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Marienverehrung - wo sind die Grenzen ?

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 19:04
von Angelika
Hallo,

ich bin gerade über folgendes Gebet zur Muttergottes gestolpert:
Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz dein eigen sein!
Dein im Leben und im Tod,
Dein im Unglück, Angst und Not.

Dein in Kreuz und bittrem Leid,
Dein für Zeit und Ewigkeit.
Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz dein eigen sein!

Mutter, auf dich hoff und baue ich!
Mutter, zu dir ruf und seufze ich!
Mutter, du Gütigste, steh mir bei!
Mutter, du Mächtigste, Schutz mir leih!

O Mutter, so komm, hilf beten mir!
O Mutter, so komm, hilf streiten mir!
O Mutter, so komm, hilf leiden mir!
O Mutter, so komm und bleib bei mir!

Du kannst mir ja helfen, o Mächtigste!
Du willst mir ja helfen, o Gütigste!
Du musst mir nun helfen, o Treueste!
Du wirst mir auch helfen, Barmherzigste!

O Mutter der Gnade, der Christen Hort,
du Zuflucht der Sünder, des Heiles Pfort,
du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier,
du Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier.

Wer hat je umsonst deine Hilf angefleht?
Wann hast du vergessen ein kindlich Gebet?
Drum ruf ich beharrlich im Kreuz und im Leid:
"Maria hilf immer! Sie hilft jederzeit!"

Ich ruf voll Vertrauen im Leiden und Tod:
"Maria hilft immer, in jeglicher Not!"
So glaub ich und lebe und sterbe darauf
"Maria hilft mir in den Himmel hinauf."

Jungfrau Mutter Gottes mein,
lass mich ganz dein eigen sein!
Quelle


Ähm ... ich finde dieses Gebet äußerst sonderbar. :roll:

Da werden Bitten an Maria gerichtet, die an Gott gerichtet werden sollten: Jungfrau, Mutter Gottes mein, lass mich ganz dein eigen sein! Dein im Leben und im Tod
Wir gehören im Leben und im Tod Gott allein !

Da werden Maria Eigenschaften zugeschrieben, die nur Gott allein gebühren: du Zuflucht der Sünder, du Hoffnung der Erde
Zuflucht der Sünder und Hoffnung der Erde ist allein Jesus Christus !

Da werden Aussagen über Maria gemacht, die falsch sind:
"Maria hilft mir in den Himmel hinauf."
Den Weg in den Himmel eröffnet allein Jesus Christus durch sein Erlösungswerk !

Ist so ein Gebet noch mit der katholischen Lehre vereinbar, könnte man das eventuell noch unter persönlicher oder volkstümlicher Frömmigkeit sehen ?
Oder ist dabei nicht die Grenze überschritten, weil damit das erste Gebot missachtet wird, weil Maria auf eine Stufe mit dem dreifaltigen Gott gestellt wird ?

:kratz:

Gruß
Angelika

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 22:34
von Junia
Ähnliche Fragen habe ich bei manchen Marienlieder, wie sie im Gotteslob vorkommen:

Wunderschön prächtige,
holde und mächtige,
liebreich holdselige, himmlische Frau.
Der ich mich ewiglich,
weihe herzinniglich,
Leib dir und Seele zu eigen vertrau...

oder in einer anderen Strophe heißt es gar:
Du bist die Retterin

Hier werden Maria Stellung und Eigenschaften zugesprochen, die ich theologisch als bedenklich ansehe .... Kein Wunder, wenn uns evengelikale Kreise vorwerfen, wir würden Maria als Göttin verehren ...

junia

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 22:50
von Stefan
Junia hat geschrieben:Hier werden Maria Stellung und Eigenschaften zugesprochen, die ich theologisch als bedenklich ansehe .... Kein Wunder, wenn uns evengelikale Kreise vorwerfen, wir würden Maria als Göttin verehren ...
Naja, "wir" werfen ihnen ja auch schon mal vor, nur Brot zum Abendmahl zu essen.
Solange man bei den Vorwürfen bleibt und nicht miteinander - ernsthaft - redet, kann man eh nix machen.

