Hans hat geschrieben:..... sagte mir vor einigen Wochen ein kolumbianischer Priester, der in Deutschland studiert hat und zum Priester geweiht wurde.
Hat er recht ?
Gruss aus Kolumbien
Hans
Die Kirche "tot"?
1. "Tot"? Was könnte eine
kolumbianischerPriester wohl damit gemeint haben? Ich meine, man hört ab und zu von der anderen Gestaltung des Gottesdienstes in anderen Ländern - wie es zugeht, wenn meinetwegen in der afkrikanischen Mission oder auch in der dritten Welt oder auch in Südamerika Gottesdienst gefeiert wird... und wie die Leute kilometerweise zur Messe laufen, die es natürlich nur alle paar Wochen geben kann, weil der Priester in seinem hunderte von km großen Gebiet sonst nicht rundkommt...
Klar, dass ich von dieser Warte her kommend, die Kirche und damit auch den GoDi in D vermutlich auch als "tot" empfinde...
2. Jetzt kommt es auch darauf an, was man unter "die Kirche" versteht. Sehe ich die Kirche, wenn ich in den Sonntagsgottesdienst gehe? Sehe ich die Kirche in Hilfsorganisationen? Sehe ich die Kirche in der gelebten Nächstenliebe? Sehe ich die Kirche im Kreis der Familie? Sehe ich die Kirche in klausurierten Ordensgemeinschaften, die ihr Kloster nicht mehr verlassen? Sehe ich die Kirche durch das gelebte Zeugnis von Christen? Und betrachte ich das dann noch jeweils von "innen" oder von "außen", also möglichst objektiv - und: durch welche Brille betrachte ich das?
3. Halten wir mal fest:
- OK, in vielen Gemeinden sieht der Gottesdienst leeeeeeer aus.
- OK, viele Menschen wenden sich von der Kirche ab - sieht man an Austrittszahlen.
- OK, der Empfang der Sakramente geht zurück.
- OK, es gibt so gut wie keine Erziehung im Glauben mehr.
- OK, wie viele Christen wissen noch etwas über den Glauben? Nicht viele.
- OK, der angebliche Priestermangel, der z.T. auch auf schlechte Organisation zurückzuführen ist.
4. Halten wir aber auch fest:
- OK, wenn auch die Zahl der Ordens-/Priesterberufungen scheinbar zurückgeht, die Heilige Messe wird gefeiert.
- OK, wenn im eigenen Ort die heilige Messe nicht mehr besucht werden kann, dann kann man durchaus Sorge tragen, dass die Leute, die gehen wollen, dorthin kommen.
- OK, wenn man es auch von außen nicht sieht, aber gebetet wird - und da bin ich sicher.
- OK, in einer Zeit, in der es viel auf Stellung und Macht und Aufgabe ankommt, kann man durchaus von außen sagen, das Gebet ist nichts wert - aber das dem nicht so ist, sind wir uns einig, sonst wären wir, glaube ich, nicht hier.
- OK, wenn die Menschen wirklich wollten, dann würde sich auch was tun - aber da die Gesellschaft, weil sie viel bequemer ist und nicht wirklich was fordert, ist klar, dass die Kirche objektiv von außen gesehen, ins Hintertreffen kommt. Aber geht es wirklich darum, was für mich bequem ist?
5. Man muss sich mal fragen, um was es eigentlich geht - nämlich nicht um Ein- oder Austrittszahlen, um volle oder leere Kirchen, nämlich nicht um die Frage: Ist das Ganze attraktiv für die Menschen? (Denn genau in diesem Punkt können und sollen wir nicht mit der Gesellschaft konkurrieren - das führt in den Abgrund und funktioniert sowieso nicht... ), sondern viel eher geht es um das Leben des Glaubens, um das lebendige Verkündigen von Jesus Christus als dem, der gelebt hat, gelitten hat, gekreuzigt wurde, aber auch dem, der auferstanden ist.
6. Mein persönliches Fazit (hier mache ich mir einen Text von
hier zu eigen]:
"W e n n...
- man nicht so viel Arbeit hätte,
- man erst mal Rentner wäre,
- man besser auf den Beinen wäre,
- man nicht so schwerhörig wäre,
- einen jemand abholen würde,
- man nicht ausschlafen müsste,
- die Gottesdienstzeit günstiger wäre,
- die Kirche nicht so kühl wäre,
- die Bänke nicht so hart wären,
- es weniger liturgisch zuginge,
- die Lieder moderner wären,
- die Texte verständlicher wären,
- die Predigt nicht so lang wäre,
- der Pfarrer deutlicher spräche,
- die Kirchgänger keine Heuchler
- und im Leben überzeugender wären,
d a n n…
…fänden sich gewiss noch andere Gründe,
warum man N I C H T in die Kirche geht."
Niemals ist die Kirche tot, solange es einen Priester gibt, der das heilige Opfer feiert - und einen Gläubigen, der wirklich glaubt - OHNE AUF DIE UMSTÄNDE ZU SCHAUEN.
(Punkt)
