Taizé

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Petra
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Taizé

Beitrag von Petra »

Dieser Brief wurde von Frère Roger, Taizé, geschrieben und in 57 (u. a. 24 asiatische) Sprachen übersetzt. Er wurde beim Europäischen Jugendtreffen in Hamburg veröffentlicht und dient im Jahr 2004 zum Nachdenken bei den wöchentlichen Jugendtreffen in Taizé und bei Treffen anderswo auf der Erde:


Viele Jugendliche überall auf der Erde dürsten nach Frieden, Gemeinschaft und Freude. Sie kümmert auch das unergründliche Leid unschuldiger Menschen. Sie übersehen insbesondere nicht, daß die Armut auf der Welt zunimmt.(1) Nicht nur die Verantwortlichen der Völker gestalten die Zukunft. Ganz einfache Menschen, kleine Leute können dazu beitragen, eine Zukunft des Friedens und des Vertrauens aufzubauen. Mit noch so geringen Mitteln läßt Gott uns Versöhnung stiften, wo Gegensätze aufeinanderprallen, und Hoffnung, wo sich Besorgnis breitmacht. Er ruft uns auf, durch unser Leben greifbar zu machen, daß er sich des Menschen erbarmt.(2) Wenn Jugendliche durch ihr Leben Frieden verbreiten, wird es in ihrer Umgebung hell.(3)

Einmal fragte ich einen Jugendlichen, was in seinen Augen der wesentliche Halt seines Lebens sei. Er antwortete: „Die Freude und die Güte des Herzens.“ Beunruhigung, Angst vor dem Leiden können die Freude rauben. Wenn sich in uns eine Freude regt, die vom Evangelium herrührt, bringt sie frischen Lebensmut. Nicht wir schaffen diese Freude, sie ist eine Gabe Gottes. Durch den Blick voll Vertrauen, mit dem Gott auf unser Leben schaut, wird sie unaufhörlich neu geweckt.(4) Die Güte des Herzens hat nichts Naives, sie erfordert Umsicht. Sie kann dazu führen, Risiken einzugehen. Sie läßt keinerlei Verachtung anderer zu.(5) Sie lenkt unser Augenmerk auf die Ärmsten, die Leidenden, die Qual von Kindern. Sie kann mit dem Gesichtsausdruck, mit dem Tonfall sagen, daß es jeder Mensch nötig hat, geliebt zu werden.(6) Ja, für unseren Weg legt Gott uns einen Funken Güte in den Seelengrund, der nur darauf wartet, zur Flamme zu werden.(7)

Aber wie kann man zu den Quellen der Güte, der Freude und auch zu den Quellen des Vertrauens gelangen? Indem wir uns Gott überlassen, finden wir den Weg.So weit man in der Geschichte zurückgeht, haben unzählige Glaubende gewußt, daß Gott im Gebet Licht und inwendiges Leben bringt. Schon vor Christus betete ein Glaubender: „Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht, Herr; zutiefst in mir sucht dich mein Geist.“ (8 ) Die Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Gott regt sich seit unvordenklichen Zeiten im Menschen. Das Geheimnis dieser Gemeinschaft rührt an das Innerste, an den tiefsten Grund des Wesens. Deshalb können wir zu Christus sagen: „Zu wem sollten wir gehen, wenn nicht zu dir? Du hast die Worte, die unsere Seele neu beleben.“(9)

In kontemplativer Erwartung vor Gott verweilen, liegt nicht außerhalb der menschlichen Möglichkeiten. Bei solchem Beten hebt sich der Schleier über dem, was man vom Glauben nicht mit Worten sagen kann, und das Unsagbare führt zur Anbetung. Gott ist auch gegenwärtig, wenn der Eifer nachläßt und spürbarer Widerhall ausbleibt. Niemals wird uns sein Erbarmen entzogen. Nicht Gott hält sich von uns fern, wir sind manchmal abwesend. Ein verweilender Blick sieht in den einfachsten Ereignissen Zeichen des Evangeliums. Er erkennt selbst im verlassensten Menschen die Gegenwart Christi.(10) Er entdeckt im All die strahlende Schönheit der Schöpfung.

Viele fragen sich: Was erwartet Gott von mir? Wenn wir im Evangelium lesen, wird uns klar: Gott bittet uns, in jeder Lage ein Widerschein seiner Gegenwart zu sein; er lädt uns ein, den Menschen, die er uns anvertraut, das Leben schön zu machen. Wer auf einen Ruf Gottes für das ganze Leben antworten will, kann das Gebet sprechen: Heiliger Geist, kein Mensch ist ohne weiteres dafür gemacht, ein Ja für immer durchzutragen, aber du kommst und entzündest in mir ein strahlendes Licht. Du bringst Licht in Unschlüssigkeit und Zweifel, sooft Ja und Nein aufeinanderprallen. Heiliger Geist, du läßt mich in meine Begrenztheit einwilligen. Verkläre mit deiner Gegenwart, was in mir gebrechlich sein mag. Und wir finden zur Kühnheit eines Ja, mit dem wir sehr weit kommen. Dieses Ja ist lauteres Vertrauen. Dieses Ja ist Liebe aller Liebe.

