Also, Justus, da sprichst Du ein wesentliches und schwieriges Thema an, was auch mich immer wieder beschäftigt.
Deine Schwierigkeiten diesbezüglich kann ich gut verstehen und teile ich unbedingt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass genau das oft das grösste Hindernis für eine Konversion war!
Es ist leider so, dass wir in einer mehr und mehr säkularisierten Gesellschaft leben. Die Menschen werden immer unverbindlicher und können mit dem Wort Hingabe und Gehorsam so gar nichts mehr anfangen. In Deutschland halte ich die Kirche für recht krank. Aber schau nicht nur auf die Gläubigen bzw. eben nicht Gläubigen. Es geht um mehr. Die Kirche ist der mystische Leib Jesu Christi. Und wenn er krank ist, sollte uns das nicht zur Abkehr verführen, sondern gerade zur entschlossenen Hinkehr. Wenn es andere vielleicht schlecht machen, lass sie. Du bist und wir sind alle für uns selbst verantwortlich und müssen einmal vor Gott Rechenschaft ablegen. Also, will sagen, nicht mit dem Finger zeigen auf andere, was verständlich ist, sondern auf sich und eigene Grenzen schauen, und selbst rechtschaffen leben wollen.
Anders geht es mE nicht. In der RKK in Deutschland findest Du oftmals breitbandigen Ungehorsam, Entleertheit, Sterilität, Profanität, Unglauben, Unentschlossenheit, es ist ein Jammer.
Und doch ist es auch hier wie mit dem halbvollen Glas. Ist es halbvoll oder halbleer. Werde bitte ein halbvoll-"Typ". Denn wenn Du genau hinsiehst, gibt es doch noch sehr viel Gutes in der Kirche. Nur schreit es nicht so laut wie oft die progressiven Christen. Man muss hinschauen und die Augen offenhalten. Und dann wirst Du sehen, dass es doch noch überall in den Ecken gute Sachen gibt, Internetforen, geistliche Gemeinschaften, gute Exerzitienhäuser, gute Priester und auch Christen vor Ort oder in Nachbarschaft.
Auch mich macht es traurig, was Du sagst. Auch ich sehne mich nach Freunden im Glauben. Wir leben nun mal in einer Zeit, die dem Glauben oft so entgegengesetzt ist. Und es ist wirklich oft nicht leicht, das alles so zu leben und umzusetzen.
Ich denke, es braucht schon heute viel Gebet, um in Gott so verwurzelt zu sein, dass einen der Zustand der Kirche nicht entmutigen lässt. Aber das ist kein Kennzeichen für Echtheit oder Nicht-Echtheit. Äusserer Erfolg ist sicher nicht ein Kriterium für uns Christen. Nur weil die Freikirchen teilweise noch echt Zulauf haben, heisst das noch lange nicht, dass sie im Recht sind. Masse ist wahrlich nicht automatisch gleich Klasse. Du verstehst sicher, was ich meine.
So, reicht für den Anfang...
Gottes Segen
Martin