okay – und zugegeben: Die wahre Natur des Wortes – vor allem in „Metasprache“ diskutiert – sind eine ganz kniffelige Angelegenheit und dentsprechend schwer zu verstehen. Darum mal eins nach dem anderen, und noch etwas genauer:
Ferdinand de Saussure (Gründervater der mod. Sprachwissenschaft) betonte noch einmal die Bilateralität des sprachlichen Zeichens (das ist nicht seine Erfindung, aber gibt ihr zumindest mal einen Namen – die Idee selbst hat deutlich ältere Wurzeln und taucht schon in der Scholastik auf: "aliquid stat pro aliquo" = „ein Zeichen steht für ein Bezeichnetes“). Das ist genau das, was du hier ansprichst (Nomen → Gegenstand), also die lautlich wahrnehmbare Seite eines Wortes nebst dahinterstehender aber verborgener „Bedeutung“. Das ist die sogenannte doppelte, zweiseitige Natur des Zeichens. Allerdings sah der Protolinguist wenigstens noch die "realistische Präsenz", also die Realität des Zeichens, obschon auch er sich ansonsten sehr irrte in des Wortes Natur.
Genau wie du dachte er, dass ein Wort ohne Bezug zu handgreiflichen / augenscheinlichen Gegenständen keinen Sinn hätten, woraufhin schon Fachleute analytischer Philosophie einwendeten, dass ein Wort noch lange nicht den Sinn los ist, wenn es nur den Gegenstand los ist, denn der Sinn ist ebenfalls nicht handgreiflicher Art. Es gibt ja auch den "Satzgegenstand" oder Gegenstände der Unterhaltung. "Gegenstände" sind also nicht zwingend mit einem oder zwei der fünf Sinnesorgane zu registrieren, sondern vor allem mit dem "Hauptsinn", ohne welchen die fünf anderen sowieso gleich ausfallen. Erst das wäre dann wahres Begreifen, denn besser als Hände greift der Kopf. Allerdings ist das dann auch schon nicht mehr "Gegenstand des Allgemeinwissens" oder der Naturwissenschaften, denn gerade dort ist das nocht lange nicht in aller Konsequenz durchgesickert. Dennoch:Pilgerer hat geschrieben:Es gibt die Zuordnung Wort --> Gegenstand; ein Wort ist ohne einen Gegenstand, den es bezeichnet, sinnlos.
Schon lange vor Begründung moderner Sprachwissenschaft unterschied man sog. „Abstrakta“ (Liebe, Sinn, Mut, Geduld …) von den vermeintlichen „Konkreta“ (Feuer, Wasser, Schere, Stein …). Man meinte, letzteres könne man mit Händen fassen, während die Abstrakta nur mit dem Geiste zu fassen wären, doch in genau dieser Unterscheidung liegt der Hund begraben und stinkt nun vor sich hin.
Die Unterscheidung ist unzulässig. Vielmehr ist alles (d. h. aller wirkliche Wortinhalt) nur mit dem Geiste gefaßt, denn die vermeintliche Verknüpfung zwischen Ding und Nomen – das „Band der Assoziation“, wie de Saussure es nannte – war bis einschließlich heute weder ausfindig noch „dingfest“ zu machen. Es ist das blanke, linguistische Hirngespinnst, nämlich weder nachzuweisen, aufzuweisen oder existent. Allein eine neuronal angelegte Verknüpfung käme dafür infrage, doch zum einen ist das keine Verknüpfung zwischen innerer Welt (Signifikat / Inhalt einer Vorstellung) mit äußerer Welt (Signifikant, Wort od. Ding), und zum anderen erfolgt diese nicht nach solcher Regel, die in allen „Hirnen“ zu den selben Ergebnissen führt. Die Verknüpfung ist also nicht konsistent - NICHT VERIFIZIERBAR! - sondern ebenso individuell wie different und variabel. Das heißt, die vermeintlichen Verknüpfungen werden lediglich auswendig gelernt, und gelangen je nach „Region“, Religion oder Nationalität zu ganz unterschiedlicher Ausprägung und zu ganz verschiedenen Resultaten. Da sie nicht verifizierbar ist, kann sie auch nicht "wahr" sein, denn das ist schließlich nur ein und dasselbe.
Eben dieses Idiom verwechselt man heute mit „Sprache“ - sogar mit "Wahrheit" - obschon bereits Aristoteles festhielt, dass Sprache nur das ist, was wechselseitige Verständigung und / oder die unmißverstädliche Überlieferung von Erfahrung leistet, und dementsprechend konsistent (logisch) ist, denn nur ein reguläres (logisches) Verfahren grantiert Verständnis alias Übereinkunft alias Konvention. Nur Logik ist absolut eindeutig. Alles andere führe vielmehr zu zahllosen Mißverständnissen, Meinungsverschiedenheiten und zuletzt auch zu blutigen Auseinandersetzungen, welche nicht einfach nur zahlreiche Todesopfer fordert, sondern auch alljene negativ selektiert, welche sich diesen Forderungen des Logos verweigern. Der große Haufen "Aloger" (Wortschöpfung des Epiphanius) wird sich also über kurz oder lang selbst dezimieren - allein das macht Logik "zwingend notwendig" - nichts kommt dagegen an.
