Verhütung - (immer) eine Todsünde?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

FioreGraz hat geschrieben:Wie etwa deshalb benennt das Konzil die Wissenschaften als Hilfe?
Hättest du dich mal mit den Feinheiten der NFP befassen (müssen, können …), wüßtest du das.

Weil deine Ansicht hierzu mangels Sachkenntnis also schon im Ansatz verfehlt ist, geht auch der Rest in die Irre.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich frag mich immer was soooo schwer sein soll an NER (NFP kenn ich nur dem Namen nach), bin jetzt fast drei Jahre verheiratet, mit einem lieben Eheweib, welche einen hypsch unregelmässigen Zyklus hat,(teilweise berufsbedingt) und von "Josefsehe" kann man bei uns auch nicht grad sprechen.... und Kinder haben wir aus Verantwortungsgründen dzt. ausgeschlossen.
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Majana
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Beitrag von Majana »

So wie man mir das kirchliche Verhältnis zur Verhütung ab und zu erklärt hat, geht es der Kirche dabei darum, die Grundtendenz zu vermitteln, dass ein Christ sich in der Verantwortung sieht, Kinder möglichst nie als ein auszuschließendes Geschenk Gottes zu betrachten. :hmm:

Wenn ein Kind in einer derzeitig von den Eltern so gesehenen Verantwortungslosigkeitsphase denn doch geschenkt werden sollte, ist es nicht vielmehr so, dass man dann schlicht und ergreifend eben die entsprechende Verantwortung übernimmt, falls man es nicht im Leib der Mutter töten möchte?

Ich finde es als Christin schmerzlich, wenn ich vielerorts in Partnerschaften höre, Kinder seien "ausgeschlossen", während gleichzeitig durch die Form der Ausübung der Sexualität und biologisch die Möglichkeit ausdrücklich eingeschlossen ist, auch wenn man versucht, eine Empfängnis möglichst zu umgehen.

Kinder sollten immer als eine Gnade Gottes gesehen werden und nie als eine Art Unfall, das ist nun meine persönliche Einstellung, um die ich mich auch selbst, nicht immer unter ganz leichten Bedingungen, bemüht habe. Die ich aber gerade im christlichen Glauben und kirchlicher Lehre durchaus aufgefangen sehe.

Asperges1976
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Beitrag von Asperges1976 »

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 38,00.html

Ich denke die MOraltheologie sollte immer von einem Ideal geprägt sein und dem Streben nach Heiligkeit. Daher sollte die Kirche ihre Moralvorstellungen nicht ändern. Wie könnte den ein Partner damit leben den andere mit HIV angesteckt zu haben, nur weil er sich auf ein Kondom verlassen hat, es aber versagt hat?

Wer infiziert ist muß sich seiner Verantwortung bewusst sein, dieses Virsus nicht weitergeben zu dürfen. Daher sollte ihm stets Enthaltsamkeit auferlegt werden. Daher könnte er höchstens von seinen ehelichen Pflichten dispensiert werden.

Praktiziert er dennoch Sex, dann wird er sich nicht mehr vor der Welt, sondern vorm Schöpfer verantworten müssen.

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Wäre einer der netten katholischen Experten in der Lage ein paar Fragen hier zu beantworten.
Wir kommen leider mangels geeigneter Experten nicht so recht weiter.

http://www.glaubensforum24.de/forum/viewtopic.php?t=362

Das wäre sehr lieb.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

ifugao hat geschrieben:Wäre einer der netten katholischen Experten in der Lage ein paar Fragen hier zu beantworten.
Wir kommen leider mangels geeigneter Experten nicht so recht weiter.

http://www.glaubensforum24.de/forum/viewtopic.php?t=362

Das wäre sehr lieb.
Hallo ifugao, herzlich willkommen im Kreuzgang!

Ich hab mir die Diskussion in dem angegebenen Link kurz durchgeschaut. Auf die scheinbare Hauptfrage, warum der Gebrauch von Kondomen von der Kirche grundsätzlich verboten wird, kann ich Dir in aller Kürze folgende Antwort geben:

Nach "Humanae vitae" und den übrigen einschlägigen amtlichen Lehräußerungen muß der Geschlechtsakt grundsätzlich offen für die Zeugung von Nachkommenschaft sein. Alles, was diese Offenheit auf "unnatürliche" Weise behindert, ist verboten. Dazu gehört sowohl der medizinische Eingriff in die Fortpflanzungsfähigkeit (zB Pille, Spirale, aber auch Sterilisation), als auch das Kondom. (Nur als Bemerkung am Rande: daß es auch Sexualpraktiken gibt, die eine Zeugung von vornherein ausschließen, wie Oralverkehr, wird in der offiziellen Lehre nicht berücksichtigt bzw. nicht ausdrücklich erwähnt; ob die dann automatisch unter "unnatürlich" fallen, kann ich aus dem Stand nicht sagen.)

