Gallus hat geschrieben:Ich versetze mich mal in die Lage eines Gemeindepfarrers in Hintertupfingen, der jedes Jahr von der lokalen WiSiKi-Ortsgruppe bestürmt wird, daß er doch gefälligst auch der Liturgieausschußvorsitzenden die Füße waschen soll und der sich Jahr für Jahr unter Verweis auf die liturgischen Normen völlig zurecht weigert, dies zu tun. Wäre ich dieser treue Dorfpfarrer, dann würde ich jetzt doch schon einen kleinen, römischen Dolch im Rücken spüren.
Wieso denn Dolch?
Entweder die Frau ist treu und würdig, und der Pfarrer wollte ihr eigentlich schon immer die Füße waschen: Dann kann er sich freuen, daß Roms Einfluß schwindet und sich das Hindernis erledigt hat.
Oder sie ist nicht treu und würdig, und der Pfarrer hat sich nur auf Normen berufen, um vom eigentlichen Problem abzulenken: Dann kann er sich ebenfalls freuen, denn ohne die Ablenkung muß das Übel an der Wurzel angegangen werden.
Abgesehen davon, dass ich meine, dass man sich selber die Füsse waschen sollte, wenn man es kann, und nicht nur am Gründonnerstag,
so bin ich auch der Auffassung, dass
- für mich die Verlegung der Messe vom letzten Abendmahl unter weitestgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit in ein Gefängnis jene Menschen ausser Acht lässt,
die nicht oder nicht ohne Weiteres in eine Messe gehen können, z.B. weil sie bettlägrig sind. Der Römische Bischof ist nun mal sichtbares Oberhaupt der katholischen Kirche,
und in dieser Rolle sollte er sichtbar und auch als Römischer Bischof erkennbar sein. Ich hätte es besser gefunden, wenn man die Gefangenen, meinetwegen auch in Ketten, wenn
Fluchtgefahr besteht, in den Petersdom bzw. Lateran hätte bringen sollen - inkl. TV-Übertragung für die Kranken und Schwachen.
- die Fusswaschung auch wieder in unseren Gründonnerstagsmessen Einzug halten sollte. Insbesondere in den Landpfarreien ist der gute Brauch - jedenfalls mir - nicht mehr geläufig.
Sinnigerweise jubeln, so mein Eindruck, jene Priester über das Verhalten des Römischen Bischofs am meisten, die diesen Brauch nur noch vom Hörensagen kennen, ihn schon gar nicht praktizieren, und wenn sie ihn doch praktizieren, dann werden sie es eben nicht unserem Römischen Bischof nachtun, und in die regionalen Gefängnisse, Frauenhäuser oder Asylwohnheime gehen, sondern in ihrer kahlen, bildgestürmten Dorfkirche.
Ich habe einigermaßen lange nachgedacht, was mich am Verhalten von Bischof Franz von Rom, der Berichterstattung und den Reaktionen von mehr oder weniger Gläubigen stört.
Ich habe den Eindruck - und das scheint schon lange vorhanden, aber jetzt richtig ausgeprägt zu sein: Es gibt christenseitig ein gewisses Konsumentenverhalten. Man beäugt und schielt auf den Papst, jubelt oder buht wie in einem Fußballstadion der einen oder anderen Aktion zu, je nachdem ob Freund oder Feind in der Nähe. Das Kirchenvolk scheint mir wie in einem Theater zu sitzen, als Publikum - und nicht, wie es sein sollte, als Darsteller der Handlung.
In diesem Theaterspiel hat nun Bischof Franz von Rom eine neue Rolle übernommen, die - so ist mein Eindruck - dieses Konsumentenverhalten noch verstärkt.
Seine Worte sind richtig, er läßt auch Taten folgen, er macht und ist aktiv. Er. Gut, dass wir einen haben, der es macht.
Manchmal scheint mir etwas weniger Papst ja mehr...
...Man beäugt und schielt auf den Papst, jubelt oder buht wie in einem Fußballstadion der einen oder anderen Aktion zu, je nachdem ob Freund oder Feind in der Nähe...
Wie hier im Forum...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".
...Man beäugt und schielt auf den Papst, jubelt oder buht wie in einem Fußballstadion der einen oder anderen Aktion zu, je nachdem ob Freund oder Feind in der Nähe...
Wie hier im Forum...
hier und dort - und in dieser Beziehung auch ökumenisch
Raphaela hat geschrieben:Übrigens mal als Hinweis: Unser Papst heißt Franziskus und nicht einfach nur Franz! Bitte dies im Titel zu ändern
Was ist denn an Franziskus eigentlich besser als an Franz? Das ist doch nur eine Verkleinerungs- bzw Verniedlichungsform (wörtlich etwas "Französlein"), und wurde/wird für kleine Jungs verwendet.
Ich finde der Respekt vor dem Römischen Bischof gebietet es, dass er bei seinem richtigen Namen genannt wird: Franz!
Der Spiegel hat geschrieben:Papst Franziskus: Frauen-Fußwaschung verärgert konservative Katholiken
Es war ein Bruch mit dem Kirchenrecht: Papst Franziskus feierte die Abendmahlmesse in einem Jugendgefängnis bei Rom - und wusch zwei Frauen die Füße. Die Liturgie sieht vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden dürfen. Nun muss der Vatikan die konservativen Kritiker beschwichtigen.
Raphaela hat geschrieben:Übrigens mal als Hinweis: Unser Papst heißt Franziskus und nicht einfach nur Franz! Bitte dies im Titel zu ändern
In der Messe wird für Papst Franziskus gebetet; vielleicht kann der KG die offizielle Formulierung endlich akzeptieren und übernehmen.
So what? Nur weil irgend etwas in irgend einer Form im deutschen NOM vorkommt, wird es deswegen nicht richtiger.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Paulus Minor hat geschrieben:
Hubertus hat geschrieben: Mit der Annahme der Wahl durch den derzeitigen Papst gibt es nun wie-
der einen Nachfolger des hl. Petrus. Dieser nennt sich Franz.
Nein, er nennt sich eben nicht "Franz". Er nennt sich "Franziskus". Ist das so schwer?
Latine nomine Francisci nuncupatur, Italice vero dicunt ipsum «Francesco», Gallice «François», Hispanice «Francisco», Hollandisce «Frans», Russice «Франциск», Polonice «Franciszek», Anglice «Francis » – atque Teutonice sane «Franz», quod nomen nullatenus sit diminutivum neque truncatura, immo vera et plane regularis forma Teutonica; quocum sat est garritus.
Raphaela hat geschrieben:Übrigens mal als Hinweis: Unser Papst heißt Franziskus und nicht einfach nur Franz! Bitte dies im Titel zu ändern
In der Messe wird für Papst Franziskus gebetet; vielleicht kann der KG die offizielle Formulierung endlich akzeptieren und übernehmen.
Was offizielle Regelungen und so angeht, brauchen wir nicht päpstlicher zu sein als der Papst. Der ist bei sowas ein lockerer Typ, also mach dich locker.
Raphaela hat geschrieben:Übrigens mal als Hinweis: Unser Papst heißt Franziskus und nicht einfach nur Franz! Bitte dies im Titel zu ändern
In der Messe wird für Papst Franziskus gebetet; vielleicht kann der KG die offizielle Formulierung endlich akzeptieren und übernehmen.
Diejenigen, die in die Messe gehen wissen dies auch, alle anderen anscheinend nicht. Daher lohnt es sich, darauf hinzuweisen.
Ist das so schwer zu verstehen. Franciscus = Franz.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Latine nomine Francisci nuncupatur, Italice vero dicunt ipsum «Francesco», Gallice «François», Hispanice «Francisco», Hollandisce «Frans», Russice «Франциск», Polonice «Franciszek», Anglice «Francis » – atque Teutonice sane «Franz», quod nomen nullatenus sit diminutivum neque truncatura, immo vera et plane regularis forma Teutonica; quocum sat est garritus.
Raphaela hat geschrieben:Diejenigen, die in die Messe gehen wissen dies auch, alle anderen anscheinend nicht. Daher lohnt es sich, darauf hinzuweisen.
Ich war noch in keiner deutschsprachigen Messe seit der Wahl des neuen Papstes.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)
TomS hat geschrieben:War hier ja auch schon Thema:
Der Spiegel hat geschrieben:Papst Franziskus: Frauen-Fußwaschung verärgert konservative Katholiken
Es war ein Bruch mit dem Kirchenrecht: Papst Franziskus feierte die Abendmahlmesse in einem Jugendgefängnis bei Rom - und wusch zwei Frauen die Füße. Die Liturgie sieht vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden dürfen. Nun muss der Vatikan die konservativen Kritiker beschwichtigen.
Er tut das (nach dem verlinkten Artikel) wie folgt:
"Es war eine besondere Situation, in der ein Ausschluss der Mädchen inopportun gewesen wäre, für das einfache Ziel, eine Botschaft der Liebe an eine Gruppe zu senden, die sicherlich keine ausgewiesenen Kenner liturgischer Regeln beinhaltete", schrieb Lombardi per Email der Nachrichtenagentur AP.
Besser wäre gewesen, Franziskus hätte das Abendmahlsamt in der Lateransbasilika gefeiert, dann wäre er in eine solche Situation gar nicht gekommen.
Das hat er jetzt davon (oder besser: das haben WIR jetzt davon, die wir die Liturgien ungehorsamer Priester ertragen müssen):
"Er setzt ein fragwürdiges Beispiel", schrieb Edward Peters, ein Berater des Vatikans über das Kirchenrecht, auf seinem Blog. "Es ist eine Frage mit Auswirkungen weit über die Fußwaschung hinaus", warnte Peters. Im Grunde sende der Papst damit das Signal: "Warum sich um eine notwendige aber schwierige Reform eines Gesetzes bemühen, wenn man dieses einfacher ignorieren kann?"
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Hubertus hat geschrieben:Ich war noch in keiner deutschsprachigen Messe seit der Wahl des neuen Papstes.
Ich auch nicht. – Übrigens bin ich in meiner alten Staakener Landpfarrei Sankt Franz(iskus) gründonnerstags gewissermaßen mit der Fußwaschungsliturgie großgeworden. Eine Reihe von Malen war auch ich unter den zwölf Männern aus der Pfarrei, denen die Füße gewaschen wurden.
Gestern habe ich übrigens meinen Kindern die Füße gewaschen. In die Vesper integriert, nach der Kurzlesung der Anfang von Jo 13, dann Fußwaschung. (Ich habe den Fuß auch gewaschen bekommen.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Soso, der Spiegel hat geschrieben. Hat er das?
Dafür hatten "wir" heute mal wieder unsere alltägliche Liturgiereform: Funkelnagelneue Karfreitagsfürbitten.
Stefan hat geschrieben:nun provoziert mal den armen umusungu nicht.
Jeder hat das Recht auf seine eigenen Ansichten, auch auf falsche.
Ich glaube, er meint es nicht böse.
Es ehrt Dich, daß Du an das Gute im Menschen glaubst.
Manche Menschen machen es einem allerdings schwer, es Dir gleichzutun.
Stefan hat geschrieben:nun provoziert mal den armen umusungu nicht.
Jeder hat das Recht auf seine eigenen Ansichten, auch auf falsche.
Ich glaube, er meint es nicht böse.
Es ehrt Dich, daß Du an das Gute im Menschen glaubst.
Manche Menschen machen es einem allerdings schwer, es Dir gleichzutun.
Ich halte mir eben vor Augen, dass mich der eine oder andere auch als Zumutung empfindet.
Andererseits hängen weder meine Bedürfnisse von der Zustimmung oder Ablehnung anderer ab,
noch sehe ich mich dazu berufen, die Mißstände in der Kirche zu beheben.
Die Karfreitagsfürbitten heute waren schon eher dazu geeignet, weil in Ihnen für die "Schuldigen" gebetet wurde.
War bequem, sie schienen nicht anwesend zu sein, wenn Du verstehst, was ich meine
Zuletzt geändert von Stefan am Freitag 29. März 2013, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
Umusungu hat zumindest ein komplett in sich schlüssiges Denksystem bzw. Kirchenbild, das konsequent aus den Entwicklungen der letzten 50 Jahre hervorgegangen ist bzw. dieses umgekehrt bei deren Akteuren veranlaßt hat. Dieses Kirchenbild usw. kann man nun auch für grundfalsch halten, aber zumindest ist das konsequenter als das Verhalten vieler ambivalenter Semikonservativer, die durch ein beständiges Verhalten nach dem Motto "auf dem einen Gebiet zwei Schritte nach vorn, auf dem anderen drei Schritte zurück - und morgen umgekehrt" nur für noch mehr Verwirrung und Unsicherheit sorgen.
Provokation setzt Intelligenz voraus.