Christus ist Gemeinschaft. Er ist nicht auf die Erde gekommen, um eine weitere Religion zu stiften, sondern allen Menschen eine Gemeinschaft in ihm anzubieten.(11) Seine Jünger sind berufen, schlicht und einfach Sauerteig des Vertrauens und des Friedens in der Menschheit zu sein. In der einzigartigen Gemeinschaft, die die Kirche ist, schenkt Gott alles, um zu den Quellen zu gehen: das Evangelium, die Eucharistie, den Frieden der Vergebung... Und die Heiligkeit Christi ist nicht mehr etwas Unerreichbares, sie ist da, ganz nahe. Vier Jahrhunderte nach Christus schrieb Augustinus, ein afrikanischer Glaubender: „Liebe und sag es durch dein Leben!“ Wenn die Gemeinschaft unter den Christen Leben ist und nicht Theorie, wird sie zum Strahl der Hoffnung; mehr noch, kann sie das unerläßliche Bemühen um den Weltfrieden mittragen.Wie können die Christen da noch getrennt bleiben? Im Lauf der Jahre hat die ökumenische Berufung zu bemerkenswerten Verständigungen geführt. Sie sind die ersten Früchte einer lebendigen Gemeinschaft unter Christen.(12) Die Gemeinschaft ist der Prüfstein. Sie wird mitten im Herzen eines jeden Christen geboren, in Stille und Liebe.(13) In ihrer langen Geschichte haben zahllose Christen eines Tages bemerkt, daß sie getrennt sind, manchmal ohne zu wissen warum. Heute kommt es darauf an, alles zu tun, damit möglichst viele Christen – die häufig keine Schuld an den Trennungen haben – feststellen können, daß sie schon in Gemeinschaft sind.(14) Unzählige haben Sehnsucht nach einer Versöhnung, die an den Grund der Seele rührt. Sie ersehnen die grenzenlose Freude: eine Liebe, ein Herz, ein und dieselbe Gemeinschaft.(15) Heiliger Geist, komm und lege uns die Sehnsucht ins Herz, auf eine Gemeinschaft zuzugehen, du führst uns zu ihr.

Am Abend des Ostertages begleitete Jesus zwei seiner Jünger, die zum Dorf Emmaus unterwegs waren. Sie bemerkten erst nicht, daß er an ihrer Seite ging.(16) Auch wir haben Zeiten, in denen wir nicht erkennen können, daß uns Christus durch den Heiligen Geist ganz nahe ist. Unablässig begleitet er uns. Er erhellt unsere Seele mit unerwartetem Licht. Und wir entdecken, daß zwar in uns etwas dunkel bleiben kann, aber in jedem Menschen vor allem das Geheimnis seiner Gegenwart liegt. Versuchen wir, uns eine Gewißheit zu bewahren! Welche? Christus sagt zu jedem Menschen: „Ich liebe dich mit einer Liebe, die kein Ende kennt. Niemals verlasse ich dich. Durch den Heiligen Geist bin ich stets bei dir.“(17)