(Außerdem bin ich der Meinung, daß das blanker Neid ist bei den Evangelikalen 8) )

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 22:52
von Stefan
Ich habe übrigens mal bei jesus.de das Salve Regina gepostet - und bin fast gesteinigt worden. ;D

Gott wirkt in Maria

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 22:52
von Mariamante
Wenn die Bibel in Bezug auf die Ehe sagt:Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen- dann könnten Marienverehrer das auch auf Jesus u. Maria anwenden.

Bewußte Christen werden sicher unterscheiden zwischen Anbetung, die nur Gott gebührt und besonderer Verehrung der jungfräulichen Gottesmutter Maria.

Da Maria gleichsam "ganz durchsichtig ist hin auf Gott" gibt Maria sicher jede Verehrung an Gott weiter. Denn was Maria ist, ist sie aus Gott und durch die Fülle der Gnade Gottes.

Re: Marienverehrung - wo sind die Grenzen ?

Verfasst: Dienstag 15. Februar 2005, 23:23
von Andreas01
Angelika hat geschrieben: Jungfrau, Mutter Gottes mein,
lass mich ganz dein eigen sein!
Maria als "Zuflucht der Sünder", "du Hoffnung der Erde"; anzusprechen, ist, denke ich, schon in Ordnung.
Maria als mächtige Fürsprecherin.


Mir mißfällt das Wort "ganz" in "lass mich ganz dein eigen sein".

Wir können nicht ganz Maria gehören, da bliebe kein Platz mehr für Jesus Christus, der unser einziger Mittler zum Vater ist (Joh 14,6b).
Angelika:
Den Weg in den Himmel eröffnet allein Jesus Christus durch sein Erlösungswerk

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 00:33
von Uwe Schmidt
LASS MICH GANZ DEIN EIGEN SEIN ist aber der Wahlspruch des Papstes (TOTUS TUUS "ganz Dein"), kann also nicht ketzerisch sein genauso wenig wie die Marienlieder im Gotteslob; im Gotteslob können unmöglich Häresien stehen.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 06:59
von Andreas01
sagt ja auch keiner, dass das ketzerisch sein muss;
mißverständlich ist es allemal

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 07:08
von Linus
Uwe Schmidt hat geschrieben: im Gotteslob können unmöglich Häresien stehen.
Glaub ich nicht; ist ja schließlich keine Offenbarungsquelle (wie die Bibel) gutes Beispiel: "Fest soll mein Taufbund immer stehen" alte und neue (=ökumen. überarbeitete Fassung) das ist nur mehr zum :doh: :shock:

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 09:15
von ad_hoc
Ich finde dieses Gebet zur Mutter Gottes wunderbar. Eine meiner ersten Erinnerungen an meine Oma, die mich dieses Gebet gelehrt hat.
Der Inhalt ist weder bedenklich noch mißverständlich. Es ist vielmehr die kindliche Hinwendung zur Mutter Gottes, die ja auch unser aller Mutter ist, um uns im Gebet, im Glauben, überhaupt in unserem Leben zu stützen und zu stärken. Durch Maria zu Jesus.Natürlich kann man sich auch direkt an Jesus wenden, aber wer würde sich nicht darüber freuen, eine so mächtige Fürsprecherin wie die Mutter Gottes zu haben?

Nicht die uralten Gebete sind in der Regel zu bezweifeln, sondern sehr viele der neueren Gebete.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 09:21
von Angelika
ad_hoc hat geschrieben:Der Inhalt ist weder bedenklich noch mißverständlich.
(...)
aber wer würde sich nicht darüber freuen, eine so mächtige Fürsprecherin wie die Mutter Gottes zu haben?
Bedenklich bzw. missverständlich ist bei diesem Gebet doch auch, dass von Fürsprache gar keine Rede ist, sondern dass Maria so angeredet wird, als könnte sie selbst all die Bitten erfüllen.

