Verhütung - (immer) eine Todsünde?

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sofaklecks
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Erst mal lesen

Beitrag von sofaklecks »

Ich denke, man sollte sich den Thread erst mal durchlesen.

Und dann etwas dazu schreiben, wenn es weiterführt.

Man kann über dieses Thema auf hohem Nivau diskutieren.

sofaklecks

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Gerhard, bitte lies Dir den Zypfel ordentlich durch. Daneben ist auch die Lektüre des KKK sowie der Enzykliken Humanae Vitae und Casti connubii zu empfehlen. Die Dokumente findest Du unter www.stjosef.at

Kurz gesagt: Die Kirche lehnt künstliche Eingriffe zur Vermeidung der Fruchtbarkeit im Rahmen des ehelichen Aktes als schwer sündhaft ab. Sie empfiehlt, wenn die Notwendigkeit zur Geburtenkontrolle aus gerechtem Grund besteht, natürliche Empfängnisregelung.

Die dt. und österr. Bischöfe haben in den sogenannten Erklärungen von Königsstein bzw. Mariatrost hiergegen oponiert und mein(t)en, daß dies eine Frage sei, die dem Gewissen der Eheleute unterworfen sein sollte. Da diese Bischofskonferenzen jedoch nicht über dem Lehramt des Papstes stehen, ist diese Ansicht abzulehnen.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

ar26 hat geschrieben:… ist auch die Lektüre des KKK sowie der Enzykliken Humanae Vitae und Casti connubii zu empfehlen. Die Dokumente findest Du …
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

ar26 hat geschrieben:Gerhard, bitte lies Dir den Zypfel ordentlich durch. Daneben ist auch die Lektüre des KKK sowie der Enzykliken Humanae Vitae und Casti connubii zu empfehlen. Die Dokumente findest Du unter www.stjosef.at
Es gibt Zeitgenossen, für die eine Enzyklika nur so etwas wie eine Richtlinie ist. Da der Mensch, wie sie selbst wissen, ein Sünder ist, gefallen sie sich weiterhin in dieser Rolle.
ar26 hat geschrieben:Kurz gesagt: Die Kirche lehnt künstliche Eingriffe zur Vermeidung der Fruchtbarkeit im Rahmen des ehelichen Aktes als schwer sündhaft ab. Sie empfiehlt, wenn die Notwendigkeit zur Geburtenkontrolle aus gerechtem Grund besteht, natürliche Empfängnisregelung.
Eine schwere Sünde ist aber für die Kirche keine Todsünde. Wer mit einer Todsünde auf dem Herzen stirbt, kommt in die Hölle.
ar26 hat geschrieben:Die dt. und österr. Bischöfe haben in den sogenannten Erklärungen von Königsstein bzw. Mariatrost hiergegen oponiert und mein(t)en, daß dies eine Frage sei, die dem Gewissen der Eheleute unterworfen sein sollte. Da diese Bischofskonferenzen jedoch nicht über dem Lehramt des Papstes stehen, ist diese Ansicht abzulehnen.
Es gibt auch Zeitgenosssen, die die Königsteiner Erklärung für eine Bestärkung von HV halten. Habe ich mal so gelesen, weiß aber nicht mehr wo.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Immer wieder muss man daran erinnern, dass die Enzykliken und Dokumente für den Tag geschrieben sind, deren wahrer Kern aber bleibt, während die Umstände sich ändern.

Vom Herrn lernen wir, dass er die tradierte Auslegung der Heiligen Schrift selbst kritisch verstand und die Hartherzigkeit verurteilte.

So wollen auch die Enzykliken zur Verhütung verhüten, dass die Weitergabe des menschlichen Lebens, das ewige Prinzip des Lebens, als etwas Schlechtes verstanden wird, das verhütet werden muss, sondern sie wollen, dass die Eltern offen bleiben für den Fortpflanzungstrieb, den der Schöpfer dem Menschen eingepflanzt hat, als Gott ihn am sechsten Tag als Mann und Frau erschuf und sie segnete.

Aus dieser positiven Grundeinstellung heraus sind dann die besonderen Umstände einer Familie zu betrachten und die technischen Hilfsmittel, die unter Verbotsdruck auch gegenteilig überbewertet werden können.

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

ar26 hat geschrieben:Gerhard, bitte lies Dir den Zypfel ordentlich durch. Daneben ist auch die Lektüre des KKK sowie der Enzykliken Humanae Vitae und Casti connubii zu empfehlen. Die Dokumente findest Du unter www.stjosef.at

Kurz gesagt: Die Kirche lehnt künstliche Eingriffe zur Vermeidung der Fruchtbarkeit im Rahmen des ehelichen Aktes als schwer sündhaft ab. Sie empfiehlt, wenn die Notwendigkeit zur Geburtenkontrolle aus gerechtem Grund besteht, natürliche Empfängnisregelung.

