Wege und Sackgassen

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pierre10
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Wege und Sackgassen

Beitrag von pierre10 »

Für mich kann es keinen Zweifel geben, dass das Leben des Menschen sich in einer kontinuierlichen Entwicklung befindet. Am Besten zu sehen durch unser eigenes Älterwerden.

Nun sind wir auf unserer Lebensreise immer wieder vor so genannte „Wegentscheidungen“ gestellt. Welchen Weg soll ich nun gehen? Viele ganz unterschiedliche Themen sehen wir da. Um im Bereich dieser Seiten zu bleiben, gibt es zunächst einmal den Glauben. Dann aber auch Beruf, Partnerschaft, die Entscheidung zur Prokreation, also zu Kindern, zu den unterschiedlichsten Lebensformen, und vieles andere mehr.

Nicht nur im Alter stellen wir fest, dass wir ganz unterschiedliche "Wegarten" zur Verfügung haben und hatten. Vom Waldweg über die Landstrasse bis hin zur Autobahn stehen uns, wenn wir es denn wollen, viele Möglichkeiten offen.

Aber manche Wege führen nun wirklich nicht an die gewünschten Orte, manche sind auch Sackgassen. Und genau die gibt es oft, viele haben Mühe, wieder hinaus zu finden.

Gerade im Glauben stellt sich die Frage, ob unser Leben festgeschrieben ist, immer dann, wenn wir uns streng an die Glaubensregeln unserer Religion halten, welche das auch immer sein mag. Es ist sicher eine Frage der Persönlichkeit des Einzelnen, wie er/sie welchen Weg nun geht. Alle möglichen Typen kennen wir, von strenggläubigen Religiösen bis hin zum alles probierenden Lebemann/frau, wobei wir uns, freiwillig oder gezwungenermaßen ändern können.

Sackgassengefühle können wir über all haben, auch im Zusammenleben mit dem Partner/in. Schlimm ist es für viele, wenn sie glauben, den Partner oder auch die eigenen Kinder in eine Sackgasse manövriert zu haben, meist unbewusst durch Entscheidungen, deren Auswirkungen wir erst später erkennen.

Es liegt immer an uns selbst, was wir aus dem Erlernten machen. Der Wege gibt es viele, den absolut richtigen Weg kann es nur momentan in unserem subjektiven Empfinden geben. Wobei andere meist besser zu wissen glauben, welches für uns der "Richtige" sei.

Wie geht Ihr mit dem Thema um?

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

Raimund J.
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Raimund J. »

Kommt es im Leben überhaupt so oft vor, daß wir wirklich völlig freie Entscheidungen treffen können bzw. müssen?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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taddeo
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von taddeo »

Lieber Pierre,

mein Leben - das noch nicht gar zu lange währt - hat mich schon sehr oft auf verschlungene Wege geführt, deren Sinn mir manchmal etwas rätselhaft war. Ich habe neulich mal wieder meinen Lebenslauf zusammenstellen müssen, und dabei ist mir aufgefallen, daß scheinbar kein rechter Sinn in den vielen einzelnen Schritten liegt, die ich schon gehen mußte. Es waren auch manche Sackgassen dabei, hat es den Anschein.

Aber eines habe ich in all den Jahren immer wieder erfahren, und das ist mir inzwischen zu einer Gewißheit geworden, die mich immer mehr trägt: Kein Schritt des Lebens war wirklich umsonst, ich fühle mich wirklich von Gott geführt auf meinem Lebensweg. Warum er mich diesen oder jenen Weg gehen läßt, kann ich oft nicht sagen; aber irgendwann habe ich immer gemerkt, daß es gute Wege waren. Oft anstrengende oder auch belastende, die ich keinem wünschen würde, aber immer mit einem guten Ziel.

Daher bin ich inzwischen soweit, zu sagen: Ich tue, was ich kann und was ich glaube, daß richtig ist. Ich habe das Glück, vieles ziemlich frei entscheiden zu können, weil ich zB beruflich keinen so großen Zwängen unterliege wie andere. Wenn es dann so kommt, wie ich mir denke, dann ist es gut; wenn nicht, dann hat es halt so sein sollen - und es war bisher immer am besten so, wie es gekommen ist. Dafür bin ich meinem Herrgott sehr dankbar.

