Seite 1 von 2
"Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 00:56
von Maria Walburga
Hallo!
Hoffe, mein Thema ist im richtigen Unterforum erstellt. Und zwar hatte ich neulich eine Unterhaltung, wo es um die religiöse Einstellung in Verbindung mit dem Arbeitsplatz ging. Konkret darum, ob man nur Arbeit verrichten sollte, hinter der man als Christ auch voll und ganz stehen kann oder ob man heutzuge Abstriche machen muss und darf.
Ich denke mal, "Verdienstmöglichkeiten", die im kriminellen Bereich anzusiedeln sind (Einbruch, Ladendiebstahl etc.) dürften sich von selbst verbieten. Der Prostitution nachgehen dürfte für die allermeisten auch noch tabu sein. Aber wie sieht es dann aus? "Darf" ein Christ z. B. als Verkäufer in einem Erotikshop arbeiten? Oder als Zimmermädchen in einem Hotel, welches stundenweise Zimmer an gewerbliche Damen vermietet?
Viele werden das bestimmt auch noch verneinen, aber selbst bei "seriösen" Berufen könnte es zu Gewissenskonflikten kommen: als Arzthelferin/ Krankenschwester in einer gynäkologischen Praxis oder Ambulanz arbeiten, wo auch Abtreibungen durchführt werden? Wo Verhütungsmittel ganz selbstverständlich auch Minderjährigen verschrieben werden? Oder als Pflegerin im einem Altenheim tätig werden, wo die Bewohner nach dem Prinzip "Hauptsache satt und sauber" abgefertigt und mit Medikamenten ruhig gestellt werden? Oder als kaufmännische Angestellte in einer Gesundheitseinrichtung bewerben, wo esoterisch angehauchte Behandlungen angeboten werden?
Und wie ist es mit Leuten, die z.B. als freier Redner bei Hochzeiten oder Beerdigungen engagiert werden, weil das Brautpaar/ der Verstorbene aus der Kirche ausgetreten war und es nun keinen Pfarrer gibt, der eine würdige Rede hält? Sollte es lieber keine freien Redner geben, weil solche Reden einfach zu "weltlich" sind und eigentlich nur ein Kirchenmann befugt wäre, zu diesen Anlässen zu sprechen? Bestärkt solch ein freier Redner die Leute vielleicht noch darin, dass man den Pfarrer gar nicht gebraucht und die Kirchensteuer zu Recht gespart hat?
Wie würdet ihr das handhaben, bzw. wie regelt ihr es vor eurem Gewissen? Arbeitsplätze meiden, bei denen ein Christ in Gewissenkonflikte kommen könnte oder gerade dort tätig werden, um vielleicht etwas ändern zu können? Oder Religion und Job streng zu trennen versuchen? Fragen über Fragen... Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Jobs finde ich, bei denen christlich bedenkliche Handlungen indirekt unterstüzt werden könnten (Rechtsanwaltsgehilfin bei einem Anwalt, der Mörder verteidigt; Raumpflegerin in einem Kreditinstitut, welches Wucherzinsen nimmt- und so weiter, und so fort...).
Gespannte Grüße
M.W.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 01:35
von Peregrin
Büttel, Soldat und Henker ist jedenfalls grundsätzlich erlaubt.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 08:56
von Peti
Maria Walburga hat geschrieben:Hallo!
Oder als Pflegerin im einem Altenheim tätig werden, wo die Bewohner nach dem Prinzip "Hauptsache satt und sauber" abgefertigt und mit Medikamenten ruhig gestellt werden? .
Gerade hier sollten Christen arbeiten und alles tun, daß die Zustände besser werden.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 11:06
von Granuaile
Ein Mensch, ob nun Christ oder nicht, sollte idealerweise nur dort arbeiten, wo sie / er dies mit dem eigenen Gewissen verantworten kann.
Dieser Grundsatz tönt gut, aber:
- Ist ein solcher Grundsatz nicht ein Luxus, den wir uns in unserem reichen Westen leisten können?
- Wie steht es mit Hartz-4-Empfängern, Mittel- und Langzeitarbeitslosen? Was ist würdevoller: Aus eigener Kraft den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können oder ein durchwegs "sittliches Leben" auf Kosten der "Allgemeinheit"zu führen?