Die dt. und österr. Bischöfe haben in den sogenannten Erklärungen von Königsstein bzw. Mariatrost hiergegen oponiert und mein(t)en, daß dies eine Frage sei, die dem Gewissen der Eheleute unterworfen sein sollte. Da diese Bischofskonferenzen jedoch nicht über dem Lehramt des Papstes stehen, ist diese Ansicht abzulehnen.

Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Natürlich, overkott, die Bibel will mit dem Herzen gelesen werden.
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overkott
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Beitrag von overkott »

ifugao hat geschrieben:Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!
Das war Einheit in Vielfalt. In Afrika waren die kulturellen und ökonomischen Umstände andere. Die ganze Verhütungsdebatte sollte vor allem die ethische Dimension berücksichtigen, statt in technische Fragen abzugleiten, als würde Verantwortung durch Technik ersetzt werden können.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Was Du alles weißt, ifugao.

Einheit in Vielheit ist schön - aber die Vielheit kann auch manchmal zur unangenehmen Belastung werden. Altkluge Bemerkungen müssen gebannt werden.
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ifugao
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Beitrag von ifugao »

overkott hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!
Das war Einheit in Vielfalt. In Afrika waren die kulturellen und ökonomischen Umstände andere. Die ganze Verhütungsdebatte sollte vor allem die ethische Dimension berücksichtigen, statt in technische Fragen abzugleiten, als würde Verantwortung durch Technik ersetzt werden können.

Man sieht eben nur mit dem Herzen gut......

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Manchmal haben Franzosen vielleicht doch recht :jump:
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overkott
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Beitrag von overkott »

ifugao hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!
Das war Einheit in Vielfalt. In Afrika waren die kulturellen und ökonomischen Umstände andere. Die ganze Verhütungsdebatte sollte vor allem die ethische Dimension berücksichtigen, statt in technische Fragen abzugleiten, als würde Verantwortung durch Technik ersetzt werden können.

Man sieht eben nur mit dem Herzen gut......
Wir wollen jetzt den Verstand mal nicht so abwerten....

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Weichen wir nicht vom Thema ab?
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Funnemann
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Beitrag von Funnemann »

Wenn die künstliche Verhütung wirklich nach der reinen kath. Lehre eine schwere oder sogar eine Todsünde ist, müsste man sich überlegen, ob man so einer weltfremden, herzlosen Kirche überhaupt noch angehören kann. GLücklicherweise interessiert
selbst den meisten aktiven kath. Frauen solchen Unsinn nicht. Selbst die meisten Pastöre vor Ort wissen, dass es auch in den sog. "guten" kath. Familien anders aus sieht, als die Lehrmeing der Kirche.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Es gibt zeitlose Wahrheiten. Der ewige Herr ist so eine. Wenn Menschen keine Kinder mehr kriegen, stirbt die Menschheit aus. Das ist auch so eine.
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ar26
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Beitrag von ar26 »

Da ich kein langweiliger Neokonservativer bin, der nur die Sünde wider das 6. Gebot kennt, sondern knallharter Traditionalist, der glaubt, daß das Königtum Jesu Christi universell ist, werde ich nur kurz erwiedern, um ein Werk der Barmherzigkeit zu erbringen (die Unwissenden lehren):

1. schwere Sünde und Todsünde sind das selbe. Vgl. KKK.

2. Wer behauptet, die Erklärungen von Königstein und/oder Maria Trost sind vom römischen Lehramt "abgesegnet" worden, der sollte dafür ordentlich Beweis erbringen. Entweder behauptet er Unwahres oder er beweist, daß Papst Paul VI. wegen offenkundiger Widersprüchlichkeiten nicht ernst zu nehmen ist. Ich kann mit beiden Ergebnissen leben.

3. Es erstaunt mich, daß man gerade mit diesem Thema hier soviel Widerspruch zur Lehre Kirche erfährt, wo doch die meisten Themen im Kreuzgang deutlich "konservativer" anzusiedeln sind. Ich denke, daß lässt gewisse Rückschlüsse auf das Wesen der Zeit, in der wir leben, zu.

4. Jedem, der sich ernsthaft mit der Lehre der Kirche auseinandersetzen will, sei die Lektüre der Dokumente ans Herz gelegt, insbesondere Casti connubii. Dort wird vor allem das Wesen der christlichen Ehe erläutert. Der Widerstand gegen die Wahrheit beginnt ja oftmals nicht erst bei der "Verhütung" sondern weit vorher.

