Das maurische Spanien - kein Paradies

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Tacitus
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Das maurische Spanien - kein Paradies

Beitrag von Tacitus »

Es gehört zu den liebgewordenen Mythen unserer Zeit, dass Spanien in den 800 Jahren unter islamischer Herrschaft ein Paradies und Vorbild für das Zusammenleben der Religionen gewesen sei. Klar, dass solche Mythen zu schön sind um wahr zu sein.
In der Weltwoche habe ich einen Artikel von Eugen Sorg gefunden, der den Mythos decouvriert. Es lohnt sich, den Artikel Das Land, wo Blut und Honig floss, aus dem ich hier Ausschnitte bringe, ganz zu lesen und zwar hier:
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetI ... tegoryID=7

Wer von Euch hat weitere Informationen?
Wie und weshalb ist dieser Mythos entstanden?
Welche Schäden hat er angerichtet - und tut es noch?
Eugen Sorg hat geschrieben:...
Rohe Brutalität, Versklavung, Brandschatzung waren die Praxis aller Armeen der damaligen Zeit. Aber die «Masslosigkeit, die Regelmässigkeit und der systematische Charakter der Verwüstungen», urteilt die britisch-ägyptische Historikerin Bat Ye’or, unterscheide die islamo-arabische Expansion von kriegerischen Unternehmungen der damaligen griechischen, slawischen, lateinischen Heere, und mache sie zur «vielleicht grössten Plünderungsaktion der Geschichte».

Die modernen Liebhaber des maurischen Spanien erblicken, mit erstaunlicher Logik, in der Dhimma einen schlagenden Beweis für al-Andalus’ Toleranz. «Die neue islamische Politik», schreibt beispielsweise die Yale-Professorin María Rosa Menocal in ihrem Buch «The Ornament of the World», «hat nicht nur das Überleben der Christen und Juden ermöglicht, sondern sie gemäss koranischem Auftrag im Grossen und Ganzen beschützt.» Doch der «Schutzvertrag» verdankte sich keiner grossherzigen ökumenischen Inspiration, keinem «pankonfessionellen Humanismus», wie ein amerikanischer Journalist neulich träumte. Er gehorchte dem weltlichen Prinzip der Utilitas, der pragmatisch-schlauen Nützlichkeit.

Der Schutzvertrag wird auch Pakt Umars genannt, nach Umar (634–644), dem zweiten Kalifen, der seine Anhänger aufforderte, die Dhimmi zu schützen, weil es der Wille des Propheten sei und weil «sie für den Lebensunterhalt eurer Familien sorgen». Und einer der Gefährten des Propheten wurde gefragt, so die Überlieferung, wozu die Tributpflichtigen für die Muslime gut seien. «Sie helfen dir», so die Antwort, «deiner Armut zu entkommen, um dich mit dem Reichtum zu versorgen, über den du verfügst.» Das System des Tributs, geleistet in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit, wurde denn auch «die erste (und wichtigste) Quelle» (Bat Ye’or) des wirtschaftlichen Wohlergehens der Umma, der islamischen Gemeinschaft.

Gleichzeitig sorgte ein theologisches, politisches und alltägliches Regelwerk für die permanente Erniedrigung und «rituelle Demütigung» (Bernard Lewis) der nichtmuslimischen Bevölkerung. Der hochgeachtete Gelehrte Ibn Abdun beispielsweise, Vertreter der malikitischen Rechtsschule, die sich in al-Andalus durchgesetzt hatte, verfasste um 1100 in Sevilla ein längeres juristisches Gutachten. Darin heisst es unter anderem:
«Man darf nicht zulassen, dass ein Steuereintreiber, Polizist, Jude oder Christ, sich wie ein Notabler, ein Jurist oder ein Reicher kleidet, sondern man muss sie hassen, den Verkehr mit ihnen meiden und darf sie nicht mit ‹Der Friede sei mit dir› grüssen, denn ‹der Satan hat von ihnen Besitz ergriffen und sie das Gedenken Allahs vergessen lassen. Sie gehören zur Partei des Satans. Wahrlich, die zur Partei Satans gehören, werden ja (letzten Endes) den Schaden haben› (Sure 58:19). Sie müssen ein Abzeichen tragen, an dem man sie erkennt, das ihnen zur Schande gereicht» (Nr. 169).

