„Langes s“: Fluch oder Segen?

Sonstiges und drumherum.

Soll das Fraktur-s bzw. alle andersartigen Formen des s abgeschafft werden?

Nein, das Fraktur-s ist legitim.
15
32%
Nein, es sollte nur noch in Fraktur geschrieben werden.
2
4%
Nicht, wenn Jürgen seinen krabbelnden Bug-Avatar wieder einfügen darf
3
6%
Ja, auf jeden Fall. Es liest sich wie fehlende Zähne.
15
32%
Ja. Und wer es noch mal anwendet wird gesperrt.
5
11%
Mir ist es wurscht.
3
6%
Bleib Du mir bloß weg mit deinen Σigmata.
4
9%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 47

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lifestylekatholik
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von lifestylekatholik »

Lioba hat geschrieben:@Lsk- seit wann gilt diese Regel?
Äh, im Grunde und cum grano ſalis ſchon ſehr lange. Auf jeden Fall ſchon im ausgehenden Mittelalter. Zu karolingiſcher Zeit jedoch noch nicht, da gab’s praktiſch kein Rund-S.

Allerdings gab es natürlich auch noch keine Orthografie im ſtrengen Sinne.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Vulpius Herbipolensis
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

@ Lioba: Wenn mein Beitrag mit der Baßſtimme der Anlaß für das Mißverſtändnis war, bitte ich um Entſchuldigung; dieſe Funktion hat das lange S natürlich normalerweiſe nicht.
So auch bei mir, alleine ſchon weil ich ja ohnehin die alte Rechtſchreibung verwende.

Daß es Leute gibt, die das lange S (auch) zu dieſem Zweck gebrauchen, kann ich natürlich nicht ausſchließen.
Domum superborum demolietur Dominus.

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Peregrin
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Peregrin »

Mir if ef wurft.
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lifestylekatholik
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von lifestylekatholik »

Peregrin hat geschrieben:Mir if ef wurft.
Penn ich die Luft am flechten f-Erfatz hier fo fehe, dann pundere ich mich, daff pir nicht fchon früher darauf gekommen find, auch noch einen flechten Erfatz für infulares P zu verpenden. Danke an Peregrin für diefe punderbare Anregung.
:pirat:
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Lioba
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Lioba »

@Vulpius Herbipolensis- die Frage war ganz allgemein, ich steige da tatsächlich nicht ganz durch. Alte Rechtschreibung- du Glücklicher! Ich musste mich an die neue gewöhnen und dann an die Reform der Reform. weil ich zu der Zeit schulpflichtige Kinder hatte. Das Ergebnis ist ein trauriger Mischmasch und eine ziemliche Unsicherheit.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das war ja der Zweck der Aktion. Zerstörung. Niederreißen.
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Senensis
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Senensis »

lifestylekatholik weist auf einen wesentlichen Aspekt hin, der mir schon lang auf der Zunge liegt: Manche Schriften wie die karolingische Minuskel sehen ein "rundes s" m. W. gar nicht vor (vielleicht taucht es mal auf, keine Ahnung, aber das ist nicht der Regelfall).

Und allen angenervten Usern sei gesagt... die deutsche Schreibschrift ist amtstauglich! Per Rechtsbescheid! In Deutschland darf so geschrieben werden. Infolgedessen dürfte auch das lange s kein verweigerungstaugliches Objekt darstellen. Übrigens konnte ich schon im Grundschulalter mühelos Fraktur lesen. Da werdet ihr doch das bißchen "langes s" hinbekommen??
et nos credidimus caritati

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Seraph
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Seraph »