5. Der Verfasser kennt zumindest eine junge katholische Frau, die das interessiert. Das genügt :freude:
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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Funnemann hat geschrieben:GLücklicherweise interessiert
selbst den meisten aktiven kath. Frauen solchen Unsinn nicht. Selbst die meisten Pastöre vor Ort wissen, dass es auch in den sog. "guten" kath. Familien anders aus sieht, als die Lehrmeing der Kirche.
Dass bei bestimmten künstlichen Verhütungsmethoden (z. B. "Pille", "Spirale") beseelte menschliche Wesen getötet werden oder zumindest das nicht auszuschließen ist, halte ich nicht für Unsinn.

In meinen Augen stellt jede künstliche Verhütung die Ehe und deren von Gott gewollten Zweck grundsätzlich in Frage. Die Ehepartner schenke einander dann nämlich nicht ganz, sondern nur teilweise und unter Vorbehalt.

Außerdem ist der Grad der gezielten Desinformation dermaßen hoch, dass selbst viele Katholikinnen sich nicht über die tatsächliche Wirkung von Verhütungsmitteln im klaren sind. Es ist ja nicht einmal allgemein bekannt, was konkret bei einer Abtreibung passiert und dass bei sog. Spätabtreibungen mitunter als Frühgeburten bereits lebensfähige Kinder gezielt getötet werden.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Jacinta hat geschrieben: Dass bei bestimmten künstlichen Verhütungsmethoden (z. B. "Pille", "Spirale") beseelte menschliche Wesen getötet werden oder zumindest das nicht auszuschließen ist, halte ich nicht für Unsinn.
Das passiert aber bei NER durchaus auch, wie incarnata mir bestätigt hat. Manche traditionellen Theologen halten außerdem NER auch für eine Verhütungsmethode, wenn sie mit modernen Mitteln (anstatt nur mit Kalender) praktiziert wird…ad hoc fällt mir dazu zwar nur der umstrittene Nicholas Gruner ein, aber es gibt auch andere.
???

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Jacinta
In meinen Augen stellt jede künstliche Verhütung die Ehe und deren von Gott gewollten Zweck grundsätzlich in Frage. Die Ehepartner schenke einander dann nämlich nicht ganz, sondern nur teilweise und unter Vorbehalt

Könntest Du mir bitte diesen Satz näher erläutern?

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ar26
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Beitrag von ar26 »

@ anneke oder incarnata
Daß bei NER beseelte menschliche Wesen getötet werden, ist mir neu. Wie soll das funktionieren? Oder ist damit gemeint, daß auch beseelte Embryonen generell in einer frühen Phase der Schwangerschaft "abgehen" können? Dafür ist dann aber auch nicht NER kausal.

Es wird mitunter in besonders traditionellen Kreisen vertreten, daß das bewußte Verkehren an Tagen geringer Wahrscheinlichkeit der Empfängnis bereits selbst künstliche Verhütung wäre. Andererseits wird in eher neokonservativen Kreisen mitunter so getan, als wäre NER immer legitim.
Die von mir bevorzugte Ansicht ist, daß nur wenn wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen, auf NER zurückgegriffen werden sollte. Zwei Dinge sind anzumerken. Erstens: das Wesen einer Ehe ist auf Kinder ausgerichtet. Zweitens: Geschlechtsverkehr ist ein Privileg der Ehe, Privilegien kann man in Anspruch geben, man muss aber nicht.

Der von anneke angemerkte Theologe scheint ein Tradi-Papabilist zu sein. Pius XII. hat die Kalendermethode gebilligt. Daher könne nur die legitim sein.
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

ar26 hat geschrieben:@ anneke oder incarnata
Daß bei NER beseelte menschliche Wesen getötet werden, ist mir neu. Wie soll das funktionieren? Oder ist damit gemeint, daß auch beseelte Embryonen generell in einer frühen Phase der Schwangerschaft "abgehen" können? Dafür ist dann aber auch nicht NER kausal.

Es wird mitunter in besonders traditionellen Kreisen vertreten, daß das bewußte Verkehren an Tagen geringer Wahrscheinlichkeit der Empfängnis bereits selbst künstliche Verhütung wäre. Andererseits wird in eher neokonservativen Kreisen mitunter so getan, als wäre NER immer legitim.
Die von mir bevorzugte Ansicht ist, daß nur wenn wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen, auf NER zurückgegriffen werden sollte. Zwei Dinge sind anzumerken. Erstens: das Wesen einer Ehe ist auf Kinder ausgerichtet. Zweitens: Geschlechtsverkehr ist ein Privileg der Ehe, Privilegien kann man in Anspruch geben, man muss aber nicht.

