im Moment überfragt :achselzuck:
Bin aber sehr gespannt, ob dazu noch jemand was beitragen kann

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 08:53
von lifestylekatholik
Anselmus hat geschrieben:Ich glaube jedoch, dass die Intention des Beleidigenden dasjenige ist, worauf man achten muss.
Nee. Wenn ich gegen die Gebote verstoße, dann doch nicht in der Absicht/Intention, Gott zu beleidigen.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 09:01
von Anselmus
Ok, ich gebe dir Recht dass dies zumindest nicht die primäre Intention beim Sündigen ist. Jedoch würde ich sagen, dass man das zumindest billigend in Kauf nimmt.

Wenn man eine Sünde begeht, entfernt man sich von Gott und wird seiner eigenen Gottesebenbildlichkeit nicht gerecht. Das würde ich als Beleidigung auffassen.
Wenn man nun aus freiem Willen sündigt, was ja gerade ein Charakteristikum ist, so nimmt man dies zumindest billigend in Kauf.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:12
von Mary
Anselmus hat geschrieben: Wenn man eine Sünde begeht, entfernt man sich von Gott und wird seiner eigenen Gottesebenbildlichkeit nicht gerecht.

Genau darum geht es.
Anselmus hat geschrieben:Das würde ich als Beleidigung auffassen.
Das ist dann, wie Du selbst sagst, Auffassungssache.
Ich denke, der Mensch nimmt sich und seinen Einfluss viel zu wichtig, wenn er meint, Gott BELEIDIGEN zu können. Wenn denn, glaube ich eher, dass Gott leidet, wenn wir uns entfernen. Nicht weil er uns und unsere Zuneigung bräuchte, sondern weil es ihn, den Menschenliebenden schmerzt, die Menschen fern von sich und im Schlamassel sitzend zu wissen.

Lg Maria

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:19
von Anselmus
Mary hat geschrieben:Ich denke, der Mensch nimmt sich und seinen Einfluss viel zu wichtig, wenn er meint, Gott BELEIDIGEN zu können. Wenn denn, glaube ich eher, dass Gott leidet, wenn wir uns entfernen. Nicht weil er uns und unsere Zuneigung bräuchte, sondern weil es ihn, den Menschenliebenden schmerzt, die Menschen fern von sich und im Schlamassel sitzend zu wissen.
Lg Maria
Ich sagte ja oben auch schon, dass sich Gott wohl nicht beleidigt fühlt. Insofern gebe ich dir da völlig recht. Aber ich denke eben, dass der zu beleidigende (ob man bewusst oder unbewusst beleidigt) sich nicht beleidigt fühlen muss, damit es sich um eine Beleidigung handelt. Aber das ist vielleicht eher eine semantische Sprache.

Mir geistert zum Beispiel folgendes Beispiel durch den Kopf:

Wenn ich zum Beispiel böse bin, und meine Schwester beleidigen möchte und deswegen zu ihr sagen würde: "Du bist doof.", sie das einfach aber überhaupt nicht interessiert, ist es dann nicht dennoch eine Beleidigung meinerseits? Allenfalls würde ich es, wenn ich es nicht als Beleidigung auffassen würde, dennoch als schlechtes Verhalten auffassen.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:24
von Linus
lifestylekatholik hat geschrieben:
Anselmus hat geschrieben:Ich glaube jedoch, dass die Intention des Beleidigenden dasjenige ist, worauf man achten muss.
Nee. Wenn ich gegen die Gebote verstoße, dann doch nicht in der Absicht/Intention, Gott zu beleidigen.
Nicht? Ich kenn das von mir, da passierts schon mal daß ich denke "Gott, du bist mir grad wurscht, ich mach jetzt einfach..." Auf menschlicher Ebene wär das klar eine Beleidigung &Mißachtung. Bloß: ich bin Gott gegenüber ja garnicht satisfaktionsfähig.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 11:21
von Bernado
Linus hat geschrieben:Bloß: ich bin Gott gegenüber ja garnicht satisfaktionsfähig.
Ich glaube diese Bemerkung ist nur theoretisch richtig, praktisch führt sie in die Irre. Nicht-satisfaktionsfähig - das hat auch etwas von irrelevant und egal - und genau das ist ja nicht der Fall. Und wenn man theoretisch richtig sagt, daß wir Gott werder beleidigen können noch daß er leidet, so muß man doch mit ins Bild nehmen, daß Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, sehr wohl gelitten hat - wegen und für uns. Agnus Dei, qui tollis peccatas mundi.