Fußnoten:
1 Wer das innere Leben vertieft, wird nicht verleitet, die Augen vor den Verhältnissen in den zeitgenössischen Gesellschaften zu schließen, sondern vor Fragen gestellt. Ist uns zum Beispiel genügend bewußt, daß 54 Länder auf der Welt heute ärmer sind als 1990? UN-Generalsekretär Kofi Annan schrieb letztes Jahr zum Europäischen Jugendtreffen in Paris: „Es gibt auf der Erde viele Jugendliche, die ihrer Zukunftsperspektiven beraubt sind. Für sie ist jeder Tag ein harter Kampf gegen Hunger, Krankheit und Elend. Zahlreiche Jugendliche leben zudem in Gegenden, die bewaffneten Konflikten ausgesetzt sind. Wir müssen alles tun, um ihnen wieder Hoffnung zu geben.“
2 Der geschätzte Papst Johannes XXIII. schrieb: „Für alle Glaubenden ziemt es sich besonders, in die menschliche Gesellschaft Licht und Liebe zu tragen, wie Sauerteig in der Masse zu wirken. Dies wird um so mehr der Fall sein, je enger sich das Herz eines jeden an Gott bindet. Denn es wird gewiß kein Friede in der menschlichen Gesellschaft herrschen, wenn er nicht zuerst im Herzen jedes einzelnen Menschen Wohnung nimmt.“ (Enzyklika Pacem in terris, 1963, 164-165)
3 Der Apostel Paulus ermutigt die Glaubenden, „strahlende Lichter“ zu sein, die in der Welt leuchten (siehe Philipper 2,15-16). 4 „Wenn der Herr kommt, (...) werden sich die Erniedrigten und die Armen freuen und jubeln über den Herrn“ (Jesaja 29,18-19). „Tröste dein Herz, halte Traurigkeit von dir fern! Denn Traurigkeit hat keinen Wert“ (Jesus Sirach 30,21-25).
5 In einer Lebensgemeinschaft ist die Güte des Herzens ein unschätzbarer Wert. Sie ist vielleicht einer der lauersten Erweise der Schönheit einer Gemeinschaft.
6 Schon ein Kleinkind begreift, was die Herzensgüte einer Mutter oder eines Vaters, einer Schwester oder eines Bruders ausmacht. Sie ist eine klare Wirklichkeit des Evangeliums. Sich geliebt zu wissen, ist für ein Kind ganz wichtig; so ist es ihm ein Leben lang möglich, voranzukommen und eines Tages zu begreifen, daß Gott uns aufruft, auch unsererseits zu lieben.
7 Bei einem Besuch in Taizé sagte der französische Philosoph Paul Ricœur: „Die Güte ist tiefer als das tiefste Übel. Wie radikal das Böse auch sein mag, es ist nicht so tief wie die Güte.“
8 Jesaja 26,9
9 Als manche ihn verließen, sagte Christus zu seinen Jüngern: „Und ihr, wollt auch ihr weggehen?“ Petrus antwortete ihm: „Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Johannes 6,67-68 ).
10 Leben in Gemeinschaft mit Gott führt zum Leben in Gemeinschaft mit den anderen. Je mehr wir uns dem Evangelium nähern, desto mehr kommen wir einander nahe. Der orthodoxe Theologe Olivier Clément schreibt: „Je mehr jemand dem Gebet gehört, desto mehr Verantwortung übernimmt er. Das Gebet befreit nicht von den Aufgaben dieser Welt, im Gegenteil, es macht noch verantwortungsvoller. Es gibt nichts Verantwortungsvolleres als das Gebet. Das kann konkret bedeuten, bei jenen Menschen zu leben, die unter Verlassenheit und Armut leiden – dies tun zum Beispiel die Brüder von Taizé, die auf anderen Kontinenten in Elendsquartieren leben –; das legt auch uns nahe, erfinderisch zu werden, schöpferisch in allen Bereichen, auch in Sachen Ökonomie, Weltgesellschaft, Kultur usw.“ (Taizé. Einen Sinn fürs Leben finden, Freiburg im Breisgau, 1999)
11 In jungen Jahren – mit 21 – prägte der Theologe Dietrich Bonhoeffer den Ausdruck „Christus als Gemeinde existierend“. Er schreibt: „In Christus ist die Menschheit real in die Gottesgemeinschaft hineingezogen“ (Sanctorum communio, Berlin 1930).
12 Als Überlegung zur ökumenischen Berufung schrieb Ignatios IV., orthodoxer Patriarch von Antiochien, kürzlich aus Damaskus: „Wir benötigen dringend prophetische Initiativen, um die Ökumene aus den Mäandern herauszuführen, in die sie sich, wie ich fürchte, gerade verstrickt. Wir brauchen dringend Propheten und Heilige, um unseren Kirchen zu helfen, sich durch gegenseitiges Verzeihen zu bekehren.“ Der Patriarch rief dazu auf, „lieber die Sprache der Gemeinschaft als die der Jurisdiktion zu verwenden.“ Im vergangenen Jahr sagte Papst Johannes-Paul II., als er in Rom griechisch-orthodoxe Kirchenverantwortliche zu Gast hatte: „Mit den Heiligen weilt unser Blick auf der Ökumene der Heiligkeit, die uns schließlich in die volle Gemeinschaft führen wird, die weder Einverleibung noch Verschmelzung, sondern Begegnung in der Wahrheit und der Liebe ist.“
13 Die Versöhnung beginnt unmittelbar, im Innern der Person. Wenn sie im Herzen eines Glaubenden lebendig ist, gewinnt sie Glaubwürdigkeit und kann in der Gemeinschaft der Liebe, die die Kirche ist, Versöhnungsgeist entfachen. Auf diesem Weg kommt es darauf an, daß niemand gedemütigt wird.
14 Könnte die Kirche Zeichen einer breiten Öffnung setzen, so weit, daß man feststellen kann: Die in der Vergangenheit Getrennten sind nicht mehr zerspalten, sie leben schon in Gemeinschaft? Ein Schritt zur Versöhnung ist getan, wenn man ein Leben in Gemeinschaft erkennen kann, wie es an bestimmten Orten auf der Erde bereits besteht. Es braucht Mut, dies festzustellen und sich danach zu richten. Die Texte kommen später. Entfernt sich nicht, wer Texte für wichtiger hält, schließlich vom Ruf des Evangeliums: Versöhne dich ohne Aufschub?
15 siehe Philipper 2,2
16 siehe Lukas 24,13-35
17 siehe Jeremia 31,3 und Johannes 14,16-18
Quelle

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Pit
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Was haltet ihr von Taizé ?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Ich bin seit Sonntag aus Taize zurück, wo ich wieder mal (zum 7. mal) eine sehr schöne und eindrucksvolle Woche erlebt habe.

Was mich interessiert:

Wie steht ihr zu Taize, wer war schon dort, und hat Erfahrungen mit der Communaute ?

Für alle, die "Grundinfos" suchen:
www.taize.fr

Gruß, Pit

:)
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max72
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Beitrag von max72 »

Hei Pit,

ich hatte da mal immer hinwollen, aber war etwas abgeschreckt weil da so wahnsinnig viele hingehen. Oder ist das kein Problem?