Der von anneke angemerkte Theologe scheint ein Tradi-Papabilist zu sein. Pius XII. hat die Kalendermethode gebilligt. Daher könne nur die legitim sein.
Welche Gründe wären das, z.B.?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jedenfalls aktuelle Gründe für den Augenblick, die man immer
wieder zu hinterfragen bereit ist: ob sie noch bestehen, ob sie
wirklich tragfähig sind etc.
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Niels
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Beitrag von Niels »

Funnemann hat geschrieben:Wenn die künstliche Verhütung wirklich nach der reinen kath. Lehre eine schwere oder sogar eine Todsünde ist, müsste man sich überlegen, ob man so einer weltfremden, herzlosen Kirche überhaupt noch angehören kann. GLücklicherweise interessiert
selbst den meisten aktiven kath. Frauen solchen Unsinn nicht. Selbst die meisten Pastöre vor Ort wissen, dass es auch in den sog. "guten" kath. Familien anders aus sieht, als die Lehrmeing der Kirche.
Wer ist "man"?
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

anneke6 hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben: Dass bei bestimmten künstlichen Verhütungsmethoden (z. B. "Pille", "Spirale") beseelte menschliche Wesen getötet werden oder zumindest das nicht auszuschließen ist, halte ich nicht für Unsinn.
Das passiert aber bei NER durchaus auch, wie incarnata mir bestätigt hat. Manche traditionellen Theologen halten außerdem NER auch für eine Verhütungsmethode, wenn sie mit modernen Mitteln (anstatt nur mit Kalender) praktiziert wird…ad hoc fällt mir dazu zwar nur der umstrittene Nicholas Gruner ein, aber es gibt auch andere.
Das ist ein Missverständnis;es können auch auf natürlichem Wege Embryonen
abgehen einfach so spontan,wegen immunologischer und sonstiger Störungen.
Ob die dann schon beseelt waren oder nicht weiss nur Gott allein;darüber zu diskutieren ist müssig.Mit der NER hat das nix zu tun.Dabei erfolgt der Verkehr
ja nur ,wenn mehr oder minder sicher kein Ei unterwegs ist-und man schliesst die Konzeption im Falle eines dennoch -z.B. durch Spontanovulation ausser der Reihe- nicht kategorisch aus.Der Sinn ist,dass Mann und Frau sich gegenseitig achten-auch in ihrer Physiologie und sich-wenn die Umstände eben keinen Kindersegen erlauben eben auf andere Weise ihre Liebe zeigen-zumindest in den "gefährlichen " Zeiten.Im übrigen ist völlig richtig,was nueva geschrieben hat.Die meisten Gründe,die angeblich gegen das Kinder-bekommen sprechen,sind keine wirklich reellen. Medizinische ,zB.wenn das Leben der Mutter bei erneuter Konzeption reell gefährdet ist ,oder so grosse finanzielle Notlagen,dass die Ernährung der übrigen Familie nicht mehr gewährleistet werden kann;echte Katastrophen-und Kriegssituationen-das sind die Ausnahmen !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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overkott
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Beitrag von overkott »

incarnata hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben: Dass bei bestimmten künstlichen Verhütungsmethoden (z. B. "Pille", "Spirale") beseelte menschliche Wesen getötet werden oder zumindest das nicht auszuschließen ist, halte ich nicht für Unsinn.
Das passiert aber bei NER durchaus auch, wie incarnata mir bestätigt hat. Manche traditionellen Theologen halten außerdem NER auch für eine Verhütungsmethode, wenn sie mit modernen Mitteln (anstatt nur mit Kalender) praktiziert wird…ad hoc fällt mir dazu zwar nur der umstrittene Nicholas Gruner ein, aber es gibt auch andere.
Das ist ein Missverständnis;es können auch auf natürlichem Wege Embryonen
abgehen einfach so spontan,wegen immunologischer und sonstiger Störungen.
Ob die dann schon beseelt waren oder nicht weiss nur Gott allein;darüber zu diskutieren ist müssig.Mit der NER hat das nix zu tun.Dabei erfolgt der Verkehr
ja nur ,wenn mehr oder minder sicher kein Ei unterwegs ist-und man schliesst die Konzeption im Falle eines dennoch -z.B. durch Spontanovulation ausser der Reihe- nicht kategorisch aus.Der Sinn ist,dass Mann und Frau sich gegenseitig achten-auch in ihrer Physiologie und sich-wenn die Umstände eben keinen Kindersegen erlauben eben auf andere Weise ihre Liebe zeigen-zumindest in den "gefährlichen " Zeiten.Im übrigen ist völlig richtig,was nueva geschrieben hat.Die meisten Gründe,die angeblich gegen das Kinder-bekommen sprechen,sind keine wirklich reellen. Medizinische ,zB.wenn das Leben der Mutter bei erneuter Konzeption reell gefährdet ist ,oder so grosse finanzielle Notlagen,dass die Ernährung der übrigen Familie nicht mehr gewährleistet werden kann;echte Katastrophen-und Kriegssituationen-das sind die Ausnahmen !
Natürlich.