Senensis hat geschrieben: Und allen angenervten Usern sei gesagt... die deutsche Schreibschrift ist amtstauglich! Per Rechtsbescheid! In Deutschland darf so geschrieben werden. Infolgedessen dürfte auch das lange s kein verweigerungstaugliches Objekt darstellen. Übrigens konnte ich schon im Grundschulalter mühelos Fraktur lesen. Da werdet ihr doch das bißchen "langes s" hinbekommen??
Ef bleibt mühfam. Zumal bei einem Text in Frakturfrift oder Sütterlinfchrift – mit dem ich ebenfalls nicht die geringfte Mühe habe –die ganze Schrift fo erscheint, in Texten mit dem langen f aber nur diefef. Man irrtiert hier den Lefer unnötig, daf nervt.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
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lifestylekatholik
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von lifestylekatholik »

Seraph hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben: Und allen angenervten Usern sei gesagt... die deutsche Schreibschrift ist amtstauglich! Per Rechtsbescheid! In Deutschland darf so geschrieben werden. Infolgedessen dürfte auch das lange s kein verweigerungstaugliches Objekt darstellen. Übrigens konnte ich schon im Grundschulalter mühelos Fraktur lesen. Da werdet ihr doch das bißchen "langes s" hinbekommen??
Ef bleibt mühfam. Zumal bei einem Text in Frakturfrift oder Sütterlinfchrift – mit dem ich ebenfalls nicht die geringfte Mühe habe –die ganze Schrift fo erscheint, in Texten mit dem langen f aber nur diefef. Man irrtiert hier den Lefer unnötig, daf nervt.
Gerade im Gegenteil: Das lange ſ erleichtert dem Auge die ſchnelle Erfaſſung der Wortſtruktur im Deutſchen; denn ein rundes s ſignaliſiert ſofort und intuitiv: Silbenende. Das iſt gerade beim S im Deutſchen ſehr hilfreich, da der Laut im Deutschen ſehr häufig als Trennzeichen bei Wortzuſammenſetzungen auftritt. Freilich gehören dazu auch die Ligaturen: So müſſten ſich beiſpielsweiſe im Wort »Wortzuſammenſetzungen« die beiden tz auch optiſch in der Weiſe unterſcheiden, daß das zweite tz als Ligatur, als innige Verbindung, ausgeführt wird, während beim erſten Vorkommen tz deutlich getrennt sein müſſten.

Dank Schreibmaſchine iſt viel leſeerleichternde Tradition weggefallen und Leſen heute mühſamer als vor hundert Jahren.
:/
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cantus planus
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von cantus planus »

lifestylekatholik hat geschrieben:Dank Schreibmaſchine iſt viel leſeerleichternde Tradition weggefallen und Leſen heute mühſamer als vor hundert Jahren.
Das kann ich aufgrund meines Alters nicht beurteilen. Aber: könnte es nicht sein, dass einfach dein Augenlicht nachgelassen hat, Väterchen? ;D
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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lifestylekatholik
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Dank Schreibmaſchine iſt viel leſeerleichternde Tradition weggefallen und Leſen heute mühſamer als vor hundert Jahren.
Das kann ich aufgrund meines Alters nicht beurteilen. Aber: könnte es nicht sein, dass einfach dein Augenlicht nachgelassen hat, Väterchen? ;D
Zum Glück existieren ja Fossilien aus der damaligen Zeit, die wir mit heutigen Exemplaren vergleichen können, sodass es auch Lausbuben wie dir möglich ist, zu vergleichen, zu welcher Zeit die Unterstützung des Lesers durch die Typografie größer war.
Bild Bild
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Seraph hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Und allen angenervten Usern sei gesagt... die deutsche Schreibschrift ist amtstauglich! Per Rechtsbescheid! In Deutschland darf so geschrieben werden. Infolgedessen dürfte auch das lange s kein verweigerungstaugliches Objekt darstellen. Übrigens konnte ich schon im Grundschulalter mühelos Fraktur lesen. Da werdet ihr doch das bißchen "langes s" hinbekommen??
Ef bleibt mühfam. Zumal bei einem Text in Frakturfrift oder Sütterlinfchrift – mit dem ich ebenfalls nicht die geringfte Mühe habe –die ganze Schrift fo erscheint, in Texten mit dem langen f aber nur diefef. Man irrtiert hier den Lefer unnötig, daf nervt.
Abgesehen davon, daß vor allem dein f nervt, ist, was du sagen willst, definitiv falsch. Das ſ in Antiquatexten stört überhaupt nicht, man liest das ebenso flüssig wie in Fraktur. Das merkst du schnell, wenn du mal ein so gesetztes altes Buch in der Hand hast. Das Problem hier liegt darin, daß die Unterscheidung von ſ und s nicht durchgängig vorliegt, sondern nur sporadisch in einzelnen Beiträgen auftaucht. Das irritiert, das ist wahr. Würden wir alle nur noch so schreiben, gäbe es kein Problem.
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Juergen
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Juergen »