Als "natürliche" Weise, die Fortpflanzung zu verhindern, gelten neben der Enthaltsamkeit lediglich alle Methoden, die unfruchtbaren Zeiten im weiblichen Zyklus zu nutzen (Stichwort "Natürliche Empfängnisregelung"), weil dadurch ein von der Natur bereits vorgegebenes Prinzip ausgenützt wird.

Etwas anderes wäre es allerdings, wenn ein Mittel, das AUCH zur Verhütung einer Schwangerschaft geeignet ist (zB Pille), aus unmittelbaren therapeutischen Gründen verwendet werden müßte (zB zur Behandlung von Hormonstörungen). In diesem Fall wäre die Anwendung erlaubt, die verhütende Wirkung würde sozusagen als moraltheologischer Kollateralschaden in Kauf genommen, solange sie nicht im Vordergrund der Therapie steht. - Inwieweit sich das auch auf den Kondomgebrauch übertragen ließe, die ja eigentlich nur zum Sex gebraucht werden können und kaum für anderweitige medizinische Zwecke, ist die Frage.

Soweit der offizielle Lehrstandpunkt; daß der natürlich heftigst diskutiert wurde und wird, steht auf einem anderen Blatt, auf diese Auseinandersetzung will ich mich aber ausdrücklich nicht einlassen, ich bin kein professioneller Moraltheologe.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ich habe mir die Diskussion auch durchgelesen und entdecke leider nur die gleichen unüberlegten Vorurteile wie überall. :nein:

Was zunächst die Frage von Sex und Vergnügen angeht, empfehle ich die Lektüre von "Deus Caritas est". Es war nie Lehre der Kirche, dass Sex keinen Spaß machen soll. Man will nur einen verantwortungsvollen Umgang damit erreichen. Im übrigen sollte diese angebliche Leibfeindlichkeit der katholischen Kirche eher bei den Protestanten gesucht werden. Die Ausmaße, die der Puritanismus hatte, gab es bei den Katholiken wohl nie.

Zum Thema Kondome und AIDS noch ein paar Anmerkungen, da die katholische Kirche ja offensichtlich am AIDS schuld sein soll:

1. Die Lehre der Kirche ist ja nicht: "Benutzt keine Kondome, ansonsten könnt ihr rumschnackseln wie ihr wollt.", sondern "Benutzt keine Kondome und habt keinen vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr." Diejenigen, die sich nicht an das zweite halten, denen kann eigentlich auch das erste getrost egal sein, da sie ohnehin sündhaft handeln und mit der Benutzung eines Kondoms können sie sogar die Folgen ein wenig abmildern.

2. Die AIDS-Rate in Afrika ist in Ländern mit muslimischer oder protestantischer Bevölkerung nicht niedriger als in katholischen Ländern. Schon dies sollte eigentlich jedem zeigen, dass Kondome völlig ohne Einfluss auf die AIDS-Rate sind.

3. M.E. verbreiten Kondome AIDS sogar eher, als dass sie es eindämmen. Denn durch die angeblich gefahr- und folgenlose Verfügbarkeit von Sex wird eine Atmosphäre der ständigen Verfügbarkeit geschaffen, die auch dann fortwirkt, wenn gerade kein Kondom zur Hand ist. Ob man sich dann unter diesem Aspekt beim Sex zurückhält, wage ich zu bezweifeln. Hat man in diesem Bereich allgemein eine gute Selbstbeherrschung, weil man keine Kondome benutzt, wird auch der Druck der ständigen Verfügbarkeit weggehen und die AIDS-Rate möglicherweise sogar wieder sinken.
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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

HeGe hat geschrieben:2. Die AIDS-Rate in Afrika ist in Ländern mit muslimischer oder protestantischer Bevölkerung nicht niedriger als in katholischen Ländern. Schon dies sollte eigentlich jedem zeigen, dass Kondome völlig ohne Einfluss auf die AIDS-Rate sind.
Hierzu habe ich eben auf Zenit folgenden Artikel entdeckt
Aids in Afrika und Wege der Prävention
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Athanasius2 hat geschrieben:
Abesehen, daß es drei Bedingungen für den Tatbestand Todsünde erfüllt sein müssen: mir ist das alles etwas zu apodiktisch. Es kann Gründe geben, wo künstliche Verhütungsmethoden angewandt werden können. (Etwa wenn die Frau bereits zwei Kinder hat, die beide als Frühchen zur Welt kamen, Krankheiten der Frau usw, usf)
Du hast wohl zuvielen deutschen modernistischen Situationsethikern zugehört. Niemals ist künstliche Verhütung erlaubt.

