Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

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ad-fontes
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad-fontes »

lutherbeck hat geschrieben:Das ist leider richtig; tatsächlich aber wollte Luther die Kirche weder verlassen noch spalten oder sonstwie schädigen - er hat sich lediglich für notwendige Reformen stark gemacht...

Leider war die Zeit dafür noch nicht reif und auch die Reaktionen des damaligen Klerus waren es nicht - sonst hätten sie Luthers Gedanken ernster genommen und somit früher als es schließlich eh geschah die Missstände angegangen.

Damit aber hätten sie Luther und seinen nicht ganz uneigennützigen Anhängern den Wind aus den Segeln genommen und das unselige Schisma verhindert...

Freilich: es ist nicht an uns Nachgeborenen Schuld zuzusprechen - an uns liegt es in gemeinsamem Ringen die Einheit wieder anzustreben; da freilich lassen es beide Seiten an notwendigem Bemühen fehlen...

Und so gibt es auf beiden Seiten bis auf den heutigen Tag weiterhin Kräfte, die sich einer Einheit widersetzen, weil die andere Seite angeblich nicht die reine Lehre vertritt - und auch die Piusbrüder lassen da schön grüßen!

:(
Ich glaub', das wird dir gefallen:
1. Jede Kirchengemeinschaft anerkennt die Katholizität und Selbständigkeit der andern und hält die eigene aufrecht.

2. Jede Kirchengemeinschaft stimmt der Zulassung von Mitgliedern der andern zur Teilnahme an den Sakramenten zu.

3. Interkommunion verlangt von keiner Kirchengemeinschaft die Übernahme aller Lehrmeinungen, sakramentalen Frömmigkeit oder liturgischen Praxis, die der anderen eigentümlich ist, sondern schließt in sich, daß jede glaubt, die andere halte alles Wesentliche des christlichen Glaubens fest.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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overkott
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von overkott »

Die Aufhebung der Exkommunikation sollte vom Thema Interkommunion entkoppelt werden.

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cantus planus
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von cantus planus »

overkott hat geschrieben:Die Aufhebung der Exkommunikation sollte vom Thema Interkommunion entkoppelt werden.
Kein Problem. Sie ist damit ja gar nicht verbunden. Selbst wenn man die theologische Problematik der Interkommunion außer Acht ließe, blieben noch genug Punkt, die klar machen, dass die Exkommunikation vollkommen zu recht eingetreten ist.
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Edi
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Edi »

Ich weiss nicht, ob Folgendes hier schon erwähnt wurde:

Heute morgen wurde im bayrischen Radio das Thema und die Aussage von Kardinal Koch erwähnt, es sei eine Aufhebung des Banns Luthers deswegen nicht möglich, weil dieser mit dem Tode endet.

Weiter wurden die Vertreter der ev. Kirchen von Rom darauf hingewiesen, dass eine Teilnahme an der Eucharistie von konfessionsgetrennten Ehepartner nicht möglich sei, es müsse die Ursache der Trennung aufgehoben werden. Dazu wies Kard. Koch auf eine 1500-jährige gemeinsame Traditon vor der Trennung hin, diese müsse auch einmal in die Betrachtung einbezogen werden.

Meine Meinung: Die EKD mit ihrer der eigenen Tradition und damit auch der Heiligen Schrift widersprechenden Anpassung an die Gottlosigkeit in den letzten Jahrzehnten sollte sich nicht so anmassend geben wie jetzt wieder durch ihre Vertreter geschehen. Wenn Luther, auf den man sich immer beruft, das alles sehen würde, würde er sich im Grabe umdrehen.

Im übrigen hat mir noch keiner sagen und belegen können, dass mit Luther die Menschen gläubiger wurden. Luther war Reformator und Kirchenkritiker, aber keiner, der zur Umkehr aufforderte. Offenbar ist die EKD hier in bester Gesellschaft, ja hat noch einen Packen dazugelegt inzwischen. Die wenigen Kreise innerhalb der ev. Kirchen, die anders handeln und lehren als die offiziellen Vertreter der EKD, sind dort nur Randerscheinungen, die kaum mehr einen Einfluss haben und von den Liberalen längst ins Abseits gedrängt worden sind.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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overkott
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von overkott »

Edi hat geschrieben:Ich weiss nicht, ob Folgendes hier schon erwähnt wurde:

Heute morgen wurde im bayrischen Radio das Thema und die Aussage von Kardinal Koch erwähnt, es sei eine Aufhebung des Banns Luthers deswegen nicht möglich, weil dieser mit dem Tode endet.