Gruß
Angelika

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 09:24
von Heike
Stefan hat geschrieben:(Außerdem bin ich der Meinung, daß das blanker Neid ist bei den Evangelikalen 8) )
Bild Bild Bild
Stefan hat geschrieben:Ich habe übrigens mal bei Jesus.de das Salve Regina gepostet - und bin fast gesteinigt worden. ;D
Das wundert mich jetzt nicht wirklich. :kiss:

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 09:59
von Junia
Stefan hat geschrieben:Ich habe übrigens mal bei Jesus.de das Salve Regina gepostet - und bin fast gesteinigt worden. ;D
Ach du warst das? An d e n Thread kann ich mich heute noch erinnern ....

junia

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 10:06
von Edi
Angelika hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Der Inhalt ist weder bedenklich noch mißverständlich.
(...)
aber wer würde sich nicht darüber freuen, eine so mächtige Fürsprecherin wie die Mutter Gottes zu haben?
Bedenklich bzw. missverständlich ist bei diesem Gebet doch auch, dass von Fürsprache gar keine Rede ist, sondern dass Maria so angeredet wird, als könnte sie selbst all die Bitten erfüllen.

Gruß
Angelika
Da ist doch wohl, ohne es ausdrücklich zu erwähnen, vorausgesetzt, dass nur Jesus Christus die Bitten erfüllen kann und Maria sie zum Herrn trägt. Wer solche Texte wörtlich versteht, bekommt natürlich schon Probleme und könnte meinen hier würde Maria mit Jesus gleichgesetzt.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 10:25
von ad_hoc
@ Angelika

Eine Frage habe ich an Sie:

Tut der Mensch Gutes aus sich heraus - oder ist es Gott, der das Gute tut?
Wenn es Gott ist, welche Voraussetzungen müssen im Menschen gegeben sein?

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 11:24
von Angelika
Hallo,
Edi hat geschrieben:Da ist doch wohl, ohne es ausdrücklich zu erwähnen, vorausgesetzt, dass nur Jesus Christus die Bitten erfüllen kann und Maria sie zum Herrn trägt. Wer solche Texte wörtlich versteht, bekommt natürlich schon Probleme und könnte meinen hier würde Maria mit Jesus gleichgesetzt.
dass vorausgesetzt wird, dass nur Jesus Christus die Bitten erfüllen kann, weiß aber nur derjenige, der sich mit der Materie beschäftigt hat. Und wenn das so ist, warum wird es nicht erwähnt ?

Ich finde es auch sonderbar, dass man Gebet nicht wörtlich verstehen soll, sondern dass man sozusagen eine "Anleitung" dafür braucht.



ad_hoc hat geschrieben:Tut der Mensch Gutes aus sich heraus - oder ist es , der das Gute tut?
Wenn es ist, welche Voraussetzungen müssen im Menschen gegeben sein?
Es ist Gott, der das Gute im Menschen bewirkt. Der Mensch muss bereit sein, sich darauf einzulassen.

Gruß
Angelika

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 11:43
von Mariamante
ad_hoc hat geschrieben:Ich finde dieses Gebet zur Mutter Gottes wunderbar. Eine meiner ersten Erinnerungen an meine Oma, die mich dieses Gebet gelehrt hat.
Der Inhalt ist weder bedenklich noch mißverständlich. Es ist vielmehr die kindliche Hinwendung zur Mutter Gottes, die ja auch unser aller Mutter ist, um uns im Gebet, im Glauben, überhaupt in unserem Leben zu stützen und zu stärken. Durch Maria zu Jesus.Natürlich kann man sich auch direkt an Jesus wenden, aber wer würde sich nicht darüber freuen, eine so mächtige Fürsprecherin wie die Mutter Gottes zu haben?

Nicht die uralten Gebete sind in der Regel zu bezweifeln, sondern sehr viele der neueren Gebete.

Gruß, ad_hoc
Da kann ich nur zustimmen.

Wenn das modernisierte Maria zu lieben in der 3.Strophe "Du Frau aus dem Volke" intoniert, finde ich das nicht besonders gut.

Und wenn es in einem Lied früher hieß: "Wenn uns die Hölle droht, früchten wir nichts" und jetzt:

Wenn uns Verderben droht, fürchten wir nichts, so ist das sogar sinnentstellend - denn das Verderben sollten wir schon fürchten.

Manche Modernisierungen wirken als wäre der Glaube vermodert.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 15:10
von Edi
Angelika hat geschrieben:Hallo,
Edi hat geschrieben:Da ist doch wohl, ohne es ausdrücklich zu erwähnen, vorausgesetzt, dass nur Jesus Christus die Bitten erfüllen kann und Maria sie zum Herrn trägt. Wer solche Texte wörtlich versteht, bekommt natürlich schon Probleme und könnte meinen hier würde Maria mit Jesus gleichgesetzt.
dass vorausgesetzt wird, dass nur Jesus Christus die Bitten erfüllen kann, weiß aber nur derjenige, der sich mit der Materie beschäftigt hat. Und wenn das so ist, warum wird es nicht erwähnt ?

