Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

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Berolinensis
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Berolinensis »

Bernado hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:Das vollzieht ja nur nach, was im Katechismus schon 1998 klargestellt wurde, und da es sich hier um eine doktrinelle, keine disziplinäre Frage handelt, ist die lehrmäßige Aussage ohnehin die wichtigere (nebenbei bemerkt frage ich mich sowieso, wozu der Kodex soviele Lehraussagen enthält, was irgendwie den Eindruck vermittelt, als wären dies Festlegungen der Kirche, und nicht göttliches Recht.)
Es wurde leider nicht im Katechismus klargestellt, sondern nur in irgendeiner Erklärung zum Katechismus. Der Paragraph 1581 des KKK sagt bis auf den heutigen Tag (zumindest in der Übersetzung der deutschen Bischöfe):
Durch eine besondere Gnade des Heiligen Geistes gleicht dieses Sakrament den Empfänger Christus an, damit er als Werkzeug Christi seiner Kirche diene. Die Weihe ermächtigt ihn, als Vertreter Christi, des Hauptes, in dessen dreifacher Funktion als Priester, Prophet und König zu handeln.
Hier wird im Zusammenhang mit dem Sakrament der Weihe nur von "dem Empfänger" gesprochen - ohne Differenzierung nach den drei Stufen, wie sie jetzt auch im MP vorgenommen wird.
Na, daß die deutschen Bischöfe in zehn Jahren die Übersetzung eines authentischen Texts nicht hinbekommen, überrascht mich weniger, kommt es mir doch irgendwie vom Missale her bekannt vor ;D Peinlicher ist da schon, daß auch die Version auf der Website des Hl. Stuhls noch die alte Fassung bringt. Erzbischof Coccopalmerio sagt aber eindeutig, daß Johannes Paul II. am 9. 10. 1998 eine Änderung der Nr. 1581 approbiert habe zu:
Ab eo (=Christo) Episcopi et presbyteri missionem et facultatem agendi in persona Christi Capitis accipiunt, diaconi vero vim populo Dei serviendi in ‘diaconia’ liturgiae, verbi et caritatis
Und das entspricht ja genau dem durch Omnium in mentem eingeführten neuen § 3 des can. 1009 CJC.

Daß die Änderung des CCC tatsächlich erfolgt ist, sagt auch das Motu Proprio selbst:
Nunc vero, postquam, auditis Patribus Congregationis pro Doctrina Fidei, veneratus Decessor Noster Ioannes Paulus II immutandum esse statuit textum numeri 1581 Catechismi Ecclesiae Catholicae, eum in finem ut aptius quoad diaconos doctrina recoleretur Constitutionis dogmaticae Lumen gentium (n. 29) Concilii Vaticani II

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Robert Ketelhohn
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:neue Unklarheiten bringen - etwa in der Frage von Frauen als Diakonen.
Das verstehe ich nicht, da sehe ich keinen Zusammenhang. – Das ist jetzt aber
so schön formuliert, daß man dem can. 1009 ohne weiteres noch einen Paragra-
phen über den Subdiakonat und die niederen Weihen anhängen könnte, wenn
man sich denn entschlösse, zur tridentinischen, florentinischen und überhaupt
älteren Lehre zurückzukehren … :unbeteiligttu:
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Pelikan
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Pelikan »

Berolinensis hat geschrieben:Dann wird der sich im Zweifel auf die schon mehrfach erwähnte Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zum Austritt aus der katholischen Kirche berufen, in der es u.a. heißt:[...]
Man kann diese Erklärung sicherlich kritisieren, insofern sie undifferenziert, ohne Kontext und Intention zu berücksichtigen, Akte gegenüber eigentlich sachfremden Stellen zu Vergehen im Sinne des Kirchenrechts interpretiert. Aber andererseits bemüht sie sich immerhin, die Lücke zu schließen. Ohne eine solche Regelung haben wir bald die Situation, daß in einer protestantischen Gemeinschaft zwei Männer nebeneinander stehen, und der eine kann heiraten (sogar sakramental), weil er in der Gemeinschaft getauft wurde, und der andere kann nicht, weil er von einem Katholiken getauft wurde und erst später von den protestantischen Lehren überzeugt wurde. Und bei den Ost-Orthodoxen dasselbe. Ist das die Intention des Gesetzgebers, daß bald die Gültigkeit aller Ehen von Häretikern und Schismatikern in Frage steht?