(PS: Vielleicht liegt das auch daran, daß ich nichts, aber auch gar nichts von dem dummen Spruch halte "der Weg ist das Ziel". Ich bin überzeugt, daß Gott ein Ziel für mich hat, auch wenn ich es noch nicht kenne. Auf dem Weg dorthin lasse ich mich von ihm führen, aber der Weg selber ist nur nebensächlich, ist "Vorübergang".)

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von pierre10 »

Lieber Taddeo,

gut ist das mit dem Ziel, nur können wir ganz unterschiedlicher Meinung sein, wer uns dieses Ziel vorgibt.

Pierre
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Robert Ketelhohn
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Paul Heliosch
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Paul Heliosch »

pierre10 hat geschrieben:Für mich kann es keinen Zweifel geben, dass das Leben des Menschen sich in einer kontinuierlichen Entwicklung befindet.
...

Nun sind wir auf unserer Lebensreise immer wieder vor so genannte „Wegentscheidungen“ gestellt. Welchen Weg soll ich nun gehen?
...

Nicht nur im Alter stellen wir fest, dass wir ganz unterschiedliche "Wegarten" zur Verfügung haben und hatten. Vom Waldweg über die Landstrasse bis hin zur Autobahn stehen uns, wenn wir es denn wollen, viele Möglichkeiten offen.

Aber manche Wege führen nun wirklich nicht an die gewünschten Orte, manche sind auch Sackgassen. Und genau die gibt es oft, viele haben Mühe, wieder hinaus zu finden.
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Wenn man es erkenntnistheoretisch so weit geschafft hat,
sollte man die angebotene Leiter benutzen,
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overkott
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von overkott »

Paul Heliosch hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:Für mich kann es keinen Zweifel geben, dass das Leben des Menschen sich in einer kontinuierlichen Entwicklung befindet.
...

Nun sind wir auf unserer Lebensreise immer wieder vor so genannte „Wegentscheidungen“ gestellt. Welchen Weg soll ich nun gehen?
...

Nicht nur im Alter stellen wir fest, dass wir ganz unterschiedliche "Wegarten" zur Verfügung haben und hatten. Vom Waldweg über die Landstrasse bis hin zur Autobahn stehen uns, wenn wir es denn wollen, viele Möglichkeiten offen.

Aber manche Wege führen nun wirklich nicht an die gewünschten Orte, manche sind auch Sackgassen. Und genau die gibt es oft, viele haben Mühe, wieder hinaus zu finden.
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Ich will da gar nicht die Kurve zum Jesuswort "Ich bin der Weg" bekommen, sondern das einfach mal so stehen lassen.

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Marion
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Marion »

pierre10 hat geschrieben: Alle möglichen Typen kennen wir, von strenggläubigen Religiösen bis hin zum alles probierenden Lebemann/frau, wobei wir uns, freiwillig oder gezwungenermaßen ändern können.
Kann man zur Strenggläubigkeit gezwungen werden?
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Marion
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Marion »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Kommt es im Leben überhaupt so oft vor, daß wir wirklich völlig freie Entscheidungen treffen können bzw. müssen?
müssen seltener, aber können auf jeden Fall :)
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cantus planus
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von cantus planus »

noiram hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben: Alle möglichen Typen kennen wir, von strenggläubigen Religiösen bis hin zum alles probierenden Lebemann/frau, wobei wir uns, freiwillig oder gezwungenermaßen ändern können.
Kann man zur Strenggläubigkeit gezwungen werden?
Wir können es gerne ausprobieren, wenn du dich zur Verfügung stellst. :breitgrins:

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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Raimund J.
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben:
noiram hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben: Alle möglichen Typen kennen wir, von strenggläubigen Religiösen bis hin zum alles probierenden Lebemann/frau, wobei wir uns, freiwillig oder gezwungenermaßen ändern können.
Kann man zur Strenggläubigkeit gezwungen werden?
Wir können es gerne ausprobieren, wenn du dich zur Verfügung stellst. :breitgrins:

Linus!! Die Werkzeuge!
Na na na :dudu: , wer wird denn gleich mit dem Scheiterhaufen drohen! Probiers doch erst mal im Guten, also Ketzergabel u.s.w.
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cantus planus
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von cantus planus »

Ich glaube, lieber Pierre, dass wir in unseren Entscheidungen längst nicht so frei sind, wie wir immer glauben. Ich vermute, dass du diese Erfahrung als der Ältere in der Rückschau bestätigen kannst - und wahrscheinlich bei mancher Erinnerung herzlich lachen musst.