Das iſt Quark.

Zudem dauert das Aufſchreiben ſolcher Texte länger, da man zwei Taſten drücken muß. Und ſpäteſtens, wenn ſ auf f folgt, muß man genau hinſchauen.
Ich kann den Aufſtand mancher schon verſtehen und es iſt auch für mich ein Grund (neben anderen), warum ich hier faſt nichts mehr ſchreibe. Beim ſchnellen Leſen kann man da ſchnell einem Fehler aufſitzen und dann iſt das Aufſehen groß, wenn die Leute Aufſtampfen, weil sich durch Misverſtändiſſe der Fruſt aufſtaut und ſich durch Aufſtachelung die Gemüter zum Streit aufſchwingen.
Gruß Jürgen

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Seraph
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Seraph »

Juergen hat geschrieben:Das iſt Quark.

Zudem dauert das Aufſchreiben ſolcher Texte länger, da man zwei Taſten drücken muß. Und ſpäteſtens, wenn ſ auf f folgt, muß man genau hinſchauen.
Ich kann den Aufſtand mancher schon verſtehen und es iſt auch für mich ein Grund (neben anderen), warum ich hier faſt nichts mehr ſchreibe. Beim ſchnellen Leſen kann man da ſchnell einem Fehler aufſitzen und dann iſt das Aufſehen groß, wenn die Leute Aufſtampfen, weil sich durch Misverſtändiſſe der Fruſt aufſtaut und ſich durch Aufſtachelung die Gemüter zum Streit aufſchwingen.
Ita est. Ich bin dann mal weg.
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bring ’ne Muschel mit. ;D
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Juergen hat geschrieben:Das iſt Quark.
Du versäumst es, Signaturen zu verwenden.
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Nassos
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Nassos »

Juergen hat geschrieben:Das iſt Quark.

Zudem dauert das Aufſchreiben ſolcher Texte länger, da man zwei Taſten drücken muß. Und ſpäteſtens, wenn ſ auf f folgt, muß man genau hinſchauen.
Ich kann den Aufſtand mancher schon verſtehen und es iſt auch für mich ein Grund (neben anderen), warum ich hier faſt nichts mehr ſchreibe. Beim ſchnellen Leſen kann man da ſchnell einem Fehler aufſitzen und dann iſt das Aufſehen groß, wenn die Leute Aufſtampfen, weil sich durch Misverſtändiſſe der Fruſt aufſtaut und ſich durch Aufſtachelung die Gemüter zum Streit aufſchwingen.
Ich war schon lange nciht mehr in diesem Strang, aber dieser Beitrag ist einfach genial. Ich kann nicht mehr!
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Melody
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Melody »

Ich habe heute damit angefangen, ein kleines Büchlein zu lesen, das ich zu Ostern geschenkt bekam.
Leider ist es in Fraktur-Schrift. Und ich habe schon ganze fünf Seiten von 326 geschafft... :tuete: :/

Das "lange S" finde ich sehr seltsam in seiner Anwendung z. B. "dasſelbe". Wie schaut das denn aus?! Was sind das für merkwürdige Schreibregeln?! :achselzuck:

Auf jeden Fall ist Fraktur mühsam zu lesen, wenn man es nicht gewohnt ist...
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Melody
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Melody »