- Sind wirklich alle von Maria Walburga genannten Arbeitsplätze "unchristlich"? Vielleicht tut es gerade gut, wenn an solchen Orten Menschen mit einer christlichen Grundeinstellung arbeiten.
- Ist es nicht bis zu einem gewissen Grad hochnäsig, auf Menschen hinunterzuschauen, die einen nicht so feinen Beruf, allenfalls am Rand der Gesellschaft, ausüben.
Vielleicht leistet die eine oder andere Prostituierte letztlich einen grösseren sozialen Einsatz im Dienst einer Art von Nächstenliebe als manche kirchliche Sozialarbeiterin oder mancher Priester mit hohlen seelsorgerlichen Phrasen.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 11:32
von ar26
Vorweg, was vorstehender Nutzer zum "Wert" der Prostitution sagt, nenne ich zynisch. Hier handelt es sich um etwas hochgradig sündhaftes, daß viel Leid für alle Betroffenen mit sich bringt.
Allgemein halte ich das Thema für sehr wichtig. Für mich selbst hat das Thema durchaus Relevanz. Wobei ich zunächst mal klarstellen möchte, daß es nicht unchristlich ist, als Anwalt einen Mörder zu verteidigen. Ich selbst hätte da grundsätzlich kein Gewissensproblem, allerdings ein ästethisches und rechtspolitisches Problem. Die Strafen sind eh schon zu lasch. Da brauch ich das in der Revision nicht noch zu drücken. Nicht vergessen werden darf aber, daß auch ein Verbrecher noch Rechte hat und nicht vogelfrei ist.
Viel eher hätte ich schon das Problem allgemein nicht zu lügen. Das ist ja unter Anwälten manchmal so eine Sache. Auch sind gewisse Rechtsgebiete, vorweg das Familienrecht zu meiden, da dieses Rechtsgebiet im liberalen Staat schlichtweg gottfern geworden ist. Für mich persönlich heißt das, daß meine Arbeitssuche sich auf andere Bereiche, die da unverfänglich sind, konzentriert. Die sind aber nicht so heimatnah (aber dafür besser bezahlt).
Was die medizinischen Berufe angeht, so hat die Kirche mWn zwischen niederen erlaubten Tätigkeiten und den Verantwortungstätigkeiten unterschieden. Als Arzthelferin bei einem Arzt arbeiten, der die Pille verschreibt, geht noch. Als Arzt sowas selbst tun, ist nicht erlaubt.
Ansonsten sind Arbeitsplätze, die Dienstleistung zur Sünde darstellen, gewiss zu meiden. Es ist immer daran zu denken, daß wir auch eine Verantwortung für die Seelen anderer haben.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 11:41
von overkott
Granuaile hat geschrieben:Vielleicht leistet die eine oder andere Prostituierte letztlich einen grösseren sozialen Einsatz im Dienst einer Art von Nächstenliebe als manche kirchliche Sozialarbeiterin oder mancher Priester mit hohlen seelsorgerlichen Phrasen.
Ich kann mich dieser Heiligsprechung nicht anschließen. Das Auseinanderfallen von Liebe und Lust lässt Prostitution als triebhaft-animalisch erscheinen. Meiner Meinung nach wird Prostitution zurecht als gestörte Beziehung angesehen: zum Intimbereich der eigenen Persönlichkeit, des eigenen Körpers, der persönlichen Beziehungen und der sozialer Beziehungen. Damit ist Prostitution ein Ausdruck von Unfriede.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 11:48
von anneke6
Kein einfaches Thema. Ein Bekannter von mir hat bei einer Firma gekündigt, die Landminen herstellt, und ich kann das verstehen.
Prostitution……

Ist das wirklich eine Erwerbstätigkeit, die Leute sich aussuchen, oder ist es nicht eher eine Notlage, die einen dazu treibt, auf den Strich zu gehen?
Und wenn man Lehrer für Biologie ist und Sexualkunde durchnehmen muß, nach einem staatlich vorgeschriebenen Lehrplan…auch das ist nicht einfach, wenn man ein Christ ist.
