Schuld und Sünde
Schuld und Sünde
Die geistlichen Begriffe von Sünde und Schuld bedürfen zum tieferen Verständnis einer eingehenderen Erklärung.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist, kennen wir Schuld heute insbesondere aus der Kreditwirtschaft.
Schuld entsteht durch Beziehung, die durch Leihen entsteht. Der Gläubiger verleiht dem Schuldner Geld. Diesen Kredit schuldet der Schuldner dem Gläubiger zurück.
Auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch übertragen, verleiht Gott als Gläubiger dem Menschen als Schuldner das Leben. Die Zinsschuld dafür ist die Liebe. Im Tod gibt der Mensch den Kredit zurück.
Die endgültige Schuldentilgung durch den Kreuzestod Christi macht die Zinsschuld zum Geschenk. Gott erzwingt die Gottesliebe nicht, sondern Christus macht die geschenkte Liebe zum Gleichnis, Vorbild und Beispiel für die Beziehung zum Nächsten.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist, kennen wir Schuld heute insbesondere aus der Kreditwirtschaft.
Schuld entsteht durch Beziehung, die durch Leihen entsteht. Der Gläubiger verleiht dem Schuldner Geld. Diesen Kredit schuldet der Schuldner dem Gläubiger zurück.
Auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch übertragen, verleiht Gott als Gläubiger dem Menschen als Schuldner das Leben. Die Zinsschuld dafür ist die Liebe. Im Tod gibt der Mensch den Kredit zurück.
Die endgültige Schuldentilgung durch den Kreuzestod Christi macht die Zinsschuld zum Geschenk. Gott erzwingt die Gottesliebe nicht, sondern Christus macht die geschenkte Liebe zum Gleichnis, Vorbild und Beispiel für die Beziehung zum Nächsten.
- lifestylekatholik
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Re: Schuld und Sünde
Eigentlich ist es ja egal, woher ein Wort abzuleiten ist, und der Forschungsstand wird sich eventuell auch noch ein paar Mal ändern, dennoch hier der Eintrag aus einem etymologischen Wörterbuch:overkott hat geschrieben:Die geistlichen Begriffe von Sünde und Schuld bedürfen zum tieferen Verständnis einer eingehenderen Erklärung.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist,
Sünde f. (< 8. Jh.). Mittelhochdeutsch sünde, althochdeutsch sunta, altsächsisch sundia. Die christliche Bedeutung 'Sünde' auch in altfränkisch sende, altenglisch syn(n); sie ist abgeleitet von einem germanischen Rechtswort für 'Schuld an einer Tat,' das bezeugt ist in altnordisch syn 'Leugnung,' altenglisch synn, altfränkisch sinne und altsächsisch sundea. Es ist eigentlich ein Abstraktum zu germanisch *sanþ-/sund- 'wahr, seiend', einem alten Partizip zu sein. Das Wort bedeutet also eigentlich 'der es (gewesen) ist' und das Abstraktum 'das Gewesensein.' In der Bedeutung 'Wahrheit' ist es auch in gotisch sunja, altnordisch syn bezeugt.
(nach: Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Auflage. 1999)
Re: Schuld und Sünde
Dass Sünde und Schuld dasselbe meinen, dürfte nicht überraschen.lifestylekatholik hat geschrieben:Eigentlich ist es ja egal, woher ein Wort abzuleiten ist, und der Forschungsstand wird sich eventuell auch noch ein paar Mal ändern, dennoch hier der Eintrag aus einem etymologischen Wörterbuch:overkott hat geschrieben:Die geistlichen Begriffe von Sünde und Schuld bedürfen zum tieferen Verständnis einer eingehenderen Erklärung.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist,
Sünde f. (< 8. Jh.). Mittelhochdeutsch sünde, althochdeutsch sunta, altsächsisch sundia. Die christliche Bedeutung 'Sünde' auch in altfränkisch sende, altenglisch syn(n); sie ist abgeleitet von einem germanischen Rechtswort für 'Schuld an einer Tat,' das bezeugt ist in altnordisch syn 'Leugnung,' altenglisch synn, altfränkisch sinne und altsächsisch sundea. Es ist eigentlich ein Abstraktum zu germanisch *sanþ-/sund- 'wahr, seiend', einem alten Partizip zu sein. Das Wort bedeutet also eigentlich 'der es (gewesen) ist' und das Abstraktum 'das Gewesensein.' In der Bedeutung 'Wahrheit' ist es auch in gotisch sunja, altnordisch syn bezeugt.