Ich las letztens mal einen Artikel einer protestantischen Internetzeitung, die von Taize abraten wollte, weil es viel zu katholisch sei. Zwei leitende Persoenlichkeiten Max Thurian und Roger Schutz haetten mehrfach ihre Sympathie zum Katholizismus geaussert. Sie wurden einmal gefragt, warum sie nicht in die "Papstkirche" uebertreten, und sollen geantwortet haben: "Wenn ich gehe, gehe ich alleine, wenn ich warte nehme ich viele mit". Die Taizebrueder haetten nie verheimlicht, dass sie Menschen zur "Papstkirche" fuehren wollten. Ausserdem haetten sie die Reformation als Dunkelzeit bezeichnet, und das wo doch die katholische Lehre lang vom Evangelium sei...Der Verfasser ist wohl auch recht antikatholisch... (Zur Vollstaendigkeit, der Artikel ist hier, ist aber norwegisch.)

Ich frage mich nur, ob die Brueder in Taize das so gesagt haben?


Gruesse

max

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

(Erich!?) 8)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Petra
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Beitrag von Petra »

8)

[flüster on] 8) ....Pssscht....ist Erich hier?....Ok, dann mal ein Tipp für dich, Pit, und alle Taizé-Interessierten.....das Kölner Domradio bringt jeden Samstag um 22 Uhr zeitversetzt das Abendgebet aus Taizé.... für alle die „Heimweh“ haben....aber nicht Erich erzählen, bitte.....schon gar nicht, dass der Hinweis von mir kam...... 8) [flüster off]

8)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Also, falls Erich darauf antwortet, Pit, äääh, take it easy :mrgreen:

Ansonsten kann ich absolut nix zu Taize sagen, weil ich noch nie da war.

Brat Albert
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Beitrag von Brat Albert »

Hallo Max,

Max schrieb:
Ich las letztens mal einen Artikel einer protestantischen Internetzeitung, die von Taize abraten wollte, weil es viel zu katholisch sei. Zwei leitende Persoenlichkeiten Max Thurian und Roger Schutz haetten mehrfach ihre Sympathie zum Katholizismus geaussert. Sie wurden einmal gefragt, warum sie nicht in die "Papstkirche" uebertreten, und sollen geantwortet haben: "Wenn ich gehe, gehe ich alleine, wenn ich warte nehme ich viele mit". Die Taizebrueder haetten nie verheimlicht, dass sie Menschen zur "Papstkirche" fuehren wollten. Ausserdem haetten sie die Reformation als Dunkelzeit bezeichnet, und das wo doch die katholische Lehre lang vom Evangelium sei...Der Verfasser ist wohl auch recht antikatholisch.

Taize wird von evangelikaler Seite öfter mal angegriffen. In einem anderen Forum hatte ich deswegen schon ein paar Diskusionen. Vorgeworfen wird den Brüdern dann so ziemlich alles vor allem aber nicht mehr evangelisch zu sein, was Taize im Grunde auch höchstens am Anfang war. Fr.Roger hat seinerseit eine Brüdergemeinschaft mit der Ausrichtung auf Versöhnung und Ökumene gegründet. Später kamen katholische Brüder hinzu, Kontakte zur Ostkirche wurden geknüpft jedoch behielt Taize immer auch eine starke Betonung der Bibellesung.
Ja ich war auch so ein "Taizejünger" und habe darüber meine Frau kennengelernt, sowas passiert dort häufiger.
Obwohl Taize nicht mehr meine geistige Heimat ist, schätze ich die Gemeinschaft sehr. Vor allem deshalb weil viele Jugendliche dort zum erstenmal Gebetserfahrungen machen. Jeden Freitag gibt es die Möglichkeit zur Beichte, aber abends auch das Gebet an einer großen Kreuzikone. Tja, außerdem gibt es noch das Oyak(wenns noch so heißt) wo man ein schönen Wein trinken kann :freude:
Max Thuriam ist übrigens vor seinem Tod zur katholischen Kirche übergetreten(er hat ein sehr schönes Buch über Maria geschrieben). Von Frere Roger sagt man das er vor allem mit JohannesXXII eine gute Freundschaft hatte. Die Zitate glaube ich aber nicht, da sollte man nach der Quelle fragen. Ziel scheint mir bei so was nur zu sein evangelische Jugendliche fern zu halten.
Gruß und Gottes Segen
Peter
PS Wer ist ddenn Erich?

Petra
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Beitrag von Petra »

max72 hat geschrieben: ich hatte da mal immer hinwollen, aber war etwas abgeschreckt weil da so wahnsinnig viele hingehen. Oder ist das kein Problem?
Um Ostern und im Hochsommer ist es wirklich "massig", d.h. Tausende. Aber im September und Anfang Oktober ist Taizé leerer und überhaupt seeeehr empfehlenswert.

Was die protestantische Website über Max Thurian und Roger Schutz erzählt....hmmm... da gibt es die unterschiedlichsten Gerüchte. Von katholischer Seite wird gelegentlich behauptet, in Taizé sollen die Katholiken "protenstantisiert" werden.... :roll:
In der Communauté sind Brüder katholischer, evangelischer, freikirchlicher und orthodoxer Herkunft. Mir ist nie aufgefallen, dass Besucher zu einer anderen christlichen Fraktion hinmissioniert werden.* Wenn man als Mädel ein persönliches Gespräch sucht, wird man an die Ordensfrauen eines kath. Ordens verwiesen, die schon sehr lange in Taizé ansässig sind.