Weiter wurden die Vertreter der ev. Kirchen von Rom darauf hingewiesen, dass eine Teilnahme an der Eucharistie von konfessionsgetrennten Ehepartner nicht möglich sei, es müsse die Ursache der Trennung aufgehoben werden. Dazu wies Kard. Koch auf eine 1500-jährige gemeinsame Traditon vor der Trennung hin, diese müsse auch einmal in die Betrachtung einbezogen werden.
Kardinal Koch hat offensichtlich eine Chance verschenkt, die barmherzige Liebe Gottes durch die Kirche deutlich zu machen. Der Papst könnte durch die Bulle noch diesen Fehler korrigieren und ein Zeichen des Friedens mit den getrennten Brüdern setzen.

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lutherbeck
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von lutherbeck »

Richtig! Bravo!

:klatsch:
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taddeo
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von taddeo »

Klappe halten und setzen! :dudu:







:umkuck:

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Florianklaus
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Florianklaus »

Edi hat geschrieben: Luther war Reformator und Kirchenkritiker, aber keiner, der zur Umkehr aufforderte.

Hier tust Du Luther unrecht. Nach seiner Ansicht soll das ganze Leben der Christen Buße sein. Das vertrat er schon in der ersten der 95 Thesen.

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ad-fontes
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad-fontes »

Florianklaus hat geschrieben:
Edi hat geschrieben: Luther war Reformator und Kirchenkritiker, aber keiner, der zur Umkehr aufforderte.

Hier tust Du Luther unrecht. Nach seiner Ansicht soll das ganze Leben der Christen Buße sein. Das vertrat er schon in der ersten der 95 Thesen.
Wie verträgt sich das mit der Lehre vom Fiduzialglauben und der persönlichen Gewißheit, durch Glauben gerechtfertigt zu sein?

Ich denke, hier spricht noch der junge Luther.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

ad_hoc
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Der junge Luther, wie ad-fontes anmerkte, schrieb und predigte tatsächlich anderes als in seinen späteren Jahren.
Aber er war bereits von - der katholischen Lehre fremden - Thesen, Glaubensvorstellungen etc. beeinflusst, wie sie bereits vor Luthers öffentlichen Auftritten bekannt waren. Auch ohne Luther wäre früher oder später eine Glaubensspaltung eingetreten; nicht zuletzt veranlasst von denjenigen Fürsten, denen der sogenannte Reichtum, der Einfluss auf den Kaiser und die damit einhergehende Macht suspekt waren.
Hiervon wollten sie unter allen Umständen die katholische Kirche "befreien".
Luther war nichts anderes als ein willkommenes Werkzeug in der Hand dieser Fürsten, wie nicht nur durch seine von den Fürsten initiierte Flucht vor den päpstlichen Häschern, sondern vor allem auch durch seine spätere Radikalität in seinen - der bisherigen Lehre der Kirche - widersprechenden Äußerungen zutage getreten ist.

Als Tetzel, der bekannte Ablassprediger, erkrankt war, schrieb ihm Luther, dass er sich unbekümmert geben solle, denn die Sache habe nicht seinetwegen angefangen, sondern das Kind hätte einen anderen Namen (sinngemäß; falls erwünscht, reiche ich Quelle nach, jetzt habe ich keine Lust zu suchen). Andererseits wurde aber Tetzlaff nach seinem Tod von Luther verleumdet, dass dieser wegen Ehebruchs zum Tod durch Ertränken verurteilt worden sei, aber vom Kurfürsten zu lebenslangem Gefängnisaufenthalt begnadigt worden sei. Luther hat, so oft er mal versehentlich die Wahrheit sagte, mindestens zehnmal zur 'Wiedergutmachung' dafür gelogen.