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

incarnata hat geschrieben: Das ist ein Missverständnis;es können auch auf natürlichem Wege Embryonen
abgehen einfach so spontan,wegen immunologischer und sonstiger Störungen.
Ob die dann schon beseelt waren oder nicht weiss nur Gott allein;darüber zu diskutieren ist müssig.Mit der NER hat das nix zu tun.Dabei erfolgt der Verkehr
Dann hat aber Gott diesen Tod entschieden und nicht der Mensch.
incarnata hat geschrieben:oder so grosse finanzielle Notlagen,dass die Ernährung der übrigen Familie nicht mehr gewährleistet werden kann;echte Katastrophen-und Kriegssituationen-das sind die Ausnahmen !
Wo gibt es die in Deutschland? Dank HarzIV sind Kinder doch alle mit dem Nötigsten (Essen, Kleidung, Unterkunft) abgesichert.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!
Das war Einheit in Vielfalt. ........
Nein, die Königsteiner Erklärung war Einfalt in Vielheit!

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Diskussion zur Sozialhilfe bitte hier weiterführen.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Wir sollten das Thema wieder zurückführen, auf die Verhütung von Zukunftschancen, Nachwuchsförderung, Familienlastenausgleich und Billigkeit der Verteilungsgerechtigkeit, um den ethisch-sittlichen Kontext der technischen Verhütungsmittel nicht aus den Augen zu verlieren.

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Vielleicht solltest Du dir die näheren Umstände die damals zur Königsteiner Erklärung führten einmal näher betrachten.
Die deutschen Bischöfe sind damals nach Rom geeilt und haben sich das absegnen lassen. Vom Papst persönlich!
Das war Einheit in Vielfalt. ........
Nein, die Königsteiner Erklärung war Einfalt in Vielheit!

Die Königsteiner Erklärung ist eine zutiefst menschenwürdige Erklärung.
Die damaligen Bischöfe waren wohl mit ihren Ohren näher am Volk.
Selbst liebe ich Kinder und wenn ich die Fähigkeiten dazu hätte gerne eine ganze Fußballmannschaft. :ja:
Aber bitte nicht wenn es auf Kosten meines Lebens geht!
Aber ich bin ja auch nicht katholisch.
Die derzeitigen Diskussionen erscheinen mir sehr weltfremd.
Sorry, aber das mußte einmal raus.

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Linus
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Beitrag von Linus »

ifugao hat geschrieben:Die Königsteiner Erklärung ist eine zutiefst menschenwürdige Erklärung.
Kaum zu Glauben, aber Schönborn äußerte sich vor einem halben Jahr anders.:
Liebe Brüder im Bischofsamt, Nachfolger der Apostel!
Liebe Brüder und Schwestern!

Viele Dinge gibt es in unserem Herzen an diesem Ort, in diesen Tagen von Ostern, in diesen Tagen der Auferstehung Christi. Es gibt diese außergewöhnliche Lesung aus der Apostelgeschichte, die wir stundenlang meditieren könnten, da sie eine der stärksten Texte über das Mysterium Israels ist, das wir in diesen Tagen erleben, gerade an diesem Nachmittag. Vielleicht komme ich am Ende noch darauf zu sprechen, sofern ihr in der Zwischenzeit nicht eingeschlafen seid.

Aber es gibt eine andere Sache: Das, was wir in diesen Tagen erleben und wovon wir Zeugen sein müssen, gerade an diesem Ort, wo Jesus zu seinen Aposteln sagte: "Dafür seid ihr Zeugen." Wovon sind wir Zeugen? Was sind wir gerufen zu bezeugen im Europa von heute? Darüber, was die Jünger auf ihrem Weg erlebt haben als sie zurückgekehrt sind - der griechische Ausdruck ist anastrophe, die Umkehr; sie haben sich in Emmaus bekehrt und sind zurückgekehrt nach Jerusalem, sie haben Jesus beim Brechen des Brotes wieder erkannt. Was ist auf diesem Weg geschehen?