(nach: Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Auflage. 1999)
Die Assoziation mit Leugnung und Wahrheit dürfte gemessen am Gebot der Gottes- und Nächstenliebe jedoch etwas weiter hergeholt sein.
Können Synonyme Sünde sein?
Re: Schuld und Sünde
Ich habe gelernt, daß das Wort Sünde sich von absündern, absondern ableitet.overkott hat geschrieben:Die geistlichen Begriffe von Sünde und Schuld bedürfen zum tieferen Verständnis einer eingehenderen Erklärung.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist, ...
Das macht auch Sinn: absondern vom Willen Gottes = Sünde
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...
- Robert Ketelhohn
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Re: Schuld und Sünde
Da sollte man sich wissenschaftlich öffnen und als Erklärung gelten lassen, was Sinn macht.Idiota hat geschrieben:Ich habe gelernt, daß das Wort Sünde sich von absündern, absondern ableitet.overkott hat geschrieben:Die geistlichen Begriffe von Sünde und Schuld bedürfen zum tieferen Verständnis einer eingehenderen Erklärung.
Während Sünde ethymologisch von "sinden, brennen" und damit von der Begierde herzuleiten ist, ...
Das macht auch Sinn: absondern vom Willen Gottes = Sünde
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Also, sowohl die Herleitung von einem Verb mit der Bedeutung „bren-
nen“ als auch von „sondern“ sind auszuschließen. Die Erklärung als
Verbalabstractum zu „sein“ erscheint plausibel, hat jedoch den Haken,
daß sie die Verwendung des Worts als eines Begriffs der Rechtssprache
voraussetzt, was sprachhistorisch nicht nachweisbar ist (sondern prak-
tisch ausgeschlossen werden kann). Somit bliebe die Bedeutungsent-
wicklung rätselhaft (sofern überhaupt von einer Entwicklung gespro-
chen werden kann, da das Wort von Anfang an in seiner heutigen Be-
deutung in religiösem Kontext erscheint).
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- Robert Ketelhohn
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Lieber Overkott, das mag wohl stimmen, aber ich habe die siebziger Jahre in schlechter Erinnerung. Da sagte man: Kunst kommt nicht von Können sondern von Künden. Somit waren alle, irgendwo hingeschmierte Parolen Kunst des Volkes.overkott hat geschrieben:Bei "Kunst" darf man auch das "Künden" nicht vergessen.
Denn "Können" ohne "Kunde" erwartet man auch vom Handwerker, der wiederum "Kunde" vom "Kunden" bekommt, ohne dass damit "Können" verbunden sein muss.
Gruß Idiota
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...
Nun, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sagte man auch, daß gemäß dem "Propheten" Ludwig Feuerbach Gott von den Menschen gemacht worden ist. Die Folgen dieser Verblendungen treten heute zutage .............Idiota hat geschrieben:Lieber Overkott, das mag wohl stimmen, aber ich habe die siebziger Jahre in schlechter Erinnerung. Da sagte man: Kunst kommt nicht von Können sondern von Künden. Somit waren alle, irgendwo hingeschmierte Parolen Kunst des Volkes.overkott hat geschrieben:Bei "Kunst" darf man auch das "Künden" nicht vergessen.
Denn "Können" ohne "Kunde" erwartet man auch vom Handwerker, der wiederum "Kunde" vom "Kunden" bekommt, ohne dass damit "Können" verbunden sein muss.