Je mehr dieses Gesetz geändert wird, desto absurder wird es. Meiner Meinung nach sollte die Formpflicht vollständig abgeschafft werden. Der Grund für ihre damalige Einführung, die Problematik der klandestinen Ehen, existiert nicht mehr.

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Bernado
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:neue Unklarheiten bringen - etwa in der Frage von Frauen als Diakonen.
Das verstehe ich nicht, da sehe ich keinen Zusammenhang. – Das ist jetzt aber so schön formuliert, daß man dem can. 1009 ohne weiteres noch einen Paragraphen über den Subdiakonat und die niederen Weihen anhängen könnte, wenn
man sich denn entschlösse, zur tridentinischen, florentinischen und überhaupt
älteren Lehre zurückzukehren … :unbeteiligttu:
Nicht, daß ich irgendwen auf Gedanken brinken wollte - aber bei der Bekräftigung, daß Diakone nicht in Persona Christi handeln, flüsterte mir meine Paranoia gleich zu, daß man daraus ableiten könne, nicht mehr in persona christi - nicht mehr männlich - also Frauen: Stürmt das Diakonat. Zumindest letztere Parole hat man ja schon oft genug gehört.
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Robert Ketelhohn
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach so. Verstanden.
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Du Jardin
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Du Jardin »


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ottaviani
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von ottaviani »

Bernado hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:neue Unklarheiten bringen - etwa in der Frage von Frauen als Diakonen.
Das verstehe ich nicht, da sehe ich keinen Zusammenhang. – Das ist jetzt aber so schön formuliert, daß man dem can. 1009 ohne weiteres noch einen Paragraphen über den Subdiakonat und die niederen Weihen anhängen könnte, wenn
man sich denn entschlösse, zur tridentinischen, florentinischen und überhaupt
älteren Lehre zurückzukehren … :unbeteiligttu:
Nicht, daß ich irgendwen auf Gedanken brinken wollte - aber bei der Bekräftigung, daß Diakone nicht in Persona Christi handeln, flüsterte mir meine Paranoia gleich zu, daß man daraus ableiten könne, nicht mehr in persona christi - nicht mehr männlich - also Frauen: Stürmt das Diakonat. Zumindest letztere Parole hat man ja schon oft genug gehört.
es könnte durchaus diese absicht bestehe

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Petur
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Petur »

Ein in der RKK getaufter Mann wird aus Überzeugung anglikanisch. Er heiratet eine anglikanische Frau, aus angl. Sicht sakramental. Aus römischer Sicht ist diese Ehe ungültig, wenn der Mann keine Erlaubnis vom zuständigen RK Bischof bekommt. Sehe ich das richtig? Der Mann hat also praktisch keine Chance, eine auch aus röm. Sicht gültige Heirat zu schließen...

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Niels
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Niels »

Quelle hat geschrieben:Nach Einschätzung des Freiburger Kirchenrechtlers Georg Bier bringt auch die am Dienstag vom Vatikan verkündete Änderung des Kirchenrechts keine Entscheidung in der deutschen Debatte um Kirchenaustritte. (...) Er halte daher auch künftig die 2006 veröffentlichten Aussagen des Vatikans für maßgeblich, wonach für eine echte Abkehr von der Kirche eine entsprechende innere Entscheidung gefordert sei - und der rechtlich-administrative Austritt vor staatlicher Stelle allein nicht ausreiche.
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Sempre
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Sempre »

Bernado hat geschrieben:Nicht, daß ich irgendwen auf Gedanken brinken wollte - aber bei der Bekräftigung, daß Diakone nicht in Persona Christi handeln, flüsterte mir meine Paranoia gleich zu, daß man daraus ableiten könne, nicht mehr in persona christi - nicht mehr männlich - also Frauen: Stürmt das Diakonat. Zumindest letztere Parole hat man ja schon oft genug gehört.
Klingt plausibel.

