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Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Mittwoch 5. November 2008, 13:09
von ottaviani
der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde

Verfasst: Mittwoch 5. November 2008, 17:31
von tantum ergo
In der Tat, wenn man vergleicht:
http://www.zenit.org/article-16325?l=german
Wir können uns fragen: Warum finden es die Welt und auch viele Gläubige heute so schwer, die Botschaft der
Kirche zu verstehen, welche die Schönheit der ehelichen Liebe in ihrem natürlichen Offenbarwerden erhellt
und verteidigt? Gewiß, die technische Lösung erscheint auch bei den großen menschlichen Fragen oft als die
leichteste, aber sie verbirgt in Wirklichkeit die Grundfrage, welche den Sinn der menschlichen Sexualität und
die Notwendigkeit einer verantwortlichen Beherrschung betrifft, damit ihre Ausübung Ausdruck personaler
Liebe werden kann. Die Technik kann die Reifung der Freiheit nicht ersetzen, wenn die Liebe im Spiel ist. Im
Gegenteil, wie wir wohl wissen, ist nicht einmal die Vernunft ausreichend: Es muß das Herz sein, das sieht.
Nur die Augen des Herzens können die Erfordernisse einer großen Liebe erfassen, die fähig ist, die Ganzheit
des Menschseins zu umfassen.
:ja:

Gottes Segen,
tantum ergo

Re: Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Mittwoch 5. November 2008, 17:38
von Gerhard
ottaviani hat geschrieben:der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde
Es war und ist ein Lackmustest des Glaubens. Leider haben ihn viele sog. Gläubige nicht verstanden.

Verfasst: Mittwoch 5. November 2008, 20:17
von cantus planus
Ich denke, dass angesichts der aktuellen kirchlichen Situation die Wahl Joseph Kardinal Ratzingers ein wirkliches Eingreifen des Heiligen Geistes war. Das zeigt sich auch hier einmal mehr.

Verfasst: Donnerstag 6. November 2008, 02:20
von ad_hoc
Leute, das ist schrecklich.
Da offenbart sich ein Mensch, der zeit seines Lebens nicht anders gedacht hatte als heute. Und die Verstocktheit dieses Menschen ist so groß, dass er nicht mehr in der Lage ist, Einsicht zu zeigen und seine Ansichten zu korrigieren.
Welches religiöse Innenleben hatte er wohl in den vergangenen Jahrzehnten?
Angst könnte einem werden bei dem Gedanken, dass er auch in seiner Todesstunde nicht mehr aus seiner Verstocktheit herauskommt.
Man muß um dieses Wunder beten.
Vielleicht wird dann auch verständlich (jetzt nicht auf diesen bezogen, sondern allgemein auf die Menschen), was die Mutter Gottes den Kindern in Fátima sagte: "So viele Menschen kommen in die Hölle, weil niemand da ist, der für sie betet." Diese selbst können es offensichtlich nicht mehr oder sie wissen gar nicht, weshalb sie beten sollten.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Donnerstag 6. November 2008, 16:21
von pierre10
Es ist sicher eine schier unerfüllbare Aufgabe, es allen in einer Kirche wie die RKK recht zu machen. Unterschiedlichste Tendenzen, Meinungen, Glaubenssätze und noch mehr verschiedene Erwartungen machen das Amt des Papstes schwierig.

Schon hier in diesem Forum können wir sehen, wie die Meinungen aufeinander prallen.

Wäre der angesprochene Kardinal Papst geworden, hätten ihm andere zugejubelt und die, die heute dankbar für Ratzinger sind, wären enttäuscht.

Thats life. C'est la vie.

Pierre,

Verfasst: Donnerstag 6. November 2008, 17:53
von Gerhard
pierre10 hat geschrieben:Es ist sicher eine schier unerfüllbare Aufgabe, es allen in einer Kirche wie die RKK recht zu machen.
Ich würde meinen Pfarrer nicht verstehen, wenn er es "allen recht machen" wollte. Ich will Profil und eine klare Aussage und kein Wischiwaschi.