Melody hat geschrieben:Das "lange S" finde ich sehr seltsam in seiner Anwendung z. B. "dasſelbe". Wie schaut das denn aus?! Was sind das für merkwürdige Schreibregeln?! :achselzuck:
Wobei ich hier gerade die Regeln gefunden habe: http://de.wikipedia.org/wiki/Fraktursat ... und_Eszett

Okay, für eine Unterscheidung zwischen Wach-stube und Wachs-tube ist es tatsächlich hilfreich.
Aber es bleibt unleserlich... :/

„Fluſsſchifffahrt“ oder „Nuſsſchokolade“ :patsch:
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Juergen
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Juergen »

Melody hat geschrieben:Aber es bleibt unleserlich... :/
Juergen hat geschrieben:Zudem dauert das Aufſchreiben ſolcher Texte länger, da man zwei Taſten drücken muß. Und ſpäteſtens, wenn ſ auf f folgt, muß man genau hinſchauen.
Ich kann den Aufſtand mancher schon verſtehen und es iſt auch für mich ein Grund (neben anderen), warum ich hier faſt nichts mehr ſchreibe. Beim ſchnellen Leſen kann man da ſchnell einem Fehler aufſitzen und dann iſt das Aufſehen groß, wenn die Leute Aufſtampfen, weil sich durch Misverſtändiſſe der Fruſt aufſtaut und ſich durch Aufſtachelung die Gemüter zum Streit aufſchwingen.
Gruß Jürgen

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Raimund J.
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Raimund J. »

Melody hat geschrieben: „Nuſsſchokolade“ :patsch:
Die isst man besser, als dass man sie liest!
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Melody
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Melody »

@Jürgen

Die Phase im Forum ist ja, glaub ich, längst vorbei, aber mir fiel grad kein anderer Thread ein.

Ich hab mich nämlich echt gefragt, was das für seltsame Schreibregeln sind.
Ich kann da nicht unbedingt eine Logik erkennen.

Die von mir zitierten Worte sehen einfach sch....e aus...
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Juergen
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Juergen »

Melody hat geschrieben:Ich kann da nicht unbedingt eine Logik erkennen.
Vereinfacht gesagt - gleichsam als Grundregel:
Alle s sind lange s außer sie stehen am Wortende.
Diese Regel gilt auch bei zusammengesetzen Wörtern.
z.B. "dasſelbe" bestehend aus "das" + "ſelbe"
"Nuſsſchokolade" bestehend aus "Nuſs" + "ſchokolade"
Gruß Jürgen

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ChrisCross
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von ChrisCross »

Melody hat geschrieben:Ich habe heute damit angefangen, ein kleines Büchlein zu lesen, das ich zu Ostern geschenkt bekam.
Leider ist es in Fraktur-Schrift. Und ich habe schon ganze fünf Seiten von 326 geschafft... :tuete: :/

Das "lange S" finde ich sehr seltsam in seiner Anwendung z. B. "dasſelbe". Wie schaut das denn aus?! Was sind das für merkwürdige Schreibregeln?! :achselzuck:

Auf jeden Fall ist Fraktur mühsam zu lesen, wenn man es nicht gewohnt ist...
Später wird das ganz einfach zu lesen sein. Zumindest geht es mir so nach dutzenden Seiten aus einem gewissen Kirchenlexikon.

Ist die Allioli-Bibel, die du so günstig erstanden hast, nicht auch in Fraktur? Zumindest habe ich die Beschreibung von sarto so in Erinnerung.