Ich finde es auch sonderbar, dass man Gebet nicht wörtlich verstehen soll, sondern dass man sozusagen eine "Anleitung" dafür braucht.
Da hast du schon recht. Ich weiß allerdings nicht, ob diejenigen, die solches beten, das nicht doch wissen. Jemand, der sich nicht auskennt, wird das sicher missverstehen, erst recht die Evangelikalen.
Ich kann nur mal gelegentliche eigene Erfahrungen wiedergeben und das als jemand, der weder katholisch noch Marienverehrer im engeren Sinne ist:
Wenn ich mal ein gutes Marienlied schon gehört habe, dann überkommt mich ab und an diesselbe Freude, wie bei einem Lied über Jesus. (Es wäre natürlich falsch daraus zu folgern Maria sei Christus gleich.) Aber anzunehmen ist ja, das zwischen beiden eine gewisse Einheit doch da ist. Wie diese im Einzelnen aussieht, sollen die Theologen definieren oder haben sie wohl schon definiert.

Irrtümer absichtlicher Art

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 16:22
von Bruno-Maria Schulz
Es ist richtig und trefflich ausgedrückt:
» Manche Modernisierungen wirken, als wäre der Glaube vermodert«

Und wo der Glaube verkam zu Beliebigkeit, ist statt Glaube, Eigenkonstruktion.

Teufel und Hölle wurden leider auch von kurzsichtigen Theologen eliminiert; sehr zur Freude der Hölle, die natürlich nicht erkannt werden möchte, wie kein Feind je erkannt werden möchte und immer sich selbst als inexistent deklariert. Selbst aus der Taufformel wurde der Teufel als irreal gestrichen. Die ihn strichen, taten dem Teufel einen Liebesdienst und bezeichnen das Wort Jesu, wo er explizit den Teufel erklärt, als Narretei. Somit Jesus Christus nicht als Gott in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit des einzigen, Dreieinigen Gottes: Sie kippten ihr Christsein im Sinne der Hölle.

Obwohl ich am 16. Februar 1997 über meinen sterbenden Sohn laut rief: LIEBE MUTTER GOTTES BITTE NIMM IHN AUF, war mir, wie jedem Christen, doch sehr bewusst, dass ich damit die Fürsprache Mariens erflehte und nicht etwa sie anbetete!

Leider müssen wir das unseren evangelischen Brüdern immer wieder klar machen, weil sie es nicht verstehen wollen – sich leider diesbezügl. Verstehen sperren.
Wir beten Maria nicht an, verehren sie aber – auch als Fürsprecherin vor Gott. Wie könnten wir Maria die von Jesus Christus verehrt wird, nicht verehren.

Nicht verstanden habe ich hier die Aussage, dass man „solche Gebete“ (welche?) nicht wörtlich verstehen darf.
Man sollte alle Gebete wörtlich verstehen – allerdings ist in jedem Wort zB. des Vater Unsers ein Universum der Beziehung von Gott zu Mensch zu erschließen.

Bruno-Maria Schulz

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 17:31
von Andreas01
an die Verfechter dieses Gebets,

"lass mich ganz dein eigen sein"

Mich belastet die Ausschließlichkeit, die hier anklingt.

Welcher Platz bleibt da noch für eine persönliche (direkte) Beziehung zu Jesus Christus, der, wie schon wiederholt ausgesagt, der einzige Mittler zum Vater ist?

Ich möchte mein Leben nicht Maria weihen, sondern meinem Herrn Jesus Christus.
Zu ihm möchte ich beten: "lass mich ganz dein eigen sein."

Maria ist mächtige Fürsprecherin, nicht "Herrin".

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 17:36
von Angelika
Andreas01 hat geschrieben:Ich möchte mein Leben nicht Maria weihen, sondern meinem Herrn Jesus Christus.
Zu ihm möchte ich beten: "lass mich ganz dein eigen sein."
Bild

Geht mir genauso, siehe auch meine Signatur.