Wenn der Bischof halt dieser Meinung ist, so kann ich damit leben und bin mit anderen hier dankbar, dass nicht er zum Papst gewählt wurde. Obwohl es ja denkbar ist, dass er im Falle einer Papstwahl dieses so nicht geäußert hätte. :freude:

Verfasst: Donnerstag 6. November 2008, 18:58
von Linus
pierre10 hat geschrieben:Es ist sicher eine schier unerfüllbare Aufgabe, es allen in einer Kirche wie die RKK recht zu machen.
Soll sie ja auch nicht. vielmehr soll sie ein Zeichen sein, dem widersprochen wird

Verfasst: Donnerstag 6. November 2008, 19:05
von Leguan
pierre10 hat geschrieben:Es ist sicher eine schier unerfüllbare Aufgabe, es allen in einer Kirche wie die RKK recht zu machen. Unterschiedlichste Tendenzen, Meinungen, Glaubenssätze und noch mehr verschiedene Erwartungen machen das Amt des Papstes schwierig.
Das ist sicher richtig.
Es stellt sich aber doch die Frage, warum er mit dieser Aussage 40 Jahre hinter dem Berg gehalten hat, um sie dann zu bringen, sobald er das Teilnahmealter für das Konklave überschritten hat.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 09:58
von overkott
Auf ungewöhnliche Weise weist Kardinal Martini auf diese Enzyklika hin, die unter dem Eindruck einer sexuellen Revolution geschrieben wurde.

Theologisch (HV 8) baut sie darauf auf, was schon immer Glaube der Kirche war und Benedikt XVI. zur Botschaft seines Pontifikates gemacht hat: Deus caritas est.

Verankert in Gott und seinem Doppelgebot kommt die Enzyklika zu einem Ergebnis, das jeder katholische Christ ernsthaft erwägen wird. Er wird die Enzyklika in ihrer Gesamtheit würdigen und nicht nur schreckhaft auf einzelne Stellen achten. So wird er in seiner Verantwortung vor Gott, die Würdigung der ehelichen Liebe (HV 9), der verantworteten Elternschaft (HV 10), der therapeutischen Möglichkeiten (HV 15), der erlaubten Geburtenregelung (HV 16) und die realistische Einschätzung der Kirche (HV 18) ernsthaft bedenken und auf seine persönliche Situation anwenden.

Wie auch das 1. Vatikanum durch das 2. Vatikanum nicht aufgehoben, sondern im Licht der Zeichen der Zeit neu durchdacht wurde, muss auch diese Enzyklika nicht zurückgenommen werden, sondern ist aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und ein immer noch aktueller Anstoß, sich über den Sinn der christlichen Ehe Gedanken zu machen.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 10:06
von Gerhard
overkott hat geschrieben:Wie auch das 1. Vatikanum durch das 2. Vatikanum nicht aufgehoben, sondern im Licht der Zeichen der Zeit neu durchdacht wurde, muss auch diese Enzyklika nicht zurückgenommen werden, sondern ist aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und ein immer noch aktueller Anstoß, sich über den Sinn der christlichen Ehe Gedanken zu machen.
Danke, overkott.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 10:23
von overkott
Gerhard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wie auch das 1. Vatikanum durch das 2. Vatikanum nicht aufgehoben, sondern im Licht der Zeichen der Zeit neu durchdacht wurde, muss auch diese Enzyklika nicht zurückgenommen werden, sondern ist aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und ein immer noch aktueller Anstoß, sich über den Sinn der christlichen Ehe Gedanken zu machen.
Danke, overkott.
Gerne, keine Ursache.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 11:46
von Aletheia
overkott hat geschrieben: Wie auch das 1. Vatikanum durch das 2. Vatikanum nicht aufgehoben, sondern im Licht der Zeichen der Zeit neu durchdacht wurde, muss auch diese Enzyklika nicht zurückgenommen werden, sondern ist aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und ein immer noch aktueller Anstoß, sich über den Sinn der christlichen Ehe Gedanken zu machen.
Ich sehe da allerdings einen erheblichen qualitativen Unterschied in den Beschlüssen der Konzile und den Rundschreiben von Päpsten.
In 3oo Jahren kräht kein Hahn mehr nach HV.
Oder kennt noch heute jemand Vix pervenit?
"„Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat [...] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.“
Danran halten tut sich keiner - auch nicht die Kirche selbst.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 12:31
von Gerhard
Aletheia hat geschrieben:In 3oo Jahren kräht kein Hahn mehr nach HV.
Und in 3000 Jahren sind die Menschen ausgestorben.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 12:37
von overkott
Gerhard hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:In 3oo Jahren kräht kein Hahn mehr nach HV.
Und in 3000 Jahren sind die Menschen ausgestorben.
In den 70-er Jahren wurde in den Schulen noch gelehrt:

Früher versorgten Kinder im Alter ihre Eltern, heute haben wir die Rentenversicherung.