Sinnvoll finde ich das "s" in seiner doppelten Ausführung allerdings nicht. Der Muttersprachler oder im Kontext bewanderte wird ja ohnehin wissen, was zu lesen ist. Nachvollziehbar finde ich allenfalls noch die zwei Formen des Sigmas für normale und endende Position, was bei manchmal fehlendem Leerzeichen sicher sinnvoll war.
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Peregrin
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Peregrin »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Melody hat geschrieben: „Nuſsſchokolade“ :patsch:
Die isst man besser, als dass man sie liest!
Die iſſt man beſſer, als daſs man ſie lieſt?
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Peregrin
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Peregrin »

Blaſius bläſt das Baſsflügelhorn.
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Melody hat geschrieben:@Jürgen

Die Phase im Forum ist ja, glaub ich, längst vorbei, aber mir fiel grad kein anderer
Thread ein.

Ich hab mich nämlich echt gefragt, was das für seltsame Schreibregeln sind.
Ich kann da nicht unbedingt eine Logik erkennen.

Die von mir zitierten Worte sehen einfach sch....e aus...
Deine Averſion gegen dieſe traditionelle Schreibung – nicht bloſs in Fraktur,
ſondern auch in älterer Antiqua – iſt völlig unbegreiflich. Beſonderer Regeln
bedarf es für die Unterſcheidung der beiden Varianten des kleinen s auch
nicht, nur einer einzigen. Jeder halbwegs Leſekundige gewöhnt ſich nach
fünf Seiten daran. Länger habe ich als Siebenjähriger dafür auch nicht ge-
braucht. Seitdem leſe ich Fraktur lieber als moderne Antiqua (während die
alte Antiqua mit derſelben Unterſcheidung durchaus reizvoller iſt).

Handſchriftlich unterſcheide ich Anfangs- und Schluſs-s übrigens auch.
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Bernado
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Jeder halbwegs Leſekundige gewöhnt ſich nach
fünf Seiten daran.
Nein, zumindest was das lange s in Antiqua auf dem Computerbildschirm betrifft. Und das sage ich als jemand, der zum größeren Teil Bücher liest, die in Fraktur gedruckt sind. In Fraktur nehme ich den Unterschied gar nicht wahr, weil ich das Wortbild und nicht einzelne Buchstaben lese.

Und in Antiqua und anderen modernen Schriften gerate ich genau aus dem gleichen Grund jedesmal ins Schleudern, wenn mir ein langes ſ beggnet: Es zerstört das gewohnte Wortbild.

Das Lesen von Forumsbeiträgen, die "ſ" verwenden, beende ich spätestens, wenn ich zum dritten Mal
"fich" oder "blofs" gelesen zu haben glaube.

Natürlich weiß ich, daß bis zum Ende des 18. Jh. auch in Antiqua das lange "ſ" benutzt wurde, auch und gerade in lateinischen Texten. Und ich weiß auch, daß seine Abschaffung auf die kulturrevolutionären Impulſe der französischen Revolution zurückgeht - aber gut, dann ist es eben so.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Stephen Dedalus
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Bernado hat geschrieben:Nein, zumindest was das lange s in Antiqua auf dem Computerbildschirm betrifft. Und das sage ich als jemand, der zum größeren Teil Bücher liest, die in Fraktur gedruckt sind. In Fraktur nehme ich den Unterschied gar nicht wahr, weil ich das Wortbild und nicht einzelne Buchstaben lese.

Und in Antiqua und anderen modernen Schriften gerate ich genau aus dem gleichen Grund jedesmal ins Schleudern, wenn mir ein langes ſ beggnet: Es zerstört das gewohnte Wortbild.

Das Lesen von Forumsbeiträgen, die "ſ" verwenden, beende ich spätestens, wenn ich zum dritten Mal
"fich" oder "blofs" gelesen zu haben glaube.
Das geht mir genauso.

Ich halte die Verwendung des langen s für eine Manieriertheit einiger Nutzer.
If only closed minds came with closed mouths.

Raimund J.
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Raimund J. »

Peregrin hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben:
Melody hat geschrieben: „Nuſsſchokolade“ :patsch:
Die isst man besser, als dass man sie liest!
Die iſſt man beſſer, als daſs man ſie lieſt?
Ne, ohne Zähne dann besser doch nicht ...