Hiwi an einer theologischen Fakultät mit modernistischer Ausrichtung? Kannn natürlich eine Chance sein, sich zu bewähren. Aber, wie jemand anderswo erinnerte: Wir sollen den Herrn auch nicht auf die Probe stellen.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 12:25
von Robert Ketelhohn
Ich möchte erst einmal andersherum fragen:
Darf eine Nutte sich zu Jesus Christus bekehren?
Darf ein Mörder Christ werden?
Darf ein Dieb zum Glauben finden?
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 12:51
von ar26

Geh hin und sündige nicht wieder!
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 13:29
von Robert Ketelhohn
Hältst du dich dran?
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 13:48
von asderrix
Noch interessanter wäre die Frage:
Welche Berufe hintern Menschen Christ zu werden?
Die von Robert aufgelisteten "Berufe" erfüllen alle Voraussetzungen dazu, davon bin ich überzeugt, da sie nach der Bekehrung nichthehr ausgeführt werden können.
Übrigens ist man ja Christ wenn man Kindgetauft ist(laut rkK u ev.K), richtig? Das heißt dass es keine "Unchristlichen Jobs" gibt, da ein Großteil dieser Menschen so Christen wurden.

Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 13:53
von ar26
Mit den größeren Brocken ging das schon. Die zahlreichen kleineren Bröckchen sind da schon schwieriger und werden wohl das ganze restliche irdische Leben begleiten.
Da wir ja glauben, daß die Gnade Gottes begünstigt durch gute Werke (der Buße, Barmherzigkeit usw.) uns umformen und Gott näher bringen kann, so glauben wir auch, daß sich jeder bekehren kann, wenn er nur bereit ist, umzukehren.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 15:47
von Clemens
Ach Asderrix, das kann doch kaum sein, das du das nicht besser weißt!!
Wer als Kind getauft wurde, hat Anteil am Bundesschluss Gottes mit den Menschen. Aber er ist nicht automatisch im Stand im Gnade, insbesondere, wenn er/sie als Dieb oder Nutte sein Einkommen bestreitet!
Du vermengst hier ganz uncghristlich die Ebenen, wenn du die soziologische Beschreibung (Christ = Getaufter, bzw. Kirchenmitglied) mit der theologischen (Christ = Nachfolger Jesu) gleichsetzt!
Tu Buße!
Und ein frohes und gesegnetes Christfest!

Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 16:40
von asderrix
Da gib’s aber sehr viele soziologische Pfarrer, die begraben alle, die getauft sind und den vorgeschriebenen Wertegang, Taufe, Firmung/Konfirmation und dann noch ne kirchliche Trauung(muss aber net sein, denk ich) haben als Christen, egal was sie taten oder auch sagten. Hab mit so manchen dieser Leute gesprochen die leugnen dir ins Gesicht dass es Gott gibt, das Christus der einzige Weg zu Gott ist, aber werden als Bruder oder Schwester begraben, da ist das Weinen am offenen Grab echt berechtigt!
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 16:42
von Marcus
Clemens hat geschrieben:
Wer als Kind getauft wurde, hat Anteil am Bundesschluss Gottes mit den Menschen. Aber er ist nicht automatisch im Stand im Gnade, insbesondere, wenn er/sie als Dieb oder Nutte sein Einkommen bestreitet!
Müsste das nicht eher heißen:
...Aber er bleibt nicht automatisch im Stand der Gnade...

Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 17:56
von overkott
Marcus hat geschrieben:Clemens hat geschrieben:
Wer als Kind getauft wurde, hat Anteil am Bundesschluss Gottes mit den Menschen. Aber er ist nicht automatisch im Stand im Gnade, insbesondere, wenn er/sie als Dieb oder Nutte sein Einkommen bestreitet!
Müsste das nicht eher heißen:
...Aber er bleibt nicht automatisch im Stand der Gnade...