Wenn Deine Fälle zutreffen, dann muss man einfach absolute Abstinenz (Enthaltsamkeit) üben bis die Gefahr gewichen ist.
Sag mal, geht's noch???????
Das ist meiner Meinung nach nicht Situationsethik, sondern Lehrmeisterei und Herrschaft über Menschen pur.*gruselschüttel*
Wann ist denn die Gefahr gebannt? Und dann soll das nächste Kind kommen??? wieder ein Frühchen - und für die anderen Kinder ist keine Zeit mehr und verwahrlosen?
Die "Kirche" sollte mal schön ihre Finger aus den ehelichen Schlafzimmern lassen. Sie kann allerhöchstens Richtlinien geben, aber keine allgemeingültige Regelung für alle Ehepaare weltweit, solange sie keine konkrete und unkomplizierte Hilfen für Familien, insbesondere Großfamilien anbietet (z.B. Gebührenermäßigung oder Freistellung für kinderreiche Familien an diözesanen Schulen/Kindergärten, Hilfen für Fam. mit behinderten Kinder...der Mutter im Krankheitsfall). Die katholischen Großfamilien stehen größtenteils allein da - und bekommen von "der Kirche" keine Unterstützung.

Irgendwie verstehe ich die ganze Diskussion um Verhütungsmittel nicht wirklich, denn ein 100% sicheres Verhütunsmittel gibt es nicht.

Für Gott ist es ein leichtes "Spiel", sich über diverse Verhütungsmittel hinwegzusetzen. Dabei denke ich an die Tropi-Knder, Trospi-Kinder, Trosteri-Kinder ganz zu schweigen von NEP oder NFP-Kindern. Allen Eltern, Müttern, die sich dennoch entscheiden, diese Kinder zu bekommen, verdienen höchste Anerkennung und Wertschätzung.

Nueva- die genug hat mit 8 Kindern [Punkt] Ein weiteres Kind wäre eine zu große Belastung - doch wenn Gott der modernen Medizin ein Schnäppchen schlägt - ist es willkommen!

So - und jetzt steinigt mich Sünderin!!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

taddeo hat geschrieben:daß es auch Sexualpraktiken gibt, die eine Zeugung von vornherein ausschließen, wie Oralverkehr, wird in der offiziellen Lehre nicht berücksichtigt bzw. nicht ausdrücklich erwähnt
Doch. Die werden sub usu onanistico subsumiert.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

HeGe hat geschrieben:Zum Thema Kondome und AIDS
Zum Thema AIDS haben wir einen eigenen Strang.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:daß es auch Sexualpraktiken gibt, die eine Zeugung von vornherein ausschließen, wie Oralverkehr, wird in der offiziellen Lehre nicht berücksichtigt bzw. nicht ausdrücklich erwähnt
Doch. Die werden sub usu onanistico subsumiert.
Ich habe den Text von HV nicht auswendig im Kopf. Kommt dieser Ausdruck darin vor, oder woher stammt er sonst? Rein sachlich paßt er ja eigentlich nicht, denn unter "Onanie" verstehe ich eigentlich Selbstbefriedigung, während etwa Oralverkehr durchaus auf Gegenseitigkeit, Liebe und Hingabe ausgerichtet sein kann, wie es auch für den "normalen" Akt postuliert wird. Das würde ja im Klartext heißen, daß die Kirche de facto auch Eheleuten vorschreibt, welche Sexualpraktiken erlaubt sind und welche nicht - spätestens an diesem Punkt wird's kurios.

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Vielen Dank für Eure schnellen und kompetenten Antworten.
Es hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Leider könnte ich aufgrund meiner medizinischen Vorgeschichte eine solche Regelung für mich niemals akzeptieren.