Die Heiligen hatten vielfach eine sehr lebhafte Vorstellung davon, daß bei den Geißelhieben und Hammerschlägen, Muskelkrämpfen, Lungenversagen und Herzstillständen auch der Schmerz und das Leid über jede einzelne Sünde jedes Einzelnen dabei war.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 11:31
von Gamaliel
Einige Gedanken meinerseits:

1. Die Rede vom "Beleidigtsein Gottes" ist wie so vieles andere (Gott zürnt,...) eine anthropomorphe Sprechweise. Da Gott völlig unveränderlich ist, kann er auch nicht beleidigt sein.

2. Die sündhafte Tat ist objektiv eine Beleidigung Gottes, was genau das psychologische Motiv zum Begehen der Tat war, ist sekundär.

3. Die schwere Sünde ist durch zwei Elemente gekennzeichnet: a) Abkehr von Gott und b) Hinwendung zu den geschaffenen Dingen. Dieses Vorziehen der endlichen, vergänglichen Dinge gegenüber dem ewigen, unendlichen Gut (= Gott) macht die wesentliche "Beleidigung" Gottes aus.

4. Bezüglich der Sünden gegen den Hl. Geist hat der hl. Thomas eine eigene Frage (vgl. II-II, q. 14, a.3). Kurz: Diese Sünden sind nicht grundsätzlich unverzeilich, aber ihre besondere Beschaffenheit, macht die Erweckung der zur Vergebung notwendigen Reue sehr schwer.

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 18:54
von lutherbeck
Gamaliel; mit folgendem Satz habe ich meine Probleme:

1. Die Rede vom "Beleidigtsein Gottes" ist wie so vieles andere (Gott zürnt,...) eine anthropomorphe Sprechweise. Da Gott völlig unveränderlich ist, kann er auch nicht beleidigt sein.


Was heiß "Gott sei unabänderlich"?

Natürlich können wir Gott nicht ändern - aber ist Gott nicht auch ständig wandelbar? Oder ist er stets allgegenwärtig und in der jeweiligen Seinsform unwandelbar? Oder sind diese Fragen gar zu theoretisch und menschlich unbeantwortbar? Dürfen wir diese Art Fragen überhaupt stellen oder gar beantworten - oder laufen auch sie unter dem Gebot "Du sollst Dir kein Bildnis machen..."?

Lutherbeck :hae?:

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 19:17
von Gamaliel
lutherbeck hat geschrieben:Was heiß "Gott sei unabänderlich"?
1. Zunächst eine Antwort aus dem (Kinder-)Katechismus der Diözese Basel:
Gott ist unveränderlich heißt: Gott ist immer gleich und ändert seine Pläne nicht.
In Gott gibt es keinen Wechsel und keine Veränderung. Er ist immer der Gleiche und bleibt immer gleich gut. Seine Gedanken und Pläne muß er nie ändern. Sie sind ewig wahr und ewig gut.
2. Ergänzung:

Veränderlich ist, was von einem Zustand in einen anderen übergeht. => Veränderlichkeit schließt Potentialität, Zusammensetzung und Unvollkommenheit ein und ist darum mit Gott als dem actus purus, dem absolut einfachen und absolut vollkommenen Wesen unvereinbar (vgl. Summa theologica, I, q. 9, a.1).

Für Dich vielleicht interessanter, eine Bestätigung der Unveränderlichkeit Gottes durch die Hl. Schrift, z.B. Jak 1, 17:
„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater des Lichts, bei dem kein Wandel ist und kein Schatten der Veränderung.“
Ist damit Deine Frage beantwortet?

Re: Gott beleidigen?

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 19:23
von lutherbeck
Ich werde es in meinem Herzen bewegen - vielen Dank!

:daumen-rauf: