Adventliches Fasten

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Peter Panda
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Adventliches Fasten

Beitrag von Peter Panda »

mit dem Martinstag begann ja früher die Fastenzeit vor Weihnachten.
Gibt es das noch? Wie haltet ihr es damit?
Kann jemand etwas über die historische Entwicklung dieser Tradition sagen?

Anastasis

Re: Adventliches Fasten

Beitrag von Anastasis »

Peter Panda hat geschrieben:Gibt es das noch? Wie haltet ihr es damit?
Bei mir fängt der Advent als vorweihnachtliche Bußzeit mit dem 1. Advent an. Mit dem Fasten ist das so 'ne Sache... Aber selbst im Kloster habe ich es nicht erlebt, daß der 11.11. in irgendeiner Weise ein Einschnitt war - die "klösterliche Fastenzeit" mit eingeschränktem Frühstück und Abendessen am Freitag beginnt an Kreuzerhöhung, und das Adventsfasten (wie äußerte sich das noch? Ein zusätzlicher fleischfreier Tag und ein zweites eingeschränktes Abendessen? So ungefähr...) mit dem 1. Advent.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Unmittelbar nach dem Tod des hl. Martin wird sein Fest am 11. November gefeiert. Als Weihnachten ein kirchliches Hochfest wird, mit einem eigenen Festkreis neben dem Osterfest, wurde auch ein vorbereitetes Fasten auf Weihnachten eingeführt. Mailand und die gallikanische Liturgie begann dieses Fasten am Tag des hl. Martin („Quadragesima Martini“).

Quelle

Edith
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Re: Adventliches Fasten

Beitrag von Edith »

Anastasis hat geschrieben: Aber selbst im Kloster habe ich es nicht erlebt, daß der 11.11. in irgendeiner Weise ein Einschnitt war - die "klösterliche Fastenzeit" mit eingeschränktem Frühstück und Abendessen am Freitag beginnt an Kreuzerhöhung, und das Adventsfasten (wie äußerte sich das noch? Ein zusätzlicher fleischfreier Tag und ein zweites eingeschränktes Abendessen? So ungefähr...) mit dem 1. Advent.
Genau. Kreuzerhöhung bis Osternacht. Unterbrochen von den Hochfesten und Sonntagen.

Justus
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Beitrag von Justus »

Und wie ist das mit dem Freitagsfasten?

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Justus hat geschrieben:Und wie ist das mit dem Freitagsfasten?
Viele Katholiken verzichten freitags auf Fleisch, aber das ist keine strenge Verpflichtung mehr (und ein Verstoß keine Sünde). Auch weitergehender Verzicht auf Essen und Trinken ist nicht vorgeschrieben, wird aber von manchen geübt.

Allerdings gibt es die Verpflichtung, am Freitag "ein Opfer zu bringen" - sei es durch Verzicht auf Essen oder sonstiges, durch eine "zusätzliche" gute Tat, eine Spende, vermehrtes Gebet... oder was einem sonst noch einfällt.

Justus
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Beitrag von Justus »

Anastasis hat geschrieben:
Justus hat geschrieben:Und wie ist das mit dem Freitagsfasten?
Viele Katholiken verzichten freitags auf Fleisch, aber das ist keine strenge Verpflichtung mehr

Wieso nicht mehr? War es irgendwann einmal strenge Vorschrift? Warum eigentlich der Freitag, weil es der Tag der Kreuzigung war?

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Justus hat geschrieben: Wieso nicht mehr? War es irgendwann einmal strenge Vorschrift?
Die Vorschrift ist "gelockert" worden.
Es heißt, daß ein Katholik am Freitag kein Fleisch essen soll
oder ein anderes Opfer bringen soll.
Man braucht nicht einmal Vegetarier sein; auf Fleisch zu verzichten, muß noch lange kein Opfer sein, deshalb habe ich gelockert in Anführungszeichen gesetzt.
Nur auf Fleisch zu verzichten, wäre für mich bei der leckeren Auswahl an Fisch, Käse und Gemüse etc., die es in jedem Supermarkt gibt nicht wirklich ein Opfer.
Justus hat geschrieben: Warum eigentlich der Freitag, weil es der Tag der Kreuzigung war?
Ja

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Paterjuerch
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Beitrag von Paterjuerch »

Als Ursprung des Fastens am Freitag hört man immer wieder den Verweis auf Schriftstellen wie Mk 2,20.
Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.
Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten.
Ob es von je her der Grund für das Fasten am Freitag war, halte ich für zweitrangig, wir aber sollten dem Fasten am Freitag diesen Sinn geben, den Sinn des Gedächtnisses der Passion Jesu.
Ad infinitam dei gloriam.

Justus
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Beitrag von Justus »

Cicero hat geschrieben:
Justus hat geschrieben: Es heißt, daß ein Katholik am Freitag kein Fleisch essen soll
oder ein anderes Opfer bringen soll.
In Freikirchen herrscht die Meinung, dass Opfer nicht mehr nötig seien, da Jesus sich für uns geopfert hat, ein einmaliges Opfer, das weitere unnötig macht.

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prim_ass
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Beitrag von prim_ass »

Justus hat geschrieben:
Cicero hat geschrieben:
Justus hat geschrieben: Es heißt, daß ein Katholik am Freitag kein Fleisch essen soll
oder ein anderes Opfer bringen soll.
In Freikirchen herrscht die Meinung, dass Opfer nicht mehr nötig seien, da Jesus sich für uns geopfert hat, ein einmaliges Opfer, das weitere unnötig macht.
Diese Meinung kenne ich auch. Und es ist ja was wahres dran. Jesus hat sich geopfert, damit durch Seinen Tod wir alle Leben können. Dennoch, und das wird dann in der Konsequenz gerne ausgeklammert, sollen wir unserem Herrn nachfolgen. Das schließt dann Opferbereitschaft ein.

Im Römerbrief 12 finden wir:

1 Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.

Diese Haltung hat viele Ausdrucksformen. Fasten bzw. Verzicht auf bestimmt Dinge für eine bestimmte Zeit, ist eine davon.
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.

1.Tim 3:15

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Justus hat geschrieben: In Freikirchen herrscht die Meinung, dass Opfer nicht mehr nötig seien, da Jesus sich für uns geopfert hat, ein einmaliges Opfer, das weitere unnötig macht.
Der Gedanke kommt mir auch öfter mal - keine Ahnung, ob das in der katholischen Lehre / Theologie noch "drin" ist ...

Der Freitag ist für mich der Tag des besonderen Gedenkens an den Kreuzestod Christi. Wenn es irgend geht, gehe ich am Freitag in eine hl. Messe und richte mich auch in meinen Gebeten auf den gekreuzigten Herrn aus. Dadurch bekommt der Tag eine Prägung, die von alleine keinen Appetit auf große Festbraten oder andere Festivitäten aufkommen lässt. Allerdings habe ich keine Probleme damit, z.B. einen Rest Fleischgericht vom Vortag aufzuessen.

Nur am Karfreitag gibt es karge (und gänzlich fleisch- und fischlose) Kost.
Aber das ist ja auch ein gebotener Fastentag.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Aber lasst uns doch zum adventlichen Fasten zurückkehren:

Wie gestaltet ihr das?

Pina Colada
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Registriert: Donnerstag 14. Oktober 2004, 11:07

Beitrag von Pina Colada »

@ Marlene:

Meistens, indem ich auf Süsskram verzichte.
Aber es kann dann schonmal vorkommen, dass ich beim Einkaufen, dreimal zu den Süssigkeiten hinlaufe, und mich nur sehr mühsam wieder wegkriege....

(Ja gibts denn sowas: Ein verfressener Cocktail?!?)

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Justus hat geschrieben:
Cicero hat geschrieben:
Justus hat geschrieben: Es heißt, daß ein Katholik am Freitag kein Fleisch essen soll
oder ein anderes Opfer bringen soll.
In Freikirchen herrscht die Meinung, dass Opfer nicht mehr nötig seien, da Jesus sich für uns geopfert hat, ein einmaliges Opfer, das weitere unnötig macht.



Dem steht aber die Aussage Jesu gegenüber: "Jeder nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!". Wir können Jesus ruhig noch ein bisschen mithelfen beim Kreuztragen und Weltretten.