*Momentan bekomme ich nicht zusammen, ob ich sieben Taizé-Aufenthalte toppen kann, aber wenn die Beteiligung an europäischen Treffen auch zählt, dann schaffe ich das locker :D

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Brat Albert hat geschrieben:PS Wer ist ddenn Erich?
Erich hält von Teize genausoviel wie ich.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Juergen hat geschrieben:
Brat Albert hat geschrieben:PS Wer ist ddenn Erich?
Erich hält von Teize genausoviel wie ich.
Erzähl!

Petra
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Beitrag von Petra »

Juergen hat geschrieben:
Brat Albert hat geschrieben:PS Wer ist ddenn Erich?
Erich hält von Teize genausoviel wie ich.
Erich brauchte für seine Urteilfindung genau 60 Minuten Taizé-Aufenthalt. Wie lange warst du dort?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Petra hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Brat Albert hat geschrieben:PS Wer ist ddenn Erich?
Erich hält von Teize genausoviel wie ich.
Erich brauchte für seine Urteilfindung genau 60 Minuten Taizé-Aufenthalt. Wie lange warst du dort?
Ich habe Erich 5 Minuten beim Erzählen zugehört. :D
Gruß Jürgen

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Petra
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Beitrag von Petra »

Danke für das Gespräch.

max72
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Beitrag von max72 »

Koenntet ihr mal zur Sache kommen? Wird man ja ungeduldig bei...

Max

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

max72 hat geschrieben:Koenntet ihr mal zur Sache kommen? Wird man ja ungeduldig bei...

Max
Ich warte auf Erich! :ja:
Gruß Jürgen

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Brat Albert
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Beitrag von Brat Albert »

Ist Erich vielleicht in Taize??? Im Oyak??? Oder in der Kirche mit einer Kerze in der Hand(kriegt jeder am Samstag in die Hand,klasse feeling)???

Hallo Petra,

ich schlage euch alle, war nämlich neunmal in Taize und ein paarmal beim internationalen Treffen.
Da ich aber schon schon seit 8 jahren nicht mehr da war, weiß ich nicht was Erich so schreckliches da gesehen hat. Da gab es früher allerdings so "Wächter". Aber nein das lasse ich jetzt lieber.
Gruß und Gottes Segen
Peter

Edith
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Beitrag von Edith »

Petra hat geschrieben: Erich brauchte für seine Urteilfindung genau 60 Minuten Taizé-Aufenthalt. Wie lange warst du dort?
also.... wenn Erich grad nicht da ist (?)... 8)... ich war auch mal in Taize.
Eigentlich wars ne Wallfahrt auf den Spuren der Zisterzienser in Burgund.... aber Cluny wollte ich sehen.... und schrammte völlig "zufällig" an Taize vorbei. Ich hielt natürlich an und ging rein.

War ein normaler Werktag Vormittag außerhalb der Ferien.... es war praktisch gar nichts los. War auch gerade keine Gebetszeit, also sah ich ein recht einsames Gelände und eine menschenleere Kirche.
Kann also nicht wirklich viel dazu sagen.
Außer: daß die Abendgebete in Münchner Kirchen à la Taize eigentlich recht schön sind, und ich sitzen bleibe, wenn ich da mal zufällig reingerate.
Singendes, meditierendes Beten finde ich zuweilen recht gut. :)

Petra
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Beitrag von Petra »

Brat Albert hat geschrieben: ich schlage euch alle, war nämlich neunmal in Taize und ein paarmal beim internationalen Treffen.
Da ich aber schon schon seit 8 jahren nicht mehr da war, weiß ich nicht was Erich so schreckliches da gesehen hat. Da gab es früher allerdings so "Wächter". Aber nein das lasse ich jetzt lieber.
Hallo Peter ;)

endlich finden sich so langsam kompetente Gesprächspartner zum Thema Taizé hier ein.

Mein letzter Taizéaufenthalt war im Herbst 2003. Da hatte sich wenig zu früher verändert. Die "Wächter" gibt es noch, und ihre Hauptaufgabe ist nach wie vor, Jungmännern bei ihren ersten Erfahrungen mit Alkohol mannhaft-christlich zur Seite zu stehen. Vor allem indem sie irgendwelches Gesöff erstmal in Verwahrung nehmen. :D ;)

Lieben Gruß
Petra

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Petra,

scheint mir, daß es Dir in Taize gut gefallen hat.

Interessant ist, daß Menschen (besonders welche, die nicht (!) in Taize waren) die Communaute fast immer extrem beurteilen.
Entweder total negativ ("Taize ist eine Sekte, nicht christlich"etc.) oder absolut positiv("Taize ist das einzig Wahre.")
Für mich ist Taize einfach eine wunderbare Möglichkeit, über den eigenen Glauben neu nachzudenken, nette Menschen kennenzulernen und einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen.