Der Sinn der Sache hat wohl auch mit Verhältnissen zu tun, wie sie hier bei uns im Süden Brasiliens extrem sind. Eine Pfarre mit einem Priester und einigen ständigen Diakonen versorgt die Pfarrkirche und 7 Kapellen. Die Gläubigen besuchen ihre lokale Kapelle mit nur alle paar Wochen einer Messe ansonsten Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung durch einen Diakon. Der Mangel an Priestern wird durch ständige Diakone `behoben'. Dabei spielt wohl der Zölibat eine Rolle.

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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anneke6
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von anneke6 »

Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
???

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Niels
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Niels »

anneke6 hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
Gute Frage. Was sagen die Experten im Forum dazu?
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Niels
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Berolinensis
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Berolinensis »

Niels hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
Gute Frage. Was sagen die Experten im Forum dazu?
Ich möchte mich zwar nicht als Experten bezeichnen, aber das halte ich für so ein Scheinproblem wie das der Millionen armer Afrikaner, die zwar katholisch genug sind, keine Kondome zu verwenden, aber leider nicht, das sechste Gebot zu achten. Warum sollte es jemanden, der aus der Kirche austritt und damit nach Auffassung der DBK das Delikt des Schismas begeht und sich die Exkommunikation zuzieht, interessieren, wie die Kirche, der er den Rücken gekehrt hat, seine Ehe bewertet oder welche weiteren Verstöße er begeht?

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Berolinensis
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von Berolinensis »

Ach so, und forumstechnisch - ist es nicht vielleicht sinnvoller, diese Diskussion in dem Thread zu Omnium in mentem zu führen?

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anneke6
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von anneke6 »

Berolinensis hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
Gute Frage. Was sagen die Experten im Forum dazu?
Ich möchte mich zwar nicht als Experten bezeichnen, aber das halte ich für so ein Scheinproblem wie das der Millionen armer Afrikaner, die zwar katholisch genug sind, keine Kondome zu verwenden, aber leider nicht, das sechste Gebot zu achten. Warum sollte es jemanden, der aus der Kirche austritt und damit nach Auffassung der DBK das Delikt des Schismas begeht und sich die Exkommunikation zuzieht, interessieren, wie die Kirche, der er den Rücken gekehrt hat, seine Ehe bewertet oder welche weiteren Verstöße er begeht?
Nö, für mich ist das kein Scheinproblem. Natürlich, wenn ich den Kirchenaustritt erkläre, weil ich z.B. orthodox werden will, dann wird mich nur noch die Meinung von der Kirche interessieren, der ich beitreten will. Wenn ich mich als Freidenker sehe, wird mich die Meinung der RKK auch nicht interessieren. Wenn ich mich aber als katholisch sehe und lediglich mit meinen Kirchensteuern gewisse kirchliche Projekte nicht unterstützen will…dann vielleicht schon.
???

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taddeo
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von taddeo »

anneke6 hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
Wenn Du aus der Kirche austrittst, weil Dir der Laden eh wurscht ist, dann solltest Du um die Neuregelung froh sein. Du kannst standesamtlich heiraten, wie Du willst, und Dich vor Deiner etwaigen kirchlichen Rekonziliation dann wieder scheiden lassen, um dann ganz offiziell und mit kirchlichem Segen einen anderen Partner zu heiraten - weil Deine standesamtliche Ehe künftig automatisch als ungültig angesehen wird, wenn Du keine Dispens von der Formpflicht eingeholt hast (was Dir als "Exkommunizierter" vermutlich weder einfallen noch gewährt werden dürfte).

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holzi
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Re: Vatikanschreiben: Kirchenaustritt ist nicht Glaubensabfall?