Ich möchte euch eine Sache sagen, die ich im Herzen trage. Ich denke, es ist ein Wort des Heiligen Geistes, das ich sagen muss. Welche ist die Schuld Europas? Die Schuld Europas, die Hauptschuld, ist das Nein zum Leben. Vor einigen Tagen habe ich im österreichischen Fernsehen auf die Frage eines Journalisten geantwortet: "Europa hat dreimal Nein zu seiner eigenen Zukunft gesagt". Das erste Mal im Jahre 1968, wir feiern jetzt 40 Jahre, durch das Ablehnen von Humanae Vitae. Das zweite Mal im Jahre 1975, als die Abtreibungsgesetze Europa überschwemmt haben. Das dritte Mal zur Zukunft und zum Leben. Gerade gestern habe ich aus Österreich die Nachricht bekommen, dass die Regierung der homosexuellen Ehe zugestimmt hat, auch in Österreich: das ist das dritte Nein. Und dies ist nicht zuerst eine moralische Sache, sondern eine Frage der Gegebenheiten, der Fakten: Europa ist im Begriff zu sterben, da es Nein zum Leben gesagt hat.

Es gibt in meinem Herzen folgendes zu sagen: gerade dies ist der Ort, wo Jesus uns gesagt hat, dass wir die Vergebung unserer Sünden empfangen, denn ich denke, dass dies auch eine Sünde von uns Bischöfen ist, auch wenn niemand von uns im Jahre 1968 Bischof war. Heute haben in Deutschland bei Hundert Eltern 64 Kinder und 44 Enkelkinder: das bedeutet, dass in einer Generation die deutsche Bevölkerung - ohne Einwanderung - sich halbiert. Wir haben "Nein" gesagt zu Humanae Vitae. Wir waren nicht Bischöfe, aber es waren unsere Mitbrüder. Wir haben nicht den Mut gehabt, ein klares "Ja" zu Humanae Vitae zu sagen. Es gibt Ausnahmen: der damalige Kardinal von Berlin, Kardinal Bengsch (an Kardinal Meissner gerichtet: "Nicht du, aber Dein Vorgänger; Du hast es dann im Jahre 1968 gesagt"). Er hatte einen Text für die deutsche Bischofskonferenz vorbereitet, einen Text, der ein prophetischer Text war. Dieser Text ist verschwunden, und erschienen ist: "Die Königsteiner Erklärung", die die katholische Kirche in Deutschland geschwächt hat, das Ja zum Leben zu sagen.

Es gab noch eine andere Ausnahme in Krakau: eine Gruppe von Theologen unter der Leitung des Erzbischofs und Kardinals von Krakau, des vielgeliebten Papstes Johannes Paul II., hat ein "Memorandum" geschrieben und diesen Text Papst Paul VI. geschickt. Ich denke, dass dieses Zeugnis eines Bischofs der Märtyrerkirche, der schweigenden Kirche, mehr Gewicht hatte, als all die Expertisen (Gutachten), die Papst Paul VI. erstellen hat lassen über dieses Thema, und das ihn diese mutige Entscheidung hat treffen lassen, wegen der er dann in einer schlimmen Einsamkeit geblieben ist. Dieser Text aus Krakau - auch wenn ich keinen historischen Beweis habe, bin ich mir innerlich sicher - hat geholfen, Paul VI. den Mut zu geben, Humanae Vitae zu schreiben.

Dann hat es einen "Verrückten" in Spanien gegeben, in den Baracken mit einer "Verrückten" (ich meine zwei "Verrückte in Christus": Kiko Argüello und Carmen Hernandez), die den Mut hatten, "Ja" zum Leben zu sagen, "Ja" zu Humanae Vitae, gegen den Strom, und wie stark war dieser Strom! Ich erinnere mich an die Veröffentlichung des Spiegel in Deutschland: auf der Titelseite Papst Paul VI. mit der Pille in der Hand und mit dem "Nein", lächerlich gemacht! Aber von diesen Verrückten in Christus her entstand eine Wirklichkeit, die genau so wenig zu negieren ist wie die Wirklichkeit des demographischen Zusammenbruchs Europas: Es sind die Familien des neokatechumenalen Weges, die uns in diesem Europa das Zeugnis geben, dass Paul VI. recht hatte, dass das Leben das große Geschenk Gottes ist und das "Ja" zum Leben eine Bedingung für ein wirkliches Leben ist, eine Bedingung für ein lebendiges Europa ist.