Morgen steigen wir wieder auf das Rücklagensystem um, das ja (mal abgesehen von Finanzkrisen) ganz gut funktionieren kann.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 13:22
von Gerhard
Dennoch gibt es zeitlose Wahrheiten. Der Wert einer Enzyklika ist zum Beispiel so eine Wahrheit.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 21:00
von incarnata
Aletheia hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Wie auch das 1. Vatikanum durch das 2. Vatikanum nicht aufgehoben, sondern im Licht der Zeichen der Zeit neu durchdacht wurde, muss auch diese Enzyklika nicht zurückgenommen werden, sondern ist aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und ein immer noch aktueller Anstoß, sich über den Sinn der christlichen Ehe Gedanken zu machen.
Ich sehe da allerdings einen erheblichen qualitativen Unterschied in den Beschlüssen der Konzile und den Rundschreiben von Päpsten.
In 3oo Jahren kräht kein Hahn mehr nach HV.
Oder kennt noch heute jemand Vix pervenit?
"„Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat [...] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.“
Danran halten tut sich keiner - auch nicht die Kirche selbst.
Noch ein paar Börsenkrachs und dann wird diese Auffassung der Sündhaftigkeit des Zinsnehmens vielleicht wieder modern.Alternative Wirtschaftsmodelle zur real exsistierenden Weltwirtschaft der Banken werden ja jetzt schon ausgeknobelt.

Verfasst: Dienstag 11. November 2008, 21:02
von incarnata
usura heisst übrigends Habsucht-und die ist in der tat die Wurzel vieler Übel !

Verfasst: Montag 15. Dezember 2008, 20:30
von cantus planus
Der Kardinal erhält eine Retourkutsche: kath.net berichtet.
Erzbischof Hector Aguer aus Argentinien hat den emeritierten Mailänder Erzbischof Kardinal Carlo Maria Martini kritisiert, in dem Interviewbuch ‚Jerusalemer Nachtgespräche‘ „Zweifel über Wahrheiten und Praktiken“, die von der katholischen Kirche immer gelehrt wurden, gesät zu haben.

[...]

Der argentinische Erzbischof bedauerte es, dass "solch ein wichtiger, intelligenter, und herausragender Kardinal Kritiken wiedergegeben und sich zu eigen gemacht habe, die die säkularisierte Kultur und kirchliche Kreise, die dem Lehramt widersprechen, der Kirche über Jahrzehnte vorgeworfen haben“.

Re: Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Montag 15. Dezember 2008, 21:11
von Petur
ottaviani hat geschrieben:der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde
Sagt, was Ihr wollt, Kardinal Martini ist ein grosser Mann Gottes!

Re: Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Montag 15. Dezember 2008, 22:02
von overkott
Petur hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde
Sagt, was Ihr wollt, Kardinal Martini ist ein grosser Mann Gottes!
Manche emeritierte Kardinäle sind richtig mutig. Manche Erzbischöfe wollen erst noch Kardinal werden.

Re: Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Dienstag 16. Dezember 2008, 00:31
von ad_hoc
Petur hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde
Sagt, was Ihr wollt, Kardinal Martini ist ein grosser Mann Gottes!
Steht das nur da, um was geschrieben zu haben, oder kannst Du das auch begründen? Weshalb ist er ein großer Mann Gottes?

Gruß, ad_hoc

Re: Ein greiser Modernist wird zum "Bekenner"

Verfasst: Dienstag 16. Dezember 2008, 10:35
von Petur
ad_hoc hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:der greise und schwerkranke Alterzbischof von Mailand zeit seine Gesinnung jetzt am abend seines Lebens
http://www.kath.net/detail.php?id=21258
Man kann Gott nicht genug danken daß der Mann 2005 nicht Papst wurde
Sagt, was Ihr wollt, Kardinal Martini ist ein grosser Mann Gottes!
Steht das nur da, um was geschrieben zu haben, oder kannst Du das auch begründen? Weshalb ist er ein großer Mann Gottes?

Gruß, ad_hoc

Hallo!