Das ist richtig. Die Taufe reinigt von der Vor-, Grund- oder Erbsünde. Die Beichte bewirkt eine erneute Begnadigung durch Freispruch von der bekannten Sünde. Sünde ist jedoch nicht objektives Handeln, sondern subjektive Motivation. Wer willentlich gegen die Gottesliebe, die Nächstenliebe oder die angemessene Selbstliebe verstößt, sündigt und verliert den Zustand der Begnadigung. Wer sich nicht nach dem Doppelgebot richtet, richtet sich selbst.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 19:26
von Leguan
Maria Walburga hat geschrieben:Viele werden das bestimmt auch noch verneinen, aber selbst bei "seriösen" Berufen könnte es zu Gewissenskonflikten kommen: als Arzthelferin/ Krankenschwester in einer gynäkologischen Praxis oder Ambulanz arbeiten, wo auch Abtreibungen durchführt werden? Wo Verhütungsmittel ganz selbstverständlich auch Minderjährigen verschrieben werden? Oder als Pflegerin im einem Altenheim tätig werden, wo die Bewohner nach dem Prinzip "Hauptsache satt und sauber" abgefertigt und mit Medikamenten ruhig gestellt werden? Oder als kaufmännische Angestellte in einer Gesundheitseinrichtung bewerben, wo esoterisch angehauchte Behandlungen angeboten werden?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Aber letztlich stellt sich die Frage, wo überhaupt sollte man die Grenze ziehen? In der heutigen Wirtschaft weiß man doch oft nicht mal, was am Ende rauskommt. Man kann bei einem grundsoliden Maschinenbauer arbeiten, und am Ende werden die Maschinen dazu verwendet, Landminen zu bauen. Man arbeitet als Kraftfahrer und fährt palletenweise Pillen danach durch die Lande, etc.
Ich habe keine einfache Antwort darauf. Wichtig ist erst mal, daß man persönlich nicht zur Sünde gezwungen wird. Wenn jemand in einem von außen "einwandfreien" Job arbeitet, aber von seinem Chef gezwungen wird, die Kunden anzulügen, kann er in eine schlimmere Situation geraten, als jemand der in einem problematischen Job arbeitet.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 22:42
von julius echter
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich möchte erst einmal andersherum fragen:
Darf eine Nutte sich zu Jesus Christus bekehren?
Darf ein Mörder Christ werden?
Darf ein Dieb zum Glauben finden?
ich antworte mit ja - wenn ich darf
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 22:52
von ifugao
ar26 hat geschrieben:Vorweg, was vorstehender Nutzer zum "Wert" der Prostitution sagt, nenne ich zynisch. Hier handelt es sich um etwas hochgradig sündhaftes, daß viel Leid für alle Betroffenen mit sich bringt.
Allgemein halte ich das Thema für sehr wichtig. Für mich selbst hat das Thema durchaus Relevanz. Wobei ich zunächst mal klarstellen möchte, daß es nicht unchristlich ist, als Anwalt einen Mörder zu verteidigen. Ich selbst hätte da grundsätzlich kein Gewissensproblem, allerdings ein ästethisches und rechtspolitisches Problem. Die Strafen sind eh schon zu lasch. Da brauch ich das in der Revision nicht noch zu drücken. Nicht vergessen werden darf aber, daß auch ein Verbrecher noch Rechte hat und nicht vogelfrei ist.
Viel eher hätte ich schon das Problem allgemein nicht zu lügen. Das ist ja unter Anwälten manchmal so eine Sache. Auch sind gewisse Rechtsgebiete, vorweg das Familienrecht zu meiden, da dieses Rechtsgebiet im liberalen Staat schlichtweg gottfern geworden ist. Für mich persönlich heißt das, daß meine Arbeitssuche sich auf andere Bereiche, die da unverfänglich sind, konzentriert. Die sind aber nicht so heimatnah (aber dafür besser bezahlt).
Was die medizinischen Berufe angeht, so hat die Kirche mWn zwischen niederen erlaubten Tätigkeiten und den Verantwortungstätigkeiten unterschieden. Als Arzthelferin bei einem Arzt arbeiten, der die Pille verschreibt, geht noch. Als Arzt sowas selbst tun, ist nicht erlaubt.
Ansonsten sind Arbeitsplätze, die Dienstleistung zur Sünde darstellen, gewiss zu meiden. Es ist immer daran zu denken, daß wir auch eine Verantwortung für die Seelen anderer haben.
