Kindertaufe – Pro und Contra

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holzi
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Re: Kindertaufe

Beitrag von holzi »

Roadstone hat geschrieben:Hallo liebe Forianer,
in der Diskussion mit einem freikirchlichen Pastor stellte sich die Frage, ab wann die Kinder (Säuglings)Taufe in kirchlichen Dokumenten nachweisbar ist.
Danke schonmal für jeden Hinweis!
Zunächst einmal ist http://members.surfeu.at/veitschegger/t ... rtaufe.htm hilfreich.
In der Traditio Apostolica des Hippolyt von Rom wird bereits ausdrücklich bestimmt, dass bei Taufen die Kinder zuerst getauft werden sollten und da sind wir schon im frühen dritten Jahrhundert.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hallo R., schau mal hier:
viewtopic.php?p=158886#158886

Da geht es zwar um die Frühkommunion der Kinder, aber
die setzt ja die Taufe voraus.

Mit Cyprian befinden wir uns etwa Mitte des dritten, mit
Augustin um die Wende vom vierten zum fünften Jahrhun-
dert – also einmal vor der „Constantinischen Wende“, ein-
mal darnach.

Augustins an angegebener Stelle zitiertes Werk handelt
übrigens überhaupt de baptismo parvulorum – »Von
der Kindertaufe«.

Diese beiden Stellen nur, weil wir sie gerade erst hier
besprochen haben. Natürlich stehen sie nicht isoliert,
sondern die Zeugnisse aus der Väterzeit sind zahlreich.
Zu nennen sind etwa Irenæus adv. hær. II,22,4 aus dem
zweiten Jahrhundert und vom Anfang des dritten Orige-
nes in Rom. 5,9 ad Rm 6,5-7.

Daß Origenes in zentralen Punkten heterodoxe Anschau-
ungen vertritt (wofür er auch verurteilt wurde), mindert
nicht den Wert seines Zeugnisses, welches an der ange-
gebenen Stelle besagt, die Kirche habe den Brauch der
Kindertaufe von den Aposteln empfangen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Wikipedia (mit dem üblichen Vorbehalten zu lesen) befasst sich auch mit dem Thema:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kindertaufe
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Bruder Donald

Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Bruder Donald »

Kann die Kindertaufe (theoretisch) abgeschafft und stattdessen eine Jugend- / Erwachsenentaufe etabliert werden? :hmm:
Abgesehen davon, dass die Kindertaufe eine sehr lange Tradition ist, welchen "dogmatischen"/kirchenrechtlichen Rang hat sie eigentlich?

Trisagion
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Trisagion »

Bruder Donald hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 16:43
Kann die Kindertaufe (theoretisch) abgeschafft und stattdessen eine Jugend- / Erwachsenentaufe etabliert werden? :hmm:
Abgesehen davon, dass die Kindertaufe eine sehr lange Tradition ist, welchen "dogmatischen"/kirchenrechtlichen Rang hat sie eigentlich?
Es ist Kirchendisziplin, Kanon 868.1, daß Eltern ihr Kind in den ersten Wochen nach der Geburt taufen lassen sollen (und nach Kanon 868.2 unverzüglich bei Lebensgefahr).

Dogmatisch gesehen geht es um die Frage, was mit einem Menschen passiert der nur die Erbsünde aber keine eigenen Sünden trägt. Denn dies ist der Zustand eines ungetauften Kindes, das stirbt bevor es Verantwortung für die eigenen Taten erlangt.

Die Antwort war im Altertum ziemlich klar: so ein Mensch fährt zur Hölle. Daraus ergibt sich dann sofort die praktische Notwendigkeit der Kindertaufe, um eben diesem Schicksal vorzubeugen. Im Mittelalter war man dann beim limbus puerorum angelangt, formal ein Teil der Hölle (oder jedenfalls nicht des Himmels), aber praktisch gesehen ein Ort natürlichen - jedoch nicht übernatürlichen - Glücks. Da macht die Kindertaufe immer noch Sinn, nicht mehr zur Vermeidung des Schlimmsten, sondern zum Erreichen des Besten. Das Kind soll halt bei Gott sein, nicht nur auf einer Art ewigen Spielwiese (so schön die auch sein mag).