Sicher hast Du über seine Exerzitien und Bücher gehört, die für sehr viele Leute eine wahre spirituelle Nahrung bedeuten.
Wäre das nur ein Zufall? Das glaube ich nicht. Es geht um einen Mann des Gebetes, um einen wahren Diener Christi.

Was für Gegenargumente hast Du? Weshalb wäre er kein würdiger Mann Gottes? Warum greifen die Erzrömer jedermann an, dessen Ansichten sie nicht teilen können?

Alles Gute!

Petur

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 14:58
von ad_hoc
Nein Petur, über seine Exerzitien und Bücher weiß ich nichts.
Es genügt aber die Vorstellung, dass er, wohl über Jahrzehnte hinweg, von seinem irrigem Gedankengut mehr oder weniger unmerklich in seine Exerzitien und Bücher genug hat einfließen lassen, um zu wissen, dass man davon besser Abstand hält, zumal es genug Exerzitien und Bücher gibt, an deren Urheber keine dsbzgl. Zweifel bestehen.
Selbst der derzeitige Papst hat noch zu seiner Zeit als Kardinal erkennen lassen, dass er von einigen seiner früheren Auffassungen, deren Inhalte mehr oder weniger bedenklich waren, Abstand genommen hat. Bei 'diesem' Martini ist diese Lernbereitschaft und diese Fähigkeit zum Umdenken nicht zu erkennen.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 18:12
von Protagoras
Als Zaungast, der der hl. Kirche mit Sympathie, aber nicht kritiklos gegenübersteht, erlaube ich mir die Bemerkung, dass nicht alles, was Paul VI. verlautbart und ins Werk gesetzt hat, vom Hl. Geist inspiriert gewesen zu sein scheint. Den Traditionsbruch in der Liturgie, den er zu verantworten hat, halte ich für einen schlimmen Fehler.

HV halte ich auch für einen schlimmen Fehler. Merkwürdig - alles, was dieser Papst angepackt hat, ist zu einem Fiasko geraten. Abertausende sind aus der Kirche vertrieben, ganze Generationen sind ihr innerlich entfremdet worden. Aber das sind äußere Mißerfolge, die auf einen Mangel an Weisheit deuten, aber noch nicht entscheidend gegen die innere Wahrheit von HV sprechen.

HV ist aber (nach meiner ungelehrten und unmaßgeblichen Ansicht) auch theologisch ein fataler Mißgriff. Die katholische Doktrin hat gegenüber der evangelischen ja bekanntlich den bedeutenden Vorzug, dass sie nicht am Buchstaben der Schrift haftet, sondern eine fortschreitende Erkenntnis der offenbarten Wahrheit zuläßt. HV fällt nun leider ohne Not hinter das mit Vat. II vollzogene aggiornamento der Lehre wieder zurück. Dass sie nicht länger gegen die Trennung von Kirche und Staat und gegen die Religionsfreiheit ankämpfen konnte, hat die Kirche damals eingesehen. Das war nicht nur ein taktischer Rückzug, sondern ein Fortschritt in der Erkenntnis der Wahrheit. Eigentlich war es sogar nur eine Aufgabe schon zu lange gepflegter Irrtümer. Denn daß die Entscheidung für oder gegen den Glauben frei ist, wusste ja schon Thomas.