Gruß
Angelika

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 17:39
von Edi
Angelika hat geschrieben:
Andreas01 hat geschrieben:Ich möchte mein Leben nicht Maria weihen, sondern meinem Herrn Jesus Christus.
Zu ihm möchte ich beten: "lass mich ganz dein eigen sein."
Bild

Geht mir genauso, siehe auch meine Signatur.

Gruß
Angelika
Sagt das mal dem Papst, der hat in seinem Wappen oder so, das "totus tuus", was sich auf Maria bezieht. ;D

Die Himmelskönigin bezeichnet kein Christ so.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 18:11
von Bruno-Maria Schulz
Sagt ein Christ zur Muttergottes
"lass mich ganz Dein Eigen sein"
so schließt das nicht Gott aus – ganz im Gegenteil.

Sagt ein Kind zu seiner Mutter
"lass mich ganz dein Eigen sein"
so schließt das nicht den geliebten Vater aus.

Solches ist weniger wörtlich, als vielmehr intuitiv zu erkennen.

Ein Rückschluss mit dem Gedanken HERRIN wäre weit gefehlt.
Die Himmelskönigin bezeichnet kein Christ so. (Allenfalls in Bezug zu Satan - aber auch da ganz anders).

Bruno-Maria Schulz

Re: Die Himmelskönigin bezeichnet kein Christ so.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 18:30
von Stefan
Bruno-Maria Schulz hat geschrieben:Sagt ein Christ zur Muttergottes
"lass mich ganz Dein Eigen sein"
so schließt das nicht Gott aus – ganz im Gegenteil.
So ist es - die eine Liebe läßt sich nicht gegen die andere ausspielen. Es kann nicht um Eifersucht oder einen Wettbewerb der Liebe gehen.

Maria ist Gottesmutter und in allen christlichen Traditionen wird sie zuvorderst von allen Heiligen verehrt.
Wenn Evangelikale also gegen angebliche Übertreibungen wettern, so trifft sie die weitaus größere Verfehlung der gänzlichen Unterschlagung der Gottesmutterschaft. Das sieht auch Luther übrigens so (also, daß der Gottesmutter besondere Ehre zuteil wird) - aber er war ja kein Evangelikaler.

Re: Die Himmelskönigin bezeichnet kein Christ so.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 20:33
von Andreas01
Bruno-Maria Schulz hat geschrieben: Sagt ein Kind zu seiner Mutter
"lass mich ganz dein Eigen sein"
so schließt das nicht den geliebten Vater aus.
Bruno-Maria Schulz
mißverständlich ist das allemal.

Ich definiere "ganz" als vollständig, zu 100%, ausschließlich.

So wie du das anwendest, ist "ganz" nicht wirklich ernst gemeint.

Dann aber sollten wir das Wort "ganz" ganz streichen.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 21:10
von ad_hoc
Wie ist es möglich, so eng und engherzig zu denken?

Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, mich des öfteren mit Pater Paul in Fàtima unterhalten zu können, Angehöriger der Steyler Missionare, die in Fatima ein Hotel und ein Pilgerhaus unterhalten.

Pater Paul, leider mittlerweile verstorben, sagte mir einmal im Rahmen einer Unterhaltung: Es ist müßig und führt zu nichts, sich mit einem Atheisten über Religion zu unterhalten. Er empfiehlt jedem Atheisten, der sich mit ihm über Gott unterhalten will, 30 Tage hintereinander jeweils drei Ave Maria zu beten. Wenn er dies gemacht hat, dann lohnt auch eine Diskussion.

!Durch Maria zu Jesus!
Glaubt denn irgend jemand von denen, sie würden Gott etwas von seiner Glorie wegnehmen, wenn sie die Mutter Gottes verehren und zu ihr beten würden?
Glaubt denn irgend jemand daran, daß die Mutter Gottes diejenigen, die sie in besonderer Weise verehren, weg von Gott führen würde anstatt hin zu Ihm?