Der berühmteste Jude des maurischen Spanien, der grosse Philosoph und Arzt Maimonides, verfasste sein Werk in Kairo im Exil. Als er 1149 als Vierzehnjähriger mit seiner Familie vor den Judenverfolgungen aus Córdoba floh, existierten bereits kaum mehr christliche oder jüdische Gemeinden in al-Andalus. Später schrieb er in einem oft zitierten Brief an die Juden des Jemen, die von den dortigen Pogromen berichtet hatten: «Bedenkt, meine Glaubensgenossen, dass Gott uns unserer grossen Sündenlast wegen mitten unter dieses Volk, die Araber, geschleudert hat [...]. Nie hat uns ein Volk so beschwert, erniedrigt, gedemütigt und gehasst wie sie [...], wir wurden von ihnen in unerträglicher Weise entehrt.»

Averroës wurde Leibarzt des Sultans und kommentierte in dessen Auftrag die Werke des Aristoteles. Als der Sultan starb, erliess sein Nachfolger Sultan Jakub «al-Mansur» 1195 ein Dekret, in dem die Philosophie und die «griechischen» Wissenschaften verurteilt wurden. Die Bücher Averroës’ wurden ins Feuer geworfen, der Philosoph vor der Moschee von Córdoba an den Pranger gestellt und anschliessend für drei Jahre verbannt. Kurz nach seiner Freilassung starb er.
...
Zuletzt geändert von Tacitus am Sonntag 11. September 2005, 00:01, insgesamt 1-mal geändert.

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

besser als im westen ging es ihnen trotzemdem! der artikel ist genau das was er als dem angeblichem "mythos" vorwirft: ein gegen-mythos! in dem man alle graumsamkeiten komprimiert, die über einen langen zeitraum gemacht wurden, verdichtet sich das bild zu einer hitliste von unterdrückung.
schon der selektiv zitierte Bernhard Lewis in dem artikel widerlegt, die these des ganzen beitrags, wenn man sein buch richtig ließt. es soll eben nicht sein, was nicht sein darf!
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Vom Normannischen Sizilien werden auch solche Märchen erzählt, und vom Prag des 19. Jahrh.

Alles Schmonzes, die Wirklichkeit war anders.

Derlei soll Multikulti so eine Art von historischer Legitimität bescheren.

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Das behauptet zwar keiner, aber der Popanz ist halt besser zu widerlegen, wenn man sich ihn selbst zurechtlegt. Multikulti war Realität, das ist wenigstens eine beobachtbare Tatsache, schließlich waren die Gesellschaften nicht homogen. Und zumindest im Nahen Osten ist er weitaus mehr Realität als im Abendland.
Heute leben noch Kopten, Orthodoxe, Maroniten und Assyro-Chaldäer, Angehörige christlicher Kirchen, die auch schon vor der islamischen Eroberung existierten.
Wo sind dagegen Mithras-, Kybele- und Isis-Gläubige, Gnostiker und Heiden, kurz: die Angehörigen jener Religionen, die im römischen Reich mit dem aufstrebenden Christentum konkurrierten? In arabische Ländern leben heute noch Ibaditen, Drusen und Alawiten, Angehörige von im Mittelalter entstandenen islamischen Häresien. Wo sind dagegen die Bogomilen, Katharer, Waldenser und Lollarden, jene mittelalterlichen christlichen Häretiker?
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

nemesis hat geschrieben: der artikel ist genau das was er als dem angeblichem "mythos" vorwirft: ein gegen-mythos!
Da müsste man mal definieren, was ein Mythos ist. Der zeichnet sich doch eigentlich durch eine gewisse nebulöse Präzisionslosigkeit aus. Man kann das Aneinanderreihen von dem Mythos widersprechenden Fakten nicht als Entwurf eines Gegenmythos diffamieren.