In Fragen der Sexualmoral hat die Kirche noch ein Stück Wegs vor sich. Voraussichtlich wird irgendwann der Tag kommen, spätestens im übernächsten Pontifikat, da die Kirche eingesehen haben wird, dass sie sich in die Dinge, die erwachene Menschen in ihrem Schlafzimmer treiben, schlicht nicht einzumischen hat. Sie wird den atavistischen Größenwahn aufgeben müssen, der in der Vorstellung liegt, dass eine Priesterkaste den Gläubigen vorschreiben darf, wann und wie sie Geschlechtsverkehr haben. Priester, die sich anmaßen, den Gläubigen Vorschriften in Angelegenheiten der privatesten Lebensführung zu machen, die niemanden als sie selbst etwas angeht, sind nicht besser als Muftis und Schamanen, die den Verzehr von Bohnen oder Schweinefleisch zu verbieten versuchen oder bestimmte Verstümmelungen des Körpers oder bestimmte Kleidungsstücke vorschreiben wollen. Ein anderer Paulus, der Apostel, wußte und lehrte das. Regeln für das Alltagsleben der Menschen unterliegen dem Wandel der Zeiten. Sie kommen und gehen und haben keine Bedeutung für die Ewigkeit. Von diesen Banalitäten hält wahre Theologie sich fern. Denn alles, was sie dazu verkündet, kann immer nur zeitgebundene Scheinwahrheit sein. Moralische Vorschriften über das Alltagsleben werden bloße Anmaßung, sobald sie nicht mehr durchsetzbar sind. Ein Gesetz, das nicht mehr durchsetzbar ist, verliert seine Geltung. Wenn die Unbotmäßigkeit lange genug andauert, muss das Gesetz fallen. Sonst geht die Autorität des Gesetzgebers verloren. Die Kirche wird das früher oder später erkennen. Und sie wird dann zu Recht ihren Sinneswandel als Fortschritt in der Wahrheitserkenntnis preisen. Denn Gesetze, die nur noch von einer kleinen Sekte und sonst von niemand mehr anerkennt werden, können nicht wahr sein. Sie sind eine Scheinwahrheit, die irgendwann nicht mehr verteidigt werden muss. Es ist schön, dass es greise Kardinäle gibt, die sich trauen, die Wahrheit zu sagen.

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 18:34
von Raphael
Diese Gedanken scheinen mir eher von einer juristischen Durchdringung der Realität geprägt zu sein als daß sie auf theologische Art fundiert wären.

Auch wenn einem scharfen juristisch geprägten Verstand hohe Achtung gezollt werden kann, muß dieser Verstand sich von der christliche Warte aus sagen lassen:
Mein Reich ist nicht von dieser Welt! (Johannes 18, 36)

Aber es ist für diese Welt ..............

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 21:13
von Clemens
Hallo Ad_hoc!
ad_hoc hat geschrieben: Selbst der derzeitige Papst hat noch zu seiner Zeit als Kardinal erkennen lassen, dass er von einigen seiner früheren Auffassungen, deren Inhalte mehr oder weniger bedenklich waren, Abstand genommen hat.
Darüber weiß ich leider nichts.
Was hat er denn früher so bedenkliches gelehrt?

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 21:26
von Leguan
Protagoras hat geschrieben:Als Zaungast, der der hl. Kirche mit [...]
Es ist schön, dass es greise Kardinäle gibt, die sich trauen, die Wahrheit zu sagen.
Ich finde es erstaunlich mit wie apodiktischer Selbstsicherheit Du Behauptest "die Wahrheit" zu kennen, während 2000 Jahre Kirche sich im Irrtum befanden.
Gehörst Du etwa auch einer größenwahnsinnigen Priesterkaste an?

Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2008, 22:15
von Protagoras
Leguan hat geschrieben:Ich finde es erstaunlich mit wie apodiktischer Selbstsicherheit Du Behauptest "die Wahrheit" zu kennen, während 2000 Jahre Kirche sich im Irrtum befanden.
Gehörst Du etwa auch einer größenwahnsinnigen Priesterkaste an?
Es ist nicht erstaunlich. Es ist normal. Ich könnte nicht leben, wenn ich nicht dies oder jenes für wahr hielte. Dir geht es ebenso. Und natürlich wissen wir beide, dass wir nur irrende Menschen sind. Das ist so selbstverständlich, dass wir es nicht bei jeder Aussage hinzufügen. Alles, was wir sagen, sind Meinungen, die wir für wahr halten (wenn wir nicht lügen). Wir wissen aber nicht, ob sie wahr sind. Keiner von uns. Auch der Pontifex nicht.

In manchen Fragen gibt es einen - allerdings auch nicht absolut zuverlässigen - Prüfstein, der aufweist, was mit sehr hoher Wahrscheinlicheit falsch ist. Wenn es um apodiktische Aussagen über die Wirklichkeit geht, ist meistens das falsch, was die große Masse für richtig hält. Wenn es nicht um Sein, sondern um Sollen geht, verhält es sich umgekehrt. Ein Gesetz, das fast niemand befolgt, ist meistens falsch.

Disclaimer: Vorstehendes ist lediglich meine Meinung. Sie kann falsch sein.