Was Bischof Mixa zu deinem Posting wohl sagen würde?
Entschuldigung, aber das musste jetzt einmal gesagt werden.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 23:07
von taddeo
Maria Walburga hat geschrieben:Wie würdet ihr das handhaben, bzw. wie regelt ihr es vor eurem Gewissen? Arbeitsplätze meiden, bei denen ein Christ in Gewissenkonflikte kommen könnte oder gerade dort tätig werden, um vielleicht etwas ändern zu können? Oder Religion und Job streng zu trennen versuchen? Fragen über Fragen...
Wenn die Christen alle Jobs konsequent meiden müßten, deren reale Arbeitsbedingungen nicht mit einem christlichen Gewissen vereinbar sind, hätte die katholische Kirche in Deutschland bald keine Angestellten mehr.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Dienstag 23. Dezember 2008, 23:58
von ar26
ifuago hat geschrieben:Was Bischof Mixa zu deinem Posting wohl sagen würde?

Entschuldigung, aber das musste jetzt einmal gesagt werden.
Die Frage ist jetzt ernst gemeint. Ich weiß nicht worauf Du hinaus willst. Was würde er denn sagen?
Taddeo hat geschrieben:Wenn die Christen alle Jobs konsequent meiden müßten, deren reale Arbeitsbedingungen nicht mit einem christlichen Gewissen vereinbar sind, hätte die katholische Kirche in Deutschland bald keine Angestellten mehr.
Sofern sich das auf Pastoralassistenen bezieht, fänd ich das jetzt nicht schlimm. Ansonsten sind mir die Arbeitsbedingungen jetzt nicht so präsent. Ich würde da wohl auch nicht eingestellt werden. Außerdem ist die real existierende deutsche Kirche nicht der Maßstab des Glaubens.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 07:59
von Raphaela
ar26 hat geschrieben:Vorweg, was vorstehender Nutzer zum "Wert" der Prostitution sagt, nenne ich zynisch. Hier handelt es sich um etwas hochgradig sündhaftes, daß viel Leid für alle Betroffenen mit sich bringt.
Vor 10 -15 Jahre gab es mal ein Interwiev im Fernsehen mit einer Frau, die damals in Hamburg als Domina arbeitete.Vielleicht macht sie es jetzt auch noch. Sie schrieb kurz vorher auch ein Buch über ihr bisheriges Leben.
Ich kann mich noch ein bisschen daran erinnern, weil ich mich über ihre Einstellung gewundert habe: Sie ist Theologin und emfpindet es als ihren Weg, den Menschen so die Liebe (Gottes?

) zu zeigen.
Allerdings: Sie hat ein Kindheitstrauma hinter sich, ich vermute, dass sie eher deswegen in der Prostitution gelandet ist.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 10:36
von overkott
Jesus liebt den Sünder, aber er hasst die Sünde. Er erbarmt sich der Prostitutierten, aber er hasst die Prostitution.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 10:56
von Clemens
asderrix hat geschrieben:Da gib’s aber sehr viele soziologische Pfarrer, die begraben alle, die getauft sind und den vorgeschriebenen Wertegang, Taufe, Firmung/Konfirmation und dann noch ne kirchliche Trauung(muss aber net sein, denk ich) haben als Christen, egal was sie taten oder auch sagten. Hab mit so manchen dieser Leute gesprochen die leugnen dir ins Gesicht dass es Gott gibt, das Christus der einzige Weg zu Gott ist, aber werden als Bruder oder Schwester begraben, da ist das Weinen am offenen Grab echt berechtigt!
Und was schlägst du mir vor, wenn mir mal wieder ein solches Gemeindeglied gestorben ist?
Sagen: "verscharrt ihn an der Friedhofsmauer!" ?
Verkünden, dass er gewiss in der Hölle ist?
Ich sag dir, was ich versuche, zu tun:
Ich predige, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist und dass, (nur) wer an ihn glaubt, gerettet wird.