Beitrag von holzi »

taddeo hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt also nicht. Nehmen wir mal an, ich trete vor dem Standesamt aus der Kirche aus. Wenn ich die Gesetzesrevision jetzt richtig verstehe, bin ich aber noch weiter zur Formpflicht verpflichtet. Wenn man den deutschen Bischöfen aber glauben kann, habe ich mich durch diesen Akt selber aus der Kirche ausgeschlossen und habe kein Recht mehr auf eine kirchliche Trauung.
Mit anderen Worten, ich müßte solange entweder zölibatär oder in wilder Ehe leben bis ich wieder in die Kirche eintrete? :auweia:
Wenn Du aus der Kirche austrittst, weil Dir der Laden eh wurscht ist, dann solltest Du um die Neuregelung froh sein. Du kannst standesamtlich heiraten, wie Du willst, und Dich vor Deiner etwaigen kirchlichen Rekonziliation dann wieder scheiden lassen, um dann ganz offiziell und mit kirchlichem Segen einen anderen Partner zu heiraten - weil Deine standesamtliche Ehe künftig automatisch als ungültig angesehen wird, wenn Du keine Dispens von der Formpflicht eingeholt hast (was Dir als "Exkommunizierter" vermutlich weder einfallen noch gewährt werden dürfte).
Und für den Fall, daß man es sich anders überlegt und sich später wieder mit der Kirche aussöhnt, kann man die zwischenzeitlich eingegangene Ehe meistens auch nachträglich noch sanieren lassen.

Ralf

Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Ralf »

Pelikan hat geschrieben:Meiner Meinung nach sollte die Formpflicht vollständig abgeschafft werden.
Meiner Meinung nach sollte die Kirche überhaupt keine Meinung zu Nicht-Katholiken haben. Wer katholisch verheiratet sein will, soll katholisch heiraten, fertig.

Ralf

Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Ralf »

Bernado hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nicht, daß ich irgendwen auf Gedanken brinken wollte - aber bei der Bekräftigung, daß Diakone nicht in Persona Christi handeln, flüsterte mir meine Paranoia gleich zu, daß man daraus ableiten könne, nicht mehr in persona christi - nicht mehr männlich - also Frauen: Stürmt das Diakonat. Zumindest letztere Parole hat man ja schon oft genug gehört.
Diakone handeln auch in personam Christi. Christus ist Haupt und Diener. Die Kirche macht daraus eine Arbeitsteilung, die einen Haupt, die anderen Diener. Immer in personam Christi.

Stephen Dedalus
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Stephen Dedalus »

Ralf hat geschrieben: Diakone handeln auch in personam Christi. Immer in personam Christi.
Ich hoffe nicht. Das wäre irgendwie unappetitlich. ;)
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Berolinensis
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Berolinensis »

Ralf hat geschrieben:
Pelikan hat geschrieben:Meiner Meinung nach sollte die Formpflicht vollständig abgeschafft werden.
Meiner Meinung nach sollte die Kirche überhaupt keine Meinung zu Nicht-Katholiken haben.
Hat sie ja auch gar nicht.

HeGe
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von HeGe »

Berolinensis hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Pelikan hat geschrieben:Meiner Meinung nach sollte die Formpflicht vollständig abgeschafft werden.
Meiner Meinung nach sollte die Kirche überhaupt keine Meinung zu Nicht-Katholiken haben.
Hat sie ja auch gar nicht.
Eben. Sie hat ja vielmehr gerade gesagt, dass auch von Glauben und Kirche abgefallene Katholiken weiterhin Katholiken sind.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Ralf

Re: Omnium in mentem

Beitrag von Ralf »

Natürlich hat sie eine Meinung zu Nicht-Katholiken, siehe Naturrechtsehe.

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Berolinensis
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Re: Omnium in mentem

Beitrag von Berolinensis »

Ralf hat geschrieben:Natürlich hat sie eine Meinung zu Nicht-Katholiken, siehe Naturrechtsehe.
Das beruht aber nicht auf kirchlicher Anordnung - wie die kanonischen Formvorschriften -, sondern auf der Schöpfungsordnung. Das ist göttliches Recht und kann von der Kirche nicht geändert werden.