Gruß Idiota
Zuletzt geändert von Raphael am Freitag 24. Oktober 2008, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
In der sakralen Kunst ist das völlig anders?Idiota hat geschrieben:Lieber Overkott, das mag wohl stimmen, aber ich habe die siebziger Jahre in schlechter Erinnerung. Da sagte man: Kunst kommt nicht von Können sondern von Künden. Somit waren alle, irgendwo hingeschmierte Parolen Kunst des Volkes.overkott hat geschrieben:Bei "Kunst" darf man auch das "Künden" nicht vergessen.
Denn "Können" ohne "Kunde" erwartet man auch vom Handwerker, der wiederum "Kunde" vom "Kunden" bekommt, ohne dass damit "Können" verbunden sein muss.
Gruß Idiota
Feuerbach war wie Nietsche und Kant von protestantischer Herkunft.Raphael hat geschrieben:Nun, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sagte man auch, daß gemäß dem "Propheten" Ludwig Feuerbach Gott von den Mensch gemacht worden ist. Die Folgen dieser Verblendungen treten heute zutage .............Idiota hat geschrieben:Lieber Overkott, das mag wohl stimmen, aber ich habe die siebziger Jahre in schlechter Erinnerung. Da sagte man: Kunst kommt nicht von Können sondern von Künden. Somit waren alle, irgendwo hingeschmierte Parolen Kunst des Volkes.overkott hat geschrieben:Bei "Kunst" darf man auch das "Künden" nicht vergessen.
Denn "Können" ohne "Kunde" erwartet man auch vom Handwerker, der wiederum "Kunde" vom "Kunden" bekommt, ohne dass damit "Können" verbunden sein muss.
Gruß Idiota
Dadurch war ihm auf jeden Fall das Buch der Weisheit unbekannt.
Er hat auch die Religionskritik Jesu nicht verstanden. Die Religionskritik Jesu richtete sich jedoch nicht fundamental gegen Gott, sondern nahm ihn im Bild des liebenden Vaters an, dessen Wille, Gebot und Gesetz ausgleichende Liebe ist.
Feuerbach hat die erkenntnistheoretische Problematik subjektiver Wahrnehmung nur unzureichend verstanden und einseitig falsch beantwortet.
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Das ist jetzt aber eine Vermutung von dir.overkott hat geschrieben:Feuerbach war wie Nietsche und Kant von protestantischer Herkunft.
Dadurch war ihm auf jeden Fall das Buch der Weisheit unbekannt.
Es stimmt, dass in der protestanischen Kirche das Buch der Weihheit in der Bibel fehlt. Aber es kann trotzdem sein, dass Feuerbach das Buch bekannt war, z. B. dass er es bei Katholiken gesehen hat oder davon gehört oder.... - Auch Spekulationen. Aber die Behauptung, dass ihm das Buch der Weisheit auf jeden Fall unbekannt war...
In zeitlicher Hinsicht ist meine These für Ergänzungen offen.Raphaela hat geschrieben:Das ist jetzt aber eine Vermutung von dir.overkott hat geschrieben:Feuerbach war wie Nietsche und Kant von protestantischer Herkunft.
Dadurch war ihm auf jeden Fall das Buch der Weisheit unbekannt.
Es stimmt, dass in der protestanischen Kirche das Buch der Weihheit in der Bibel fehlt. Aber es kann trotzdem sein, dass Feuerbach das Buch bekannt war, z. B. dass er es bei Katholiken gesehen hat oder davon gehört oder.... - Auch Spekulationen. Aber die Behauptung, dass ihm das Buch der Weisheit auf jeden Fall unbekannt war...
Um das erkenntnistheoretische Problem noch einmal aufzugreifen:
Was kann der Mensch außerhalb von sich überhaupt mit Sicherheit erkennen?
Sind Strukturen Projektionen auf Wahrgenommenes? Oder sind Strukturen wirklich im Wahrgenommenen vorhanden?
Hinter diesen beiden Fragen verbergen sich die Extrempositionen von Subjektivismus und Objektivismus.
Diese Fragen stellen sich sowohl für Naturwissenschaftler, als auch für Theologen.
Es wäre unredlich mit zweierlei Maß zu messen.
Es würde wohl kaum akzeptiert, die Naturwissenschaft einem extremen Idealismus zuzuordnen, die Theologie aber einem extremen Materialismus.