Bevor man über Luther spricht, ihn gar als Kirchenlehrer oder großen Reformatoren darstellt , sollte man vielleicht erst einmal das tun, was die Protestanten fürchten wie der Teufel das Weihwasser: die umfangreiche Biographie Luthers, dessen zahlreiche Briefe an alle Welt und auch die an den Papst gerichteten Schreiben und sonstigen Schrifterzeugnisse aufzuarbeiten.

Gruß, ad_hoc
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overkott
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von overkott »

Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.

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lutherbeck
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von lutherbeck »

overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Bravo!

:daumen-rauf:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Raphael

Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Ceterum censeo:
Raphael hat geschrieben:Sind denn die theologischen "Unstimmigkeiten", auf die Luther rekurrierte, bereits geklärt? :hmm:

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Florianklaus
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Florianklaus »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Ceterum censeo:
Raphael hat geschrieben:Sind denn die theologischen "Unstimmigkeiten", auf die Luther rekurrierte, bereits geklärt? :hmm:

Du wieder mit Deinen theologischen Spitzfindigkeiten! Wie kleinlich! Wir glauben doch alle an Jesus!

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Linus
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Linus »

Florianklaus hat geschrieben:
Du wieder mit Deinen theologischen Spitzfindigkeiten! Wie kleinlich! Wir glauben doch alle an Jesus!
Ja, bloß die Protestanten tun das auf Ihre Weise - wir aber auf Seine Weise.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Raphael

Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Raphael »

lutherbeck hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Bravo!

:daumen-rauf:
Die Ansichten der Anhänger einer joachimitischen Geistkirche sollte man besser nicht goutieren! :hmm:

ad_hoc
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Mein lieber Overkott:
Zur Barmherzigkeit Gottes gehört unabdingbar die Gerechtigkeit Gottes. Es kann keiner in das Reich Gottes eingehen, bevor alle seine Schulden bis auf den letzten Cent beglichen sind, entweder noch auf er Erde, oder, sofern keine Todsünde vorliegt, im Reinigungsort. D. h.: Mit der Barmherzigkeit Gottes kann nur rechnen, der sich dieser Barmherzigkeit auch tatsächlich öffnet anstatt diese abzuwehren durch ein falsches Verständnis Gottes und der Lehre, durch Verstocktheit oder auch durch das selbstverschuldete Fallen in absolute Verzweiflung, indem er an der Barmherzigkeit Gottes zweifelt (siehe im letzten Beispiel Judas). Das falsche Gottesverständnis, das Beharren auf einem falschen Verständnis der Lehre, die Verstocktheit und auch die Verzweiflung kann nur dadurch beseitigt werden, in dem man sich der Gnade Gottes vollkommen anvertraut, zur Hl. Kirche und ihrer immer gültigen Lehre zurückkehrt, seine Fehlverhalten bekennt und bereut - und Buße leistet.
Wo ist das bei Luther zu finden? Davon abgesehen, dass Gott allein weiß, was in Luther unmittelbar vor seinem Tod vorgegangen ist, gibt es aus der unmittelbaren Umgebung Luthers niemanden, der je von ihm gehört hättte, auch nicht in den Stunden vor seinem Tod, dass er seine Untaten bereut hätte und zur Kirche zurückkehren wollte.

Ich kann die unseligen, unverantwortlichen Friedens- und Barmherzigkeitsmissbraucher nur davor warnen, außer Acht zu lassen, dass Gott vor seiner Barmherzigkeit das aktive Verhalten des Menschen setzt: "Klopft an, und es wird euch aufgetan werden". Diese Gnade muss von Gott erbeten werden, entweder durch den Sünder selbst, oder durch Menschen, die für diesen beten.

Gruß, ad_hoc
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overkott
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von overkott »

@adhoc
Die Bulle ist eine feierliche Form, nach 500 Jahren einen Schlussstrich unter die Reformation zu setzen. Sie bringt zum Ausdruck, dass die Kirche den Bruch im 16. Jahrhundert bedauert und alles, was Menschen in der Kirche dazu beigetragen haben. Zu den Menschen in der Kirche gehört auch Luther.