Heutzutage dürften die meisten Theologen und auch Bischöfe wohl der Meinung sein, daß Gott ungetauft gestorbene Kinder durch einen außersakramentalen Akt der Gnade in den Himmel bringt. Wenn dem so ist, dann gibt es keine dogmatische Notwendigkeit für die Kindertaufe mehr. Die Taufe würde dann notwendig erst mit dem Erlangen echter Eigenverantwortung für Handlungen, also so um die zehn bis zwölf Jahre rum. Die derzeit bestehende Kirchendisziplin wäre dann ein Überbleibsel vorhergehender Ansichten, und könnte entsprechend angepasst werden.

Ich persönlich weiß nicht so recht, was ich hier glauben soll. Ich halte es ja normalerweise immer mit der mittelalterlichen Scholastik, aber das limbus puerorum scheint mir doch sehr konstruiert. Ich denke entweder das Altertum oder die Neuzeit ist hier prinzipientreuer, und somit wahrscheinlicher. Und im Zweifel, und ich habe hier Zweifel, bin ich für die Vorsicht - und darum für die Kindertaufe.

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Siard
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Siard »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 17:49
[Ich halte es ja normalerweise immer mit der mittelalterlichen Scholastik, aber das limbus puerorum scheint mir doch sehr konstruiert.
Und soweit ich weiß ist es auch abgeschafft. :pfeif:

Sascha B.
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Sascha B. »

Siard hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 18:25
Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 17:49
[Ich halte es ja normalerweise immer mit der mittelalterlichen Scholastik, aber das limbus puerorum scheint mir doch sehr konstruiert.
Und soweit ich weiß ist es auch abgeschafft. :pfeif:
Gibts die Hölle noch? Hab da lange keine Predigt mehr zu gehört? :pfeif:
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

Bruder Donald

Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Bruder Donald »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 17:49
Es ist Kirchendisziplin, Kanon 868.1, daß Eltern ihr Kind in den ersten Wochen nach der Geburt taufen lassen sollen [...] und könnte entsprechend angepasst werden.
Also ist es eine Kirchendisziplin, die unter Umständen geändert werden könnte, interessant. :hutab:

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Siard
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Siard »

Sascha B. hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 19:28
Gibts die Hölle noch? Hab da lange keine Predigt mehr zu gehört? :pfeif:
Die gibt's noch. Die Anglikaner wollten sie Abschaffen, aber die Gegenliebe war dann doch nicht so groß. :ja:

Dr.Hackenbush
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Sascha B. hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 19:28
Gibts die Hölle noch? Hab da lange keine Predigt mehr zu gehört? :pfeif:
warum sollte es sie nicht geben? In der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift wird sie in den Evangelien 12 Mal erwähnt.

kukHofnarr
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von kukHofnarr »

Sascha B. hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 19:28
Gibts die Hölle noch? Hab da lange keine Predigt mehr zu gehört?
Sobald man die Perspektive wechselt, ändert sich das Fragezeichen zum Ausrufezeichen, welches seine Bestätigung von höchster Instanz längst schon erfahren hat - im hl. Protokoll steht es schwarz auf weiss...

("Predigten" helfen schon lange nicht mehr, womöglich nur noch "Ansagen", und auch die nur noch höchstselten)
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Jakobgutbewohner
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Samstag 12. März 2022, 09:36
In der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift wird sie in den Evangelien 12 Mal erwähnt.
Spannender dürfte die Frage sein, was damit eigentlich gemeint war, auch wenn man sich anschaut, daß da wo in deutschen Übersetzungen "Hölle" steht im griechischen Grundtext verschiedene Begriffe stehen.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Dr.Hackenbush
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Samstag 12. März 2022, 17:58
Spannender dürfte die Frage sein, was damit eigentlich gemeint war, auch wenn man sich anschaut, daß da wo in deutschen Übersetzungen "Hölle" steht im griechischen Grundtext verschiedene Begriffe stehen.
Ich benutze die Einheitsübersetzung, weil wir hier in einem katholischen Forum sind.
Die DBK und die deutschen Mitläufer würden vermutlich das Wort „Hölle“ aus der Bibel ganz streichen wollen.