Auch die Umkehrung ist kaum akzeptabel.
Dabei wäre ein extremer Idealismus, dass auch die Materie nur eine Idee sei, während ein extremer Materialismus zum Ausdruck brächte, das auch Ideen nur Materie seien.
Tatsächlich gibt es zwischen Geist und Körper einen Zusammenhang in Differenzierung.
Dies zeigt sich allein schon darin, dass unser Geist den eigenen Körper in zeitlicher und räumlicher Hinsicht durch Erinnerung und Vorausschau transzendieren kann.
Dieses Transzendieren ist durch Extrapolierung von Erfahrung in zeiträumlicher Hinsicht auch über die näherliegenden Grenzen von Erinnerung und Vorausschau möglich.
Wenn es dem Menschen möglich ist, Strukturen geistiger und körperlicher Art außerhalb seiner selbst wahrzuehmen, dann ist es ihm auch möglich durch Extrapolation auf eine nur teilweise bekannte Gesamtstruktur zu schließen.
Damit wäre Gott räumlich und abstrakt als Logos bezeichnet.
Wenn wir aufgrund unserer Erfahrung von Zeit davon ausgehen, dass alles eine Ursache und eine Wirkung hat, dann können wir durch Extrapolation auch im Hinblick auf die Gesamtstruktur eine Ursache annehmen.
Damit wäre Gott zeitlich und abstrakt als Logos bezeichnet.
Wenn wir diese zeiträumliche Gesamtstruktur als Ausdruck eines freien Willens verstehen, denken wir Gott personal.
Den freien Willen Gottes als prinzipielle und finale Liebe zu denken, setzt eine Bejahung des Lebens und Zusammenlebens voraus.
Was kann der Mensch außerhalb von sich überhaupt mit Sicherheit erkennen?
Sind Strukturen Projektionen auf Wahrgenommenes? Oder sind Strukturen wirklich im Wahrgenommenen vorhanden?
Hinter diesen beiden Fragen verbergen sich die Extrempositionen von Subjektivismus und Objektivismus.
Diese Fragen stellen sich sowohl für Naturwissenschaftler, als auch für Theologen.
Es wäre unredlich mit zweierlei Maß zu messen.
Es würde wohl kaum akzeptiert, die Naturwissenschaft einem extremen Idealismus zuzuordnen, die Theologie aber einem extremen Materialismus.
Auch die Umkehrung ist kaum akzeptabel.
Dabei wäre ein extremer Idealismus, dass auch die Materie nur eine Idee sei, während ein extremer Materialismus zum Ausdruck brächte, das auch Ideen nur Materie seien.
Tatsächlich gibt es zwischen Geist und Körper einen Zusammenhang in Differenzierung.
Dies zeigt sich allein schon darin, dass unser Geist den eigenen Körper in zeitlicher und räumlicher Hinsicht durch Erinnerung und Vorausschau transzendieren kann.
Dieses Transzendieren ist durch Extrapolierung von Erfahrung in zeiträumlicher Hinsicht auch über die näherliegenden Grenzen von Erinnerung und Vorausschau möglich.
Wenn es dem Menschen möglich ist, Strukturen geistiger und körperlicher Art außerhalb seiner selbst wahrzuehmen, dann ist es ihm auch möglich durch Extrapolation auf eine nur teilweise bekannte Gesamtstruktur zu schließen.
Damit wäre Gott räumlich und abstrakt als Logos bezeichnet.
Wenn wir aufgrund unserer Erfahrung von Zeit davon ausgehen, dass alles eine Ursache und eine Wirkung hat, dann können wir durch Extrapolation auch im Hinblick auf die Gesamtstruktur eine Ursache annehmen.
Damit wäre Gott zeitlich und abstrakt als Logos bezeichnet.
Wenn wir diese zeiträumliche Gesamtstruktur als Ausdruck eines freien Willens verstehen, denken wir Gott personal.
Den freien Willen Gottes als prinzipielle und finale Liebe zu denken, setzt eine Bejahung des Lebens und Zusammenlebens voraus.