Der Papst weise in seiner Bulle darauf hin, dass alle zeitlichen Sündenstrafen spätestens mit dem Tod enden und dass die Kirche auch für Luther auf Gottes Gerechtigkeit und Gnade vertraut. Damit verbunden ist die Einladung an alle Getauften, zum Tisch des Herrn zu treten. Möge sich jeder auf einen würdigen Empfang des Sakramentes durch Beichte oder ein allgemeines Schuldbekenntnis vorbereiten.

Raphael

Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:@adhoc
Die Bulle ist eine feierliche Form, nach 500 Jahren einen Schlussstrich unter die Reformation zu setzen. ..............
Eine derartige Bulle würde triumphalistische Tendenzen im Protestantismus fördern, implizit die katholische Gegenreformation verurteilen und insgesamt als ein Zeichen der Schwäche gedeutet werden. Diese Bulle wäre gleichsam der Scheffel, der über das Licht des katholischen Glaubens gestülpt wird! :daumen-runter:

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Edi
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Edi »

Florianklaus hat geschrieben:
Edi hat geschrieben: Luther war Reformator und Kirchenkritiker, aber keiner, der zur Umkehr aufforderte.

Hier tust Du Luther unrecht. Nach seiner Ansicht soll das ganze Leben der Christen Buße sein. Das vertrat er schon in der ersten der 95 Thesen.
Neben falschen Dingen haben schon viele Leute auch rechte Absichten geäussert und dann doch nicht nach denen gehandelt. Sehe wir ja heute auch an manchen Bischöfen, von Politikern gleich gar nicht zu reden.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Edi
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Edi »

overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Du kennst wohl nicht einmal die christlichen Grundsätze. Vergebung kann immer nur da geschehen, wo der Betreffende Reue und Umkehr zeigt. Das aber ist bei Luther nicht mehr möglich oder bist du der Meinung, dass Tote das auch können?
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
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ad-fontes
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad-fontes »

overkott hat geschrieben:@adhoc
Die Bulle ist eine feierliche Form, nach 500 Jahren einen Schlussstrich unter die Reformation zu setzen. Sie bringt zum Ausdruck, dass die Kirche den Bruch im 16. Jahrhundert bedauert und alles, was Menschen in der Kirche dazu beigetragen haben. Zu den Menschen in der Kirche gehört auch Luther.
Wie ich in einem anderen Thread bereits schrieb, die Kirche sollte mit den Mitteln der Gegenreformation so rasch wie möglich die Glaubensfeinde in ihren Rängen in die Schranken weisen.
overkott hat geschrieben:Der Papst weise in seiner Bulle darauf hin, dass alle zeitlichen Sündenstrafen spätestens mit dem Tod enden.
Du willst den Papst zur Häresie anstiften?
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Lutheraner »

Edi hat geschrieben:IIch hatte das Stichwort Freier Wille hier im Thread schon erwähnt. Luther vertrat die irrige Ansicht, es gäbe keinen freien Willen. Ergo war Gott nach Luther ein Willkürgott.
Quark.
Übrigens glaubt auch die Kath. Kirche nicht so richtig an den freien Willen, sonst würde sie nicht darauf bestehen, dass Maria frei von der Erbsünde war und nicht gesündigt hat.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Lutheraner »

Edi hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Du kennst wohl nicht einmal die christlichen Grundsätze. Vergebung kann immer nur da geschehen, wo der Betreffende Reue und Umkehr zeigt. Das aber ist bei Luther nicht mehr möglich oder bist du der Meinung, dass Tote das auch können?
Es gibt Kath. Bischöfe, die das behaupten:

http://gloria.tv/?media=37345&postings
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Edi »