Darf ich einmal aufzählen?
Gutartiger Tumor der Schilddrüse (operativ entfernt)
Demzufolge massive Zyklusstörungen mit lebenslangen Folgen.
Beckenbruch bei der Geburt des 1. Kindes
Was das heißt dürfte auch jedem Unerfahrenen klar sein.
Carzinoma portio vor der Geburt des 2. Kindes.

Was dies mit einer Regelung, wie sie im katholischen Glauben befürwortet wird, bedeutet?

Der sichere Tod ohne die Verwendung von geeigneten Verhütungsmitteln.

ifugao

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Liebe ifugao ! Du bist der berühmte Ausnahmefall,wo m.E. die Königsteiner
Erklärung greift,dh. auch die Kirche eine nicht natürliche Verhütungspraxis
acceptiert,da es gute Gewissensgründe gibt so zu handeln,um die Ehe
zu erhalten.Sie gilt aber nicht für all die vielen Paare,die glauben per Pille
oder Kondom verhüten zu "müssen",da sie sich sonst ihr Haus,Auto,Urlaub
etc "nicht leisten können".Wenn Ihr beide Euch allerdings zur Josefsehe
entschliessen könntet wäre das natürlich ein besonderer Schritt zur
Heiligkeit.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

HeGe
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Beitrag von HeGe »

incarnata hat geschrieben:Königsteiner Erklärung
:ikb_banned: :ikb_censored:
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

HeGe hat geschrieben:
incarnata hat geschrieben:Königsteiner Erklärung
:ikb_banned: :ikb_censored:
*hihi* Ist das Erwähnen der Königsteiner Erklärung (immer) eine Todsünde?

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Was eine Jakobsehe ist, war mir bekannt.
Was aber ist bitte die Königsteiner Erklärung?

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

ifugao hat geschrieben:Was eine Jakobsehe ist, war mir bekannt.
Was aber ist bitte die Königsteiner Erklärung?
Kurz folgendes Zitat als erste Antwort:
Sehr lange wurden in der Tradition alle Formen von Sexualität, die nicht auf Fortpflanzung ausgerichtet und nicht offen für Nachkommenschaft sind, durch das kirchliche Lehramt abgelehnt.

1930 wurde von Papst Pius XI in der Enzyklika Casti connubii die Beachtung der empfängnisfreien Tage erstmals positiv bewertet (vgl. Natürliche Familienplanung).

Durch das Zweite Vatikanum wurde die personale Dimension der Ehe (Sexualität als Ausdruck gegenseitiger Liebe) als Wert neben der Fruchtbarkeit betont, sowie die Verantwortung der Eltern bei der Bestimmung der Kinderzahl (Gaudium et Spes 50).

Die Enzyklika Humanae Vitae (1968) greift diese Verantwortung der Eltern für die Kinderzahl auf, verbietet jedoch strikt jegliche künstliche Empfängnisverhütungsmethoden. Daran hält auch Papst Johannes Paul II in seiner Enzyklika Familiaris Consortio (1981) fest.

Als Reaktion auf Humanae Vitae verfaßten die deutschen Bischöfe 1968 die sog. "Königsteiner Erklärung", in der sie die Möglichkeit nicht ausschließen, daß Eheleute bezüglich der Wahl der Methode aufgrund ihres Gewissens zu einer anderen Entscheidung kommen können, als sie Humanae Vitae erlaubt. Quelle
Originaltext im Internet:
http://dbk.de/schriften/data/01379/index.html

Eine Beurteilung der Königsteiner Erklärung durch eine katholische Ärzteorganisation:
http://www.katholische-aerzte-muenchen. ... einer.html

Nebenbei: Vorher war von Josefs-, nicht von Jakobsehe die Rede, die eine Ehe in völliger geschlechtlicher Enthaltsamkeit meint. Jakob war da auf einem anderen Weg, eher in Richtung Polygamie, wenn ich mich recht entsinne ... ;)

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

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Entschuldigung, Freud läßt grüßen.... leiselächel

Danke für die Links.