(Und manchmal, wenn ich meiner Meinung nach deutlich gemacht hatte, dass für diesen Menschen wohl keine große Hoffnung mehr besteht, dachte ich, dafür werden sie mich jetzt hassen - und dann kommen die Angehörigen auf mich zu und sagen: "Vielen Dank, es war so eine schöne Predigt"!) :doh:
Und @Marcus:
du hast natürlich recht, aber ich sprach vom erwachsenen Gottlosen.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 11:08
von overkott
Clemens hat geschrieben:(Und manchmal, wenn ich meiner Meinung nach deutlich gemacht hatte, dass für diesen Menschen wohl keine große Hoffnung mehr besteht, dachte ich, dafür werden sie mich jetzt hassen - und dann kommen die Angehörigen auf mich zu und sagen: "Vielen Dank, es war so eine schöne Predigt"!) :doh:
Da scheinen die Angehören christlicher zu sein als du: Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. (Röm 14,1)
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 11:32
von Marcus
overkott hat geschrieben:Clemens hat geschrieben:(Und manchmal, wenn ich meiner Meinung nach deutlich gemacht hatte, dass für diesen Menschen wohl keine große Hoffnung mehr besteht, dachte ich, dafür werden sie mich jetzt hassen - und dann kommen die Angehörigen auf mich zu und sagen: "Vielen Dank, es war so eine schöne Predigt"!) :doh:
Da scheinen die Angehören christlicher zu sein als du: Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. (Röm 14,1)
Clemens ging es nicht um "Schwachgläubige", sondern um Menschen, die - überspitzt gesagt - mit dem christlichen Glauben während ihres Leben soviel am Hut wie Adam und Eva mit der Raumfahrt hatten.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 12:16
von sofaklecks
Eine hübsche Aufgabe zu Nachdenken.
Natürlich gibt es Jobs, die per se unchristlich sind. Wenn wir bei der Prostituierten keine Einigung erzielen können, dann sicherlich bei dem Zuhälter. Ich habe mit einem gewissen Kopfschütteln des Alters vor einiger Zeit gelesen, dass ein gut Teil der nach ihrem Berufswunsch befragten Schüler den Beruf des Zuhälters als Wunschberuf angegeben hat.
Die meisten Berufe indes sind ambivalent. Sie können zum Guten und zum Bösen ausgeübt werden. Wer wie mein Freund Hans in Ägypten eine Poliklinik aufbaut, handelt sicherlich nicht unchristlich, auch wenn ich seinerzeit mit meinem Freund Michele von dem für die Klinik bestimmten gebrauchten deutschen Krankenwagen bei der Generalüberholung die roten Kreuze sorgfältig entfernt habe. Das Gegenbeispiel ist der bereits zitierte Arzt, der eine lukrative Abtreibungsklinik aufbaut. Problematisch wird es da schon mit dem Arzt im südlichen Afrika, der seinen Patientinnen nahelegt, von ihren Partnern den Gebrauch eines Kondoms zu verlangen.
Auf die Tatsache, dass auch ein Mörder Anspruch auf eine sachgerechte Verteidigung, nämlich einen Anspruch darauf hat, dass Grund und Höhe seiner Schuld richtig festgestellt wird, ist bereits hingewiesen. Wer hier der Auffassung ist, als Christ könne man bei einem Anwalt, der Mörder verteidigt, nicht Anwaltsgehilfin sein, sollte den Ratschlag von Georg Christoph Lichtenberg bedenken, immer dann, wenn man über einen Verbrecher etwas sagen wolle, als erstes dem lieben Gott dafür zu danken, dass der einen nicht an den Beginn der Kette von Umständen gestellt hat, die zu der Tat geführt haben. Darauf immer wieder einmal hinweisen zu müssen, ist das Los des Anwalts. Er wird immer wieder mit der Vorstellung konfrontiert, die in der Komödie "Hokuspokus" zu der Bemerkung über einen Anwalt führt, der aus Gewissensgründen sein Mandat niedergelegt hat: "Selber schuld, wenn er ein Gewissen hat und dann Anwalt wird."