Aber wir Bischöfe, verschlossen hinter den Türen wegen der Angst, nicht wegen der Angst vor den Hebräern, sondern wegen der Presse, und auch wegen des Unverständnisses unserer Gläubigen. Wir hatten nicht den Mut! In Österreich hatten wir "Die Mariatroster Erklärung" - wie in Deutschland "Die Königsteiner Erklärung". Das hat den Sinn des Lebens im Volke Gottes geschwächt, dies hat entmutigt, sich für das Leben zu öffnen. Wie dann die Welle der Abtreibung gekommen ist, war die Kirche geschwächt, da sie nicht gelernt hatte, diesen Mut des Widerstands, den wir in Krakau gesehen haben, den Papst Johannes Paul II. während seines ganzen Pontifikates gezeigt hat, diesen Mut, JA zu sagen zu Gott, zu Jesus, auch um den Preis der Verachtung. Wir waren hinter den verschlossenen Türen, aus Angst. Ich denke, auch wenn wir damals nicht Bischöfe waren, so müssen wir diese Sünde des europäischen Episkopats bereuen, des Episkopats, der nicht den Mut hatte, Paul VI. mit Kraft zu unterstützen, denn heute tragen wir alle in unseren Kirchen und in unseren Diözesen die Last der Konsequenzen dieser Sünde.

"Brüder, ich weiß, dass ihr aus Unwissenheit gehandelt habt", sagt Petrus zu den Hebräern, seinen Brüdern. "Ihr habt aus Unwissenheit gehandelt". Wenn wir die Konsequenzen dieses "Nein" zum Leben gekannt hätten, hätten wir niemals "Nein" zu Humanae Vitae gesagt, hätten wir den Mut gehabt unseren Brüdern zu sagen: "Habt Vertrauen, glaubt an das Leben", aber wir haben nicht den Mut gehabt. "Ich weiß, dass ihr aus Unwissenheit gehandelt habt, wie eure Anführer". "Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten verkündet hat": dieses Leiden, für das wir mitverantwortlich sind, die Leiden des "Nein" zum Leben. Wir wissen alle aus der Beichte, welch großen Schmerz es gibt, wenn die Sünde der Abtreibung gebeichtet wird, und dann die Traurigkeit eines Lebens, gemacht aus dem "Nein" zum Leben. Wir sind mitverantwortlich für diese Traurigkeit Europas.

"Bereut also und ändert euer Leben", sagt Paulus zu den Hebräern, nicht zu uns Bischöfen. Er sagt zu den Hebräern: "Kehrt um und ändert das Leben, damit eure Sünden vergeben werden und so der Herr Zeiten des Aufatmens kommen lässt".

Welchen Trost haben wir für Europa? Ich sage Euch meine Erfahrung als Bischof, als armer Sünder. Ich sehe die Familien des neokatechumenalen Weges, der Gemeinschaften: Personen, die durch eine Katechese, eine Umkehr, den Mut hatten, "Ja" zum Leben zu sagen und heute, dank eines Charismas, das zwei "Verrückte" vom Herrn bekommen und angenommen haben, so wie sie sind, mit ihren Gaben und ihren Schwächen. Aber sie haben dieses Charisma angenommen, sie haben den Mut gehabt, die Leiden eines solchen Charismas zu tragen. Wie vieler Leiden! Heute haben wir in der Kirche das Privileg, das Geschenk, Gemeinschaften zu haben mit Familien, aber mit wahren Familien, großen Familien, wie viele von euch und von uns in ihrer Jugend kennen gelernt haben, in ihrer eigenen Familie, sechs, zehn, zwölf Kinder. Es war normal.