Immerhin beschreibt der Artikel durchaus auch positive Aspekte der muslimischen Herrschaft.
Eugen Sorg hat geschrieben: Ein kurze Periode einmaliger und relativer interreligiöser Duldsamkeit erlebte al-Andalus in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Abdurrahman III. (912–961), dem Kalifen von Córdoba, und seinem bibliophilen Nachfolger al-Hakam II. (961–976), der eine Bibliothek mit 400000 Bänden angelegt haben soll. Nach Konstantinopel und Bagdad galt die Stadt als wichtigstes politisches und kulturelles Zentrum der damaligen Welt. Mit Skrupellosigkeit hatte Abdurrahman das in Teilreiche zerfallene Land wieder vereinigt und mit Umsicht organisiert. Der wirtschaftliche Aufschwung – nicht zuletzt bewirkt durch die Friedfertigkeit der christlichen Fürstentümer, welche die Heereskosten senkte, und durch eine aussergewöhnliche Serie ertragreicher Ernten – nahm etwas Druck von den Dhimmi weg, ermöglichte eine beispiellos verschwenderische Hofführung und lockte grosse europäische Gesandtschaften und die Spitzen der internationalen Intelligenz und Kunst nach Córdoba. Luxus und Weltläufigkeit erzeugten eine «Scheinblüte multikultureller Toleranz», wie der Orientalist Hans-Peter Raddatz schreibt, «deren Bestand weniger vom Geist des Islam, sondern von seiner Fähigkeit abhing, den Strom der Tribute aufrechtzuerhalten».
Aber natürlich will ich den Artikel hier nicht verteidigen. Mir geht es nur um Fakten, Fakten, Fakten ...

Außerdem: Ein Mythos hat die Absicht, in der Gegenwart zu wirken. Der Mythos "friedliebender Islam in Spanien" hat die Absicht folgendes auszudrücken:
1. Der Islam ist eine tolerante Religion und
2. das Christentum ist eine intolerante Religion.
Letzteres wird in vorliegendem Fall gerne durch die moralische Abwertung der Reconquista, die durch Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon zum Abschluss kam, zum Ausdruck gebracht.
Punkt 2 dürfte unstrittig sein, Punkt 1 widerspricht dem Selbstverständnis des Islam. Religionen müssen - wenn sie sich selbst ernst nehmen - a priori intolerant sein. Wie sich das in der täglichen Praxis auswirkt, steht auf einem anderen Blatt.

Die Geschichte als Kampfmittel? Napoleon Bonaparte brachte es auf den Punkt: "Geschichte ist die Fabel auf die wir uns geeinigt haben!"
Zuletzt geändert von Tacitus am Sonntag 11. September 2005, 00:01, insgesamt 1-mal geändert.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

nemesis hat geschrieben:Heute leben noch Kopten, Orthodoxe, Maroniten und Assyro-Chaldäer, Angehörige christlicher Kirchen, die auch schon vor der islamischen Eroberung existierten.
Das tun sie aber doch nicht auf Grund eines toleranten Islam, sondern auf Grund der Glaubenstreue dieser Christen. Die konnten zumeist doch nur mit viel - v.a. wirtschaftlicher - Selbstverleugnung und sehr defensiv ihren Glauben weiterleben.
Denke mal an Nordafrika: blühendes christliches Land - wo ist es geblieben?
nemesis hat geschrieben:Wo sind dagegen Mithras-, Kybele- und Isis-Gläubige, Gnostiker und Heiden, kurz: die Angehörigen jener Religionen, die im römischen Reich mit dem aufstrebenden Christentum konkurrierten?