In diesem Sinne

GBY, Pit
Petra hat geschrieben:
Brat Albert hat geschrieben: ich schlage euch alle, war nämlich neunmal in Taize und ein paarmal beim internationalen Treffen.
Da ich aber schon schon seit 8 jahren nicht mehr da war, weiß ich nicht was Erich so schreckliches da gesehen hat. Da gab es früher allerdings so "Wächter". Aber nein das lasse ich jetzt lieber.
Hallo Peter ;)

endlich finden sich so langsam kompetente Gesprächspartner zum Thema Taizé hier ein.

Mein letzter Taizéaufenthalt war im Herbst 2003. Da hatte sich wenig zu früher verändert. Die "Wächter" gibt es noch, und ihre Hauptaufgabe ist nach wie vor, Jungmännern bei ihren ersten Erfahrungen mit Alkohol mannhaft-christlich zur Seite zu stehen. Vor allem indem sie irgendwelches Gesöff erstmal in Verwahrung nehmen. :D ;)

Lieben Gruß
Petra
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Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Pit,

die Unterschiede in der Beurteilung von Taizé kommen m.E., wenn einige Christen hauptsächlich darauf achten, ob und wie ihr Glaube dort gelebt und verkündet wird. Wer sich also mit fundiertem Wissen über seine Konfession ausgerüstet weiß, läuft Gefahr die Communauté in erster Linie unter dem Aspekt „Rechtgläubigkeit“ zu beurteilen.

Andererseits fahren viele Jugendliche nach Taizé und erleben dort ein geistliches „Update“. Sie werden (auch noch Jahre später) ihre Erfahrungen mit der Gemeinschaft nach ganz persönlichen Maßstäben beurteilen, etwa: „Was hat es mir gebracht? Hat es mich näher zum Glauben geführt? Habe ich die Verbindung mit Christus verstärken können?“ ect. Wer diese oder ähnliche Fragen für sich selbst dann mit einem klaren „Ja“ beantwortet, wird zu Taizé natürlich eine positivere Meinung haben.

Zu der Kritik aus nicht-katholischen oder nicht-orthodoxen Ecken:
Die Lebensausrichtung nach den evangelischen Räten (Gehorsam, Keuschheit, Armut) ist für viele Christen eine rein katholische Sache, die als überzogen oder unbiblisch angesehen wird. (Dabei haben die Evangelischen auch Diakonissen, aber das wird dann nicht bedacht.) Wenn nun gerade eine ordensähnliche Gruppe solch eine Breiten- und Tiefenwirkung hat, kommt man damit nicht klar, besonders nicht, wenn man eigentlich einen strikten Contra-Katholiken-Kurs fährt. Das passt dann nicht ins eigene Argumentationskonzept, und deshalb ist es leichter, Taizé als den raffinierten Vorstoß der katholischen Mission zu bezeichnen.

Im Gegenzug kommt von einigen „katholisch-Katholischen“ immer wieder "dann sollen sie doch gleich richtig übertreten, und nicht nur so tun, als wären sie es schon". Wobei natürlich komplett die grundlegende Intention von Taizé übersehen wird, nämlich: den Christen zu zeigen, dass es Unterschiede gibt, diese aber nicht groß genug sind um zu verhindern, dass eine Gemeinschaft aller Konfessionen lebbar ist, weil die Einigkeit durch Christus besteht.

(Ist etwas spät, hoffentlich war’s verständlich....)

Lieben Gruß
Petra

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Erich
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Beitrag von Erich »

Erich brauchte für seine Urteilfindung genau 60 Minuten Taizé-Aufenthalt.

Dem einen ist es halt gegeben, dem anderen nicht :ja:


Ich halte Taize für Teufelswerk, weil:

- dort feiert sich der Gutmensch selbst – seht her, wie lieb und kuschelig wir sind..

- es wird nicht klar, welcher Gott dort angebeten wird – Christus ist jedenfalls nur eine Randerscheinung, wie man aus der Position des Kreuzes im Andachtsraum ersehen kann

- bei Jugendlichen wird ein Strohfeuer der Gemütlichkeit und Kuscheligkeit erweckt, aufs harte Christliche Leben werden sie nicht vorbereitet

- katholisch/evangelisch wird dort zu einem Einheitsbrei verwuselt; die Eucharistie zu einem Abendmahl degradiert

- ein nur leicht verändertes Bild aus Taize macht meine Bedenken wohl deutlicher:

Bild
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Laura

Beitrag von Laura »

Sonst geht es Dir gut, Erich?
:motz:

Ich selbst habe in meinen letzten Schuljahren und in den ersten Semestern sehr gute Erfahrungen mit Taizé gemacht und auf den Treffen wichtige persönliche Impulse bekommen. Dann gab es eine Zeit, in der ich mehr inhaltliche Auseinandersetzung gebraucht habe und woanders fündig wurde. Auf meinem Glaubensweg war Taizé sehr wichtig, es waren eben gerade Erfahrungen, kein verkopftes: "Man muss, man sollte ...".

Mittlerweile tut mir Taizé gut, ich gehe gerne in Taizégebete, würde aber nicht mehr länger nach Taizé fahren, oder wenn dann zum Schweigen...