(Der arme Busfahrer)
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Robert Ketelhohn
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Jeder halbwegs Leſekundige gewöhnt ſich nach fünf Seiten daran.
Nein, zumindest was das lange s in Antiqua auf dem Computerbildschirm betrifft. Und das sage ich als jemand, der zum größeren Teil Bücher liest, die in Fraktur gedruckt sind. In Fraktur nehme ich den Unterschied gar nicht wahr, weil ich das Wortbild und nicht einzelne Buchstaben lese.

Und in Antiqua und anderen modernen Schriften gerate ich genau aus dem gleichen Grund jedesmal ins Schleudern, wenn mir ein langes ſ begegnet: Es zerstört das gewohnte Wortbild.
Ich redete doch von Büchern. Da nehme ich jetzt beiſpielshalber meinen Tacitus von MDCVII aus dem Regal, ſchlage den Schinken auf – und bin ſofort „drin“. Nicht bloſs das ſ iſt anders, nein, es gibt viele Ligaturen, diverſe Abbreviaturen, Dehnungszeichen als Verſtändnishülfe und manch weitere typographiſche Eigenheit, die wir heute nicht mehr kennen, die ſich aber ſchnell als ſehr hülfreich beim Leſen erweiſt.

Natürlich iſt das hier am Rechnerbildſchirm anders. Es kann ſich ſchon darum keine Gewöhnung einſtellen, weil nur einzelne Beiträge ſo verfaſst werden. Aber auch wenn alle hier ſo ſchrieben, bliebe es ſchwierig, weil ein bloſses ſ und meinetwegen noch die ſt-Ligatur kein harmoniſches und organiſch ſtimmiges Schriftbild ergeben. Es fehlen allzu viele typographiſche Feinheiten dazu, die in unſere Rechner-Schriftarten nur unzureichend oder gar nicht eingebaut ſind.

Darum benutze ich dieſe beiden Zeichen (ſ und ſt) hier ja auch bloſs ausnahmsweiſe und ſpaſseshalber einmal. Daſs das am Rechnerbildſchirm ſchön ausſehe, habe ich nie behauptet. Gedruckt iſt es aber anders, und nur auf Melodys abſonderliches Problem mit gedruckter Fraktur habe ich oben geantwortet. Das bleibt für mich in keiner Weiſe nachvollziehbar. Wie geſagt, mit ſieben habe ich mir die ganzen alten Karl-May-Schinken meiner Eltern einen nach dem andern vom Dachboden geholt und verſchlungen. Ich hatte da nie irgendein Problem. Mir hat’s auch keiner erklärt. Ich hab’s geleſen, und fertig. Bald lieber als Antiqua.
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Bernado
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Re: „Langes s“: Fluch oder Segen?

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Darum benutze ich dieſe beiden Zeichen (ſ und ſt) hier ja auch bloſs ausnahmsweiſe und ſpaſseshalber einmal. Daſs das am Rechnerbildſchirm ſchön ausſehe, habe ich nie behauptet.
Nun ja - darauf können wir uns einigen.
Gedruckt iſt es aber anders, und nur auf Melodys abſonderliches Problem mit gedruckter Fraktur habe ich oben geantwortet. Das bleibt für mich in keiner Weiſe nachvollziehbar.
Das ist wirklich Übungssache. Und Melody ist Konvertitin - oder? Dann hat sie einfach noch nicht verinnerlicht, daß man heute, wenn man wirklich katholische Literatur lesen will, an Fraktur nicht auf Dauer vorbeikommt.

Was die Ligaturen und Abküruzungen in alten Drucken betrifft, so muß ich schon sagen, daß ich sie manchmal lästig finde. Besonders bei Bänden im Okatvformat - ich wundere mich immer, wie Brillenträger das beim damaligen Stand der Linsenschleifkunst überhaupt lesen konnten. Und wenn dann noch Bruder Holzwurm die Hälfte weggefressen hat...
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