Den Wortschatz irregulär (unlogisch) zu deuten, meint ihn irreligiös zu deuten, denn gr.: >lego<, bzw. >legein< ist bereits Bestandteil des Ausdruckes >Re-ligio<. Das meint nicht die Rückbindung an einen Gott, sondern NUR die Rückbindung. Es meint Rückbindung alias Rücksicht ihm Rahmen einer Argumentation oder eines Gelöbnisses. Gott ist da schon selbst die „Bindung“ (und die Rücksicht / Treue … ). Das heißt, der Logos fordert, dass während des Deutens berücksichtigt wird, was schon gedeutet worden ist: Du sollst ein und dasselbe Nomen heute nicht anders deuten (oder verwenden), als gestern oder vorgestern, denn immer nur A ist A – niemals B, C oder D.
Genau das machte schon Adam falsch, und formal dasselbe tust du auch, wenn du behauptest, dass ein W oder N (Wort od. Nomen) einem GHN (Gegenstand von handgreiflicher Natur) entsprechen müsse, weil sonst der Sinn fehle. Der Sinn fehlt dann eben noch lange nicht.
Sinn jeden Nomens ist nur das innewohnende Gebot – das ist als eine verlautete Denkvorschrift (Befehlskette) zu verstehen, die einen Sachverhalt schildert, nämlich das Gelöbnis. Relativ zur Welt der handgreiflichen Gegenstände kann allenfalls eine Analogie erreicht werden – in diesem Falle erschiene das bereits errichtete und versprochene Königreich direkt vor Augen. Konkret: Der reale, handgreifliche Sachverhalt, demzufolge ein Mensch vor Gericht geführt und für schuldig befunden wird, heißt nicht: >Vor Gericht für schuldig befunden< sondern: >frei von Schuld vor Gott<. Der irreligiöse Mensch redet also den blanken Stuß (unlogische Faselei) und hat daraus auch die Konsequenzen zu ziehen, nämlich einen Haufen Ärger, oder sogar noch mehr und schlimmere Verbrechen. Anders als richtig, kann der Sachverhalt nur per Definition heißen, doch eben die wurde noch nie verifiziert.
Vereinfacht: >Lamm< ist und heißt NICHT >junges Schaf<, sodern nur das, was das Wort wortwörtlich will und sagt. Andernfalls wäre es nicht die Bedeutung DES WORTES, sondern die Deutung der Enyklopädisten (woher die Definitionen kommen).
Erste Ursache dieses schon weltweit verbreiteten Irrtums (Ärgers) ist die Annahme, dass Nomen nicht das Denken regeln, sondern direkt auf handgreifliche Gegenstände oder aber völlig anders lautende Definitionen referieren. Das ist durch das zweite Gebot verboten, wobei das ja nicht heißt, dass du das unter keinen Umständen tun darfst (dann wäre es nämlich schon von Natur oder Gott her verunmöglicht), sondern nur dass es NICHT getan werden MUSS. Als Ver-bot ist es lediglich NICHT geboten, also nicht empfohlen. „Du sollst nicht …" hieß ursprünglich: „Du zollst nicht“ (von „salare“ bzw. „soelde“ → Salz / Sold / Schuld / Söldner / Soldat ) also: „Du schuldest nichts und niemandem einen Betrug oder Mord – schon gar nicht dem HErrn!“ Betrug oder Mord sind vor Gott durch gar nichts zu rechtfertigen, also auch nicht im Rahmen einer „Notwehr“ – das hat Christus demonstriert!
Wenn etwas aber nicht gerechtfertigt ist, dann erfährt es auch keine „himmlische“ Unterstützung, und das wiederum heißt nur, dass es vollends vergeblich geschieht, also ohne Erfolg. Erfolg ist dann lediglich eine Erfolglosigkeit, bzw. ein Mißerfolg (das klingt jetzt nur deshalb etwas widersprüchlich, weil „Erfolg“ fälschlicherweise nur positiv besetzt ist. „Beim Raufen den Kopf verloren“ ist strengenommen ebenfalls ein Erfolg, allerding „negativ“).
Eine Verknüpfung zwischen Nomen und handgreiflichem / augenscheinlichem Geganstand – etwa mit einem Nachfahren des Affen (vermeintlich „Mensch“!) – ist grundsätzlich verboten, denn Gleichnisse oder Bildnisse sollst du dir weder von den Dingen im Himmel, noch von den Dingen auf Erden, über Erden oder unter Erden im Wasser machen. Das heißt Gebote (Worte) sind NUR Gebote und zwar durchaus voll des Sinnes oder „sinnvoll“! Und siehe: Es haben schon die Stoiker nocheinmal festgestellt, dass absolut jeder Nominalform das Verb im Imperativ zugrundeliegt. Im Grunde also, ist jedes Wort ein Befehl oder Gebot, und immer nur dem gilt es auf den Grund zu gehen. Urheber dieser Imperative ist freilich der Imperator – es sind SEINE Nomen – nämlich jene die im Baum der Erkenntnis wachsen, und die du nicht „essen“ (ver-ge-essen!) sollst.
Übrigens - auch "Apfel" von (gr.) "apo-phallo", meint nicht wortwörtlich ein Stück "Kernobst", sondern nur ein "Abstraktum" (dem ein Befehl zugrundeliegt!). Es bestand also noch nie die Notwendigkeit, Nomen "allegorisch" zu deuten - das ist immer erst nach einer schon vorangegangenen "Verhunzung" nötig.
Worte des Menschen, wie du meintest, gibt es nicht - alle sind von Gott!
Liebe Grüße, Alexander