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Uwe Schmidt hat geschrieben:Wir können Jesus ruhig noch ein bisschen mithelfen beim Kreuztragen und Weltretten.
Dein Kreuz sollst Du tragen, nicht seins...

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Anastasis hat geschrieben:
Uwe Schmidt hat geschrieben:Wir können Jesus ruhig noch ein bisschen mithelfen beim Kreuztragen und Weltretten.
Dein Kreuz sollst Du tragen, nicht seins...
Kann man wohl nicht unbedingt trennen - siehe Simon von Zyrene.

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Mag sein - aber Simon von Cyrene hat das wahrscheinlich nicht mit dem Anspruch getan, bei der Rettung der Welt zu helfen ("Oh, Klasse, da geht der Erlöser der Welt mit seinem Kreuz - da helf ich mal eben ein bißchen, die Welt zu retten..."). Was er - nicht einmal freiwillig! - getan hat, hat seinen Sinn erst hinterher bekommen.

Da, wo ich "Opfer bringe" - oder, anders gesagt: meinem Ich-will-mich-wohlfühlen-Egoismus Grenzen setze, hat das für mich primär mit meiner eigenen Christusbeziehung zu tun. Damit, daß ich IHN an die erste Stelle setzen will und nicht mich und meine Wünsche - auch wenn es mir oft nicht gelingt.
Das Nächste ist dann für mich, daß dort, wo einem Menschen das gelingt, auch für andere etwas erkennbar wird von seiner Macht und seiner Liebe. Aber ich bin weit davon entfernt, mich tatsächlich für jemand zu halten, der so "transparent" für Jesus ist.
Und falls das, was ich tue, noch auf irgendeine andere Weise, die allein Gott kennt, dem Heil der Welt zugutekommt - wunderbar. Aber der Gedanke, zum Beispiel zu fasten oder mir irgendwelche Härten zuzumuten oder mir gar Schmerzen zuzufügen in der Absicht, damit "die Welt erlösen zu helfen": das ist für mich ein ziemlich abstruser Gedanke.

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Marlene hat geschrieben:Aber lasst uns doch zum adventlichen Fasten zurückkehren:

Wie gestaltet ihr das?
Nachdem ich mich in meinem ersten Beitrag zum Thema elegant um diese Frage herumgemogelt habe, nun doch eine Antwort: ehrlich gesagt, gar nicht. Gefühlsmäßig paßt das für mich gar nicht zum Advent, und deshalb bin ich da ziemlich unmotiviert. Was den Freitag und die Fastenzeit angeht, sieht das für mich ganz anders aus - da ist es der Gedanke an die Passion, die mich motiviert, dazu paßt für mich das Fasten.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Justus hat geschrieben:In Freikirchen herrscht die Meinung, dass Opfer nicht mehr nötig seien, da Jesus sich für uns geopfert hat, ein einmaliges Opfer, das weitere unnötig macht.
Das ist auch richtig, allerdings ist der Gedanke, der zu der Frage geführt hat, an sich schon falsch - es geht gar nicht um Notwendigkeit, um Nützlichkeit oder so etwas.

Durch Fasten (oder andere Opfer) verdient sich niemand irgendetwas. Fasten ist Ausdruck einer bereits geglaubten Liebe, kann aber durchaus auch Mittel sein, dieser näher zu kommen (im Glauben, nicht im Sinne von "spiritueller" Erfahrung).

Wie werde ich in der Adventszeit das ganze leben? Ich weiß es noch nicht - aber befürchte das Schwächste...

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Marlene hat geschrieben:Aber lasst uns doch zum adventlichen Fasten zurückkehren:

Wie gestaltet ihr das?
Ich habe mir vorgenommen, wie im letzten Jahr bis Weihnachten auf Süßigkeiten zu verzichten. Ausnahmen gibt es nur an den Adventssonntagen.

Interessanterweise habe ich das letztes Jahr zu Hause ganz gut durchgehalten und erst bei einem dreitägigen Aufenthalt in der Abtei Marienstatt bin ich meiner Versuchung erlegen (die haben aber auch leckeres Essen da! :mrgreen: ).

HeGe

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