Kleinliches Denken ist auch ein Zeichen der Verflachung des inneren Glaubens.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 22:06
von Robert Ketelhohn
Andreas01 hat geschrieben:»Ich definiere "ganz" als vollständig, zu 100%, ausschließlich.«
Ja, „ganz“ heißt „vollständig“ – doch gerade nicht „ausschließlich“. Darum kann ich in diesem Fall die Aufregung nicht nachvollziehen. Wenn du jemandem „ganz“ gehörst, dann gehört ihm alles von dir, jeder Teil. Das ist gemeint. Das bedeutet noch längst nicht, daß du nicht ebenso „ganz“ mit all deinen Teilen jemand weiterem gehören kannst. Vorausgesetzt, deine beiden Eigentümer sind sich einig und geraten nicht über dich in Streit. Zwischen Jesu und Maria würde ich allerdings Einigkeit annehmen.

Das totus tuus des derzeitigen Papstes halte ich daher für legitim.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 22:12
von Andreas01
Hallo ad_hoc,

da muß ich doch widersprechen.

Eng, engherzig oder kleinlich, ist das nicht gemeint, sondern im Gegenteil, eine Aufforderung, einfache und klare Worte zu verwenden und ein unmißverständliches Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus abzulegen.

Dass Maria Fürsprecherin für uns ist, und ein klarer Weg über Maria zu Jesus führt, denke ich, ist in diesem Kreis nicht strittig.

Vielmehr geht es um die interessante Frage, ob konkrete Passagen des eingangs geposteten Mariengebets in einer Art und Weise mißverstanden werden könnten, die nicht der katholischen Lehre entspricht.

Aussagen, die unterschiedlich verstanden und Begriffe, die unterschiedlich definiert werden können,
öffnen der Beliebigkeit Tür und Tor.
Diese Beliebigkeit, aber ist es, die zur Verflachung des Glaubens führt, wenn jeder wählen kann, so zu verstehen, wie ihm genehm.

Dass es gerade in der Volksfrömmigkeit durchaus diese Konkurrenz zwischen Marienverehrung und Jesus-Gebet gibt, konnte ich bei unserer Pfarr-Wallfahrt im April 2004 beobachten, als kritisiert wurde, dass die Vorbeter "Fronleichnams-Lieder" anstimmten, dieweil dies doch eine Marienwallfahrt sei.

Liebe Grüße Andreas

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 22:18
von Robert Ketelhohn
Angelika hat geschrieben:»Da werden Aussagen über Maria gemacht, die falsch sind:
"Maria hilft mir in den Himmel hinauf."
Den Weg in den Himmel eröffnet allein Jesus Christus durch sein Erlösungswerk!«
Einen Punkt habe ich eben schon angesprochen, Angelika. Mariens Hilfe auf dem Weg zum Himmel finde ich auch nicht bedenklich. Um was sonst bitten wir im Ave Maria: »Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes«? – Sogar andere Heilige können wir um Fürsprache zur Bekehrung von Sündern (auch unserer selbst) bitten. Und ganz gewiß hat solche Fürsprache uns „in den Himmel geholfen“, wenn wir denn einst dort ankommen.

Maria dürfen wir vor allen andern Engeln und Heiligen als Fürsprecherin und Mittlerin anrufen. Das ist gut orthodox. Ich gestehe jedoch zu, daß – wenn jemand diese Weise verabsolutiert und Jesus Christus praktisch ausklammert – das von dir zitierte Gebet auch problematisch werden kann. Das liegt dann aber kaum an diesem Gebet, sondern vielmehr an dem vorausgehenden Mißverständnis. Solche gibt es in der Tat auch, wir kennen hier ja Beispiele.

Verfasst: Mittwoch 16. Februar 2005, 22:48
von ad_hoc
Hallo Andreas 01

Leider kann ich es anscheinend nicht weiter verdeutlichen. vielleicht liegt es aber auch nur daran:
"quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur"
Gruß, ad_hoc

Verfasst: Donnerstag 17. Februar 2005, 11:27
von Angelika
Hallo Robert,
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Mariens Hilfe auf dem Weg zum Himmel finde ich auch nicht bedenklich. Um was sonst bitten wir im Ave Maria: »Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes«? – Sogar andere Heilige können wir um Fürsprache zur Bekehrung von Sündern (auch unserer selbst) bitten. Und ganz gewiß hat solche Fürsprache uns „in den Himmel geholfen“, wenn wir denn einst dort ankommen.
Das ist natürlich richtig. Ebenso wie wir andere Christen um ein Gebet für uns/unser Heil bitten können, so können wir auch und vor allem Maria um Fürsprache bitten. Und in beiden Fällen hätte der Beter/Fürsprecher "in den Himmel geholfen".