Lutheraner hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei der Bulle zur Aufhebung der Exkommunikation sollte es um den Geist des Vaters unser gehen, um den Geist des Sohnes, um den Geist der Liebe und der Vergebung, nicht um das Aufrechnen von Sünden. Wir als Kirche haben uns mit den jüngsten Vergehen und Vertuschungen sicher nicht mit Ruhm bekleckert.
Du kennst wohl nicht einmal die christlichen Grundsätze. Vergebung kann immer nur da geschehen, wo der Betreffende Reue und Umkehr zeigt. Das aber ist bei Luther nicht mehr möglich oder bist du der Meinung, dass Tote das auch können?
Es gibt Kath. Bischöfe, die das behaupten:

http://gloria.tv/?media=37345&postings
Ich will ja Zollitsch nicht in Schutz nehmen, weil er schon so manchen Unsinn erzählt hat. Nur hier scheint mir, dass er lediglich vom Fegfeuer spricht. Es sieht aber so aus, als ob seine Aussage hier auch wieder nicht ganz richtig ist, denn eine Zuwendung zu Gott ist da nicht mehr möglich, wenn ich es richtig sehe, wird man da nur passiv geläutert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Edi
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Edi »

Lutheraner hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:IIch hatte das Stichwort Freier Wille hier im Thread schon erwähnt. Luther vertrat die irrige Ansicht, es gäbe keinen freien Willen. Ergo war Gott nach Luther ein Willkürgott.
Quark.
Kennst du seine Schrift vom unfreien Willen?

Die Gustav-Siewert- Akademie hat dazu Arbeiten veröffentlicht. Klar, Luther vertritt diese These nicht in jedem Fall konsequent. Er widerspricht sich auch sonst des öfteren.

http://www.siewerth-akademie.de/content ... hungen.htm
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Overkott hat u. a. geschrieben:
Die Bulle ist eine feierliche Form, nach 500 Jahren einen Schlussstrich unter die Reformation zu setzen.
Ich frage mich, wie schräg muss man denken, um solch eine schräge Aussage treffen zu können.
Ein Schlusstrich unter die Reformation ist dann gesetzt, wenn die Reformation ihr Ziel vollkommen erreicht hat, die Katholische Kirche in ihrem Sinne gleichzuschalten oder, wenn die Folgen der Reformation vollkommen getilgt und die Protestanten, Lutheraner und die zahlreichen sektiererischen Ableger in die Katholische Kirche zurückgekehrt sind.
Würde man dies nicht so sehen, bedeutete dies die Festschreibung des getrennten Weges der Katholischen Kirche einerseits und der protestantischen Gruppierungen andererseits.
Ist es das, was Du willst?

Auf den weiteren Inhalt Deines Beitrags möchte ich gar nicht erst eingehen.

Gruß, ad_hoc
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Lutheraner hat geschrieben:
Quark.
Übrigens glaubt auch die Kath. Kirche nicht so richtig an den freien Willen, sonst würde sie nicht darauf bestehen, dass Maria frei von der Erbsünde war und nicht gesündigt hat.
Selbstverständlich glaubt die Katholische Kirche an den freien Willen des Menschen, selbstverständlich auch an den freien Willen der Mutter Gottes, auch wenn es leider einige katholische Glieder gibt, die aufgrund ihres mangelnden Glaubens anderer Ansicht sind.

Frei von der Erbsünde zu sein bedeutet in Bezug auf die Mutter Gottes (die unbefleckt Empfangene) nicht, dass sie nicht natürlicherweise, weil von Gott so gewollt, ihren freien Willen ebenso besessen hätte wie jeder andere Mensch auch. Sie war einfach nicht von der Unordnung in Geist und Körper, entstanden durch den Sündenfall der ersten Menschen, betroffen. Aber sie hätte sündigen können, wenn sie es gewollt hätte. Sie wollte dies deshalb nicht, weil sie aufgrund ihres besonderen Charakters einen höheren Grad der Gotteserkenntnis besaß und es ihrem eigenen freien Willen und aus eigener Entscheidung heraus völlig fremd war, irgend etwas zu tun, was nicht dem göttlichen Willen entsprochen hätte.

Gruß, ad_hoc
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Lutheraner hat geschrieben:
Es gibt Kath. Bischöfe, die das behaupten:

http://gloria.tv/?media=37345&postings
Aus christlicher Nächstenliebe gegenüber Erzbischof Zollitsch (falls er irgendwie davon hören sollte) und gegenüber denjenigen, die durch dessen Äußerungen in ihrem Glauben wanken könnten, schreibe ich es in aller Deutlichkeit:
Er wäre besser auf seinem Verwaltungsposten verblieben als das Bischofsamt, dass ihm aus unerklärlichen Gründen nun mal angetragen worden war, anzunehmen. Er ist ein intellektueller Dummkopf (nach der Definition von Thomas von Aquin)

Gruß, ad_hoc
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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad_hoc »

Edi hat geschrieben:
Kennst du seine Schrift vom unfreien Willen?