Ralf

Re: Omnium in mentem

Beitrag von Ralf »

Berolinensis hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Natürlich hat sie eine Meinung zu Nicht-Katholiken, siehe Naturrechtsehe.
Das beruht aber nicht auf kirchlicher Anordnung - wie die kanonischen Formvorschriften -, sondern auf der Schöpfungsordnung. Das ist göttliches Recht und kann von der Kirche nicht geändert werden.
Sagt nur die Westkirche. Insofern ist es fraglich, ob es sich um göttliches Recht handelt.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Bernado hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:neue Unklarheiten bringen - etwa in der Frage von Frauen als Diakonen.
Das verstehe ich nicht, da sehe ich keinen Zusammenhang. – Das ist jetzt aber so schön formuliert, daß man dem can. 19 ohne weiteres noch einen Paragraphen über den Subdiakonat und die niederen Weihen anhängen könnte, wenn
man sich denn entschlösse, zur tridentinischen, florentinischen und überhaupt
älteren Lehre zurückzukehren … :unbeteiligttu:
Nicht, daß ich irgendwen auf Gedanken brinken wollte - aber bei der Bekräftigung, daß Diakone nicht in Persona Christi handeln, flüsterte mir meine Paranoia gleich zu, daß man daraus ableiten könne, nicht mehr in persona christi - nicht mehr männlich - also Frauen: Stürmt das Diakonat. Zumindest letztere Parole hat man ja schon oft genug gehört.
Schon geschehen ... und das aus erzbischöflichem Munde ... von wegen Paranoia ... :auweia:
Radio Vatikan: Eine Nachfrage zu den Klarstellungen im Profil des Diakons: Priester und Bischöfe handeln „als Vertreter Christi, des Hauptes“, Diakone dienen dem Volk Gottes. Nun ist das keine Neuerung, sondern eine Angleichung an den Weltkatechismus, die schon Johannes Paul II. nahe gelegt hat; aber: Ergibt sich damit nicht eine Öffnung des Diakonats für die Frau? Wenn sie nicht mehr als Vertreterin Christi zu verstehen ist? Ist diese Überlegung ernst zu nehmen, ist sie zumindest kirchliche Zukunftsmusik oder gehört sie ins Reich der unangemessenen Wünsche ans Christkind?

Erzbischof Dr. Ludwig Schick: „Über das Diakonat der Frau darf natürlich nachgedacht werden. Aber wichtig ist, dass man die ganze Geschichte dabei im Kopf und im Blick hat. Es hat Diakoninnen in der frühen Kirche gegeben. Das ist nicht zu bestreiten. Diese hatten ganz bestimmte Aufgaben, und wenn man Frauen, die heute diese Aufgaben haben, wieder Diakoninnen nennen will, dann ist das eine Sache.

Das Motu Proprio hat aber auch wieder ins Bewusstsein gebracht und geklärt, was in den letzten Jahren durch verschiedene Dokumente und auch durch den Codex sozusagen unklar geworden war: Im Konzil und der vorhergehenden Tradition heißt es eindeutig, dass die Priesterweihe und die Bischofsweihe für den priesterlichen Dienst befähigt; dass die Diakonenweihe aber für den Dienst – zusammen mit dem Priestertum – zur Verkündigung, in der Liturgie und der Caritas befähigt. Priester und Bischof handeln in persona Christi. Die Diakone handeln mit den Priestern und zum Dienst der Priester und Bischöfe. Dass diese Unterscheidung zwischen Priestertum und Diakonat wieder deutlich geworden ist, ist auch eine Wiederbelebung der alten Auffassung. Ich habe das in meinem Studium noch so gelernt, und wir waren erstaunt, dass diese jetzt aufgehobene Formulierung in den Codex und andere Dokumente hineinkam.“

(rv 17.12.29 bp)

http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=343189
:hae?:

Sollte der als konservativ geltende Erzbischof und Professor für Kirchenrecht etwa nicht wissen, dass die Diakoninnen in der frühen Kirche keine Diakoninnen im sakramentalen Sinne waren? Und wie verhält es sich jetzt mit der Dreistufigkeit des Ordo?