Laura

Dr. Dirk
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Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Ich kenne Taizé nicht, kann mich also nicht dazu äußern. Deshalb meine Frage: Wenn ich (im Internet) Menschen treffe, die Taizé gut finden und dort viele persönliche Erfahrungen gemacht haben, dann sind die meisten davon relativ kirchenfern (d.h. sie können viele Glaubenssätze der Kirche nicht annehmen).

Woher kommt das? Ist das jetzt wegen Taizé oder trotz Taizé? In einem Umfeld, wo Schwierigkeiten mit Glauben und Hierarchie selten sind, spielt Taizé dagegen überhaupt keine Rolle. Gibt es in Taizé sozusagen eine light-Version des Glaubens, d.h. vieles wird dort augeklammert? trifft man sich dort auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner? Spielt der Glauben praktisch gesehen (also konkret) überhaupt eine Rolle?

Soll keine Wertung sein, interessiert mich halt.

Laura

Beitrag von Laura »

Ich glaube nicht, dass eine light Version ist ... schon allein die Rahmenbedingungen des Taizéaufenthalts sind nicht besonderer Luxus ...

Wenn ich als Jugendlicher hier im Ort in den Gottesdienst gehe, finde ich eine überalterte Gemeinde vor, bin wahrscheinlich der einzige Jugendliche (wenn man von den 4 Pubertierenden absieht, die von ihren Eltern gezwungen wurde und entsprechend motiviert blicken), es werden Lieder gesungen, deren Sprache und Musik überhaupt nicht meinem Geschmack entsprechen, viel zu langsam, wenn überhaupt gesungen wird, der Pfarrer predigt über Dinge, die für mich total irrelevant sind etc, etc.
Taizé bietet den Erfahrungsraum, den die Gemeinden in der Regel nicht bieten... einen Stil, der den Jugendlichen entspricht.

Man könnte auch soziologisch an die Sache herangehen:

Unsere Gemeinden werden größtenteils von einer bürgerlichen Mittelschicht, die allen Lebensbereichen relativ konservativ ist, getragen. Für Neues, alternative Lebensformen ist da kaum Platz. In diesem Milieu fühlen sich junge Menschen in der Regel nicht besonders wohl, wollen unter sich sein, mit anderen Jugendlichen, etwas erleben. Genau das ist im durchschnittlichen Gottesdienst eben nicht möglich, da er auf die Bedürfnisse der 65 Jährigen mit ihrem Geschmack zugeschnitten ist. Jugendliche erleben unseren Geschmack genau fremd wie wir ihre Musik ...
Taizé bietet da dieses "Andere". Um Glaubensinhalte geht es wahrscheinlich dem durchschnittlichen Jugendlichen überhaupt nicht, ebensowenig wie beim Weltjugendtag, wo auch das Event wichtiger sein dürfte als der Inhalt. Provokant gesagt: Dem Jugendlichen ist es ziemlich egal, ob Roger Schutz oder der Papst predigt (wobei ich sie keineswegs gegeneinander ausspielen möchte und der Papst ja (anders als Erich) Taizé sehr schätzt), ob sie vor einer Ikone oder vor der Monstranz knien, ob sie Rosenkranz beten oder Taizélieder singen, Hauptsache die Atmosphäre stimmt, sie haben das Gefühl, dass man auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Deswegen sind sie auch so anfällig für religiöse Splittergruppen, wie z.B. die Pfadfinder Europas und sonstige extreme Gruppierungen, weil sie einfach theologisch noch nicht unterscheiden können, ob es etwas gut oder schlecht ist ...

Und für diese Erfahrung ist Taizé unendlich wichtig! Und meine Erfahrung stimmt da nicht mit Deiner überein, Dirk: in der Regel sind die Taizéfahrer die aktivsten in der Gemeindejugend...

Laura

Ralf

Beitrag von Ralf »

Dirk hat geschrieben:Ich kenne Taizé nicht, kann mich also nicht dazu äußern. Deshalb meine Frage: Wenn ich (im Internet) Menschen treffe, die Taizé gut finden und dort viele persönliche Erfahrungen gemacht haben, dann sind die meisten davon relativ kirchenfern (d.h. sie können viele Glaubenssätze der Kirche nicht annehmen).

Woher kommt das? Ist das jetzt wegen Taizé oder trotz Taizé? In einem Umfeld, wo Schwierigkeiten mit Glauben und Hierarchie selten sind, spielt Taizé dagegen überhaupt keine Rolle. Gibt es in Taizé sozusagen eine light-Version des Glaubens, d.h. vieles wird dort augeklammert? trifft man sich dort auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner? Spielt der Glauben praktisch gesehen (also konkret) überhaupt eine Rolle?