Bitte, nemesis, zu allen Zeiten sind Religionen und Kulte entstanden und wieder vergangen.
Zugestanden: vielleicht war die Kirche bei der Niederhaltung von Häresien erfolgreicher als andere, als der Islam. Das spricht aber nicht unbedingt für den Islam.
nemesis hat geschrieben:In arabische Ländern leben heute noch Ibaditen, Drusen und Alawiten, Angehörige von im Mittelalter entstandenen islamischen Häresien. Wo sind dagegen die Bogomilen, Katharer, Waldenser und Lollarden, jene mittelalterlichen christlichen Häretiker?
Jetzt gehst Du wirklich zu weit: Die Geschichte des Islam, die im Mittelalter v.a. auch als eine Geschichte des Kampfes um die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds geschrieben werden kann, ist eine Geschichte von Spaltungen, gegenseitigen Vernichtungsversuchen und Schlachtfesten ... Wenn einige überlebt haben - gut. Viele nicht!
Die Ibaditen wurden blutig verfolgt, die Alawiten in der vormodernen Türkei ebenfalls.
Du tust den mutigen Anhängern dieser Glaubensrichtungen bitteres Unrecht, wenn Du aus ihrem Überleben bis heute auf die Toleranz des Mehrheitsislam schließt!

Die Waldenserkirche gibts übrigens heute in Italien noch, Lollarden sind einfach die - verfolgten - Vorläufer der englischen Reformation. Die Katharer findest Du in der Schottischen Freimaurerei mit ihren vielen Graden wieder, die Vernichtung war v.a. politisch von Frankreich gewollt, die Dominikaner versuchten intellektuell zu überzeugen.

Aber selbstverständlich hast Du recht: mit kirchlichem Segen und in kirchlichem Auftrag wurde oft brutal verfolgt und vernichtet.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

nemesis hat geschrieben:Wo sind dagegen die Bogomilen, Katharer, Waldenser und Lollarden, jene mittelalterlichen christlichen Häretiker?
Die Waldenser soll es noch geben, und die anderen Gruppierungen finden wir im Protestantismus und in der Konzilskirche; die Häresien haben lediglich ihren Firmennamen geändert.

