In einigen Beiträgen kommt das Wort "Abtötung" vor. Gott hat uns doch die Sinne und Sinnlichkeit geschenkt, diese gehört auch zum Menschsein. Sollen wir im Rahmen der Askese unsere Sinnlichkeit abtöten oder nicht vielmehr richtig einordnen und lernen diese zu beherrschen?Was bedeutet im Westen "Abtötung"?
+P.Theodoros
Also erst einmal freue ich mich, daß Du wieder dabei bist, Pater Theodoros!
Mein persönlicher Eindruck zum Thema Abtötung im Westen ist, daß dies häufig übertrieben praktiziert wurde und teilweise noch wird. Der hl. Pfarrer von Ars hat verschimmelte Kartoffeln gegessen — ich sehe das als sichtbares Zeichen seiner Gottesliebe, nicht aber daß diese "Selbstfolter" ihn nun tatsächlich Gott näher gebracht hätte.
Aber strenggenommen kann ich das nicht beurteilen.
Dann gibt es Leute so wie eine gewisse Dame, die sich während der Messe dreimal über die Kirchenbänke auf den Boden katapultiert (es gibt im Internet ein Video dazu) — entsprechend der 3 Fälle Jesu unterm Kreuz (in der katholischen Kreuzwegsandacht, zumindest)
Sofern ich von solchen Übungen nicht komplett überzeugt bin, werde ich nur Entsagung (Verzicht auf gewisse Dinge) praktizieren, und nicht wirkliche "Selbstfolter".
Anmerkung zum Wort "Selbstfolter": Dies haben "Sprachpfleger" als deutsche Alternative für Askese empfohlen…
Abtötung, Selbstfolter, Askese, - auch wenn das im Christentum weit verbreitet ist und auch bei heiligmäßigen Menschen anzutreffen ist, es ich nicht die Lehre Jesu v.N..
Die Schriftstellen, bei Jesus v.N. und Paulus v.T. die hier, nach meiner Meinung, falsch gedeutet werden meinen die Unterdrückung und Abtötung des eigenen Willens, soweit er im Widerspruch zu Gottes Willen steht.
Ein Kampf gegen die Natur ist eine Beleidigung des Schöpfers.
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...
Pater Reinhard Körner OCD hat mal einen sehr guten Vortrag zum Thema gehalten mit dem Titel "Aszese um der Mystik willen" Die Quintessenz war in etwa die: Aszese üben hat nur dann Sinn, wenn ich dadurch freier für Gott werde, sonst ist es Selbstzweck. Ganz simples Beispiel, nicht mal aus dem geistlichen Leben, sondern aus dem Alltag: ich kann meine Zeit vor der Flimmerkiste verbringen oder mit Freunden - wenn mir die Freunde wichtig genug sind. Und wenn der Freund der Herr ist, schalt ich die Flimmerkiste aus (oder gar nicht erst ein) und nehm mir die Zeit mit Jesus, meinem Freund. (Ich hoffe, ich habe das richtig in Erinnerung)
Falls jemand mehr hören möchte: gibts im Karmel Birkenwerder auf CD.
Und ich wußte während ich den Vortrag hörte schon sehr bald, wo ich ansetzen muß.
meggisusi
ieromonach hat geschrieben:In einigen Beiträgen kommt das Wort "Abtötung" vor. Gott hat uns doch die Sinne und Sinnlichkeit geschenkt, diese gehört auch zum Menschsein. Sollen wir im Rahmen der Askese unsere Sinnlichkeit abtöten oder nicht vielmehr richtig einordnen und lernen diese zu beherrschen?Was bedeutet im Westen "Abtötung"?
+P.Theodoros
Im Refektorium ist auch schon ein Tread mit dem Thema "Abtötung"
Vielleicht helfen die Antworten dort dir weiter?
Der Widersacher der Gralsritter ist Klingsor, der einst selbst Gralsritter werden wollte. Zum Beweis dafür, dass er das Gebot der Keuschheit unbedingt erfüllen wolle, entmannte er sich selbst. Genau aus diesem Grunde wurde dann aber seine Aufnahme abgelehnt: Ein Gralsritter soll täglich aufs Neue sein Gelübde halten, nicht sich künstlich von der Anfechtung befreien. Diese Form der "Abtötung" ist gerade nicht gemeint. Verlangt ist das tägliche Bestehen der Anfechtung.