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Linus
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Beitrag von Linus »

taddeo hat geschrieben: Das würde ja im Klartext heißen, daß die Kirche de facto auch Eheleuten vorschreibt, welche Sexualpraktiken erlaubt sind und welche nicht - spätestens an diesem Punkt wird's kurios.
Weshalb? Es ist alles erlaubt solang der Penis in der Vagina ist. (Wenn du dabei kopfstand machen willst - und deine Frau nix dagegen hat - gerne) :mrgreen:
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Mei, seid´s Ihr wieder mal unkeusch hier... :P
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Linus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Das würde ja im Klartext heißen, daß die Kirche de facto auch Eheleuten vorschreibt, welche Sexualpraktiken erlaubt sind und welche nicht - spätestens an diesem Punkt wird's kurios.
Weshalb? Es ist alles erlaubt solang der Penis in der Vagina ist.
Solche Detailfreudigkeit kenne ich eigentlich nur von Eherechtlern, wenn es um die Prüfung des Ehevollzugs in Nichtkeitsverfahren geht. Hingegen ist mir kein einziges kirchenamtliches Dokument bekannt, das heute noch gültig wäre, in dem sich die Kirche jemals direkt oder indirekt über die Art und Weise geäußert hat, wie Katholiken Sex haben dürfen.
Wie kommst Du also zu dieser fragwürdigen Definition, mein Lieber? Außer, daß er in und aus Liebe und nur in der Ehe geschehen soll, hat die Kirche beim Sex wirklich nichts mitzureden, denn nicht einmal die grundsätzliche Offenheit für Nachwuchs kann man als unbedingte Forderung für jeden einzelnen Akt ansehen, solange "natürliche" Empfängnisverhütung akzeptiert wird. Rubriken gehören in die Liturgie und nicht ins Schlafzimmer.

Was und wie Du da schreibst, ist genau diese Art von "Moraltheologie" früherer Zeiten, in der man jedes Detail ehelichen Verhaltens anhand des Codex Iuris Canonici festlegen wollte, am besten gleich mit der entsprechenden Kirchen- und/oder Sündenstrafe fürs praktisch unvermeidliche Fehlverhalten (hast Du zuviel Jone gelesen?).

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Linus
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Beitrag von Linus »

Nö Jone kenne ich nur vom Hörensagen.. Was ich damit ausdrücken wolllte: Der Akt muß vollzogen werden - am dafür vorgesehenen "Platz" - der Rest ist in Liebe der freien Willensübereinkunft den Eheleuten überlassen. (und das heißt man darf seine Phantasien benutzen chaqu'un a son goût.["Ein Batmankostüm gefällig, der Herr?":D" - ich gestehe ich hab zuviel "Die Spinne in der Yucca Palme" gelesen.]
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Hast Du etwa auch Anthropologie studiert? Ich kann diese Namen bald nicht mehr hören…Brednich, Bausinger…

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Linus
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Beitrag von Linus »

Nein - das lag schon bei meinen Eltern rum und war eine nette gute Nacht lektüre.

Aber bei uns (in Wien)wird eh nicht gescheit getrennt zwischen Kulturantropologie und Soziologie. Prof. Girtler - ein lokaler Halbgott (auch mit wöchentlichen Kolumnen in der Kronenzeitung) weigert sich Soziologe zu nennen :D Auf der Visiten karte Steht : "em. ao. Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler, Kulturanthropologe, Privatgelehrter, 4 facher Familienvater." Wenn du mal in Wien bist kannst ihn gern besuchen - er geht sonntags in St Ulrich (Wien VII) in die Messe (und kommt regelmässig 10 minuten zu spät (der Sandler hinten links stehend ist er)
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wieso ist denn Verhütung eine Todsünde? Das habe ich so noch nicht gelesen.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

…hängt vielleicht damit zusammen, daß Du in Deutschland aufgewachsen bist (ich gehe mal davon aus) — da reiben es einem die Katecheten und Priester nicht dauernd unter die Nase. Ähnlich sieht es aus mit dem Sonntagsgebot.
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Erkläre bitte, anneke6. Verhütung ist nach der Moral der Kirche eine Todsünde?


PS: Sorry, habe um 17 Uhr nicht gebetet. Habe ich vergessen. Im Kalender war es eingetragen. Ich hoffe, das Gespräch war dennoch gut.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Gerhard hat geschrieben:Erkläre bitte, anneke6. Verhütung ist nach der Moral der Kirche eine Todsünde?
Ich übergebe an jemand anders. Ich mag über solche Sachen nicht reden.
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Du hast das aber IMHO geschrieben. Vielleicht kann jemand helfen?
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ifugao
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Beitrag von ifugao »

anneke6 hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Erkläre bitte, anneke6. Verhütung ist nach der Moral der Kirche eine Todsünde?
Ich übergebe an jemand anders. Ich mag über solche Sachen nicht reden.

Warum nicht? :shock:

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overkott
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Beitrag von overkott »

Verhütet Krankenheiten und Not und Unfrieden.

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