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Tacitus hat geschrieben:Das tun sie aber doch nicht auf Grund eines toleranten Islam, sondern auf Grund der Glaubenstreue dieser Christen. Die konnten zumeist doch nur mit viel - v.a. wirtschaftlicher - Selbstverleugnung und sehr defensiv ihren Glauben weiterleben.
Denke mal an Nordafrika: blühendes christliches Land - wo ist es geblieben?
man war einfach duldsamer als die herrschenden christlichen kollegen im westen, denen die glaubenstreue keine hindernis war sie zu verfolgen.
tja wo ist das blühende christliche nordafrika geblieben? vielleicht waren der glaube der christen doch nicht so glaubenstreu, wie du behauptest ;-)
es geht hier nicht um den "islam" als religion, sondern um dessen zivilisation um den historischen "islam".
Tacitus hat geschrieben:Bitte, nemesis, zu allen Zeiten sind Religionen und Kulte entstanden und wieder vergangen.
Zugestanden: vielleicht war die Kirche bei der Niederhaltung von Häresien erfolgreicher als andere, als der Islam. Das spricht aber nicht unbedingt für den Islam.
jetzt wirfst du dem "islam" das vor, dessen gegenteil du noch kritisiert hast. entscheid dich mal
Tacitus hat geschrieben: Jetzt gehst Du wirklich zu weit: Die Geschichte des Islam, die im Mittelalter v.a. auch als eine Geschichte des Kampfes um die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds geschrieben werden kann, ist eine Geschichte von Spaltungen, gegenseitigen Vernichtungsversuchen und Schlachtfesten ... Wenn einige überlebt haben - gut. Viele nicht!
Die Ibaditen wurden blutig verfolgt, die Alawiten in der vormodernen Türkei ebenfalls.
Du tust den mutigen Anhängern dieser Glaubensrichtungen bitteres Unrecht, wenn Du aus ihrem Überleben bis heute auf die Toleranz des Mehrheitsislam schließt!
du solltest mich schon richtig zitieren, von "Toleranz" im heutigen sinne war nicht die rede. und überhaupt ist der gebrauch des begriffes "Toleranz" im heutigen sinne anachronistisch. und das tun die kritiker gerne, wenn sie der damaligen islamischen gesellschaft mangelnde "Toleranz" vorwerfen, die im westen noch nicht mal program war. überhaupt gab es diesen anspruch damals auch nicht im osten. das genannte minderheiten 2.klassik behandelt wurden ist richtig und das leugnet keiner, sie waren auch keine bürger im heutigen sinne mit vollen rechten und pflichten. es herrschte eher die beziehung zwischen herrschern und beherrschten. es gab zeiten, in denen es leichter war zu leben und sehr schwierig. es gab beides, unterdrückung, verfolgung und eine gewisse "toleranz" im damaligen sinne, das sie partizipieren konnten. das ist erstmal eine nüchterne feststellung und kein mythos, das man vorwerfen kann, obwohl keiner diesen angeblichen mythos verteidigt. es hing immer von politischen, sozialen und geo-politischen gegebenheiten ab wie sehr die domestizierung war.
nur verglichen mit dem abendland war es eben nicht so konsequent und erfolgreich, wenn es um die eliminierung und unterdrückung ging. das kann man sicherlich nicht dem "christentum" als religion vorwerfen, aber der damaligen christenheit, die das versuchte christlich zu legitimieren.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nemesis hat geschrieben:tja wo ist das blühende christliche nordafrika geblieben? vielleicht waren der glaube der christen doch nicht so glaubenstreu, wie du behauptest
Jedenfalls ist es unter dem Ansturm des Islam verschwunden. Viele sind geflohen und in die romanischen Länder nördlich des Mittelmeers rückgewandert. Manche sind ohne Zweifel auch zum Islam übergetreten. Insbesondere nimmt man das gelegentlich von mutmaßlich überwiegend berberischen (hamitischen) Anhängern des Donatismus an. Es bleibt aber Spekulation, Genaues weiß man nicht. (Ähnlich gibt es übrigens die Vermutung, die ehemaligen Bogumilen Bosniens seien unter türkischer Herrschaft im bosnischen Islam aufgegangen. Auch das ist, wiewohl nicht unplausibel, nicht nachweisbar.)

Ach ja, „verschwunden“ ist in Nordafrika natürlich nur das lateinische Christentum. Interessanterweise haben sich die Kirchen des alexandrinischen Ritus (also die Kopten) in Ägypten und Äthiopien gehalten, wenngleich in Ägypten als Minderheit.
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Beitrag von nemesis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ach ja, „verschwunden“ ist in Nordafrika natürlich nur das lateinische Christentum. Interessanterweise haben sich die Kirchen des alexandrinischen Ritus (also die Kopten) in Ägypten und Äthiopien gehalten, wenngleich in Ägypten als Minderheit.
das hat damit zu tun, das sich diese kirchen nicht gerade mit der lateinischen obrigkeit im "westen" gut verstanden haben und die knute aus der richtung etwas unangenehm war. mit den neuen eroberern kooperiert man, zumal sie ihre verträge einhielten, unter denen sie ihre religion besser ausüben konnten.
aber natürlich waren sie beherrschte und hatten ihre grenzen, auch wenn sie da nicht mehr so eng waren.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nemesis hat geschrieben:das hat damit zu tun, das sich diese kirchen nicht gerade mit der lateinischen obrigkeit im "westen" gut verstanden haben und die knute aus der richtung etwas unangenehm war.
Wenn schon, dann ging es in diesem Fall weniger um den lateinischen Westen als um Byzanz.
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Beitrag von nemesis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wenn schon, dann ging es in diesem Fall weniger um den lateinischen Westen als um Byzanz.
sorry....kleine verwechslung.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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