Ob man die Frage mit Ja oder Nein beantworten will, hängt davon ab, wie man den Inhalt der Bergpredigt versteht. Versteht man sie als klare Handlungsanweisung an jeden Christen hier und heute, dann gehört die Wahl oder Nichtwahl des Jobs zum Inhalt des christlichen Lebens und alle Tätigkeiten, die mit dem Gewissen nicht mindestens klar zu vereinbaren sind, sind schlicht unzulässig. Dass das für andere Religion eine Selbstverständlichkeit ist, belegen zahlreiche Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Frage der Unzumutbarkeit von Tätigkeiten aus Gewissensgründen.
Wir sind da viel flexibler.
Wir halten es mit Schillers Octavio, der seinem Sohn erklärt, es sei nicht immer möglich, im Leben sich so kinderrein zu halten, wie uns die Stimmen rät im Innersten.
Oder wer es gern etwas moderner mag, der zitiert den kleinen Prinzen: Immer nur geradeaus kann man nicht sehr weit gehen.
Vielleicht ist es genau das, an was wir Christen kranken.
Gesegnete Weihnachten
Sofaklecks
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 12:19
von asderrix
Clemens hat geschrieben:
Und was schlägst du mir vor, wenn mir mal wieder ein solches Gemeindeglied gestorben ist?
Einfach solche Leute , bei denen es offensichtlich ist, das sie keine Christen sind, sich als Atheisten gaben die zu faul sind aus der Kirche auszutreten, der Wahrhaftigkeit wegen nicht als Bruder oder Schwester zu beerdigen.
Ich finde es sehr schön, wie du es machst, das halten wir eigentlich auch so. Leute, die keine Christen waren und deren Angehörigen uns bitten die Trauerrede zu halten, diesem Wunsch nachkommen, mit dem klaren Hinweis, dass wir das Evangelium bringen.
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 12:46
von Kantorin
sofaklecks hat geschrieben:Eine hübsche Aufgabe zu Nachdenken. (...)
Danke für deinen Beitrag.

Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 12:51
von overkott
Marcus hat geschrieben:overkott hat geschrieben:Clemens hat geschrieben:(Und manchmal, wenn ich meiner Meinung nach deutlich gemacht hatte, dass für diesen Menschen wohl keine große Hoffnung mehr besteht, dachte ich, dafür werden sie mich jetzt hassen - und dann kommen die Angehörigen auf mich zu und sagen: "Vielen Dank, es war so eine schöne Predigt"!) :doh:
Da scheinen die Angehören christlicher zu sein als du: Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. (Röm 14,1)
Clemens ging es nicht um "Schwachgläubige", sondern um Menschen, die - überspitzt gesagt - mit dem christlichen Glauben während ihres Leben soviel am Hut wie Adam und Eva mit der Raumfahrt hatten.
Clemens ist der "Schwachgläubige", wenn er sich wegen des Taktgefühls der Angehörigen an den Kopf fasst. Durch die Taufe gehören sie Christus an, durch die Nächstenliebe haben sie das Gesetz erfüllt. Wer sind wir also, dass wir über diese Menschen richten sollten?
Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 13:01
von ar26
Ein guter Beitrag, lieber Sofaklecks. Ich glaub ohnehin, daß Deine Beiträge in letzter Zeit wieder besser werden.
Was den Zuhälter angeht, so solltest Du ruhig mal tiefer in die gegenwärtige Jugendkultur eintauchen. Der Pimp ist bei Teilen der Jugend (nicht nur der mit Migrationshintergrund) ein Idealtyp wie weiland Winnetou und Old Shatterhand. Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, daß Du Dich nach dem Eintauchen in die gegenwärtige Jugendkultur erstmal mit Exerzitien bei der FSSP erholen willst

.
PS: An dem erwähnten Theaterstück hab ich Interesse. Das passt irgendwie.

Re: "Unchristliche" Jobs
Verfasst: Mittwoch 24. Dezember 2008, 15:08
von cantus planus
Taddeo hat geschrieben:Wenn die Christen alle Jobs konsequent meiden müßten, deren reale Arbeitsbedingungen nicht mit einem christlichen Gewissen vereinbar sind, hätte die katholische Kirche in Deutschland bald keine Angestellten mehr.
Das kann ich nur unterschreiben!