P. S. Gibt es zum Thema "Diakonat der Frau" einen eigenen Diskussionsstrang?
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von holzi »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Radio Vatikan:[...]Es hat Diakoninnen in der frühen Kirche gegeben. Das ist nicht zu bestreiten. Diese hatten ganz bestimmte Aufgaben, und wenn man Frauen, die heute diese Aufgaben haben, wieder Diakoninnen nennen will, dann ist das eine Sache.[...]
Sollte der als konservativ geltende Erzbischof und Professor für Kirchenrecht etwa nicht wissen, dass die Diakoninnen in der frühen Kirche keine Diakoninnen im sakramentalen Sinne waren? Und wie verhält es sich jetzt mit der Dreistufigkeit des Ordo?
Er weiß es schon. Du hast es offenbar überlesen!

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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Bernado »

holzi hat geschrieben:
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Radio Vatikan:[...]Es hat Diakoninnen in der frühen Kirche gegeben. Das ist nicht zu bestreiten. Diese hatten ganz bestimmte Aufgaben, und wenn man Frauen, die heute diese Aufgaben haben, wieder Diakoninnen nennen will, dann ist das eine Sache.[...]
Sollte der als konservativ geltende Erzbischof und Professor für Kirchenrecht etwa nicht wissen, dass die Diakoninnen in der frühen Kirche keine Diakoninnen im sakramentalen Sinne waren? Und wie verhält es sich jetzt mit der Dreistufigkeit des Ordo?
Er weiß es schon. Du hast es offenbar überlesen!
Mag sein - aber er läßt es ebenso entschieden offen, wie er die leidige Sache mit Kirchensteuerzahlung - Kirchenaustritt - Exkommunikation geschlossen halten will. Im übrigen tröstet es mich überhaupt nicht, daß ich mit meiner Paranoia in Sachen Omnium in Mentem und Frauendiakonat nicht alleine geblieben bin.
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Libertas Ecclesiae
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

holzi hat geschrieben:
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Radio Vatikan:[...]Es hat Diakoninnen in der frühen Kirche gegeben. Das ist nicht zu bestreiten. Diese hatten ganz bestimmte Aufgaben, und wenn man Frauen, die heute diese Aufgaben haben, wieder Diakoninnen nennen will, dann ist das eine Sache.[...]
Sollte der als konservativ geltende Erzbischof und Professor für Kirchenrecht etwa nicht wissen, dass die Diakoninnen in der frühen Kirche keine Diakoninnen im sakramentalen Sinne waren? Und wie verhält es sich jetzt mit der Dreistufigkeit des Ordo?
Er weiß es schon. Du hast es offenbar überlesen!
Dann hat er aber die Frage nicht richtig beantwortet. Diese bezog sich eindeutig auf das Diakonat im Sinne des Weiheordo. Die Antwort des Erzbischofs ist in der Tat ein sehr typisches Beispiel für die moderne Haltung des schwammigen Sich-nicht-festlegen-Wollens. So bleibt er nach allen Seiten offen.
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Re: Und wieder ein MP

Beitrag von Bernado »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Dann hat er aber die Frage nicht richtig beantwortet. Diese bezog sich eindeutig auf das Diakonat im Sinne des Weiheordo. Die Antwort des Erzbischofs ist in der Tat ein sehr typisches Beispiel für die moderne Haltung des schwammigen Sich-nicht-festlegen-Wollens. So bleibt er nach allen Seiten offen.
Ja. Eine groteske Verkennung der Aufgaben des Hirtenamtes.
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Re: Omnium in mentem

Beitrag von cantus planus »

Ich finde an den Aussagen Schicks nichts zu beanstanden. Es fehlt der Nebensatz, dass die Diakoninnen (Diakonissen) nicht geweiht waren. Aber seine Aussagen zum Diakont sind an und für sich vollkommen richtig. Vor allem wären die außerliturigschen Aufgabend es Diakons - gerade in heutiger Zeit! - unbedingt wiederzuentdecken. Hier im Kölner Diakoneninstitut erfolgt zwar eine hervorragende liturgische Ausbildung (von manchen aufgrund dieser Einseitigkeit auch als "Ausbildung zum Blumentopf" bespöttelt), aber in Lehre, Katechese und Caritas fehlt es gewaltig.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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