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2008, 00:11
von ad_hoc
Hallo Clemens

Stelle mir doch keine Fragen, auf die ich im Moment keine Antwort weiß. 8)
Ich müßte jetzt nachlesen, wozu ich gerade keine große Lust habe. Es ging in meiner Aussage darum, dass der frühere Theologe Ratzinger die Öffnung der Welt im Sinne Papst Joh. XXIII. begrüßte und überwiegend mit den Konzilsentscheidungen einverstanden gewesen war. Erst dann, etwa in den 70er Jahren des letzten Jhrdts., als er die negativen Auswirkungen der nachkonziliaren Auslegungen und Konsequenzen in den Durchführungen und Folgeerscheinungen erkannte, änderte er seine Ansicht.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2008, 00:27
von Kilianus
ad_hoc hat geschrieben:Hallo Clemens

Stelle mir doch keine Fragen, auf die ich im Moment keine Antwort weiß. 8)
Ich müßte jetzt nachlesen, wozu ich gerade keine große Lust habe. Es ging in meiner Aussage darum, dass der frühere Theologe Ratzinger die Öffnung der Welt im Sinne Papst Joh. XXIII. begrüßte und überwiegend mit den Konzilsentscheidungen einverstanden gewesen war. Erst dann, etwa in den 70er Jahren des letzten Jhrdts., als er die negativen Auswirkungen der nachkonziliaren Auslegungen und Konsequenzen in den Durchführungen und Folgeerscheinungen erkannte, änderte er seine Ansicht.

Gruß, ad_hoc
Bruch unter Joh XXIII. Und dann, analog, nur umgekehrt in der Abfolge, Bruch zwischen Ratzinger I (progressiv) und Ratzinger II (vorkonzilar). ad_hoc, mit dieser Darstellung spielst Du den Hermeneutikern des Bruchs in die Hände. Diese Münzen landen im falschen Opferstock.

Verfasst: Donnerstag 18. Dezember 2008, 00:37
von ad_hoc
Hallo Pytagoras

Der Kirche vorzuwerfen, es wäre ein Unding, die Trennung von Kirche und Staat zu verurteilen sowie die Religionsfreiheit zu bekämpfen, bedeutet letztlich nur, die Aufgaben der kirche nicht verstanden zu haben.
Im Bewußtsein, dass die katholische Kirche die allein seligmachende Kirche ist, weil in ihr alle Gnaden vollkommen enthalten sind, die die Menschheit zu ihrem ewigen Heil benötigt, verpflichtet diejenigen dazu, die davon überzeugt sind, alles zu tun, dass jeder Mensch gerettet wird.
Würde die Kirche alle Religionen dieser Welt als der katholischen Religion gleichwertig erachten, wäre die katholische Religion nur eine unter vielen, und in allen Religionen wären dann die gleichen Gnadengaben vollkommen gegeben und man könnte wählen, ob man als Muslim, als Buddhist etc. ect. das ewige Heil erwerben möchte.
"Niemand kommt zum Vater denn durch mich."

Ich bin nicht Deiner Meinung, dass es die "Priesterkaste" der katholischen Kirche nichts angeht, was die Sexualmoral anbelangt und die privateste Lebensführung der Menschen.

Die Ärzte weisen darauf hin, dass bestimmte Ess- und sonstige eingefahrene Lebensgewohnheiten schädlich für den menschlichen Körper sind. Meines Wissens hat sich noch keiner darüber beschwert, dass die Ärzte sich aus der privaten Lebensführung, ob gesund oder ungesund, heraushalten sollten. Die Krankenkassen bestrafen unter Umständen solche Fehlverhalten gegen die gesunde Lebensführung mit Risikoaufschlag auf die Beiträge.

Die Priester weisen darauf hin, dass bestimmte Verhaltensweisen, auch in Bereichen "privatester Lebensführungen", schädlich für die Seele des Menschen sind.

Die Arzte und KV geben Ratschläge und treffen Maßnahmen für eine gesunde Lebensführung, um den Körper gesund zu erhalten bzw. wieder gesunden zu lassen, die Priester geben Ratschläge und geben sogar die Lossprechung von allen Fehlverhalten, damit die Seele sofort wieder heil ist - und heil bleibt, wenn der Mensch sich an die Ratschläge der Priester hält.
Ich denke, es ist eine Verkennung der Pflichten der priesterlichen Seelsorger, wenn man ihnen ihre ernsthaften Ratschläge an die Menschen als unzulässige Einwirkung verwirft.

Gruß, ad_hoc