Die Gustav-Siewert- Akademie hat dazu Arbeiten veröffentlicht. Klar, Luther vertritt diese These nicht in jedem Fall konsequent. Er widerspricht sich auch sonst des öfteren.

http://www.siewerth-akademie.de/content ... hungen.htm
Wen wundert dies? Luther war, was gut belegt ist, in jeder Hinsicht unbeherrscht und unkontrolliert. Warum soll er es auch nicht in seinen Gedankengängen gewesen sein?
Hier empfehle ich, was auch durch weitere User schon geschehen ist, dringend das Buch von Hacker: "Das ICH im Glauben von Martin Luther." Wobei besonders interessant ist, dass die wissenschaftlichen Arbeiten und die daraus resultierenden Erkenntnisse Hackers bis heute nicht widerlegt werden konnten. Auch da schweigt man sich in den natürlicherweise desinteressierten Kreisen in aller Deutlichkeit aus.

Es ist wirklich höchste Zeit, dass man sich katholischerseits, wenn es die Protestanten schon nicht tun, intensiv mit der Person Luthers und seinen Schriften, auch den gerne unter den Tisch gekehrten Schriften, bechäftigt.
Jeder Katholik, ob Laie, Pfarrer, Bischof oder gar Kardinal, stellt sich ein Armutszeugnis aus, wenn er über Luther Thesen von sich gibt, die nachweislich falsch sind.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Raphael

Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von Raphael »

ad_hoc hat geschrieben:Overkott hat u. a. geschrieben:
Die Bulle ist eine feierliche Form, nach 500 Jahren einen Schlussstrich unter die Reformation zu setzen.
Ich frage mich, wie schräg muss man denken, um solch eine schräge Aussage treffen zu können.
Ein Schlusstrich unter die Reformation ist dann gesetzt, wenn die Reformation ihr Ziel vollkommen erreicht hat, die Katholische Kirche in ihrem Sinne gleichzuschalten oder, wenn die Folgen der Reformation vollkommen getilgt und die Protestanten, Lutheraner und die zahlreichen sektiererischen Ableger in die Katholische Kirche zurückgekehrt sind.
Würde man dies nicht so sehen, bedeutete dies die Festschreibung des getrennten Weges der Katholischen Kirche einerseits und der protestantischen Gruppierungen andererseits.
Ist es das, was Du willst?

Auf den weiteren Inhalt Deines Beitrags möchte ich gar nicht erst eingehen.

Gruß, ad_hoc
IMHO ist das nicht schräg, sondern lediglich dialektisch gedacht. :pfeif:

Man nehme den katholischen Standpunkt - ja, den gibt es, auch wenn manche ihn kaum glauben (wollen) :doktor: - und denke sich den diametral entgegengesetzten Standpunkt.
Ovi hat letzteren gefunden und dann in den unheiligen Vorschlag umgesetzt, dem Papst die Aufhebung der Exkommunikation Luthers anzuraten. :erschrocken:
Zuletzt geändert von Raphael am Montag 7. Februar 2011, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Dr. Martin Luthers Exkommunikation aufheben?

Beitrag von ad-fontes »

Lutheraner hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:IIch hatte das Stichwort Freier Wille hier im Thread schon erwähnt. Luther vertrat die irrige Ansicht, es gäbe keinen freien Willen. Ergo war Gott nach Luther ein Willkürgott.
Quark.
Übrigens glaubt auch die Kath. Kirche nicht so richtig an den freien Willen, sonst würde sie nicht darauf bestehen, dass Maria frei von der Erbsünde war und nicht gesündigt hat.
Doch, an den freien Willen, der aber durch den Sündenfall geschwächt ist.

Durch die Bewahrung vor der Erbsünde hat Maria einen ungeschwächten freien Willen.


(Also gilt das Gegenteil von dem, was du vermutest.)
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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