Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Wie iſt das denn nun mit den Nichten? Ein Typograph hätte doch wohl Einwände, wenn man eine gebrochene Schrift ohne langes S gebrauchen würde. Oder täuſche ich mich da?
Ein Typograph hätte auch Einwände, wenn man eine gebrochene Schrift ohne die Zwangsligaturen für ch*) und ck gebrauchte (die übrigens im Deutſchen auch im Antiquaſatz bis etwa zur Einführung des Lichtſatzes allgemein gebräuchlich waren). Aber wo willſt du die Grenze ziehen? Beim einbeinigen »k«? Beim R rotundum? Beim E caudata? Bei der Darſtellung des E über A, O und U nicht als übergeſchriebenes »e«, ſondern als übergeſchriebene zwei ſenkrechte Strichlein (entnommen der Schreibung des »e« in der Kurrentſchrift)? -- Zum Beiſpiel in engliſchſprachigen Texten in gebrochener Schrift wird ſchon ſeit langem häufig auf das lange S verzichtet. Ich habe ein paar Beiſpiele in gedruckter Form. Aber wo man die im Netz findet, weiß ich nicht.
Das lange S war in gebrochenen Schriften (die dann zumeiſt Fraktur war) ſicherlich noch längere Zeit üblich als in der Antiqua, klar. Und in der offiziellen Rechtſchreibung des Deutſchen (und der davon abhängigen Orthografien anderer Sprachen, z. B. des Däniſchen) war es im Frakturſatz (im Gegenſatz zum Antiquaſatz) regelmäßig vorgeſehen, ja. Aber das galt dann ſchon lange nicht mehr z. B. im Engliſchen oder Franzöſiſchen.
(Ich erinnere mich daran, daß z. B. in Mignes
Scripturæ Sacræ Curſus Completus für manche Überſchriften eine gebrochene Schrift verwendet wird, aber eben ohne langes S.)
* In dem Bild in
Raimunds Beitrag ſieht man ganz in der linken oberen Ecke in dem geſperrt gedruckten Wort »München« übrigens ſehr ſchön die Zwangsligatur »ch«.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«