kukHofnarr
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von kukHofnarr »

kukHofnarr hat geschrieben:
Samstag 12. März 2022, 11:49
Sascha B. hat geschrieben:
Donnerstag 10. März 2022, 19:28
Gibts die Hölle noch? ...
...im hl. Protokoll steht es schwarz auf weiss...
"...Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feines Linnen, und hielt alle Tage herrliche Gelage. Es war auch ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor dessen Türe voller Geschwüre, und er hätte sich gerne von den Brosamen gesättigt, die von des Reichen Tische fielen, und niemand gab sie ihm; allein auch die Hunde kamen, und leckten seine Geschwüre. Es geschah aber, dass der Arme starb, und von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen wurde. Und es starb auch der Reiche, und wurde in die Hölle begraben. Als er nun in den Qualen war, und seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne, und Lazarus in seinem Schoße. Und er rief, und sprach: Vater Abraham! Erbarme dich meiner, und sende den Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers in´s Wasser tauche und meine Zunge abkühle, denn ich leide große Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach zu ihm: Gedenke, Sohn, dass du Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus entgegen Übles; jetzt aber wird dieser getröstet, du hingegen wirst gepeiniget. Und über dies alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft gesetzet, dass die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, und die welche, von dort hierher herüberkommen wollen, es auch nicht können. Und er sprach: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder, dass er ihnen Zeugnis gebe, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham sprach zu ihm: sie haben Moses und die Propheten, diese sollen sie hören! Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, so werden sie Buße tun. Aber er sagte zu ihm: Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufersteht. ..." /1
___
/1 LK 16, 19 - 31, Allioli-Vulgata 1914.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Marlen
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Marlen »

Muss ich mich taufen lassen um errettet zu werden?

Nein. Der Glaube an Jesus Christus reicht aus, um errettet zu werden. Sie selbst können und brauchen dem nichts hinzuzufügen ausser Ihren Glauben an das Erlösungswerk Christi. Der Herr Jesus hat alles schon vollbracht. Trotzdem ist die Taufe sehr wichtig und alle an Christus gläubig gewordenen Menschen sollten sich taufen lassen, weil Christus es befohlen hat. Apostelgeschichte 2.38: „ Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesus Christi zur Vergebung der Sünden.“ Wenn sich jemand weigert, getauft zu werden, stellt er selbst die Echtheit seiner Erlösung in Frage 1.Johannes 2.4 Es gibt christliche Gruppen, die glauben, dass die Taufe notwendig sei zur Errettung. Oberflächlich betrachtet, klingen ihre Argumente überzeugend. Bei näherem Hinsehen erkennt man in der Bibel aber, dass die Taufe immer erst nach der Bekehrung stattfand und in keiner Weise Bestandteil der Errettung ist. Zum Beispiel Apostelgeschichte 10.44-47.

Während Petrus predigte, fiel der Heilige Geist auf die Zuhörer und Petrus sagte: „ Kann auch jemand diesen das Wasser verwehren, dass sie nicht getauft werden sollten, die den Heiligen Geist empfangen haben gleichwie wir?“ Sie hatten also den Heiligen Geist empfangen und waren damit errettet, obwohl sie zum Zeitpunkt ihrer Errettung noch nicht getauft waren. In 1.Korinther 1.17 sagt der Apostel Paulus: „ Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen.“ Also wird man durch das Evangelium errettet, was von Paulus noch einmal in 1. Korinther 15.1-4 bestätigt wird: „ Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werden, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe, es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet. Denn ich habe euch zuallererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften.

Die Taufe ist also kein Bestandteil der Errettung, sondern die Taufe ist etwas, was der Gläubige nach seiner Errettung praktiziert. Die Taufe ist ein Symbol der Errettung und Symbole selbst retten nicht.

Dr.Hackenbush
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Re: Kindertaufe – Pro und Contra

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Marlen hat geschrieben:
Dienstag 29. März 2022, 20:41
Muss ich mich taufen lassen um errettet zu werden?
ja.

Marlen hat geschrieben:
Dienstag 29. März 2022, 20:41
Die Taufe ist ein Symbol der Errettung und Symbole selbst retten nicht.
Deine "Erkenntnis" darüber auch nicht.

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