Soll keine Wertung sein, interessiert mich halt.
Ich sehe das eher so (und so kenne ich auch diese Art von Leuten), dass Taizé die einizge Art von Glaubenskontakt für sie darstellt - mit all dem Risiko der Idealisierungen und Ferne im Alltag.
Daher würde ich sagen: besser Taizé als gar kein Einstieg ins Christentum.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Laura hat geschrieben: Taizé bietet da dieses "Andere". Um Glaubensinhalte geht es wahrscheinlich dem durchschnittlichen Jugendlichen überhaupt nicht, ebensowenig wie beim Weltjugendtag, wo auch das Event wichtiger sein dürfte als der Inhalt. Provokant gesagt: Dem Jugendlichen ist es ziemlich egal, ob Roger Schutz oder der Papst predigt (wobei ich sie keineswegs gegeneinander ausspielen möchte und der Papst ja (anders als Erich) Taizé sehr schätzt), ob sie vor einer Ikone oder vor der Monstranz knien, ob sie Rosenkranz beten oder Taizélieder singen, Hauptsache die Atmosphäre stimmt, sie haben das Gefühl, dass man auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Deswegen sind sie auch so anfällig für religiöse Splittergruppen, wie z.B. die Pfadfinder Europas und sonstige extreme Gruppierungen, weil sie einfach theologisch noch nicht unterscheiden können, ob es etwas gut oder schlecht ist ...

Und für diese Erfahrung ist Taizé unendlich wichtig! Und meine Erfahrung stimmt da nicht mit Deiner überein, Dirk: in der Regel sind die Taizéfahrer die aktivsten in der Gemeindejugend...

Laura
Es ist ja (paradoxerweise) gerade die aktivste Gemeinejugend besonders kirchenfern, denn sie ist ja nicht im Glauben aktiv, sondern eher in glaubensfernen Dingen. Und gerade sie sind es, die mit dem Weltjugendtag nichts anfangen können, für die Papst und Glaube eigentlich keine Rolle spielt. Die deutsche Beteiligung an den Weltjugendtage wurde vor allem durch die neuen geistlichen Gemeinschaften getragen (am Anfang v.a. Jugend2000, die mit 20 Bussen nach Denver gefahren sind), also Jugendliche, die aus dem Glauben heraus zu Papst und Kirche stehen (im Gegensatz zum größten Teil der engagierten Verbandsjugend in den Gemeinden).

Und dass gerade eine der wenigen katholischen Jugendverbände, die den Namen "katholisch" wirklich verdienen, weil für sie der Glaube eine wichtige Rolle spielt, nämlich die KPE, "extrem" und eine Splittergruppe sein soll, ist mir ein Rätsel.

Und außerdem: Ich möchte mal gerne die aktive Gemeindejugend Rosenkranz beten sehen...

Petra
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Beitrag von Petra »

Dirk hat geschrieben: Und außerdem: Ich möchte mal gerne die aktive Gemeindejugend Rosenkranz beten sehen...
Ich würde gern mal die aktivsten Beitragsschreiber des Kreuzgangs Rosenkranz beten sehen..... :troll:

Laura

Beitrag von Laura »

Petra hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben: Und außerdem: Ich möchte mal gerne die aktive Gemeindejugend Rosenkranz beten sehen...
Ich würde gern mal die aktivsten Beitragsschreiber des Kreuzgangs Rosenkranz beten sehen..... :troll:
Ist das ein Gütemerkmal des christlichen Glaubens?
Eine conditio sine qua non?
:roll:
Laura

Petra
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Beitrag von Petra »

Musste den Dirk fragen, Laura :D

Laura

Beitrag von Laura »

Dirk hat geschrieben:
Es ist ja (paradoxerweise) gerade die aktivste Gemeinejugend besonders kirchenfern, denn sie ist ja nicht im Glauben aktiv, sondern eher in glaubensfernen Dingen.
Ja aber auch hier wäre eine Ursachenanalyse wichtig. Es ist nämlich in der Regel nicht nur die Gemeindejugend in allen Dingen aktiver als in der religiösen Praxis sondern die ganze Gemeinde. Schau dir mal Tagesordnungen von Kirchen- und Pfarrgemeinderäten an ... Religiöses ist da Mangelware.
Biete mal einen Glaubenskurs oder Exerzitien im Alltag an - von den super Aktiven kommt da kaum jemand...
Schlag mal für Sonntag einen meditativen Gottesdienst vor, der länger als die übliche Stunde dauert ...
Feier mal die Osternacht morgens um 5 Uhr in der "vollständigen" Version über dreieinhalb Stunden, da beschweren sich Aktivsten als erste!
Schlag den Kommunionmüttern mal drei Besinnungstage nur für sie vor - sie werden keine Zeit haben ...
In dem Gemeinden geschieht häufig schon seit langem keine wirkliche gemeinsame Glaubens- und Gebetspraxis mehr. Da sind die Jugendliche nur gut in die Gemeinde hineingewachsen - das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen...
Und oft sind sie für religiöse Angebote ([Punkt]") ansprechbarer als ihre Eltern.
Laura

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Petra hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben: Und außerdem: Ich möchte mal gerne die aktive Gemeindejugend Rosenkranz beten sehen...
Ich würde gern mal die aktivsten Beitragsschreiber des Kreuzgangs Rosenkranz beten sehen..... :troll:
Dann mach doch. Und einen Spiegel wirst Du ja wohl auch haben. :D

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Laura hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben: Und außerdem: Ich möchte mal gerne die aktive Gemeindejugend Rosenkranz beten sehen...
Ich würde gern mal die aktivsten Beitragsschreiber des Kreuzgangs Rosenkranz beten sehen..... :troll:
Ist das ein Gütemerkmal des christlichen Glaubens?
:roll:
Laura
Ohne Zweifel! :ja:

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