Ich selber habe im Glauben die Erfahrung gemacht, dass die Veränderung sehr stark sein kann. Aufgewachsen in einem klassischen katholischen Elternhaus, wusste ich früh, dass man sonntags zur Messe geht und freitags kein Fleisch ist. Ich wusste allerdings nie, warum. Meine Eltern auch nicht. :breitgrins:

Ich hätte als Jugendlicher nie gedacht, dass ich beruflich einmal für die Kirche arbeiten würde. Dadurch, dass ich zunächst die Ausbildung für nebenamtliche Kirchenmusiker gemacht habe ("C-Schein"), haben sich mir ganz neue Welten erschlossen. In den wirklich guten Liturgikseminaren habe ich verstanden, dass viele mir unverständliche Riten einen besonderen Sinn haben. Nach und nach hat sich mir die Schönheit der Liturgie und das wunderbare Gefüge darin erschlossen. Mit anderen Glaubenthemen war es ähnlich. Intensiver dann natürlich noch während des Studiums.

In "zivilen" Leben ist das nicht anders. Manches, was ich vor fünf Jahren gesagt habe, würde ich heute nicht mehr so sagen. Manche Ansichten haben sich verändert, aber ich bin doch einer gewissen Grundlinie treu geblieben. Ich habe gelernt, meine Meinung deutlich zu vertreten, positiv zu streiten, anzuecken, Gegenwind auszuhalten und mich wieder zu versöhnen. Eine Erfahrung war mir wichtig: man kann seine Meinung nur vertreten, wenn man auch Kritik aushält und auch zugeben kann, wenn man sich geirrt hat.

Es hilft, wenn man nicht alles ernst nimmt, über sich selbst lachen kann und die Fähigkeit hat, anderen zuzuhören und sich in anderer Leute Gedankengänge hineinzuversetzen.

Das ganze Leben ist Veränderung. Das darf man nicht negativ sehen, sondern als tägliche Herausforderung und Chance. Man lernt aus Fehlern, und darf eigene Fehler nicht anderen zuschieben. Außerdem hat wohl jeder von uns gewisse Marotten, die einfach nicht auszutreiben sind. Auch das muss man hinnehmen.
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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Re: Wege und Sackgassen

Beitrag von pierre10 »

Lieber Cantus,

Freiheit ist ein Wort, über das sich trefflich streiten lässt genau sowie über den Begriff Wahrheit. Durch meine Erfahrung im Leben bin ich heute der Meinung, dass alle Lebewesen, der Mensch eingeschlossen in seinem Inneren, so wie ich es nenne, den Göttlichen Funken trägt, also im Grunde einen Teil Gottes besitzt. Und aus dieser Erkenntnis heraus sind wir im Rahmen unserer geistigen und körperlichen Möglichkeiten frei in unseren Entscheidungen. Dass Mensch diese Freiheit auch und oft missbraucht, ist erkennbar und bedauerlich, hoffentlich nur auf den Menschen beschränkt. Ich denke, der große Nussbaum vor meinem Fenster hat gar nicht die Möglichkeit Missbrauch zu treiben. Meine Hunde .... na ja vielleicht schon eher, wenn sie mal wieder..... obwohl.......

Sicher lächle ich oft beim Zurückdenken über meine Einstellung vor Jahren und Jahrzehnten, und vielleicht werde ich später auch einmal über meine heutige Einstellung lächeln.

Was Du Entwicklung nennst bezeichne ich gerne als den Fluss des Lebens. Wenn ich im Sommer die Menschen sehe, die im Rhein (hier ist er noch rel. sauber) schwimmen, wird mir klar, dass sie ihn nicht aufhalten können. Sie können ihn höchstens beim Reingehen ein ganz klein wenig ablenken, aber weder bremsen noch aufhalten. Und das ist auch richtig so. Und über das Wort richtig lässt sich wieder diskutieren.

Liebe Gedanken nach Köln

Pierre
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