Beim Gebet anderer Christen ist es offensichtlich, dass nicht sie selbst, sondern Jesus Christus (auch durch ihr Gebet) zum Heil führt. Bei diesem Mariengebet aber geht das mit keinem Wort hervor.

Ich möchte noch mal auf die Frage im Thread-Titel zurückgehen: Wo sind die Grenzen der Marienverehrung ?

In dem geposteten Gebet könnte man Maria, Jungfrau, Mutter Gottes ... durch Gott, Jesus Christus, ... austauschen, und alle Aussagen würde auch passen. Maria wird also eine Rolle zugeschrieben, die Gott innehat.

Wenn durch Aussagen wie "Dein im Leben und im Tod" "Zuflucht der Sünder" und "Maria hilft in den Himmel hinauf" die Grenze zwischen Verehrung/Bitte um Fürsprache und Anbetung/Vergöttlichung noch nicht überschritten ist, wann denn dann ? Welche Aussagen über bzw. welche Gebeten zu Maria wären denn nicht mit der katholischen Lehre vereinbar ?

Gruß
Angelika

Verfasst: Donnerstag 17. Februar 2005, 15:38
von ad_hoc
In dem geposteten Gebet könnte man Maria, Jungfrau, Mutter Gottes ... durch Gott, Jesus Christus, ... austauschen, und alle Aussagen würde auch passen. Maria wird also eine Rolle zugeschrieben, die Gott innehat.
Die Intentionen von Jesus Christus und Maria sind identisch.
Wenn wir Gott um etwas bitten, wird uns, je nach der eigenen Glaubensverfassung, geholfen werden.
Wenn wir Maria um etwas bitten, gilt dasselbe. Könnte es Gott nicht als wesentlich angenehmer empfinden, er würde über Maria um etwas angerufen werden? Jesus hat seine eigene Mutter verehrt und ihr viele Gnaden verliehen. Was könnte also dagegen sprechen, daß es Gott freuen würde, die Menschen würden Maria nicht nur als seine Mutter, sondern auch als ihre Mutter verehren?

Wer könnte seiner eigenen Mutter einen Wunsch abschlagen? Um wieviel weniger würde Gott eine Fürbitte abschlagen, die durch seine Mutter an ihn herangereicht wird?

Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder....

Man hört oft von Außenstehenden, die Katholiken würden die Mutter Gottes anbeten.
Tatsache ist, es gibt nur ein Gebet der Anbetung: Ich bete Dich an... Und das ist nur an Gott gerichtet. Es gibt kein Gebet, welches man ansonsten als Anbetung bezeichnen könnte. Gebete, welche die Vorzüge Mariens beinhalten, ihre ihr von Gott verliehenen Gnadengaben und sonstige Bittgebete, sind demzufolge keine Anbetung.
Ob ein Gebet als Anbetung empfunden wird, ist letztendlich nur die innere Intention: Ich will anbeten.

Genau so unsinnig wie eine Diskussion hierüber, erscheint mir die Diskussion um ein sehr altes Gebet, welches mit Sicherheit in sehr vielen Menschen erst den Glauben bewahrt oder wiedererweckt hat.
Überhaupt finden gerade in diesen Bereichen zu viele Diskussionen statt, nur mit dem Ziel, irgend etwas gesagt zu haben.

Es wäre für einige nicht schlecht, sich etwas intensiver mit der Marienlehre etwas auseinander zu setzen.
Maria war schon im Willen Gottes existent, als der Mensch noch nicht erschaffen war. Man beachte auch die verschiedenen Mariendogmen, damit kein Zweifel mehr darüber bestehen kann, welchen Rang Maria aus der Sicht Gottes innhat. Und dann wagen wir es, Maria zu verweltlichen und aus dieser Sicht unsere Meinungen zu gestalten?

Übrigens: Jesus will alle Menschen in den Himmel führen. Maria will das auch. Und ich wünsche mir nichts mehr, als daß Maria in meiner Sterbestunde bei mir ist und mich in den Himmel geleitet, und wenn es auch über den Umweg durchs Fegefeuer sein müßte.
Ich ich bin mir ganz sicher, daß mein Wunsch Gott überaus angenehm wäre!

Gruß, ad_hoc