Gold und das Christentum

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Mirjanin
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Gold und das Christentum

Beitrag von Mirjanin »

Liebe Kreuzgänger,

ich arbeite aktuell gerade an meiner Abschlussarbeit, bei der ich mich u.a. mit dem Goldstandard und den kulturellen Einflussfaktoren beschäftige.

Da das Christentum die Kultur insbesondere der so genannten "Westlichen West" prägte, ist es natürlich interessant zu untersuchen, welche Lehre das Christentum im Bezug auf Gold vertritt. Mir fällt da gerade z. B. die Verwendung von Gold in den Kirchen ein. Wer weiß etwas Näheres zur Symbolik des Goldes im Christentum zu berichten?
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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ad-fontes
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von ad-fontes »

Mirjanin hat geschrieben:Wer weiß etwas Näheres zur Symbolik des Goldes im Christentum zu berichten?
Gold steht für die Ewigkeit.


Tut mir leid, daß ich nicht mehr beitragen kann.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Robert Ketelhohn
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:
Mirjanin hat geschrieben:Wer weiß etwas Näheres zur Symbolik des Goldes im Christentum zu berichten?
Gold steht für die Ewigkeit.
Doch eher fürs Königtum, oder?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nachtrag: Königtum auch, aber nach Überprüfung doch mehr für Volkommenheit,
Vollendung, jenseitigen Lohn und ewige Herrlichkeit.

Interessante Untersuchung: Friedrich Ohly, Probleme der mittelalterlichen Bedeu-
tungsforschung und das Taubenbild des Hugo de Folieto, in: id., Schriften zur ma.
Bedeutungsforschung, Darmstadt 1977.
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Nassos
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von Nassos »

Hier ein paar Hinweise, die vielleicht nützlich sein könnten (also eher auf gut Glück)

Hesekiel 1, 4: 4 VND ich sahe / vnd sihe / Es kam ein vngestümer Wind von Mitternacht her mit einer grossen Wolcken vol Fewrs / das allenthalben vmbher glentzet / vnd mitten in dem selben Fewr war es wie liecht helle



Im Griechischen heißt es και ιδού πνεύμα εξαίρον ήρχετο από βορρά, και νεφέλη μεγάλη εν αυτώ, και φέγγος κύκλω αυτού και πυρ εξαστράπτον, και εν τω μέσω αυτού ως όρασις ηλέκτρου

Das Wort "elektrou" ist eine Mischung aus Gold und Silber (Verhätlnis 4:1). Es symbolisiert das Corpus Christi, voll des Glanzes und der Reinheit und ist des Sohnes würdig. Das Leuten des elektrou symbolisiert die in der menschlichen Natur verborgenen Göttlichkeit.

(Ist eigentlich Mitternacht und Norden irgendwie identisch in der Theologie?)

Desweiteren: so wie Robert sagt, Königtum. Gold, das Geschenk der Magier. Das Geschenk für Könige. (Weihrauch für Christus Gott, und Myrrhe für Ihn, der für uns stirbt und mit Myrrhe eingerieben wird). Dogmatische Elemente.

Wenig, aber ich hoffe es hilft.

Gruß,
Nassos
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lifestylekatholik
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:Ist eigentlich Mitternacht und Norden irgendwie identisch in der Theologie?
Nein. Mitternacht ist Norden. Es ist ein anderes Wort für die gleiche Himmelsrichtung. Genauso wie der Mittag Süden (französisch le Midi -- Südfrankreich, wörtl. der Mittag), der Morgen Osten (Morgenland), der Abend Westen (Abendland) ist.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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julius echter
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von julius echter »

gold steht ikonographisch immer für das göttliche in der kunst (ikonenmalerei, tafelmalerei des westens etc.)

es wird vor allem als bildhintergrund verwendet oder, wie bei ikonen, als feine goldlinienmalerei auf den gewändern der dargestellten personen - denn da wo die kleidung den körper der dargestellten personen berrührt scheint das gold auf
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Nassos
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von Nassos »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ist eigentlich Mitternacht und Norden irgendwie identisch in der Theologie?
Nein. Mitternacht ist Norden. Es ist ein anderes Wort für die gleiche Himmelsrichtung. Genauso wie der Mittag Süden (französisch le Midi -- Südfrankreich, wörtl. der Mittag), der Morgen Osten (Morgenland), der Abend Westen (Abendland) ist.
Da bin ich beruhigt. Danke!
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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overkott
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Re: Gold und das Christentum

Beitrag von overkott »

Mirjanin hat geschrieben:Liebe Kreuzgänger,

ich arbeite aktuell gerade an meiner Abschlussarbeit, bei der ich mich u.a. mit dem Goldstandard und den kulturellen Einflussfaktoren beschäftige.

Da das Christentum die Kultur insbesondere der so genannten "Westlichen West" prägte, ist es natürlich interessant zu untersuchen, welche Lehre das Christentum im Bezug auf Gold vertritt. Mir fällt da gerade z. B. die Verwendung von Gold in den Kirchen ein. Wer weiß etwas Näheres zur Symbolik des Goldes im Christentum zu berichten?
Das Christentum als frohe Botschaft für Arme und Schuldner im materiellen und geistigen Sinn ist gold- und geldkritisch. Das gilt selbst gegenüber dem Einsatz von Gold im Gottesdienst.

Im Gottesdienst bei liturgischen Geräten eingesetzt, ist Gold ähnlich wie Reliquien ein Symbol, das über sich hinaus auf Gott als höchstes Gut und höchsten Wert hinweist sowie auf entsprechende Eigenschaften wie Reinheit, Beständigkeit, Treue, Gerechtigkeit. Aber selbst im Gottesdienst sollen sich die Gläubigen nicht mit Gold, sondern mit guten Eigenschaften schmücken.

Explizit goldkritisch ist vor allem das Matthäus-Evangelium. Soweit Gold als Inbegriff des Geldes verstanden wird, findet sich der Gegensatz von Gott und Geld (Mammon) auch im Lukas-Evangelium. Gott steht über dem Geld. Für Lukas ist Mammon Mittel zum guten Zweck, Freunde zu gewinnen.

Die Bewertung von Gold und Geld hängt mit dem Evangelium als frohe Botschaft für Arme und Schuldner im materiellen und geistigen Bereich zusammen.

Von philosphischer Bedeutung ist, dass nach christlichem Denken Gold keinen absoluten Selbstwert, sondern nur einen relativen Dienstwert hat.

Dieses subjektive Verständnis von Gold und Geld findet sich auch in franziskanischer Theologie des Mittelalters.

Es entspricht der empirischen Beobachtung von schwankenden Marktpreisen und ist damit auch heute noch aktuell.

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