Heute befinden wir uns in der europäischen Wüste, und hier sehen wir Gemeinschaften mit Familien! Aber ich sehe die Früchte. Ich sehe unser "Redemptoris Mater": wenn wir nicht dieses Seminar hätten, welche Armut in unseren Diözesen wegen des Fehlens an Berufungen - sicherlich könnt ihr uns noch weitere Berufungen schicken! Hier haben wir diese Berufungen, und ich sehe, wie diese Berufungen begleitet werden. Mit Demut, mit Ehrlichkeit muss ich sagen, dass trotz all der Anstrengungen im diözesanen Seminar wir es nicht schaffen, menschlich gesehen unsere Seminaristen zu formen, zu bilden, wie sie in den Gemeinschaften des neokatechumenalen Weges geformt werden. Warum? Weil sie hier die Familien haben, weil sie die Erfahrung darüber haben, was Vaterschaft ist. Ich komme aus einer geschiedenen Familie, meine Eltern waren geschieden, mein Großvater war geschieden, meine zwei Brüder sind geschieden. Ich kenne die Wirklichkeit der Scheidung. Aber wo soll man die priesterliche Vaterschaft lernen, wenn es keine Beispiele der Vaterschaft in den Familien gibt? Hier lernen es diese Seminaristen. Jetzt hatte ich den Fall eines jungen Priesters, der aus dem Seminar Redemptoris Mater gekommen ist, der mit einer Frau gesündigt hat. Wir Bischöfe kennen alle die Situation, wenn dies geschieht: einer geht weg, weil er ein Verhältnis hatte, er verlässt das Priesteramt. Die Familien dieser Pfarre und des Weges haben ihn mit Wahrheit und Güte aufgenommen und so seine Berufung gerettet. Er ist vor Ostern zu mir gekommen voller Freude: "Ja, ich habe gesündigt, aber ich habe den Mut gehabt, diese Beziehung zu verlassen, und zurückzukehren." Es sind die Familien, die diese Berufung und diesen Priester gerettet haben!

Ich bin überzeugt, dass der Herr uns in der Kirche dieses Charisma gegeben hat, es ist nicht das einzige, es gibt viele Charismen; aber es ist ein Charisma, das uns zeigt, dass es ohne die Familien, ohne das "Ja" zum Leben keine Zukunft in der Kirche gibt. Deshalb möchte ich unseren Familien des neokatechumenalen Weges danken, ihrem Zeugnis, diesem Mut, sich überall hin senden zu lassen. Eine Familie aus Wien mit 9 Kindern ist in Mission nach Istanbul gegangen, in die Türkei! Diese Familien zeigen uns, was Auferstehung ist.

Brüder, ich will Euch nicht zu sehr aufhalten. Aber an diesem Ort möchte ich Papst Paul VI., Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt dafür danken, dass sie das getan haben, was die Arbeit des Bischofs ist, wie der Heilige Paulus im 14. Kapitel des 1. Briefes an die Korinther sagt, nämlich die Charismen zu unterscheiden und zu sagen: "Das ist von Gott." Das heißt nicht, dass die Begründer heilig sind, vielleicht werden sie es, denn der Heilige Thomas von Aquin hat uns erklärt, dass die Charismen Gnaden sind, kostenlos gegeben, für die Kirche und zum Aufbau der Kirche. Sie bedeuten nicht automatisch eine Heiligung des Trägers des Charismas, es ist eine Einladung auch an die Träger des Charismas sich zu heiligen, aber es ist vor allem ein Geschenk an die Kirche. Und ich sehe, hier gibt es ein Geschenk an die Kirche.

Abschließend möchte ich von einer Wirklichkeit sprechen, die wir in all unseren Diözesen kennen, wo es den neokatechumenalen Weg gibt: Er ist nicht immer gut angenommen, es gibt Spannungen, man sagt, er spalte die Pfarren. Ich bin nicht sehr mutig, um immer die Schwachen, die Verfolgten zu stützen, aber eine Sache kann ich sagen: in einem Körper gibt es Spannungen, nur in einem toten Körper gibt es keine Spannungen. Und diese Spannungen sind auch ein Teil der notwendigen Umkehr. Das entschuldigt nicht die menschlichen Fehler, die immer wieder geschehen, aber wenn das Evangelium für die Umkehr verkündet wird, werden Spannungen geschaffen, die unvermeidbar sind! Wir Bischöfe müssen uns fragen, ob nicht diese Spannungen auch heilsam sein können! Weil sie uns wachrütteln, weil sie uns erlauben, uns zu fragen: Was will Gott von uns?

An diesem heiligen Ort möchte ich bitten, dass der Herr eintrete, auch durch verschlossene Türen, und dass er uns den Mut gebe, auch wenn uns in den letzten 40 Jahren der Mut zum "Ja zu Leben" gefehlt hat. Wir haben es gesagt, aber wir müssen es mit dieser Kraft sagen. Dass er uns das Fehlen des Mutes verzeihen möge und uns die Kraft gebe, die er den Aposteln gegeben hat, als er sie von diesem Ort ausgesandt hat.

Danke für Eure Geduld. Brüder.
Entnommen aus kath.net
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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overkott
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Beitrag von overkott »

Och, nö, Linus, das haben wir schon gelesen und entsprechend gewürdigt - du musst das jetzt hier nicht noch mal reinkopieren.

Wir möchten auch keine falschen Nebenwirkungen produzieren und uns daher mit übermäßig kontroversen Positionen etwas zurückhalten.

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