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Verfilmung des Lebens Jesu

Verfasst: Dienstag 30. November 2004, 22:17
von Peter
Kann mir jemand einen guten Film über das Leben Jesu empfehlen?

Ich suche sowohl Evangelienverfilmungen als auch Dokumentarisches …

Verfasst: Dienstag 30. November 2004, 23:00
von uli
Pasolini: Das erste Evangelium nach Matthäus
(Il vangelo secondo Matteo)
1964 veröffentlichte der italienische Regisseur, Autor und bekennende Marxist Pier Paolo Pasolini diesen Film, den er Papst Johannes XXIII. Widmete. Pasolinis Verfilmung war der erste Versuch, die Lebensgeschichte Jesu in einer realistischen Form zu verfilmen. Er schuf damit ein Gegengewicht zu den pompösen, schwülstigen Hollywood-Bibelfilmen, die an den religiös-menschlichen Aspekten des Neuen Testaments herzlich wenig interessiert waren und die biblische Vorlage als Geschichte für eine farbenfrohe Kitsch-Show missbrauchten. Pasolini wählte als Kulisse seines Films die karge Landschaft Süditaliens mit ihren ärmlichen Feldern und halbverfallenen Dörfern. Auch einen Großteil der dort ansässigen Bevölkerung bezog er in die Aufnahmen mit ein.
Pasolini drehte sein mehrfach preisgekröntes und kontrovers diskutiertes Meisterwerk über Wirken, Tod und Auferstehung Jesu nach dem Evangelium des Matthäus in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Bildern. Abseits sentimentaler Klischees betont er die sozialen Aspekte der Botschaft Jesu und entwirft ein spirituelles Drama: Christus nicht als milder Heiland, sondern als leidenschaftlich Bekämpfer des Unrechts, das die Menschen sich zufügen. Was (zumindest mich persönlich) durchaus nicht daran hindert, in diesem kämpferischen Jesus mehr als einen sozialkritischen Kämpfer zu sehen, sondern den göttlichen Hintergrund zu erahnen – auch die angemessen verhalten dargestellte Szene der Auferstehung (genauer: des leeren Grabes) fehlt nicht im Film ...
Also kein herkömmlicher Jesus-Film, sondern ein formal wie geistig individuelles cineastisches Meisterwerk, das sich eng an die Bibelvorlage hält – Pasolini drehte mit einer Bibel an Stelle eines Drehbuchs. Von daher wundert es nicht, dass seine Umsetzung des Matthäusevangeliums als der beste Jesus-Film überhaupt gilt – wobei „Der Filmberater“ diesen Film als „besten aller misslungenen Jesus-Filme“ bezeichnete, weil er sich „formal ... nicht immer ganz von einer nazarenerhaften Verbildlichung“ lösen könne. Dennoch, so der „Filmberater“: Pasolinis Film „bleibt insgesamt der erregende Versuch eines geistig-künstlerisch belebten, zeitaktuellen Christusfilms: Der beste aller misslungenen Jesus-Filme“. Mich jedenfalls hat der Film (hab ihn drei Mal im Fernsehen gesehen, läuft meist so um Karfreitag rum) enorm beeindruckt.

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Verfasst: Dienstag 30. November 2004, 23:17
von Edi
Es gibt doch die Verfilmung des Lebens Jesu nach Lukas. Für mich war der Film beeindruckend.

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 07:15
von Laura
Ein Buchtipp zum Hintergrundwissen:
Jesus comes from Hollywood. (Autor weiß ich gerade nicht), ein geniales Buch, dass szoer alle vorhandenen Jesusfilme untersucht. Was es da alles gibt.

Laura

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 17:08
von Andreas01

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 17:26
von Micha
leer

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 17:46
von Peter
Na, fast zu gut … Ich habe ihn im kino gesehen und die Anspielungen sehr gut verstanden …

Nun bin ich aber doch versucht, zu fragen, worum es geht.

Die Frage in diesem Thread habe ich übrigens gestellt, weil ich Jugendlichen im Firmunterricht einen Film zeigen möchte. Letzte Woche habe ich «Die größte Geschichte aller Zeiten» probegesehen und knapp nach der Versuchung etwas entnervt abgeschaltet.

Hier ist mir noch ein Link begegnet:

http://www.rpi-virtuell.de/home/woerthe ... hichte.htm

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 21:01
von Erich_D
Im Laufe der Jahre - ach! wie die Zeit vergeht! - ist bei dieser oder jener Gelegenheit auch dieser oder jener Jesus-Film an meinem Auge vorübergerauscht. Nahezu alle waren wie in Wasser geschrieben. Die Zeit hat ihre Spuren aus meinem Gedächtnis gelöscht. Nahezu alle schreibe ich, nahezu alle. Ein Film nämlich, ein einziges Mal vor etwa 28 Jahren gesehen, gedreht in kargem Schwarz-Weiss in ebenso karger Landschaft, hinterließ einigen Furchen auf dem Acker meiner Erinnerung: Pier Paolo Pasolinis "Il vangelo secondo Matteo" (Das Evangelium nach Matthäus). Einige Gesichter, die Heilung eines Aussätzigen, der Einzug - Hosanna! - in Jerusalem. Wenige Furchen nur, die aber sind seit nahezu 30 Jahren offen geblieben. Wer kann sagen, was daraus wuchs oder noch daraus wachsen wird?

Für Weihnachten wünsche ich mir diesen Film auf DVD.

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 21:14
von Peter
Erich_D hat geschrieben:Im Laufe der Jahre - ach! wie die Zeit vergeht!
Owê war sint verswunden / alliu mîniu jâr !
ist mir mîn leben getroumet, / oder ist ez wâr ?

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 21:17
von Micha
leer

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 21:35
von Peter
Danke schön! – Ich habe aber noch Zeit. Nur diesmal ... wollte ich alles besser machen, und etwas mehr Zeit zum Vorbereiten aufwenden.

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 22:11
von Ralf
Ich fand Pasolinis Film ganz schrecklich - die Evangelien sind eben kein Drehbuch. Aber die Meinungen gehen da sehr auseinander, doch behaupte ich mal, die Sehgewohnheiten der Jüngeren noch eher zu repräsentieren.... und so waren auch die mir zu Ohren gekommen Echos auf Pasolini bisher schnell altersgemäß verteilt.

Verfasst: Mittwoch 1. Dezember 2004, 22:47
von Erich_D
Ralf hat geschrieben:Ich fand Pasolinis Film ganz schrecklich - die Evangelien sind eben kein Drehbuch. Aber die Meinungen gehen da sehr auseinander, doch behaupte ich mal, die Sehgewohnheiten der Jüngeren noch eher zu repräsentieren.... und so waren auch die mir zu Ohren gekommen Echos auf Pasolini bisher schnell altersgemäß verteilt.
Du fandest den Film schrecklich? Wirklich? Warum? Inhaltlich hält sich Pasolini so eng an das Evangelium wie sonst kein anderer Filmemacher. Tatsächlich hat er das Evangelium selbst als Drehbuch genommen. Jeder Satz, jedes Wort, das im Film gesprochen wird, steht bei Matthäus. Oder ist Deine Kritik eher seiner Ästhetik geschuldet? Dem filmischen Minimalismus, der sich unter anderem im Verzicht auf Farbe und dem Einsatz von Laien als Schauspielern äussert?